Die Kunst des Abgangs

Das kann man so und so machen. Ich persönlich bevorzuge Abgänge, die nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig lassen. Der klassische Divenabgang - Ohrfeige, Drink zur Kühlung ins Gesicht schütten, umdrehen und deutlich beim Hinausgehen "CRETIN!" rufen etwa stellt sicher, dass man zukünftig vielleicht einen Todfeind mehr, aber einen erbärmlichen, langweiligen, feigen, rechtsreaktionären Schleimbatzen weniger in seinem Umfeld dulden muss. Nein, es ist nicht nett, ich würde es nicht immer tun, aber es gibt einfach Begegnungen, da gibt es keine andere Form der Trennung, will man danach nicht wütend das heimische Kissen prügeln.

Natürlich kommt nach solchen dramatischen Szenen immer ein gewisses Raunen, dass man das nicht so machen könne, so schlimm ist der Kerl doch gar nicht, er habe manch anderer durchaus schon mal einen Drink spendiert, und nur, weil er aus einem Clan voller verhunzter, schmerbäuchiger, widerlicher Sabberfritzen kommt, dürfe man ihn nicht nach der Familie beurteilen - besonders, wenn er in der Lage ist, andere Konflikte seines Clans für eine Weile, für einen Smalltalk zu vergessen. Und weil man gerade dabei ist, finden sich dann auch ein paar befreundete Linknutten ein, die der Diva gleich eine Menge unschöner Dinge nachsagen, sie sei eigentlich genauso schlimm wie der Typ, sie differenziere nicht, man dürfe das nicht ernst nehmen, immer das gleiche mit der. Das kann man momentan ganz schön in den Kommentaren des Berliner Blogfilzes bei Stefan Niggemeier sehen, einem der Macher von Bildblog und mancher Experimente, die ich nicht gut finde, womit die Springertochter "Die Welt" aber so wenig Probleme hat, dass sie sein Blog empfohlen hat. Was für ihn ok ist.

Aber dann klingelt bei dem Typen mit der Ohrfeige das Handy, Mama hat davon gehört und sagt ihm, dass er gefälligst in Zukunft irgendwelchen komischen Frauen keine Drinks mehr ausgeben soll, weder den Diven noch den Trotzköpfen, allenfalls noch den ganz devoten Linknutten, die anderen sollen bitte ihre Rechnung selber zahlen. Man muss Mama zugestehen, dass sie das nach den niggemeierschen Einlassungen prima getimed hat. Das darauf folgende Gegrummel beim Rauskramen der Geldbörse kann man dann hier nachlesen.

Diven, die rechtzeitig für klare Verhältnisse sorgten, haben sowas zum Glück nicht nötig.

Freitag, 23. Februar 2007, 18:06, von donalphons | |comment

 
Guter Eintrag, Don!

Aber manchereiner wird sich dadurch rausreden, dass er ja irgendwie seine Brötchen gebacken kriegen muss etc., und andereiner verweist auf privilegiertes Umfeld. Als ob das Legitimation sein könnte.

(Dazu kommt noch, dass Bildblog nach mehrmaligem Anklicken einen Unterhaltungswert gegen O Kelvin erreicht. Er wirkt nur noch volksbildhauerisch, ist dadurch vielleicht irgendwie wichtig, überrascht durch inhaltliche Kontinuität der Postings - andere würden dem vielleicht gebetsmühlenhaft sagen.)

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Ich halte Bildblog immer noch für wichtig, aber lesen tue ich es auch nicht mehr. An und für sich habe ich mir nach deren Knipsaktion gegen Dieckmann geschworen, Niggemeier zukünftig zu meiden, aber nachdem er mal wieder PR-Schreiberlinge, der Schnüffel-Sebas und andere Gestalten gewissermassen eingeladen hat zum lustigen Donbashen, ist es vielleicht ja mal ganz interessant für die Nachwelt ;-) zu sehen, wie die Blogosphäre Anno 2007 so getickt hat: Theoretisch Revoluzzer, praktisch mit feuchten Höschen dankend, wenn man ihnen einen schwarzbraunen Linkbrocken hinwirft und kläffend, wenn er wieder entzogen wird.

Aber an die Doppelmoral hier draussen sollte man sich gewöhnen: Alle finden Johnny toll, weil er Jamba heimgeleuchtet hat, und drei Jahre später ziehen die Samwers weiteres Zeug hoch - und sofort finden sich teilweise die gleichen Leute, die prompt für sie Werbung laufen. Mich kotzt diese spezielle "Anything goes"-Haltung sowas von an, ich mag es kaum sagen.

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Oskar Maria Graf
Laut "Berliner Börsencourier" stehe ich auf der "weißen Autorenliste" des neuen Deutschlands, und alle meine Bücher, mit Ausnahme meines Hauptwerkes "Wir sind Gefangene", werden empfohlen: Ich bin also dazu berufen, einer der Exponenten des "neuen" deutschen Geistes zu sein!

Vergebens frage ich mich: Womit habe ich diese Schmach verdient?

Das "Dritte Reich" hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl seiner wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht.

Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten und den Begriff "deutsch" durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Freunde verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden.

Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch rein gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer "Geistigen" zu beanspruchen, mich auf ihre so genannte "weiße Liste" zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann!

Diese Unehre habe ich nicht verdient!

Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!

Alle anständigen Zeitungen werden um Abdruck dieses Protestes ersucht.

Oskar Maria Graf

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Und Tausende deutscher Autoren dachten "Prima! Dann verkaufe ich mehr Bücher."

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Man kann eben nicht ein bißchen Hure sein.

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Ich wäre gnädig:
Nachdem Blogger es nicht professionell tun, Hobbynutte.

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"Freilich, wenn man es durchaus Prostitution nennen will, wenn ein Mensch nicht, wie es üblich ist, seine ganze Person für Geld hergibt, sondern nur seinen Körper, so betrieb Leona gelegentlich Prostitution."

Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften

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