Die den Spargel häuten
In Zeiten moralischer Oberflächlichkeit, in der man eine doppelte Moral günstiger auf dem Markt bekommt, denn wohlfeilen Applaus des Publikums für das Fehlen jeglicher Moral, kann es also nicht unterbleiben, dass sich mancher selbst sein Leben zurecht schnitzt; wo gedübelt wird, da fallen unschuldige Späne, und wenn schon die Haut nicht mehr zum Markte getragen, sondern der Markt gleichsam in die Haut tätoiert wird, darf es uns nicht verwundern, wenn manche sagen: Nackt ist mir nicht nackt genug - und hinter das mehr oder weniger welke Gewebe schauen, bevor sie zubeissen.
Das nun betrifft nicht nur Medienprodukte, die desöfteren abfällig Spargel geheissen werden, sondern auch den unschuldigen Namensgeber, die frühe Gemüsefrucht, die zu dieser Zeit vom Bauern gestochen wird wie weiland die Magd - ach ja, der Frühling. Der Spargel also, dieses unzüchtig aussehende, bleiche und dennoch feste Gewächs gedeiht hier in der heimatlichen Provinz ganz vortrefflich, mehr noch, zwischen den beiden Orten Abensberg und Schrobenhausen zieht sich ein Halbmond über die Hügelketten und die Donauniederung, in der schlichtweg der beste Spargel der Welt wächst. Des frühen Morgens steckt er sein Köpfchen aus der Erde, wo ihn der geübte polnische Wanderarbeiter erblickt, sticht, wäscht, und sogleich in den Wagen verfrachtet, mit welchem ihn der Bauer auf den von mir bevorzugten Wochenmarkt bringt.
Hier muss sich unsereins zwischen den beiden Herkunftsregionen und Handelklassen entscheiden. Es gibt Klasse IV, III, II, I und Extra, zu 4, 5, 6, 7 und 8 Euro das Kilo. Das sind lachhafte Preise im Vergleich zu dem, was man in München, Frankfurt, Paris oder Hamburg für den besten Spargel der Welt zahlt - wenn er dort nicht gar gefälscht wird, und lokale Ware mit den beiden berühmten Namen versehen wird. Bei uns gibt es nichts anderes als diesen Frucht der Heimat, und so nimmt es nicht Wunder, wenn zwischen Mitte April und Anfang Juni der Spargel die regionale Küche prägt.
Dort, wo man für Klasse I 20 Euro oder mehr bezahlt, wird der weisse Stengel - in der Regel ist der ja zu dünn für einen Schwengel - nur mit Butter, Kartoffeln oder einer Hollandaise gegessen, zu zart und fein ist der Geschmack, als dass man ihn mit starken Beilagen zerstören dürfte. Aber wir sind in Mittelbayern an der Quelle, das feinste Luxusgemüse der anderen ist bei uns so banal wie Mohrrüben oder Kohlrabi, und so wird der Spargel zwar geschätzt, aber nicht als Götze verehrt. Wir geben ihm Gutes mit auf seinem Weg in unseren bayerischen Verdauungstrakt, bisweilen auch Ente und Schwein, oder auch nur einem geräucherten Schinken - aber herausragend, das ist der Spargel nicht. Zuerst mal ziehen wir ihm die Haut ab, was ihn noch dünner und feiner macht - so sieht er dann aus. Wir brauchen ungefähr 15 Stengel der Klasse I für zwei.
Wir werfen dann einen verächtlichen Blick hinab zum Wohnheim der Elitessen, die sich von ihrer Fit-for-Fun-Lektüre anlügen lassen, dass dünne, bleiche Spargel der Diät zuträglich sei, wenn man nur auf fettarme Butter oder gar Margarine zurückgreife. Und sich dann wundern, wenn sie Kettenraucherinnen werden, vor lauter Unzufriedenheit... Wir haben von der Wochenmarktkäserei unseres Vertrauens Butter aus dem Voralpenland und einen italienischen Weichkäse namens Asiago besorgt, die zusammen gut und gerne auf über 50% Fett kommen. Für die Sauce zwei Personen brauchen wir 30 Gramm Butter und 120 Gramm Asiago, ausserdem 200 Gramm Creme Fraiche, der mit 30% Fett das Mittel auf unter 40% senkt - so geht Diät, ihr blonden, dürren Dinger da unten, dann macht auch der Sex wieder Spass. Dann kommen noch 20 Gramm milder Peccorino dazu, auserdem zwei Teelöffel rotes Pesto, ein klein wenig von einer Frühlingszwiebel und etwas Schnittlauch.
Den geschälten Spargel kleinschneiden, und in kochendem Wasser 9 Minuten blubbern lassen. Butter zerlaufen lassen, Zwiebeln kurz dünsten, Creme Fraiche dazu, aufkochen, Käse hinzufügen, Pesto unterrühren, und dann in einem weiteren Topf grüne Nudeln kochen - besonders empfehlenswert: Grüne Ravioli mit Spinatfüllung, passen geschmacklich und mit 2 Minuten Kochzeit perfekt in den Arbeitsablauf. Ricotta ist auch drin, aber, wie man in Bayern so schön sagt, der macht das Kraut auch nicht mehr fett. Am Ende den Schnittlauch in die Sauce, Spargel und Ravioli abseien - Könner machen das ohne Sieb, nur mit einer Silbergabel - und auf den Tellern als, je nach Standpunkt, italienische oder holländische Flagge anordnen. Profis giessen das auch mit der Hutschenreuther-Sauciere.
Und geniessen. Ein kleiner Hinweis noch: Durch das Schneiden des Spargels ist es möglich, nur mit der Gabel zu essen, auch wenn Nudeln und Spargel al dente sind - eine halbwegs scharfkantige Gabel vorrausgesetzt. Wer diesen Ratschlag beherzigt, wird ob seiner grenzfeinen Manieren keine Probleme haben, die hiesigen Eltern einer jeunesse doree Apothekerstochter von der Eignung als Gatte derselben nachhaltig zu überzeugen. Schliesslich wissen auch die Parvenissen und Cretins der hiesigen Oligarchie um die Unverzichtbarkeit von Moral, Sitte und Anstand, selbst wenn sie allein am Abend die Salami aus der Tupperware fressen, und nur mit Mühe davon Abstand nehmen können, die Messer abzulecken, wie es noch ihrer Väter Sitte war.
Das nun betrifft nicht nur Medienprodukte, die desöfteren abfällig Spargel geheissen werden, sondern auch den unschuldigen Namensgeber, die frühe Gemüsefrucht, die zu dieser Zeit vom Bauern gestochen wird wie weiland die Magd - ach ja, der Frühling. Der Spargel also, dieses unzüchtig aussehende, bleiche und dennoch feste Gewächs gedeiht hier in der heimatlichen Provinz ganz vortrefflich, mehr noch, zwischen den beiden Orten Abensberg und Schrobenhausen zieht sich ein Halbmond über die Hügelketten und die Donauniederung, in der schlichtweg der beste Spargel der Welt wächst. Des frühen Morgens steckt er sein Köpfchen aus der Erde, wo ihn der geübte polnische Wanderarbeiter erblickt, sticht, wäscht, und sogleich in den Wagen verfrachtet, mit welchem ihn der Bauer auf den von mir bevorzugten Wochenmarkt bringt.
Hier muss sich unsereins zwischen den beiden Herkunftsregionen und Handelklassen entscheiden. Es gibt Klasse IV, III, II, I und Extra, zu 4, 5, 6, 7 und 8 Euro das Kilo. Das sind lachhafte Preise im Vergleich zu dem, was man in München, Frankfurt, Paris oder Hamburg für den besten Spargel der Welt zahlt - wenn er dort nicht gar gefälscht wird, und lokale Ware mit den beiden berühmten Namen versehen wird. Bei uns gibt es nichts anderes als diesen Frucht der Heimat, und so nimmt es nicht Wunder, wenn zwischen Mitte April und Anfang Juni der Spargel die regionale Küche prägt.
Dort, wo man für Klasse I 20 Euro oder mehr bezahlt, wird der weisse Stengel - in der Regel ist der ja zu dünn für einen Schwengel - nur mit Butter, Kartoffeln oder einer Hollandaise gegessen, zu zart und fein ist der Geschmack, als dass man ihn mit starken Beilagen zerstören dürfte. Aber wir sind in Mittelbayern an der Quelle, das feinste Luxusgemüse der anderen ist bei uns so banal wie Mohrrüben oder Kohlrabi, und so wird der Spargel zwar geschätzt, aber nicht als Götze verehrt. Wir geben ihm Gutes mit auf seinem Weg in unseren bayerischen Verdauungstrakt, bisweilen auch Ente und Schwein, oder auch nur einem geräucherten Schinken - aber herausragend, das ist der Spargel nicht. Zuerst mal ziehen wir ihm die Haut ab, was ihn noch dünner und feiner macht - so sieht er dann aus. Wir brauchen ungefähr 15 Stengel der Klasse I für zwei.
Wir werfen dann einen verächtlichen Blick hinab zum Wohnheim der Elitessen, die sich von ihrer Fit-for-Fun-Lektüre anlügen lassen, dass dünne, bleiche Spargel der Diät zuträglich sei, wenn man nur auf fettarme Butter oder gar Margarine zurückgreife. Und sich dann wundern, wenn sie Kettenraucherinnen werden, vor lauter Unzufriedenheit... Wir haben von der Wochenmarktkäserei unseres Vertrauens Butter aus dem Voralpenland und einen italienischen Weichkäse namens Asiago besorgt, die zusammen gut und gerne auf über 50% Fett kommen. Für die Sauce zwei Personen brauchen wir 30 Gramm Butter und 120 Gramm Asiago, ausserdem 200 Gramm Creme Fraiche, der mit 30% Fett das Mittel auf unter 40% senkt - so geht Diät, ihr blonden, dürren Dinger da unten, dann macht auch der Sex wieder Spass. Dann kommen noch 20 Gramm milder Peccorino dazu, auserdem zwei Teelöffel rotes Pesto, ein klein wenig von einer Frühlingszwiebel und etwas Schnittlauch.
Den geschälten Spargel kleinschneiden, und in kochendem Wasser 9 Minuten blubbern lassen. Butter zerlaufen lassen, Zwiebeln kurz dünsten, Creme Fraiche dazu, aufkochen, Käse hinzufügen, Pesto unterrühren, und dann in einem weiteren Topf grüne Nudeln kochen - besonders empfehlenswert: Grüne Ravioli mit Spinatfüllung, passen geschmacklich und mit 2 Minuten Kochzeit perfekt in den Arbeitsablauf. Ricotta ist auch drin, aber, wie man in Bayern so schön sagt, der macht das Kraut auch nicht mehr fett. Am Ende den Schnittlauch in die Sauce, Spargel und Ravioli abseien - Könner machen das ohne Sieb, nur mit einer Silbergabel - und auf den Tellern als, je nach Standpunkt, italienische oder holländische Flagge anordnen. Profis giessen das auch mit der Hutschenreuther-Sauciere.
Und geniessen. Ein kleiner Hinweis noch: Durch das Schneiden des Spargels ist es möglich, nur mit der Gabel zu essen, auch wenn Nudeln und Spargel al dente sind - eine halbwegs scharfkantige Gabel vorrausgesetzt. Wer diesen Ratschlag beherzigt, wird ob seiner grenzfeinen Manieren keine Probleme haben, die hiesigen Eltern einer jeunesse doree Apothekerstochter von der Eignung als Gatte derselben nachhaltig zu überzeugen. Schliesslich wissen auch die Parvenissen und Cretins der hiesigen Oligarchie um die Unverzichtbarkeit von Moral, Sitte und Anstand, selbst wenn sie allein am Abend die Salami aus der Tupperware fressen, und nur mit Mühe davon Abstand nehmen können, die Messer abzulecken, wie es noch ihrer Väter Sitte war.
donalphons, 20:04h
Donnerstag, 5. Mai 2005, 20:04, von donalphons |
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che2001,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 20:22
Ähem
Der weltbeste Spargel kommt aus Braunschweig-Veltenhof und stand im Mitztelpunkt der niedersächsischen Industrialisierung (Konservenindustrie).
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stefanolix,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 22:03
Spargel
Du kannst doch nach einem so schönen Artikel über Spargel nicht ernsthaft das Thema Konserven erwähnen?
Ein tolles Rezept ist auch: Je zwei Stangen gedünsteter Spargel in pikante Crepes eingewickelt. Man kann (je nach Geschmack) ein wenig Schinken um den Spargel wickeln. Dazu eine der genannten Saucen (in Maßen). Der Teig für die Crepes ist ein Geheimnis meiner Frau, aber ich habe ihr schon einen Tausch gegen ein anderes Rezept angeboten :-)
Unser Spargel kommt übrigens frisch aus Südbrandenburg und Sachsen und kostet um 6.00 bis 7.50 EUR. Ich werde nie verstehen, wie jemand eingepackten Spargel aus Südeuropa kaufen kann. Dann ärgern sie sich, dass sie die Hälfte wegwerfen müssen. Den verwende ich nicht mal für die Suppe ...
Ein tolles Rezept ist auch: Je zwei Stangen gedünsteter Spargel in pikante Crepes eingewickelt. Man kann (je nach Geschmack) ein wenig Schinken um den Spargel wickeln. Dazu eine der genannten Saucen (in Maßen). Der Teig für die Crepes ist ein Geheimnis meiner Frau, aber ich habe ihr schon einen Tausch gegen ein anderes Rezept angeboten :-)
Unser Spargel kommt übrigens frisch aus Südbrandenburg und Sachsen und kostet um 6.00 bis 7.50 EUR. Ich werde nie verstehen, wie jemand eingepackten Spargel aus Südeuropa kaufen kann. Dann ärgern sie sich, dass sie die Hälfte wegwerfen müssen. Den verwende ich nicht mal für die Suppe ...
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strappato,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 22:31
Che hat recht: Der beste Spargel kommt aus Niedersachsen.
Und die Konserve gehört auch zur Spargelgeschichte. Ohne die Braunschweiger Konservenfabriken wären ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht die Anbauflächen so drastisch erhöht worden. Auch der frische Spargel profitierte davon und der sogenannte kleine Mann wurde in die Lage versetzt, Spargel zu kaufen, weil die Mengen stiegen und die Preise sanken.
Beispielhafte Marktwirtschaft. Noch heute: Angefangen von den Erntehelfern aus Osteuropa, über die Direktvermarktung in unzähligen Buden überall in den Anbaugebieten bis zur Tatsache, dass der ernährungsphysiologische Wert eher gering ist. Spargel ist pure Marktwirtschaft.
Und die Konserve gehört auch zur Spargelgeschichte. Ohne die Braunschweiger Konservenfabriken wären ab Mitte des 19. Jahrhunderts nicht die Anbauflächen so drastisch erhöht worden. Auch der frische Spargel profitierte davon und der sogenannte kleine Mann wurde in die Lage versetzt, Spargel zu kaufen, weil die Mengen stiegen und die Preise sanken.
Beispielhafte Marktwirtschaft. Noch heute: Angefangen von den Erntehelfern aus Osteuropa, über die Direktvermarktung in unzähligen Buden überall in den Anbaugebieten bis zur Tatsache, dass der ernährungsphysiologische Wert eher gering ist. Spargel ist pure Marktwirtschaft.
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donalphons,
Freitag, 6. Mai 2005, 03:53
Pah! Massenspargel. Spargel für viele. Prosecco-Spargel. In der Dose. Unfassbar. Abscheulich. Geht gar nicht.
Ich sag nur Spargel.de
Ich sag nur Spargel.de
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che2001,
Freitag, 6. Mai 2005, 20:11
Selber Massenware
Veltenhöfer Spargel aus Braunschweig in der Konservendose war ein Hochpreisprodukt, welches in die ganze Welt verschickt wurde, z.B. ins Waldorf Astoria Hotel in New York oder ins Pullman Cataract Hotel in Assuan, und zum Kombüseninventar der Luxusliner gehörte. Deiner Logik zufolge dürfte es Beluga- und Malossol-Kaviar nur fangfrisch oder tiefgekühlt geben. Dann wäre das Verbreitungsgebiet dieser Produkte allerdings auch auf die Gestade des Schwarzen und Kaspischen Meeres beschränkt, oder, auf Eiswürfeln eingeflogen, zum Preis von Perlen zu haben.
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booldog,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 20:26
Und ich wollte gerade heute einen Obsttag mit Arbeit vor dem Rechner verbinden! GEMEINHEIT!!! Jetzt treibt es mich der nahegelegenen Gastronomie in die Arme...
(Mehr solcher leckerer Rezepte! Bittebitte...)
(Mehr solcher leckerer Rezepte! Bittebitte...)
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che2001,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 21:02
Und noch´n Rezept
Ich spies heute á la Che, ich koche nämlich gerne crossover. Das heißt in diesem Fall, es gab mit Spinat gefüllte Fischrouladen mit Vollkornspaghetti und einer eigenen Saucenkreation, einer Mischung aus Sauce Bernaise und Teriyaki, verfeinert mit tunesischer Harissa (also nicht Phare du Cap Bon, sondern frische Harissa), dazu Veltenhöfer Spargel. Formidabel!
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modeste,
Freitag, 6. Mai 2005, 23:54
Das ist gemein! Da komme ich gerade vom Ende der Welt nach Hause, der Kühlscrank ist geradezu bestürzend leer, zum Essen gehen bin ich zu faul, und dann lauert die kulinarische Verführung im Internet.
Wo bekomme ich abends um zehn noch Spargel her?
Wo bekomme ich abends um zehn noch Spargel her?
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kaltmamsell,
Donnerstag, 5. Mai 2005, 21:20
Du als Vegetarier kannst das nicht wissen, aber: Der Schinken zum Spargel kommt bestenfalls auch aus dem Paartal und ist besondererweise luftgetrocknet, nicht geräuchert.
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hockeystick,
Freitag, 6. Mai 2005, 11:47
Der weltbeste Spargel kommt aus Franken. Freunden der Haute Cuisine wird dieser regionaltypisch mit Bratwürsten gereicht.
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donalphons,
Freitag, 6. Mai 2005, 12:34
Mag sein, dass der dem oberbayerisch/niederbayerischen nahe kommt, aber: Er kommt nicht von nördlich des Mains, und er kommt nicht aus der Dose.
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pathologe,
Freitag, 6. Mai 2005, 12:46
Oha!
Der weitgereiste Don möge mir verzeihen, denn ich als quasi Nachbar der Schwetzinger Region weiß um das dort feilgebotene Gewächs, indes der Geschmack schreckt mich noch immer. Aber eines mag mir beim Lesen des Artikels nicht in den Kopf:
Welch andere Art der Pasta nutzt Du, um die holländische Flagge auf dem Teller anzurichten? Greifst Du etwa nach Blaukraut statt Pasta, um die Farbgebung zu erzeugen?
Oder ging es hier mehr um die ungarische oder irische Flagge? Wobei letztere die passendste wäre.
Mahlzeit!
Welch andere Art der Pasta nutzt Du, um die holländische Flagge auf dem Teller anzurichten? Greifst Du etwa nach Blaukraut statt Pasta, um die Farbgebung zu erzeugen?
Oder ging es hier mehr um die ungarische oder irische Flagge? Wobei letztere die passendste wäre.
Mahlzeit!
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stefanolix,
Freitag, 6. Mai 2005, 13:43
Eingefärbte Pasta
In einem gutsortierten Feinkostladen kann man heute Pasta in vielen Farben kaufen. Sie wird u.a. mit Karottenpulver, Algen, Spinat oder Tintenfischflüssigkeit gefärbt. Es gibt auch gewürzte und gefärbte Pasta (z.B. mit Bärlauch, Basilikum, Chili ...), wobei natürlich nicht alle Sorten zu Spargel passen. Schließlich bleibt immer noch die Möglichkeit, selbst Pastateig herzustellen und einzufärben. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt :-)
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zaphodb,
Freitag, 6. Mai 2005, 16:32
Noch mehr Dogmen, diesmal hanseatisch.
Der beste Spargel kommt aus Holstein - genau wie der dazu passende geräucherte Katenschinken und die gesalzene ehemals dänische Fassbutter.
Selbst Apothekerstöchter von der Elbchaussee schneiden ihn nicht vorher klein, sondern genießen das gepflegte Stopfen und Schlürfen, das sie sich sonst in keiner Lebenslage trauen täten. Luftgetrockneter Schinken ist zwar sonst immer vorn - nur beim Spargel nicht. Pasta geht (fast) gar nicht, sondern nur neue (Bio-)Kartoffeln. Und wer Spargel aus Dosen isst, zeichnet auch Medienfonds oder vertreibt NE-Wandelanleihen.
Selbst Apothekerstöchter von der Elbchaussee schneiden ihn nicht vorher klein, sondern genießen das gepflegte Stopfen und Schlürfen, das sie sich sonst in keiner Lebenslage trauen täten. Luftgetrockneter Schinken ist zwar sonst immer vorn - nur beim Spargel nicht. Pasta geht (fast) gar nicht, sondern nur neue (Bio-)Kartoffeln. Und wer Spargel aus Dosen isst, zeichnet auch Medienfonds oder vertreibt NE-Wandelanleihen.
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elektrotanja,
Freitag, 6. Mai 2005, 23:02
Lieber Herr Vonundzu,
der scheint ja ganz außerordentlich lecker zu sein, Ihr Spargel oder warum legen Sie mir das Besteck so, daß es zu sagen scheint: "Erstich dich lieber gleich, du geschmackstaube Nuss!"?
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donalphons,
Samstag, 7. Mai 2005, 01:49
Liebe ausdiesunddas,
Tischsitten ändern sich nicht im Lauf der Zeiten, vielmehr kommen neue Möglichkeiten dazu. Im 18./19. Jahrhundert nun hat man aus heutiger Sucht umgedreht gedeckt, was Sie verstehen werden, wenn Sie entsprechend altes Familiensilber haben: Dort sind Wappen und Monogramme "hinten unten" angebracht, und auch hinten findet sich Dekor - das bekannteste Beispiel ist Besteck der Form "Augsburger Faden".
Man kann es also so und so auflegen, solange man sich keine ungebildeten Bratzen einlädt.
Tischsitten ändern sich nicht im Lauf der Zeiten, vielmehr kommen neue Möglichkeiten dazu. Im 18./19. Jahrhundert nun hat man aus heutiger Sucht umgedreht gedeckt, was Sie verstehen werden, wenn Sie entsprechend altes Familiensilber haben: Dort sind Wappen und Monogramme "hinten unten" angebracht, und auch hinten findet sich Dekor - das bekannteste Beispiel ist Besteck der Form "Augsburger Faden".
Man kann es also so und so auflegen, solange man sich keine ungebildeten Bratzen einlädt.
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elektrotanja,
Samstag, 7. Mai 2005, 22:43
Erwischt!
Na, da hatten Sie aber den richtigen Riecher!
"(...) solange man sich keine ungebildeten Bratzen einlädt."
Meine Ahnen des 18./19. Jahrhunderts waren vermutlich happy, wenn wenigstens eine Person bei Tisch ein Klappmesser auf Tasche hatte, was nicht weiter schlimm war, da meist ohnehin nur ein Topf Mehlsüppchen auf dem Tisch stand, das, die Kelle weiter reichend, dankbar leergeputzt wurde.
Da ich mit meiner prolligen Vergangenheit fast ebenso gern kokettiere, wie Sie mit ihrer aristokratischen, stelle ich höchst gern Fragen wie die obige, auf die Sie (geben Sie´s zu!) doch nur gewartet haben!
In Ihrer Gegenwart hätte ich, ob Ihrer Antwort zufrieden genickt und gegengefragt, wo denn nun das Wappen sei, das die Nord-Süd Ausrichtung des Bestecks rechtfertigen soll. Oder wollten Sie nur ein wenig über ihre Oma erzählen?
Nur zu!
"(...) solange man sich keine ungebildeten Bratzen einlädt."
Meine Ahnen des 18./19. Jahrhunderts waren vermutlich happy, wenn wenigstens eine Person bei Tisch ein Klappmesser auf Tasche hatte, was nicht weiter schlimm war, da meist ohnehin nur ein Topf Mehlsüppchen auf dem Tisch stand, das, die Kelle weiter reichend, dankbar leergeputzt wurde.
Da ich mit meiner prolligen Vergangenheit fast ebenso gern kokettiere, wie Sie mit ihrer aristokratischen, stelle ich höchst gern Fragen wie die obige, auf die Sie (geben Sie´s zu!) doch nur gewartet haben!
In Ihrer Gegenwart hätte ich, ob Ihrer Antwort zufrieden genickt und gegengefragt, wo denn nun das Wappen sei, das die Nord-Süd Ausrichtung des Bestecks rechtfertigen soll. Oder wollten Sie nur ein wenig über ihre Oma erzählen?
Nur zu!
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donalphons,
Sonntag, 8. Mai 2005, 02:12
"Aristokratie" ist etwas gänzlich anderes als die oberen bürgerlichen Schichten einer kleinen Provinzstadt, der ich entstamme.
Ansonsten: Kommt Zeit, kommt Geschichte.
Ansonsten: Kommt Zeit, kommt Geschichte.
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auch-einer,
Samstag, 7. Mai 2005, 11:16
... spargelrezepte
... das hotel rad in tettnang ist stolz auf seine stücker sechzig spargelspezialitäten. nur mal so als hinweis, was man alles machen kann: http://www.tettnang.com/hotelrad/spargel.htm
hintergrund ist, dass auch in der gegend von tettnang spargel angebaut wird. unvergesslich ist mir eine kindergruppe beim tettnanger heimatfest geblieben, die, als köche verkleidet, hinter dem schild "tettnager spargel in alle welt" hergedackelt sind.
ansonsten wird um tettnang noch obst (bodensee-obst) und hopfen (tettnager aromahopfen) angebaut. der hopfen geht tatsächlich überall dahin, wo bier gebraut wird und teurer, guter hopfen verwendet werden soll.
hintergrund ist, dass auch in der gegend von tettnang spargel angebaut wird. unvergesslich ist mir eine kindergruppe beim tettnanger heimatfest geblieben, die, als köche verkleidet, hinter dem schild "tettnager spargel in alle welt" hergedackelt sind.
ansonsten wird um tettnang noch obst (bodensee-obst) und hopfen (tettnager aromahopfen) angebaut. der hopfen geht tatsächlich überall dahin, wo bier gebraut wird und teurer, guter hopfen verwendet werden soll.
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che2001,
Sonntag, 8. Mai 2005, 18:26
Pullus Varianus
Passt auch zu Spargel - ein Rezept, das wohl dem Gaumen des Petronius und des Lucullus geschmeichelt habe dürfte.
Man braucht: 1 Huhn, 2 Esslöffel Sojasoße ( ja, ganz recht, die Nabatäer brachten sowas über Alexandria ins mare nostrum), ein Schuss Wein, Lauch, Koriander, Bohnenkraut, Salz und Pfeffer, zwei Handvoll Pinienkerne, Milch, ein Ei und Mehl. Das Huhn wird ausgenommen und innen gesalzen, dann mit Lauch, Koriander und Bohnenkraut gefüllt. Man lässt es im Backofen bei 200 Grad 45 Minuten schmoren (eigentlich müsste ich jetzt sagen, anderthalb Glasen, aber lassen wir das). Die Pfefferkörner und Pinienkerne werden miteinander vermischt und in einem Mörser zerstoßen. Der beim Schmoren des Huhns entstandene Sud wird mit Milche und der Würzmischung zu einer Soße vermischt und mit Ei und Mehl abgebunden.
Man braucht: 1 Huhn, 2 Esslöffel Sojasoße ( ja, ganz recht, die Nabatäer brachten sowas über Alexandria ins mare nostrum), ein Schuss Wein, Lauch, Koriander, Bohnenkraut, Salz und Pfeffer, zwei Handvoll Pinienkerne, Milch, ein Ei und Mehl. Das Huhn wird ausgenommen und innen gesalzen, dann mit Lauch, Koriander und Bohnenkraut gefüllt. Man lässt es im Backofen bei 200 Grad 45 Minuten schmoren (eigentlich müsste ich jetzt sagen, anderthalb Glasen, aber lassen wir das). Die Pfefferkörner und Pinienkerne werden miteinander vermischt und in einem Mörser zerstoßen. Der beim Schmoren des Huhns entstandene Sud wird mit Milche und der Würzmischung zu einer Soße vermischt und mit Ei und Mehl abgebunden.
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lebemann,
Montag, 9. Mai 2005, 17:34
Ich oute mich ...
gegenüber den hier versammelten als kompletter Barbar.
Ich verwende privat keine Spargelrezepte. Auch keinen Katenschinken. Den esse ich lieber so. Haps. An Beilagen verwende ich lediglich zarte neue Kartoffeln, dazu einen Klecks gute holsteiner Landbutter (regionale Erzeugung, handgebuttert, ja das gibt's noch, wenn auch selten). Und einen guten Wein.
Aber:
Lüneburger Spargel (bin halt im Norden) - mittlere bis dickere Stangen - aber dafür in rauhen Mengen. Viel. Einfach richtig viel. Eine ausgewachsene Völlerei. 15 Stück nur ? Und das gleich auch auf zwei verteilt ? Bitterer Mangel, lohnt das Wasser zum Kochen doch kaum.
Und:
Den Sud bitte nicht weggießen, damit macht man Tags darauf - nachdem man darin noch einmal eine ähnliche Völlerei weichgekocht hat - ein klasse Spargelrisotto. Spargeliger geht's nicht.
Ich verwende privat keine Spargelrezepte. Auch keinen Katenschinken. Den esse ich lieber so. Haps. An Beilagen verwende ich lediglich zarte neue Kartoffeln, dazu einen Klecks gute holsteiner Landbutter (regionale Erzeugung, handgebuttert, ja das gibt's noch, wenn auch selten). Und einen guten Wein.
Aber:
Lüneburger Spargel (bin halt im Norden) - mittlere bis dickere Stangen - aber dafür in rauhen Mengen. Viel. Einfach richtig viel. Eine ausgewachsene Völlerei. 15 Stück nur ? Und das gleich auch auf zwei verteilt ? Bitterer Mangel, lohnt das Wasser zum Kochen doch kaum.
Und:
Den Sud bitte nicht weggießen, damit macht man Tags darauf - nachdem man darin noch einmal eine ähnliche Völlerei weichgekocht hat - ein klasse Spargelrisotto. Spargeliger geht's nicht.
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