Politische-berufliche Bilanz nach 15 Monaten Berlin
Erhaltene Visitenkarten: ca. 250
Behalten davon: 65
Davon erstklassige Trödler: 16
Davon nette Bekannte: 5
Davon Lobbyhuren und Networker: 0
Davon Sex: 0 - I never fuck in the Company
Verärgerte Reaktionen bei den Chefredakteuren: 20
Davon Forderung, mich in die Wüste zu schicken: 7
Erfolgreich davon: 0 - Quellen speichern ist eines meiner Suchtverhalten.
Borderline-Stories: 0 - zum Glück war ich von Anfang an klug genug, Bluesnarfing (Fickanbahnung per Bluetooth-Handies) für eine Erfindung zu halten. Andere waren dümmer.
Kaputtredigierte Interviews: 1 - eines Ministers Pressetante (Visitenkarte nicht behalten).
Gegebene Interviews: ca. 30
Höhepunkt: Mai 04 mit 7 an einem Tag
In Erinnerung behalten: 4 - hoffentlich kommt niemand auf die Idee, das Zeug später mal auszugraben.
Netzwerk aufgebaut: Nein.
Bekannt geworden: Ja.
Feinde gefunden: Viele. Praktisch alles rechts von der Mitte, ein paar NGOs, viele Kollegen. Grösstenteils ohne Absicht. Zu viele Ratten im Käfig. Ausserdem ist das, was mein CR witzig findet, nicht immer allzu fein - wenn man es als Betroffener lesen muss. Auch Jahre der Gewöhnung an die drögen Berliner Sticheleien härten nicht gegen bayerische Axthiebe ab.
Jemanden abgeschossen: Nein - ich arbeite daran.
Warum so wenig darüber geschrieben? Das politische Berlin ist absolut langweilig. Keiner von denen lebt hier - die kommen Montag Morgen und sind Donnerstag Nacht wieder weg. Es gibt auch keine Substanz, die Ministerien sind noch immer nicht richtig da, die Thinktanks und diversen Interessensverbände sind ganz kümmerliche Hinterzimmernummern, absolut grauslig, was da an Visions developed wird. Das politische Berlin ist Journaillen-Inzest ohne Tiefgang und Nachhaltigkeit, und so relevant wie ein Bargespräch im Regierungsviertel. Wahrscheinlich kann man wirklich besser darüber schreiben, wenn man nicht da ist. Das ist so wie bei den Neanderthalern: Die wissen zwar, was gerade an ihrem Feuer los ist, aber die grossen Linien ihrer Geschichte kennt der Archäologe sicher besser.
Warum sollte man als Journalist nach Berlin gehen? Sollte man nicht ohne verdammt guten Grund. Den habe ich gehabt, jetzt ist das Thema zur Zufriedenheit aller gelöst, und ich gehe wieder zurück in den Süden. Wenn man keinen leitenden Posten bekommt, ist Berlin wirklich hässlich. Thematisch bekommt man nur den Kleinscheiss, was wichtig ist und gutes Buffet hat, machen die immer gleichen Adabeis, die sich schon als Berater der Staatssekretäre sehen. Es gibt keine Sicherheit und kaum Chancen für die, die aus dem normalen Dienst wegen Kündigung rausfallen. Dazu kommt bei denen oft der Gedanke, es trotzdem irgendwie zu schaffen, weil das Leben hier so billig ist, und ausserdem so viel los ist... Fakt ist, dass diejenigen, die hierbleiben, einfach nicht den Absprung schaffen. Und älter werden, ohne irgendwas auf die Reihe zu bekommen, von der Hand in den Mund leben, keine Reserven aufbauen, und statt einer gewissen Sicherheit die stete Existenzangst haben, die sie so hibbelig macht. Eine milde Form einer zeitlichen Klaustrophobie. Rasen im Stillstand.
Ich habe es eine Weile mitgemacht, gut abgesichert und nie hungrig. Ich war bei dem Rennen ins Nichts auf Wildcard dabei und bin ausser Konkurrenz und Reglement gelaufen, habe mich über den Dingen beteiligt. Ich kann nur jedem Kollegen raten, es bleiben zu lassen. Die Stadt hat nur viel schlechte Vergangenheit, aber keine Zukunft.
Hier endet nach 15 Monaten der offizielle Berliner Teil des Blogs von Don Alphonso Porcamadonna. Der private Teil kommt morgen.
Behalten davon: 65
Davon erstklassige Trödler: 16
Davon nette Bekannte: 5
Davon Lobbyhuren und Networker: 0
Davon Sex: 0 - I never fuck in the Company
Verärgerte Reaktionen bei den Chefredakteuren: 20
Davon Forderung, mich in die Wüste zu schicken: 7
Erfolgreich davon: 0 - Quellen speichern ist eines meiner Suchtverhalten.
Borderline-Stories: 0 - zum Glück war ich von Anfang an klug genug, Bluesnarfing (Fickanbahnung per Bluetooth-Handies) für eine Erfindung zu halten. Andere waren dümmer.
Kaputtredigierte Interviews: 1 - eines Ministers Pressetante (Visitenkarte nicht behalten).
Gegebene Interviews: ca. 30
Höhepunkt: Mai 04 mit 7 an einem Tag
In Erinnerung behalten: 4 - hoffentlich kommt niemand auf die Idee, das Zeug später mal auszugraben.
Netzwerk aufgebaut: Nein.
Bekannt geworden: Ja.
Feinde gefunden: Viele. Praktisch alles rechts von der Mitte, ein paar NGOs, viele Kollegen. Grösstenteils ohne Absicht. Zu viele Ratten im Käfig. Ausserdem ist das, was mein CR witzig findet, nicht immer allzu fein - wenn man es als Betroffener lesen muss. Auch Jahre der Gewöhnung an die drögen Berliner Sticheleien härten nicht gegen bayerische Axthiebe ab.
Jemanden abgeschossen: Nein - ich arbeite daran.
Warum so wenig darüber geschrieben? Das politische Berlin ist absolut langweilig. Keiner von denen lebt hier - die kommen Montag Morgen und sind Donnerstag Nacht wieder weg. Es gibt auch keine Substanz, die Ministerien sind noch immer nicht richtig da, die Thinktanks und diversen Interessensverbände sind ganz kümmerliche Hinterzimmernummern, absolut grauslig, was da an Visions developed wird. Das politische Berlin ist Journaillen-Inzest ohne Tiefgang und Nachhaltigkeit, und so relevant wie ein Bargespräch im Regierungsviertel. Wahrscheinlich kann man wirklich besser darüber schreiben, wenn man nicht da ist. Das ist so wie bei den Neanderthalern: Die wissen zwar, was gerade an ihrem Feuer los ist, aber die grossen Linien ihrer Geschichte kennt der Archäologe sicher besser.
Warum sollte man als Journalist nach Berlin gehen? Sollte man nicht ohne verdammt guten Grund. Den habe ich gehabt, jetzt ist das Thema zur Zufriedenheit aller gelöst, und ich gehe wieder zurück in den Süden. Wenn man keinen leitenden Posten bekommt, ist Berlin wirklich hässlich. Thematisch bekommt man nur den Kleinscheiss, was wichtig ist und gutes Buffet hat, machen die immer gleichen Adabeis, die sich schon als Berater der Staatssekretäre sehen. Es gibt keine Sicherheit und kaum Chancen für die, die aus dem normalen Dienst wegen Kündigung rausfallen. Dazu kommt bei denen oft der Gedanke, es trotzdem irgendwie zu schaffen, weil das Leben hier so billig ist, und ausserdem so viel los ist... Fakt ist, dass diejenigen, die hierbleiben, einfach nicht den Absprung schaffen. Und älter werden, ohne irgendwas auf die Reihe zu bekommen, von der Hand in den Mund leben, keine Reserven aufbauen, und statt einer gewissen Sicherheit die stete Existenzangst haben, die sie so hibbelig macht. Eine milde Form einer zeitlichen Klaustrophobie. Rasen im Stillstand.
Ich habe es eine Weile mitgemacht, gut abgesichert und nie hungrig. Ich war bei dem Rennen ins Nichts auf Wildcard dabei und bin ausser Konkurrenz und Reglement gelaufen, habe mich über den Dingen beteiligt. Ich kann nur jedem Kollegen raten, es bleiben zu lassen. Die Stadt hat nur viel schlechte Vergangenheit, aber keine Zukunft.
Hier endet nach 15 Monaten der offizielle Berliner Teil des Blogs von Don Alphonso Porcamadonna. Der private Teil kommt morgen.
donalphons, 23:16h
Montag, 30. Mai 2005, 23:16, von donalphons |
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d.,
Dienstag, 31. Mai 2005, 01:35
Besten Dank für mehrere unterhaltsame Stunden. Ich hoffe, Deine alte neue Heimat ist nicht so provinziell, daß ich auf die angenehme Schreibe verzichten muß.
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donalphons,
Mittwoch, 1. Juni 2005, 05:25
Meine Heimal ist extrem provinziell, was aber nichts heissen muss - Florenz war zu seiner Blütezeit auch nicht grösser. Für ein paar saftige Decameriaden sollte es auf jeden Fall reichen.
Und Berlin - ich muss da in den nächsten 4 Wochen mindestens zweimal kurz hin, der Abschied ist also eher relativ. Nur habe ich jetzt eben keine Wohnung mehr.
Und Berlin - ich muss da in den nächsten 4 Wochen mindestens zweimal kurz hin, der Abschied ist also eher relativ. Nur habe ich jetzt eben keine Wohnung mehr.
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modeste,
Dienstag, 31. Mai 2005, 02:43
Dann meine besten Wünsche aus dem Herzen des Neandertals. Und bleib´ nicht so lange weg.
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donalphons,
Mittwoch, 1. Juni 2005, 05:27
Alle paar Wochen werde ich mal vorbeischauen. Nicht unbedingt im Hochsommer, aber im Herbst wieder.
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holgi,
Dienstag, 31. Mai 2005, 04:37
Auf ein Wiedersehen.
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che2001,
Dienstag, 31. Mai 2005, 10:37
Dein halbtoter Bahnhof, wo ich unter denen steh,
die morgen, schon morgen in bessre Städte gehn.
Wo ich dich verlassen will,
immer wieder, immer noch,
ich schaff den Sprung auch,
ich schaff den Sprung doch.
("Berlin", Klaus Hoffmann 1980)
Hm, lieber Don, da werden wir uns aber einen Treffpunkt in der Mitte aussuchen müssen. Nach Berlin komme ich ja dann und wann, aber Submain?
die morgen, schon morgen in bessre Städte gehn.
Wo ich dich verlassen will,
immer wieder, immer noch,
ich schaff den Sprung auch,
ich schaff den Sprung doch.
("Berlin", Klaus Hoffmann 1980)
Hm, lieber Don, da werden wir uns aber einen Treffpunkt in der Mitte aussuchen müssen. Nach Berlin komme ich ja dann und wann, aber Submain?
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donalphons,
Mittwoch, 1. Juni 2005, 05:28
Wie wäre es mit Speyer, wo Kaiser verschimmeln und Wasserspiele stattfinden? ;-)
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donalphons,
Mittwoch, 1. Juni 2005, 06:49
Doch. Was sonst. Nur die Harten bekommen den Dachgarten. Hoffentlich hat es ordentlich debugt. (Und schreiben kann ich auch noch im Koma)
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hella,
Dienstag, 31. Mai 2005, 11:26
Ein echter Grantler findet überall das Futter für anregend-kritische Kulturbetrachtungen. Für Lesestoff ist gesorgt, da habe ich keine Bange.
Herzlichen Glückwunsch dass du dieses Vorzimmer der Hölle verlassen hast. Früher sagte man mal: In Berlin geht die Sonne nie unter, weil überall drumherum Osten ist. Jetzt müsste es heissen: In Berlin geht die Sonne nie auf weil drumherum Westen ist.
Herzlichen Glückwunsch dass du dieses Vorzimmer der Hölle verlassen hast. Früher sagte man mal: In Berlin geht die Sonne nie unter, weil überall drumherum Osten ist. Jetzt müsste es heissen: In Berlin geht die Sonne nie auf weil drumherum Westen ist.
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kay,
Dienstag, 31. Mai 2005, 12:54
Ich fühle mich wohl in Berlin.
Nicht überall, aber an den meisten Stellen schon, an einigen aber auch überhaupt nicht. Man sollte halt nicht erwarten, dass sich alles dem altbekannten aus seinem Herkunftskuhdorf ähnelt und sich in dieselbigen Denkstrukturen einpressen lässt.
Berlin muss man differenziert betrachten weil es Unmengen von Schattierungen und Facetten gibt. Manche können das, manche eben nicht und sind überfordert.
Gruß
Kay
PS: Man kann Berlin in der obigen Argumentation durch eine beliebige Großstadt ersetzen. Ab einer gewissen Größe sind sie alle gleich.
Nicht überall, aber an den meisten Stellen schon, an einigen aber auch überhaupt nicht. Man sollte halt nicht erwarten, dass sich alles dem altbekannten aus seinem Herkunftskuhdorf ähnelt und sich in dieselbigen Denkstrukturen einpressen lässt.
Berlin muss man differenziert betrachten weil es Unmengen von Schattierungen und Facetten gibt. Manche können das, manche eben nicht und sind überfordert.
Gruß
Kay
PS: Man kann Berlin in der obigen Argumentation durch eine beliebige Großstadt ersetzen. Ab einer gewissen Größe sind sie alle gleich.
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che2001,
Dienstag, 31. Mai 2005, 14:50
Satt und ungeheuer fett
Das ist, um Konstantin Wecker aus dem Zusammenhang zu reißen, München. Es ist einer der wenigen Städte, wo der Reichtum offensichtlich, die Armut aber nur für den Eingeweihten zu finden ist (Stuttgart und Barcelona würden mir dazu noch einfallen). Da es aufgrund der Lex Frauenkirche in München keine Hochhaustürme gibt und die territoriale Ausdehnung gemessen an Hamburg, Berlin oder selbst Köln gering ist, hat München kein typisch großstädtisches Gesicht. Wenn Italien auf Südtirol und Turin beschränkt ist und der Rest geflutet wird, hat Hiddensee recht. Obwohl Bayern auch so eine Art Toskana hat, nämlich die Rhön *vorempörtenfrankeindeckunghecht*
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hockeystick,
Dienstag, 31. Mai 2005, 15:27
...dabei aber nicht dem aufgebrachten Mob aus rhönradfahrenden Thüringern in die Quere kommen...
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hockeystick,
Dienstag, 31. Mai 2005, 17:09
Das großflächige Nichtvorhandensein von Landschaft kann man so ohne Frage auch zu seinem Vorteil nutzen.
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hella,
Dienstag, 31. Mai 2005, 17:26
... dann würden die alle endlich hochdeutsch sprechen!
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hockeystick,
Dienstag, 31. Mai 2005, 18:48
Nach anderthalb Millionen Jahren unter einem Eispanzer? Da spricht man Platt.
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lapidarium,
Dienstag, 31. Mai 2005, 14:44
Berlin von draussen
ganz toll finde ich Berlin immer dann, wenn ich zurück komme;
oder wenn ich die speziellen Berlinbeschreibungen vom Don lese.
aber vielleicht kommen noch Fortsetzungen aus Bayern
oder wenn ich die speziellen Berlinbeschreibungen vom Don lese.
aber vielleicht kommen noch Fortsetzungen aus Bayern
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donalphons,
Mittwoch, 1. Juni 2005, 05:32
Ja, sowieso. Als ich das Blog begonnen habe, war nicht absehrbar, dass ich in Berlin landen würde. Das geschah erst Dezember 2003. Der grösste Teil meines Schaffens bei DCT war in Bayern angesiedelt.
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