Real Life 12.05.05 - Stupsnase
Du gehst mal wieder hin. Weil es dazu gehört, weil du dich ohnehin noch verabschieden willst, und keine Lust hast, das mit einer Rundmail zu tun, wie so viele, die im letzten Jahr verschwunden sind. Nicht wirklich verschwunden, aber eben den Status gewechselt haben, und wer Freier ist, wird nicht mehr eingeladen. Da muss schon ein Titel auf der Visitenkarte stehen, sonst geht nichts bei diesen Treffen, die manche als exklusiv bezeichnen, um zu beweisen, dass sie dazu gehören. Dass sie nicht lang um Interviews betteln müssen, sondern alle Entscheidungsträger dank dieser kleinen, angeblich feinen Stiftung zwischen Vortrag und Buffet mühelos sprechen können. Zugegeben, es ist praktisch, die Leute eingeflogen zu bekommen, aber das Thema nervt, die angekündigten Vorträge sind konsensorientiert, und so früh am Morgen sind die ohnehin noch schlecht drauf, von was auch immer.
Gleich zu Beginn kommt das, was an so einem Tag wohl unvermeidlich ist: Der Leiter spricht das deutsche City Ranking an, das Berlin auf Platz 48 von 50 sieht, und gibt der Hoffnung Ausdruck, man werde die angeblich so schwache Dynamik an diesem Morgen zu heben wissen. Zwei Stunden später ist man sich einig, dass Reformbedarf besteht, um das Land wieder auf den gebührenden internationalen Spitzenplatz zu bringen, dass deshalb jetzt etwas getan werden muss und die Umsetzung der eigenen Konzepte das bringt, was die der anderen bei allem in diesen noblen Räumen gebotenen Respekt nicht vollbringen werden, wie das der im Dienste der eigenen Seite stehende, unabhängige Experte so klar dargelegt hat. Zwischendrin hat man dir die Peinlichkeit nicht erspart, dich als Quasivertreter dreier ausländischer Gruppen zu dem Thema zu äussern. Du hast die Bundesregierung gelobt, was dir die Höchstrafe eingebracht hat; die Bemerkung, dein Ansatz wäre "unkonventionell".
Aber da sind die wichtigeren Leute schon lange wieder gegangen, es bleiben ihre mediokren Stellvertreter und die Experten, die noch ein wenig debattieren, bevor es an einem Tisch voller unlesbarer Fachpublikationen und gekauften Studien vorbei zum Buffet geht. Du machst deine Runde, schüttelst Hände und erklärst, dass dies dein vorerst letzter Besuch war, und dankst für die anregenden Debatten. Sie nehmen es bedauernd zur Kenntnis, denn du warst in deinen vielen Rollen sehr praktisch für sie; jetzt müssen sie vielleicht drei oder vier andere einladen, um nochmal diese Anhäufung von relevanten Gruppen aus In- und Ausland zu bekommen. Die Pressechefin nimmt die Neuigkeit mit gebührenden Worten auf, und dann ist da nur noch die Volontärin, die dich die ganze Zeit über betreut hat.
Sie hat es bald hinter sich. Sie war hier ein Jahr in Sicherheit, hatte einen Job und seit sechs Monaten, seitdem die Bundesregierung nicht ohne Rachsucht die Fördermittel zusammengestrichen hat, auch die Sicherheit, dass sie nicht übernommen wird. Das hat sie sich so nicht vorgestellt, als sie hier aus dem Westen hergezogen ist, mit ihrem Diplom nach dem Highspeed-Studium und ihren Fellowships. Überhaupt hat sie nicht das bekommen, was sie erwartet hat. Ihr Berlin war nur ein paar Quadratkilometer gross, in etwa so klein wie die letzte deutsch besetzte Zone vor dem entgültigen Zusammenbruch. Ein länglicher Schlauch, beginnend beim Radisson vor dem Alexanderplatz bis zum Regierungsviertel, und dahinter begann die verbotene Zone. Das Berlin, das laut Planung der Stiftung seit gut 5 Jahren überwunden sein sollte, und das mit seinen Baustellen, Investitionsruinen, Leerständen und dreckigen, Strassen aufreissenden Bauarbeitern nicht vorzeigbar ist. Aber zumindest hier drinnen müssen sie vorzeigbar sein, und so geht ein grösserer Teil ihres nicht üppigen Gehalts für Garderobe, Friseur und Maniküre drauf. Sie grenzt sich instinktiv von den Trümmern und der Armut ab, ohne mehr zu sein als eine kleine, austauschbare Funktionseinheit in einer nicht wirklich gut laufenden Institution.
Sie ist, wie sie dir am Telefon mal erzählt hat, Sternzeichen Löwe, und sie trägt auch einen kleinen golden Löwen an einer Kette, mal um den Hals, oder, wenn die Perlenkette angemessen erscheint, um den Arm gewickelt. So wie heute. Botschafter aufwärts ist Perlenkettenzwang, der Löwe baumelt sacht an ihrem viel zu dünnen Handgelenk, als du sie begrüsst.
Als du vor ein paar Tagen einkaufen warst, hast du ein Netsuke gefunden; eine muskulöse, kräftige Berglöwin, die aufmerksam, angespannt lauert und auch eine hübsche, zarte Stupsnase wie sie hat. Und leicht, dezent lächelt, wie das hier in diesen Räumen üblich ist. Du hast es gekauft, und wartest auf den richtigen Zeitpunkt. Die Masse der Leute ist längst am Buffet und versucht, die Schnittchen halbwegs ohne Kleckern an zu kleinen, aber immerhin eleganten Marmortischen zu essen. Am Rand des Raums fällt es nicht auf, dass sie dir von ihren Bewerbungen erzählt, die wenig Resonanz erzeugen, von ihrer Bereitschaft, alles und überall zu tun, und von der bedauerlichen Tatsache, dass auch ihre hier entwickelten Netzwerke nichts gebracht haben. Alle, sagt sie, ziehen aus Berlin die Ressourcen ab, nach Brüssel, Köln, Frankfurt, London, München und Paris - aber wem erzählt sie das. Mit jedem, der geht, rückt die kaputte, verseuchte Stadt einen Menschen näher an diese reinliche, gepflegte Welt heran und beschneidet ihre Spielräume. In den nächsten Tagen macht eine Freundin in der französischen Botschaft ihre Abschiedsparty, da werdet ihr beide sein, und danach vorbeilaufen an den sauberen, früh verlassenen Cafes unter den Linden, geschaffen für Erfolgsmenschen, die es hier nicht gibt.
Es ist wie damals, denkst du in dir, wie es dir der amerikanische Bomber-Veteran erzählt hat: They lost, because they simply ran out of Nazis. Diese Hauptstadt verliert, weil die potentiellen Träger ihrer Ideologie und Wünsche verschwinden. Die Realität hinter den Durchhalteparolen, die Cicero und Monopol verbreiten, ist eine Groteske, ein durch Haushaltssperren bedingter Totentanz, der sich seine Bühnen durch Kooperationen mühsam sichert, nur damit dann im Publikum die üblichen wichtigen Personen dieser entwurzelten Bad Godesberger Republik eine Weltstadt vortäuschen. Bald wird auch diese Institution anfangen, ihre Reihen hinter den Kulissen mit kostenlosen Praktikanten aus Mitte zu füllen, und dann steht hier eben kein dunkelblondes, lupenreines Mädchen aus besserem Hause mehr, das ohnehin nichts zu tun hat, ausser einem anderen ihr Leid zu klagen.
Langsam ist das Buffet weggefressen, die Experten verschwinden in Richtung der wartenden Taxis, und es wird auch für dich Zeit zu gehen: schliesslich ist dein und ihr Verhalten, wenn es auffallen sollte, höchst unkonventionell. Sie sagt, sie weiss nich nicht sicher, ob sie zu Adeles Abschiedsparty kommt, da ist auch noch ein Termin in der American Academy, wo sie hin müsste, insofern... ist das vielleicht schon der Abschied. Du sagst überdeutlich, um Floskeln auszuschliessen, dass sie jederzeit in München oder der Provinz willkommen ist, ausserdem, in München geht es ja wieder aufwärts, Platz 1 des Städterankings, sie soll sich das mal überlegen, und gibst ihr das Netsuke. Am Zucken ihrer kleinen Stupsnase erkennst du, dass sie sich wirklich freut.
Draussen, unter den zugigen Linden, ist es bitterkalt.
Gleich zu Beginn kommt das, was an so einem Tag wohl unvermeidlich ist: Der Leiter spricht das deutsche City Ranking an, das Berlin auf Platz 48 von 50 sieht, und gibt der Hoffnung Ausdruck, man werde die angeblich so schwache Dynamik an diesem Morgen zu heben wissen. Zwei Stunden später ist man sich einig, dass Reformbedarf besteht, um das Land wieder auf den gebührenden internationalen Spitzenplatz zu bringen, dass deshalb jetzt etwas getan werden muss und die Umsetzung der eigenen Konzepte das bringt, was die der anderen bei allem in diesen noblen Räumen gebotenen Respekt nicht vollbringen werden, wie das der im Dienste der eigenen Seite stehende, unabhängige Experte so klar dargelegt hat. Zwischendrin hat man dir die Peinlichkeit nicht erspart, dich als Quasivertreter dreier ausländischer Gruppen zu dem Thema zu äussern. Du hast die Bundesregierung gelobt, was dir die Höchstrafe eingebracht hat; die Bemerkung, dein Ansatz wäre "unkonventionell".
Aber da sind die wichtigeren Leute schon lange wieder gegangen, es bleiben ihre mediokren Stellvertreter und die Experten, die noch ein wenig debattieren, bevor es an einem Tisch voller unlesbarer Fachpublikationen und gekauften Studien vorbei zum Buffet geht. Du machst deine Runde, schüttelst Hände und erklärst, dass dies dein vorerst letzter Besuch war, und dankst für die anregenden Debatten. Sie nehmen es bedauernd zur Kenntnis, denn du warst in deinen vielen Rollen sehr praktisch für sie; jetzt müssen sie vielleicht drei oder vier andere einladen, um nochmal diese Anhäufung von relevanten Gruppen aus In- und Ausland zu bekommen. Die Pressechefin nimmt die Neuigkeit mit gebührenden Worten auf, und dann ist da nur noch die Volontärin, die dich die ganze Zeit über betreut hat.
Sie hat es bald hinter sich. Sie war hier ein Jahr in Sicherheit, hatte einen Job und seit sechs Monaten, seitdem die Bundesregierung nicht ohne Rachsucht die Fördermittel zusammengestrichen hat, auch die Sicherheit, dass sie nicht übernommen wird. Das hat sie sich so nicht vorgestellt, als sie hier aus dem Westen hergezogen ist, mit ihrem Diplom nach dem Highspeed-Studium und ihren Fellowships. Überhaupt hat sie nicht das bekommen, was sie erwartet hat. Ihr Berlin war nur ein paar Quadratkilometer gross, in etwa so klein wie die letzte deutsch besetzte Zone vor dem entgültigen Zusammenbruch. Ein länglicher Schlauch, beginnend beim Radisson vor dem Alexanderplatz bis zum Regierungsviertel, und dahinter begann die verbotene Zone. Das Berlin, das laut Planung der Stiftung seit gut 5 Jahren überwunden sein sollte, und das mit seinen Baustellen, Investitionsruinen, Leerständen und dreckigen, Strassen aufreissenden Bauarbeitern nicht vorzeigbar ist. Aber zumindest hier drinnen müssen sie vorzeigbar sein, und so geht ein grösserer Teil ihres nicht üppigen Gehalts für Garderobe, Friseur und Maniküre drauf. Sie grenzt sich instinktiv von den Trümmern und der Armut ab, ohne mehr zu sein als eine kleine, austauschbare Funktionseinheit in einer nicht wirklich gut laufenden Institution.
Sie ist, wie sie dir am Telefon mal erzählt hat, Sternzeichen Löwe, und sie trägt auch einen kleinen golden Löwen an einer Kette, mal um den Hals, oder, wenn die Perlenkette angemessen erscheint, um den Arm gewickelt. So wie heute. Botschafter aufwärts ist Perlenkettenzwang, der Löwe baumelt sacht an ihrem viel zu dünnen Handgelenk, als du sie begrüsst.
Als du vor ein paar Tagen einkaufen warst, hast du ein Netsuke gefunden; eine muskulöse, kräftige Berglöwin, die aufmerksam, angespannt lauert und auch eine hübsche, zarte Stupsnase wie sie hat. Und leicht, dezent lächelt, wie das hier in diesen Räumen üblich ist. Du hast es gekauft, und wartest auf den richtigen Zeitpunkt. Die Masse der Leute ist längst am Buffet und versucht, die Schnittchen halbwegs ohne Kleckern an zu kleinen, aber immerhin eleganten Marmortischen zu essen. Am Rand des Raums fällt es nicht auf, dass sie dir von ihren Bewerbungen erzählt, die wenig Resonanz erzeugen, von ihrer Bereitschaft, alles und überall zu tun, und von der bedauerlichen Tatsache, dass auch ihre hier entwickelten Netzwerke nichts gebracht haben. Alle, sagt sie, ziehen aus Berlin die Ressourcen ab, nach Brüssel, Köln, Frankfurt, London, München und Paris - aber wem erzählt sie das. Mit jedem, der geht, rückt die kaputte, verseuchte Stadt einen Menschen näher an diese reinliche, gepflegte Welt heran und beschneidet ihre Spielräume. In den nächsten Tagen macht eine Freundin in der französischen Botschaft ihre Abschiedsparty, da werdet ihr beide sein, und danach vorbeilaufen an den sauberen, früh verlassenen Cafes unter den Linden, geschaffen für Erfolgsmenschen, die es hier nicht gibt.
Es ist wie damals, denkst du in dir, wie es dir der amerikanische Bomber-Veteran erzählt hat: They lost, because they simply ran out of Nazis. Diese Hauptstadt verliert, weil die potentiellen Träger ihrer Ideologie und Wünsche verschwinden. Die Realität hinter den Durchhalteparolen, die Cicero und Monopol verbreiten, ist eine Groteske, ein durch Haushaltssperren bedingter Totentanz, der sich seine Bühnen durch Kooperationen mühsam sichert, nur damit dann im Publikum die üblichen wichtigen Personen dieser entwurzelten Bad Godesberger Republik eine Weltstadt vortäuschen. Bald wird auch diese Institution anfangen, ihre Reihen hinter den Kulissen mit kostenlosen Praktikanten aus Mitte zu füllen, und dann steht hier eben kein dunkelblondes, lupenreines Mädchen aus besserem Hause mehr, das ohnehin nichts zu tun hat, ausser einem anderen ihr Leid zu klagen.
Langsam ist das Buffet weggefressen, die Experten verschwinden in Richtung der wartenden Taxis, und es wird auch für dich Zeit zu gehen: schliesslich ist dein und ihr Verhalten, wenn es auffallen sollte, höchst unkonventionell. Sie sagt, sie weiss nich nicht sicher, ob sie zu Adeles Abschiedsparty kommt, da ist auch noch ein Termin in der American Academy, wo sie hin müsste, insofern... ist das vielleicht schon der Abschied. Du sagst überdeutlich, um Floskeln auszuschliessen, dass sie jederzeit in München oder der Provinz willkommen ist, ausserdem, in München geht es ja wieder aufwärts, Platz 1 des Städterankings, sie soll sich das mal überlegen, und gibst ihr das Netsuke. Am Zucken ihrer kleinen Stupsnase erkennst du, dass sie sich wirklich freut.
Draussen, unter den zugigen Linden, ist es bitterkalt.
donalphons, 16:34h
Donnerstag, 12. Mai 2005, 16:34, von donalphons |
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che2001,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 17:16
http://www.ftd.de/pw/de/6480.html
Wenn ich mich für eine dieser Städte entscheiden müsste, käme Freiburg ("reich und sauber, aber trotzdem links - Judith Holofernes), Bremen (schreibe ich demnächst eine Hommage drüber) oder vielleicht sogar Oldenburg (Moin, Bauer Harms!) in Frage, aber niemals München oder Bankfurt.
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donalphons,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 17:23
Ich wäre bei der Dynamik-Sache sehr vorsichtig - das kann ein ähnlicher Effekt sein wie Wirtschaftswachstum in Osteuropa.
Furchtbar ist das Berliner Ergebnis: Weiterer Niedergang trotz Milliardenförderung. Vom Kern des Zentrums mal abgesehen, wird die Stadt "halle"nisiert. Anders kann man das nicht bezeichnen.
Furchtbar ist das Berliner Ergebnis: Weiterer Niedergang trotz Milliardenförderung. Vom Kern des Zentrums mal abgesehen, wird die Stadt "halle"nisiert. Anders kann man das nicht bezeichnen.
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hockeystick,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 17:39
Umso bemerkenswerter, dass Berlin auch bei der Dynamik hinten liegt. Das schafft im internationalen Vergleich nur noch Nordkorea und Zimbabwe.
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donalphons,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 17:41
Vielleicht liegt es ja daran, dass Berlin aus einem West-Zimbabwe und einem Nordostkorea besteht.
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donalphons,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 18:19
Wobei man vielleicht auch mal die Lebenshaltungskosten berücksichtigen muss: Miete ist in München dreimal so teuer wie in Berlin...
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rolf langhoff,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 18:59
wo ist vorn?
pendele seit nun fast 5 Jahren zwischen Wessiland (Arbeit) und Berlin (der Rest:-)
hatte immer mal wieder den Eindruck, daß in Berlin ein paar unangenehme Entwicklungen (von Drogenkonsum bis Blühausfall bei den Landschaften) nur schneller und früher wahrnehmbar sind als drüben in den kleinern und größeren "Dörfern".
Nur so war es doch möglich westdeutschen Steuersparern Wohnungen irgendwo auf dem Acker mit tollen Renditeprognosen zu verkaufen.
Während in Berlin und Umland die Umschalte von mühsamer Wohnungsuche am Wochenende, Wettlauf auf die ersten Zeitungsausgaben usw. Riesenauswahl am Wochenende schon gelaufen war, war Leerstand dort noch unbekannt.
Entvölkerung von Landstrichen kann man heute ab etwa 100km Umkreis Berlin heute schon mal besichtigen; in manchen Ecken von NRW fängst gerade erst an.
Aber OK, wer will beim Untergang schon vorn dabei sein :-)
hatte immer mal wieder den Eindruck, daß in Berlin ein paar unangenehme Entwicklungen (von Drogenkonsum bis Blühausfall bei den Landschaften) nur schneller und früher wahrnehmbar sind als drüben in den kleinern und größeren "Dörfern".
Nur so war es doch möglich westdeutschen Steuersparern Wohnungen irgendwo auf dem Acker mit tollen Renditeprognosen zu verkaufen.
Während in Berlin und Umland die Umschalte von mühsamer Wohnungsuche am Wochenende, Wettlauf auf die ersten Zeitungsausgaben usw. Riesenauswahl am Wochenende schon gelaufen war, war Leerstand dort noch unbekannt.
Entvölkerung von Landstrichen kann man heute ab etwa 100km Umkreis Berlin heute schon mal besichtigen; in manchen Ecken von NRW fängst gerade erst an.
Aber OK, wer will beim Untergang schon vorn dabei sein :-)
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moravagine,
Freitag, 13. Mai 2005, 00:15
Frage mich...
ob es eigentlich wirklich in .de ein Stadt gibt, die Charme hat. Oder eine, der man sofort sein Herz hingibt, weil eine schöne kleine Geschichte bei der Ankunft am Bahnhof die ganze graue Tristesse in einen ungeheuren Raum für langsame Traumfahrten vom Café zum Hotel verwandelt. Oder einfach eine Schönheit wie Sintra in Portugal oder Carmel in USA...
Nein, ich denke das Lamentieren kann nur von ausführlich zu grunde studierten Menschen kommen. Sie hatten weder die Leere noch die Zeit, mit wenig Geld und viel Offenheit herum zu irren: Mit dem Blick auf die Schulter vorneweg, die sich vielleicht umdreht und mit einem Lächeln den ganze Tag in einen Gewinn verwandelt. Gebt es doch zu: Die Menschen machen die Stadt. Keine Häuser, keine Theater, keine Parks - es muss leuchten zwischen Augen und Ohren.
Nein, ich denke das Lamentieren kann nur von ausführlich zu grunde studierten Menschen kommen. Sie hatten weder die Leere noch die Zeit, mit wenig Geld und viel Offenheit herum zu irren: Mit dem Blick auf die Schulter vorneweg, die sich vielleicht umdreht und mit einem Lächeln den ganze Tag in einen Gewinn verwandelt. Gebt es doch zu: Die Menschen machen die Stadt. Keine Häuser, keine Theater, keine Parks - es muss leuchten zwischen Augen und Ohren.
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donalphons,
Freitag, 13. Mai 2005, 00:27
Wie Sintra? Nein. Kann ich mir nicht vorstellen. Sintra und der Atlantik sind unerreichbar, die Villen am Meer, der grenzenlose Blick und die Brandung, die im Winter meterhuch Gischt verspritzt.
Die Menschen ... nach Lisboa ist Sintra sicher eine schöne Erfahrung. Mein Tip: St-Valliers de Thiey, 15 Kilometer hinter Grasse in der Provence. Sollte ich je einen Weltbestseller schreiben...
Die Menschen ... nach Lisboa ist Sintra sicher eine schöne Erfahrung. Mein Tip: St-Valliers de Thiey, 15 Kilometer hinter Grasse in der Provence. Sollte ich je einen Weltbestseller schreiben...
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oberlehrer,
Donnerstag, 12. Mai 2005, 20:17
Mir gefällt ja folgende Passage (zu besagter Studie) aus der heutigen "Sächsischen Zeitung" sehr gut:
"Unter den letzten zehn sind mit Lübeck, Herne und Gelsenkirchen nur drei Kommunen aus dem Westen."
Damit ist klar: Berlin gehört jetzt entgültig komplett zum Osten.
"Unter den letzten zehn sind mit Lübeck, Herne und Gelsenkirchen nur drei Kommunen aus dem Westen."
Damit ist klar: Berlin gehört jetzt entgültig komplett zum Osten.
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che2001,
Freitag, 13. Mai 2005, 10:38
Leerstand in Berlin unbekannt? In einer mich prägenden Zeit ließen große Wohnungsverwaltungsgesellschaften und Bauträger wie die gewerkschaftseigene Neue Heimat Tausende von Häusern komplett leerstehen, um sie als reine Abschreibungsobjekte zu nutzen, was Grundlage der Hausbesetzungen von 1979-82 war (Klaus-Jürgen Rattay, Du bist nicht vergessen!). Die Berliner Geschichte vor der Wiederverarschung äh -vereinigung war eine Geschichte von drangvoller räumlicher Enge und Wohnungsnot.
Schöne Städte? Porto de Santa Maria, Conil de la Frontera, Jerez de la Frontera, Sevilla, Almeria, aber auch Port el Kantaoui oder Assuan sind optisch sicherlich lieblicher, als irgend eine deutsche Stadt es sein könnte. Zu Urbanität gehört aber immer auch das Sichtbarwerden von Gegensätzen, und das heißt in Andalusien und Portugal nunmal auch bettelnde Rentner inmitten all der Schönheit, und im wunderschönen Assuan Familien, die nachts auf dem Straßenpflaster schlafen und über die man beim abendlichen Flanieren diskret hinwegsteigt. Nicht nur Berlin ist slumig, der Slum lauert in den schönsten Ecken der Welt (außer vielleicht auf Samoa oder Tahiti, aber da war ich noch nicht).
Schöne Städte? Porto de Santa Maria, Conil de la Frontera, Jerez de la Frontera, Sevilla, Almeria, aber auch Port el Kantaoui oder Assuan sind optisch sicherlich lieblicher, als irgend eine deutsche Stadt es sein könnte. Zu Urbanität gehört aber immer auch das Sichtbarwerden von Gegensätzen, und das heißt in Andalusien und Portugal nunmal auch bettelnde Rentner inmitten all der Schönheit, und im wunderschönen Assuan Familien, die nachts auf dem Straßenpflaster schlafen und über die man beim abendlichen Flanieren diskret hinwegsteigt. Nicht nur Berlin ist slumig, der Slum lauert in den schönsten Ecken der Welt (außer vielleicht auf Samoa oder Tahiti, aber da war ich noch nicht).
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nero,
Freitag, 13. Mai 2005, 21:39
Wer wissen will, wie es weiter geht...
...dem empfehle ich "Miegel, Meinhard - Die deformierte Gesellschaft" Ullstein Verlag, 2003.
Wir werden um eine weitgehend bevölkerungsfreie Naherholungszone nicht herum kommen. Und die liegt zwischen Rostock und Magdeburg.
Wir werden um eine weitgehend bevölkerungsfreie Naherholungszone nicht herum kommen. Und die liegt zwischen Rostock und Magdeburg.
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