Conservative jeunesse doree. Oder so.

Eigentlich wird endlich alles gut. Ich habe einen repsektablen Beruf.In der Schweiz nennt man mich einen "Autor" in einer Reihe mit anderen Autoren, und schön langsam komme ich auch in das Alter, in dem ich mich qua leistung, Buchrücken und geringer, aber von Patek Phillipe als interessant angesehener Leserschaft meiner professionellen Texte als Publizist bezeichnen darf, ohne gleich der Hochstapler zu sein, der sich nur allzu oft hinter diesem Wort verbirgt. Man kennt das: Ein Artikel in einem Sammelband eines Buches, verlegt von einer Lobbygruppe, uns schon hat das Land 10 neue, bedeutende Publizisten...

Und ich gehe zurück in die Provinz, schlage meine Zelte im Stammhaus auf, trinke meinen Tee aus englichen Kannen und russisch-zaristischem Silber, und dieser tee ist im Licht der Kronleuchter das Einzige, was neben den Vorhängen noch rot ist... und schon kommt man in die Gefahr, in einen Topf mit den Luxuslumpen, den Einstecktuchschreibern, den Oxfordsagern und Talkshowmeinern, mit dem Pack geworfen zu werden, das damals mit 18 neben der obligatorischen Rolex auch n0ch den Porsche 924 bekam und irgendwie was mit Medien machen wollte, während die wenigen Talente nach ein paar schlechten Erfahrungen dann doch lieber Brillenverkäufer in der Maxvorstadt wurden.

Diese Schreiber sind zum grossen Teil ganz ekelhaft verreckt, in Sackgassen, sind vom Betrieb untergepflügt worden, aber ein paar hat es noch immer nicht erwischt. Was zur Folge hat, dass allenthalben vor einer Rückkehr ganz seltsamer, alter Manieren bei der jüngeren Generation gewarnt wird. Da ein ostelbischer Junkerinnengatte, hier ein Brüderlein eines Galatitelbilds, deren Gatte zu Lebzeiten nach Knaben im Parkcafe Auschau hielt, überhaupt vieles aus Salem und dann auch noch dieses v. im Namen - keine Frage, man hat Angst vor einer Rückkehr der demokratiefeindlichen Eliten der Weimarer Republik durch die publizistisch-ironische Hintertür. Zumal, weil die gleichen Medien seit gut zwei Jahren den Trend zu Sitte und bürgerlichen Moral bei jungen Leuten ausmachen. Angeblich lesen die auch Ernst Jünger Bullshit in Halbkuhleder. Sagt man.

Und da macht man sich natürlich verdächtigt, wenn man Hofjuweliere kennt, beim Teetrinken den kleinen Finger spreizt und das Pech hatte, von einigen Kritikern des Erstlingswertes als "wertkonservativ" bezeichnet zu werden, weil man in ihren Augen das beschriebene Treiben verurteilte. Dann erinnert man sich in den Medien, dann bekommt man Emails von Kollegen, die eine trendige Story über bessere Kinder der besseren Gesellschaft schreiben wollen, ob man nicht Lust hätte, man suche gerade Beispiele für junge, konservative Intellektuelle, "jeunesse doree" als neu-altes Stichwort. Und das trifft mich ins Mark.

Wahrscheinlich hat dieses junge Ding, das die Mail geschickt hat, keine Ahnung von der geschichtlichen Bedeutung dieses Begriffs - eigentlich ist die jeunesse doree eine plutokratisch-protofaschistische Bewegung aus der französischen Revolution und der 2. Hälfte des 19. Jahre. Wahrscheinlich hat sie weder Breton, Aragon, Gide oder Souppault gelesen, denn selbst deren Bücher, in denen es diese spezifische Jugend noch gibt, wird nur ihr Abstieg und die Unfähigkeit beschrieben, sich in der Moderne des 20. Jahrhunderts zurecht zu finden. In Deutschland... es hat zu meinen Lebzeiten keine jeunesse doree gegeben, nie und nirgends, auch wenn ich Teil eines Systems war, die sie wahrscheinlich dafür halten würde.

Das ist das Gute an der deutschen Geschichte: Jeder historisch-elitäre Rückgriff landet automatisch im braunen Sumpf. Fast jeder v. hatte irgendwelche SS-Chargen in der Verwandtschaft, stand irgendwo am Kubanbogen oder fickte zwecks Anerkennung die blonden Kuhtöchter irgendwelcher frühen Mitgliedsnummern. Die meisten Altreichen haben Traditionen, die auf einer hohen Zahl von Zwangsarbeitern beruhen. 60 Jahre zuück beginnt die grösste Scheisse der Weltgeschichte, und alle deutschen Eliten ausser den Ausgerotteten und Vertriebenen waren mit dabei. Den meisten Nachgeborenen kann man damit heute noch eine Bombe in den Arsch stecken, wenn sie im Interview von den Eliten sülzen. Der Weg zurück kann diese 12 Jahre nicht ausklammern, und was ab 1848 davor war, führt via Wagner, Strauss, Giftgas, heil Dir im Siegeskranz genau da hinein.

Es gibt in Deutschland keine jeunesse doree. Nur Wohlstandskinder, die statt einem von Porsche entwickelten Panzer nur einen 924er fahren durften, und das auch nur bis zur Ostklippe auf Sylt.

Mittwoch, 18. Mai 2005, 01:14, von donalphons | |comment

 
@ Brillenverkäufer
Besser in der MAxvorstadt als dort

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"Dort" muss man erst mal ein paar Wochen "Erkan und Stefan" hören, um mit dem Publikum reden zu können. Wobei das nicht ganz stimmt, eine liebe Freundin wohnte dort einer Zeit, und ausser einer Leiche, die man mal vor ihrer Tür abgelegt hatte, war die Ecke recht normal.

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@ dort
War wohl ein krasses Bunny, ey ?

;-)

Lieber Don, Deine Texte helfen mir, den anfänglichen DCT Analphabetismus zu überwinden.

Keep up the good work !

Viele Grüße aus der Provinz welche sich an Nürnberg angliedert

Immo

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Eine echte Sphragistik-Checkerin aus einem meiner Spass-Nebenfächer. Kleines Spezialgebiet, das mitunter recht hilfreich war, beim Kampf gegen Christen und ihre komischen Vorstellungen über die frühen Legenden ihres Glaubens.

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Dazu mal ne krasse filosofische Analyhyse:

Der Begriff "wertkonservativ" bedeutete, ehe er zum Modewort wurde, etwas ganz Spezifisches, nämlich das Bewahrenwollen vorhandener Werte (Umweltschutz, Denkmalschutz, Erhalt des Rechtsstaats, Erhalt staatlicher sozialer Leistungen) im Gegensatz zu Normkonservatismus, was im engeren Sinne politisch konservative Vorstellungen bedeutete. Anfang der Achtziger Jahre bezeichneten sich viele Grüne, aber auch Oskar Lafontaine in diesem Sinne als Wertkonservative, um sich sowohl von Radikalen als auch von nihilististischen Pragmatikern der Macht abzugrenzen, und mit dem gleichen Begriff grenzten sich etwa Heiner Geißler oder Norbert Blüm gegen die Stahlhelm-Fraktion in der Union ab. Wertkonservative in diesem eigentlichen Wortsinn würde man heute als links und zugleich altmodisch moralisch ansehen.

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Noch so'n Begriff
Genauso deformiert ist der Begriff "reaktionär" inzwischen. Geht immer noch als quasi-Gegenteil von konservativ durch, aber nur, wenn man Konservativ eben so wie oben versteht. Ergo: CDU = reaktionär. Aber macht ja nix.

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che:
Kein Wunder, dass Blüm inzwischen der Lieblingsfeind der Neoliberalen (also der reaktionär-konservativen Verfassungsfeinde) ist und Geißler, jener "der Pazifismus hat Auschwitz erst möglich gemacht"-Geißler, für den Gorbatschow wie Goebbels war, dass also Geißler inzwischen so links wirkt, wie die SPD noch nie war.
Ich bin ja auch wertkonservativ - und merke, wie ich in den letzten Monaten immer linker werde....

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Da muss man auch den Gegenbegriff zu "reaktionär" erwähnen: "progressiv". Das ist ein Wort, das man heutzutage eher selten hört (ausser bei Steuerprogression und schnellwachsenden Tumoren).

Lange Zeit war es der Kampfbegriff für fortschrittlich, was sich besonders auf die Technik bezog, aber auch die gesamte Kultur. Die 68er haben das Progressive mit in die Toscana genomme. Was bleibt ist der Wertkonservatismus: Wenn die 40- und 50-Jährigen die Parties dominieren, dann gehen eben die 20- und 30-Jährigen nach Hause, um es sich in den verwaisten Ohrensesseln gemütlich zu machen und das Kleingedruckte in den Bausparverträgen zu studieren.

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Das...
...nennt man dann Dualismus.

Ansonsten:
http://www.schmidt-salomon.de/hoffillu.htm

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Na, da ist unser kleines soziökonomischkulturelles Feuilleton ja schon wieder zu Bestformen aufgelaufen :-)

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Ich plädiere ja dafür, in das geistige und tatsächliche Meublement des Vornärz zurückzukehren, nochmal die Aufklärung genau nachzujustieren, und bei Kerzenschein Blei für den kommenden März kleinzuhäckseln. Allenfalls, hin und wieder, ist ein Kotzebue oder ein Metternich zu erdolchen, und ansonsten putzt man die Bilder von Voltaire, de Sade, Diderot und, in Bayern auch das eines Maximilian Graf von Montgelas...

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Es ist letztlich immer eine Frage der Nischen, die man sich selbst erobert und besetzt. Nehmen wir nur mal den "Luxus" - wer durchs Kadewe oder ähnliche Konsumtempel geht, kann zwei Dinge feststellen: Luxus ist auch nicht mehr das, was er einmal war (Austernlöffel? Äh- die müssten wir erst mal bestellen), und zum anderen ist selbst der neue Ersatzluxus kaum zu bezahlen. Wenn es ihn denn noch gibt. So vieles ist heute doch längst ausgerottet, vom Halblederband über all die kleinen, feinen Porzellanmanufakturen in der Oberpfalz bishin zu handgedrehten Kerzenleuchtern.

Kann es eine grössere Verachtung geben, als die desjenigen, dessen Voltaire 1773 von der Akademie gedruckt wurde, in der noch das Ex Libris eines Philosphen ist und dessen handschriftlichen Notizen, gegenüber dem, der des Sachsen-Alex Schönburgs Buch über angeblichen Stil liest, oder noch schlimmer, verfasst hat? Ich sage: Nein.

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Luxus?
Geb ich Dir recht. Letztens kam ein Bekannter von mir aus China zurück (war mit im Schröder Tross unterwegs) mit Thommy Hilfinger Hemden zum Preis von 4 Euro das Stück anstatt 69,95 Euro beim SportScheck in München.

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Auf den Flohmärkten werden hier auch laufend Glashütte- und Vacheron-Uhren für 50 Euro angeboten, auch aus Ostasien... da bleibt einem ja nur der Rückgriff auf Gruen Curvex.

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Das kommt davon, wenn börsennotierte Konzerne den Begriff "Luxus" monopolisieren. Statt der Kunde eigene Ansprüche zu entwickelt, bieten LVMH, Pinault-Printemps-Redoute, Gucci & Co an, die Auswahl zu übernehmen und ein Logo dranzupappen. Als Zusatznutzen gibt es dann noch den Distinktionsgewinn dazu.

Aber Bourdieu zeigte, dass die herrschenden Eliten immer noch ihre Machtposition durch die Werte der gehobenen Kultur und die feinen Unterschiede eines kultivierten Lebensstils verfestigen (Don und der Austernlöffel) Dagegen entwickeln die anderen sozialen Schichten bis in die kleinsten Details hinein einen Habitus, der ihnen den sozial vorgegebenen Status als selbst gewählten Lebensstil erscheinen lässt. Man hat, was man liebt, weil man liebt, was man hat. Bourdieu (1979)

Elias hat den Drang des Adels zur ständigen Verfeinerung der "Sitten", um sich vom in diesem Zeitraum aufstrebenden Bürgertum abzugrenzen, als wesentliche Triebfeder der heutigen Ausprägungen menschlicher Umgangsformen, beschrieben. Diese Triebfeder ist zum reinen Logo-Fetischismus verkommen. Wäre wirklich mal wieder Zeit für einen März.

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... und wer, bitte, don,
soll Dir Deinen kotzebuben ermorden?

es gibt da welche, die sich auf kotzebues mörder zurückführen lassen, das sitzt jetzt (unter anderem) im sächs. landtag, in augenhöhe mit einer volkspartei, und frißt kreide - zumindest offiziell. fürs grobe hat man andere.

es folgt ein historischer einschub:

Kotzebue
war ein, hm, heute würde der sicher keine rührseligen aber umso erfolgreicheren theaterstücke mehr schreiben, sondern unermüdlich den fernsehnachmittag und -abend gestalten, und am ende wäre das immer noch besser als das was heute da abgeht, aber dann müsste ich mir wegen dem dann doch einen fernseher kaufen, also besser nicht.
dann galt er ja noch, in den kreisen seines mörders, als vaterlandsloser geselle und spion, weil er für den zaren und nicht etwa für seinen allergnädigsten und angestammten landesherrn, einen privaten informationsdienst schrieb, der in etwa dem herrscher aller reußen privatissime und unvollständig das gab, was man heute und mit so viel besserer druckqualität montags als spargel bzw. lokus am büdchen kaufen kann.

Sand
war ein etwas verwirrter, aber deswegen umso gefährlicherer burschenschafter, ein deutschnationaler, und überdies sohn eines pfarrers, glaube ich einmal. seine urenkel, weder studiert noch kinder protestantischer geistlicher, aber unbelehrbar wie eh und je brennen heute häuser nieder und es gibt sie leider noch immer.

Metternich
wurde zu lebzeiten nicht erdolcht, sehr zum bedauern mancher seiner zeitgenossen. immerhin, ein kenner der verhältnisse der donaumonarchie: ordnung ist geronnenes chaos, also gar nicht dran rühren! heute gibt so etwas, leider mit viel weniger genie (ja, der metternich war ein schuft, aber was für einer!) unser aller innenschily diesen part. über das entsprechende selbstbewusstsein soll der herr ja verfügen, höre ich.

ende des historischen einschubs.

sind wir denn wirklich im vormärz? das tatsächliche meublement, als biedermeier bekannt, macht wirklich mehr her als das legendäre schibbendehlklafier (jetzt brauchet mir blos no so a schibbendehlklafier, dann send mir komplett eigrichtet, hot selle schwäbische fabrikantefrau xagt) allerdings hätte ich gemeint, die zeitgenössische variante sei ikea. und das kannst du, don, nicht gar so sehr ab, glaube ich einmal.

leben wir denn nicht eher im nachmärz, also die 68er haben die machtverhältnisse nicht wirklich geändert, immerhin haben sie heute feine posten im inland - das wäre ja auch was, joschka als innenminister der us of a (carl schurz gelang es, aus dem belagerten rastatt zu fliehen und seine politische karriere in den usa fortzusetzen) aber eigentlich sind alle etwas desillusioniert, wartet doch alles auf etwas neues, so wie seinerzeit die ehedem 48er dann kleindeutsche patrioten wurden, und ihren frieden mit bismarck machten.

ach ja, die einigung. helmut kohl ist eben kein bismarck, auch das hat sich erledigt. immerhin hat man die anderen europäer nicht in dem umfang vergrätzt wie damals. das gibt hoffnung.

was bleibt da noch? die aufklärung nachjustieren - das ist doch ein guter gedanke. also, mit kant anfangen, und voltaire für die praktische anwendung. seine tagespublizistik müsste wider zugänglich gemacht werden, es würde sich lohnen (für geistigen, nicht materiallen gewinn, meine ich)

und der maximilian graf von monteglas? der hätte die zeichen der zeit längst erkannt, und die verwaltung auf it umgestellt, aber heftig! und das nicht ohne erfolg.

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Nun, was aus diesem "Luxus" wird, kann man sehen, wenn man in der Elle decoration blättert, am besten bei den drallen Vorstadtmamas, die sich danach ihre Nippsachen wie Versace-Porzellan und Besteck von Hermes kaufen.

Leben kann man wederim Vorbild noch in der Kopie. Ohne solides kunstgeschichtliches Wissen generiert man so oder so einen teuren Slum, gegen den ein schlichtes Bauernhaus im Altmühltal ein Muster an Ausgewogenheit und Stilsicherheit ist.

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Nun, das Ende von Kotzebue wurde damals von vielen Kreisen mit einer gewissen Befriedigung aufgenommen, hatte sich doch damals das rechts-links-Schema nicht herauasgebildet. Und auch ich muss sagen, dass mir die - heute würde man sagen - Telenovelas eines Kotzebues mit ihrem restaurativen Charakter absolut nicht zusagen, und natürlich, das gebe ich zu, war die Pleite von Kirch für mich ein Festtag. Gegen etwas zu sein, bedeutet also nicht zwangsläufig, für dessen andere Gegner zu sein.

zu Ikea werde ich noch viel schreiben, keuine Sorge, ganz generell schmeckt mir manche stilistische Grenzziehung im 19. Jahrhundert gar nicht, zumal sie auch extrem ahistorisch ist. Wenn ich etwa sehe, wie versucht wird, dunkle Biedermeiermöbel aufzuhellen, Mahagoni irgendwie zu kirschen, oder schlichte Möbel üppigst zu beziehen - ganz böse.

Ansonsten möchte ich die Devise ausgeben: Nach dem März ist vor dem März, nach 1830 war vor 1848, die Alt-68er und Alt-Rechten sagen bei Christiansen, dass der Kuchen verteilt ist, und deshalb muss man sich überlegen, ob man ihnen den Kuchen vom Teller nimmt, oder ihnen die Kuchengabel nicht besser in die Eingeweide rammt - wer innerlich blutet, ist erst mal satt.

(und bitte: Dieses Blog arbeitet mit satirischen Mitteln, nur damit keiner falsche Gedanken bekommt - ich würde meine Gabeln aus dem Hause Friedländer niemals in eine Lobbyhure stecken)

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Verdient hätte sie es, die Lobbyhure. Und erst das schöne Winseln.
Aber die Friedländer wäre der Ehre zuviel...

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Mahagoni wird unterschätzt. Aber das passt ja auch nicht zum Billy-Regal.

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Mahagoni, Perserteppich, Stuck, Kronleuchter. Die ganz grossen No Nos der späten 90er Jahre. Mir egal. Immer nur her damit.

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Also, was löst das Problem?

Kunstgeschichtliches Studium für alle? Nicht praktikabel. Dumm bumst gut, lernt aber schlecht. Zwangsweise schon gar nicht.

Alternative Lösung:

Verbot von Ikea, staatlich diktierter Geschmack, Einheitsmöbel? Geschmacksdiktat mit Geschmackspolizei? Nicht so prall. Hatten wir schon mehrfach. Zum Beispiel hielt ein Versuch keine 1000 Jahre. Ein anderer hatte nach etwas über 40 Jahren fertig. Was? Wird diesmal anders? Weil, ja weil, diesmal geben integre kunstwissenschaftliche Vollakademiker den Geschmack vor. Na ja dann ...

Alternative Lösung II:

Kostenlose Austerngabeln für alle? Nee, nee, oder ja, ja? Dann hat niemand mehr eine Ausrede, daß er kein Werkzeug zur Rauskratzen des Drecks unter den Fingernägeln hat.

Alternative Lösung III:

Jammern auf hohem Niveau, aus etablierter Position. Eh Alder, voll wertkonservativ, ehy.

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Schön, strappato, dass Du "Les pétites distinctions" gelesen hast, fühl ich mich nicht so alleine. Metternich heißt heute Bush, Napoleon Gorbatschow, Joschka Hardenberg, und Michael Moore ist Thomas Paine. Wer Hecker ist, ist noch nicht sichtbar, auch nicht, ob Berlusconi das Zeug zum Ré Bomba hat. Auch Marx, Engels, Proudhon und Weitling sind noch nicht aufgetreten, möglicherweise sind aber die Narodniki Al Queida.

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Alternative Lösung IV: Jedem das seine, und mir meine Alternativen und die Kritik an den herrschenden Zuständen.

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