Realität killt Phantasie

Wenn ich behaupten würde, eine BWL-Elitesse würde ein Blog führen und darin schreiben:

"Wir haben Ethik und da die meisten sich ziemlich langweilen wird eben gesurft, was das Zeug hält. Was will man sonst schon machen ;) Hoch lebe das WLan im Hörsaal ;)"

würde jeder sagen, ach, der Don, der übertreibt mal wieder mit seinen Schwarz-Weiss-Klischees. Oder so.

Dienstag, 14. Dezember 2004, 22:41, von donalphons | |comment

 
Dabei ist genau dieses Fach so wichtig. Ich merke immer mehr, dass die Inhalte, diese Faches noch mehr gebraucht werden als Finanzen, VWL und Statistik. Natürlich braucht man diese Tools auch, aber die Ethik gibt dir ein Tool mit der Gesellschaft umgehen zu können. Aber sie wird es auch noch lernen.

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Wir haben Ethik!
Daher hören wir nicht zu wenn einer was darüber erzählt! Denn was wir schon haben brauchen wir nicht mehr!

Der Don kann auch ganz schön gemein sein, übrigens. Durch sein verschulden bekommt das arme PostAbiturBienchen jetzt hundgemeine Posts ab, und jeder kann ihren erschreckend nervigen Hang zu gesichtsähnlichen Zeichenkombinationen bewundern, was ja fast schon eine typographische Pest bei Ihr darstellt.


Not nice Don.


Ohh, und Ethik als "Tool" zu betrachten das einem die Gesellschaft öffnet wie ein Schweizer Messer die Dose, naja, das halte ich für etwas gefährlich. Denn es sollte bei Ethik ja nicht darum gehen was man herausholen kann sondern darum was richtig und falsch ist.

Wikipedia:
Die Ethik als Anleitung zum richtigen Handeln ist ein Teilgebiet der Philosophie

Aber ich wundre immer wieder warum sich gerade ein Fräullein Sorglos (BWL, bestimmt von Papi bezahlt, letztens erst in Amerika, Mittelstand pur also) an lyrics von Tupak Shakur aufhängt, wenn sie den vielsagenden Titel "The Rose That Grew From Concrete" tragen. Und dann auch noch in Ingolstadt!

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Nun, es stimmt, ich war in Amerika, aber dafür habe ich selbst gearbeitet und ich habe dort eine Freundin von mir besucht. Weltoffenheit hat nunmal seinen Preis, aber ich habe es mir gern geleistet.

Von Papi bezahlt stimmt im Zusammenhang mit meinem Studium natürlich, aber das trifft wohl auf die Allgemeinheit der Studenten zu und nicht nur auf mich.

Postabiturbienchen... nett, so ein Ausdruck wurde bisher selten verwendet, um mich zu bezeichnen, um genau zu sein nie, denn wer mich kennt, würde dies nicht tun.

Warum ich Tupac Shakur zitiere? Ganz einfach: Weil es mir aus der Seele spricht in meiner derzeitigen Situation.

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>Nun, es stimmt, ich war in Amerika, aber dafür habe ich selbst gearbeitet und ich habe dort eine Freundin von mir besucht. Weltoffenheit hat nunmal seinen Preis, aber ich habe es mir gern geleistet.

das muss man sich auf der zunge zergehen lassen. touristenpack meint, es habe etwas geschafft, weil es vierzehn tage in einem fernen land die wand angestarrt hat. mitnichten, packvolk. ziehen sie aus ihrem reihenhaus und leben sie ein jahrzehnt in einem fremden land, dann koennen sie sich 'weltoffen' und aehnliche phrasendrescherei erlauben, ohne sich vollends laecherlich zu machen.

>Warum ich Tupac Shakur zitiere?
es dauert eben ein paar jahre, bis trends aus los angeles nach ingolstadt gelangen.

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>Von Papi bezahlt stimmt im Zusammenhang mit meinem Studium natürlich, aber das trifft wohl auf die Allgemeinheit der Studenten zu und nicht nur auf mich.

Was für ein Weltbild <kopfschüttel>. Zitieren wir mal das Deutsche Studentenwerk:

65 % aller Studierenden im Erststudium sind während der Vorlesungszeit erwerbstätig und haben daraus ein eigenes Einkommen. 65 % sind in der vorlesungsfreien Zeit (Semesterferien) erwerbstätig und 20 % sind laufend, sowohl in der Vorlesungszeit als auch in der vorlesungsfreien Zeit, erwerbstätig. Nur 26 % waren zu keiner Zeit erwerbstätig.

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Weltoffenheit hat nunmal seinen Preis, aber ich habe es mir gern geleistet.

Sex up your CV. Jeder Urlaub wird zur Weiterentwicklung der Kosmopolität und zum Kennenlernen anderer Kulturen.

Juli 2004: Seminar - Strategien sozialer Kommunikation mit praktischen Feldeinsatz (Ballermann).

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> Strategien sozialer Kommunikation mit praktischen Feldeinsatz (Ballermann).

wunderschoen, wirklich.

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Bitte, die WFI ist nun wirklich nicht mit anderen Massenunis vergleichbar. Gleich hinter der Tür zur Bib schauen sie alle auf ihr Handy nach den neuesten SMS, bevor dann der ein oder andere in seinen 3er BMW Cabrio mit Stuttgarter Kennzeichen steigt, bei dem man schon genau hinschauen muss, um die mit Klebeband abgedichteten Stellen im Verdeck zu sehen. Aber sozial Schwache bzw. deren Kinder sind hier eher selten. Die WFI hat nun mal beinharte Aufnahmekriterien, sucht sich ihre Studis selbst raus, und der Grundidee einer Eliteschmiede kommt es sehr zugute, wenn der Student schon qua Familie ein Netzwerk mitbringt.

(Ja, ich weiss, ich ja auch, aber: Ich bin eigentlich nur Geisteswissenschaftler, und in die Wirtschaft bin ich nur gekommen, weil ich jemandem dummerweise einen gefallen tat, der sich dann entsetzlich ausweitete - wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich Sohn ohne Aufgaben und Verantwortung geblieben! Und vor Wirtschaft habe ich absolut keine Ahnung, und ich verstehe auch nicht, warum ich BWLern was über VC beibringen soll, irgendwie glauben die Profs, ich hätte doch etwas Erfahrung.)

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Unterschätzt die Dame nicht. Die bloggte schon, als man das noch "Tagebuch" nannte. Auf der anderen Seite gehört sie in den Dunstkreis von C.H., der "GrandDame " der Blogger-Landschaft. Und warum sollen die Erstsemester in Ingeolstadt mehr im Hirn haben?

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Ja, sie hat einen langen Trackrecord, um das mal im Business-Slang zu sagen.

Aber.

Es handelt sich hier auch nicht um Ethik nach dem Motto: Tu gutes, denn das ist gut! Sondern es ist die Ingolstädter Schule (hört hört) der Wirtschaftsethik. Es kommt nämlich auf die Anreiz-, und Handlungsbedingungen an. Wenn du also ein gewünschtes Ergebnis erreichen willst, musst du nicht sagen "Tu das weil es gut ist" sondern "Investiere in die Bedingungen zur Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil"

Darüberhinaus wird theoretisch fundiert, warum Firmen eine gesellschaftliche Verantwortung haben und welchen Einfluss z.B. die Firmenkultur auf das Wirtschaftsleben haben kann (Stichwort unvollständige Verträge).

Alles in allem, ein wirklich sehr sinnvolles Fach, gibt es dem BWLer doch ein Argumentationstool mit auf den Weg.

Leider kann man den Ingolstädter Ethikansatz nicht in einem Kommentar charakterisieren.

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Wer mit 19 Jahren Ethik als sinnvolles Fach erkennt, der studiert Geisteswissenschaften. Ist zwar traurig, aber kann man heutzutage nicht ändern. Wegen der "Ingolstädter Schule der Wirtschaftethik" hat wohl kein Erstsemester dieses Provinzkaff als Studienort gewählt.

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Ethik, Notebooks und so
Ich weiß noch, wie der Wirtschaftsethiker Hengsbach in einer Elitessen- und Söhnchenrunde daherwetterte wie mein Namenspatron, und der größte Teil der Anwesenden nur betroffen guckte und mit alldem nichts anzufangen wusste. Perlen vor die Säue! Was WLAN und den Nutzen von Notebooks angeht: Das gibt es auch bei Very Big Companies und auf hohen Management-Ebenen, dass bei sauteuren sogenannten Meetings die Leute beisammen sitzen und auf ihren Notebooks gerade etwas ganz Anderes machen, z.B. Insider schreiben.

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hey
Ethik als Schulfach wurde von uns bis zum Abitur auch nicht verbissen als Vorbereitung auf unsere gesellschaftliche Verantwortung als zukünftige Führungskraft oder so aufgefasst, sondern eher als ins Abitur nicht einzubringendes Entspannungsfach mt hohem Freizeitwert. Und in Ethik saßen naturgemäß sogar noch eher die schlaueren.

Was ich nicht verstehe: Warum gehen die nicht irgendwo einen Kaffee trinken, sondern hocken im Hörsaal rum, wenn sie's nicht interessiert?

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Die brauchen die Punkte, und die kriegt man nicht im Cafe.

Ich halte Wirtschaftsethik in Ingolstadt für sehr sinnvoll, zumal die Grundlagen dafür in unserem Kulturkreis katholisch geprägt sind, siehe die Frage des justum pretium bei Augustinus in der Civitas Dei. Nur: Ich kann sowas hinschreiben, weil ich es weiss, die meisten Elitessen könnten es vielleicht noch ergooglen, aber etwas damit anfangen?

Mach ein Seminar "Mit VC und IPO in 12 Monaten reich un berühmt" oder "Vom Assi zum Vorstand - blow away your competition", und alle werden kommen, keiner wird sein WLAN einschalten, um das Kinoprogramm abzufragen. Und selbst, wenn sie Ethik machen, wird die entscheidende Frage für die meisten sein: "Wie viel Ethik muss ich einsetzen, um maximalen Gewinn zu erwirtschaften?"

Und wenn ich auch manchmal über die Mittelständler und Spiesser dieser Stadt herziehe: Ich kenne welche, die an Weihnachten fünfstellige Beträge einfach so, anonym an Misereor spenden, und den nächsten Maserati ein halbes Jahr deshalb aufschieben. Da kann man immer noch rumkritteln, aber ich kann mit diesen Leuten irgendwo was anfangen. Aber nicht mit diesen Kids, von denen ich hoffe, dass man sie niemals an verantwortliche Stellen lässt.

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@ Hella wegen C.H.: Ooops, das hab ich nicht gewusst, aber seit der ungefickten Brotspinne reloaded hat sich die Blogurviechercombo "Das Mastodon und seine Woll&Stricknashörner" hier selten gemacht - ich dachte sogar, die sind vielleicht schon ausgesatorben.

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Zum Einen ist da die Grausamkeit des Kindes, mit der sie Dich später entlassen wird, ohne an etwas anderes zu denken, als die ethisch korrekte Abwicklung dieses Vorgangs. Sie wird für Dich dasselber Gefühl entwickweln, wie ihr Bedauern, keine Nikolauszipfelmütze zu haben.

Zum Anderen ist da die schreiende Einsamkeit einer jungen Frau, die vor einer Knalltüte wie Robbie Williams auf die Knie fällt.

Zusammengenommen ergibt das eine schare Waffe in der Hand ihres Vorgesetzten, egal wer das ist.

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Scharfe Tanja
Und die scharfe Waffe sieht zuckersüß aus, ist aber saugefährlich und super im Verschleiern der Wirklichkeit, die sie selber ohnehin nicht erkennt.

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Ach Jungs...
...die Dame ist fast eine Generation jünger als ihr - gesteht ihr doch die jugendliche Unbekümmertheit einfach zu. Das artet hier sonst ein wenig in omahafte Die-heutige-Jugend-Lamentiererei aus, aus muppetshowhafter Logen-Perspektive.

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Späteres Leben
nein, hockeystick, ich schreibe nicht über die heutige Jugend, sondern darüber, was aus der mal werden wird, wenn bestimmte Weichen gestellt sind. Das ist nicht personalisiert, sondern quasi ein Gattungsbegriff. Ich hab solche Mädels und ihre Funktion im Unternehmen nun mal konkret erlebt.

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Das sind die Leute, denen ich eine neue New Economy aus ganzem Herzen wünsche. Etwas, wo sie sich mal so richtig austoben können; nett, solange der Staat für das WLAN und den Deppen da vorne aufkommt, und zielstrebig und konsequent ihren eigenen Vorteil nutzend, wenn es dann um das echte Geld geht. Und am Ende feststellen: Neben Alex F. ist sicher noch eine Zelle frei.

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e-Thik
Wir haben Ethik [...]. Was will man sonst schon machen
"Wirtschaftsethik" hört sich für mich ähnlich krank wie die Bezeichnung "Peacemaker" an - ein Widerspruch in sich.

Zudem scheint die gute Dame Ethik als eine Art gottgegebener Plage hinzunehmen. Das muss man sich halt anhören und ein interessiertes Gesicht dabei machen. Dann kurz für den Schein das Script auswendig lernen und dannach alles wieder vergessen. Wer braucht schon Ethik wenn es um Euronen geht? Mit Ethik hat noch keiner ein schickes Laptop bezahlt...

Wirtschaftsethik ist doch nur Bestandteil des Heissluftballons CI. CI's sollen das Image eines Unternehmens prägen - aber eben nur das Image und nicht die reale Existenz. Genauso ist es mit der Unternehmensethik: Viel Schein, wenig sein. Das ganze dient nur dazu in unser allen Köpfen das Bild eines politisch & moralisch korrekten Unternehmens zu zeichnen. Aus den bösen Kapitalistenkonzernen werden gute unser-aller-leben-besser-machende Freunde. Da wird die Ächtung von Kinderarbeit oder der Gleichstellungsgrundsatz schon schnell mal als "Sozialcharta" verkauft. Dinge, die jeder halbwegs intelligente Mensch zu den selbstverständlichen Regeln des menschlichen Zusammenlebens zählt, werden so zu tollen PR-Texten, mit denen man sogar eine Vorlesung füllen kann.

P.S.:
Das Schulfach "Ethik" ist seinerzeit übrigens nur eingeführt worden, damit konfessionslose Anarchisten (wie ich) und andere subversive Nicht-Christen während der Freistunden des GehirnwäscheReligionsunterrichtes nicht auf aufmüpfige Gedanken kommen.

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So sympathisch Dich Dein Statement macht, external flame, so ganz stimmt es auch nicht. Es gibt schon Wirtschaftsethiker, die mehr oder minder hehre politische Ziele vertreten und für eine Re-Regulierung der Ökonomie sind. Es ist eben sehr die Frage, ob mit reformistischen Mitteln innerhalb des Systems etwas zu machen ist oder ob es komplett über den Haufen geschmissen werden muss, aber zumindest sind mir diese Wirtschaftsethiker lieber als die Zyniker und Sozialdeformer. Wobei ich natürlich nicht weiß, was von den Positionen eines Hengsbach, Todd, Müller oder Wallerstein im Wirtschaftsethik-Seminar der Katholischen Universität Ingolstadt-Eichstätt übrigbleibt. Nichts, wahrscheinlich.

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Ja, Che, du hast natürlich recht. Die monochrome Darstellung des Sachverhalts meinerseits ist natürlich nicht wirklich differenziert - trifft aber dennoch draussen im Wirtschaftsleben leider fast immer zu (das ist ja das schlimme an Vorurteilen)

Für den Fall des Falles, das in der Vorlesung doch etwas von den gut gemeinten Theorien der Ethik übrigbleibt, tritt die Aussage des Blogeintrages ein - es interessiert niemanden. Leider.

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Jau
Der Schuh passt.

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Vielleicht sollte man es einfach sexy branden:

Wirtschaftsethik - wie nett muss ich für maximale Rendite sein?

Referatsthemen
Gewinnmaximierung durch Versprechungen - wann werde ich unglaubwürdig?
Say it with a smile - Kündigungen in sozialer Verantwortung.
Ersetzt das nette Obst das Weihnachtsgeld?
Wie begründe ich Abmahnungen, wenn Greenpeace oder Amnesty meckern?

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... Cash ohne Reue - Wie bleibe ich trotz Konto in der Schweiz sauber?

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Applied Ethics - wann wird der Staatsanwalt böse?

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Smiling threatening - wie deckle ich meine Lieferanten?
Friendly mobbing - wie quäle ich meine Kollegen?
Companyfucking - wie kriege ich Tanja in die Kiste?
Fuckcompanieing - wie kriegt Tanja heiße Informationen von den Geschechts äh- Geschäftspartnern?

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Der Gentest als Waffe - so setze ich den Vorstand unter Druck.

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Alter Hut
> Wirtschaftsethik - wie nett muss ich für maximale Rendite sein?

Nur eine andere Version von "Wer ficken will muß freundlich sein". Einem solchen Vorlesungstitel fehlt natürlich die notwendige wissenschaftliche Überhöhung. Also verpackt man das in den ganzen Blabla vom ethischen Handeln in der Wirtschaft

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weitere Themen diese Seminares:
"Easy like Vodkafoam" - Steuern sparen ohne Reue
"Arbeitsplatzangst - der grösste Standortvorteil" - Waffengeschäfte, na und, Gott ist doch tot! Wirtschaftsnihilismus heute
"Miles'n Mohr" - Betrachtungen zum Tod am Beispiel der Wertschöpfungskette der Abschiebungswirtschaft
"DataAggregating" - warum im Guten auch immer das Böse steckt
"BioEthicsTech" - das Sein der nachhaltigen Kurzsichtigkeit
"LemmingMarketing" - Vom Übermensch zum grenzdebilen Kunden
"Politillusion" - Die Lüge als soziale Kompetenz

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Datamining - Praktikantensklaven im Schacht
Profiling - besser und netter als die Gestapo

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Da tut mir die Kleine ja fast leid beim Lesen. Aber im Ernst, den größten Schaden richten doch in aller Regel nicht die Gleichgültigen an, sondern die Idealisten, deren Ideale der Rest der Welt nicht teilt.

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Äh - ich denke, die Kombination macht es. Der Psychopath an der Spitze der Bewegung, der gleichgültige, das Nötige veranlassende Bürokrat bei der gewissenhaften Umsetzung.

Himmler und Eichmann, Napoleon und Fouche, Stalin und Beria...der visionäre CEO und die HR-Tussi, die den Anwalt beauftragt, die Kündigungen für die rauszuschreiben, die den Spirit nicht teilen...

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Ok, der Punkt geht an Sie. Aber ist es einer Nachwuchswirtschaftstussi vorzuwerfen, sich nicht für Ethik zu interessieren? Es gibt m. E. keinen besonderen Zusammenhang zwischen der Beschäftigung mit dem Guten und seiner Verwirklichung.

Das wird jetzt vermutlich mir fürchterlich auf die Füße fallen - aber mit 19 lag mir die Beschäftigung mit diesen Fragen auch denkbar fern.

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Nein, das muss sie natürlich nicht - in ihrer Freizeit. Aber wenn sie schon vom Staat und damit von uns allen ein hochgradig privilegiertes und kostenintensives Studium bekommt, mit kleinen Gruppen und hohen Chancen für ihre private Zukunft, und dieses Seminar ist das einzige, was im Rahmen des Studiums die gesellschaftliche Verantwortung erklärt, und dann surft sie rum, was sie bei Marketing und Rechnungswesen ganz sicher nicht tun wird - dann sehe ich nicht den Unterschied zu denen, die in der Bild als Sozialschmarotzer tituliert werden. Der Staat zahlt den Raum, das WLAN, die Infrastruktur, den Professor, den Reinigungsdienst, und wenn das Ergebnis bei der Hälfte der Leute eine Stunde am ICQ mit den Kumpels ist, dann kann ich mir in etwa vorstellen, was für tolle, verantwortungsbewusste Manager das mal werden.

Und von der anderen Seite betrachtet, von der einer Person, die solche Leute dann um transatlantische/multinationale Praktika anschleimen: Wenn deren Leistungsbereitschaft so aussieht, dass sie den manchmal unangenehmen Anforderungen durch Cyberslacking ausweichen und das auch noch so cool finden, dass sie das als tolle Sache veröffentlichen - HALLO? - gut, dann brauchen sie sich nicht wundern, wenn sie im Praktikum erst mal 4 Wochen der Putzkraft zur Hand gehen werden, damit sie lernen, was Arbeit und Pflichterfüllung bedeutet.

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Nachtrag, jenseits der Kunstfigur Don Alphonso: Ich bin selbst ein lustiger Vogel, nicht konservativ, offen, und für jede Gaudi zu haben, solang das, was ansteht, rechtzeitig und ordentlich abgeliefert wird. Ich pfeife auf Sekundärtugenden, und ich kenne die Motivation, die durch Deadlines entsteht, wie auch das wohlige Gefühl der Sicherheit durch den familiären Background.

Aber wenn ich einen Job anstrebe, in dem ich für mehr Menschen als mich selbst Verantwortung habe, muss ich alles tun, um dieser Verantwortung gerecht zu werden. Wenn ich führe, muss ich den anderen zeigen, dass ich es selbst auch tue. Wenn ich andere in Feuer schicke, muss ich ihnen vorran gehen. Wenn es knapp wird, muss ich als erster die Konsequenzen ziehen und mich, meine Bezahlung, meine Privilegien zurücknehmen. Wenn man mal ein fauler Sachbearbeiter werden will, kann man schon mal die Beine hoch nehmen. Wenn ich andere auch in beschissenen Krisensituationen motivieren will, das Rad nochmal rumzureissen, darf ich keine Sekunde daran denken, dass ich schon so viel anderweitig ertragen habe, da kann ich jetzt auch mal meinen Spass haben.

Und ich habe in meinem Leben genug stinkfaule Edel-Diplomabsolventen erlebt, die ohne jede Erfahrung jenseits von case Studies, aber mit Netzwerk, grossen Sprüchen und Gelegenheitsprostitution ans Ruder kamen und mit ihren tollen Marketingideen ganze Abteilungen an die Wand gesetzt haben, um sich dann rechtzeitig in den Mutterschaftsurlaub zu vertschüssen und nachträglich noch überzogene Rechnungen zu schicken, oder, falls doch jemand nochmal investiert hat, sofort auf Wiedereinstellung zu klagen, sorry, kein Klischee, es war so, und es war jedesmal ein Vergnügen, solche Gestalten auflaufen zu lassen. Einen Link zu setzen ist das Mindeste, was man tun kann - wenn schon die Elite-Uni zu feige oder zu dumm oder zu inkompetent oder moralisch zu verdorben ist, um solchen Seminarbesuchern den Kopf runterzureissen, und sei es nur, weil es schlecht für das Ansehen des studentischen Hochschulmarketings ist.

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Deine Einstellung ehrt Dich
, besonders im Bereich "Wenn ich einen Job habe, in dem ich außer für mich noch für weitere Personen Verantwortung habe". Genau daran hapert es in dieser Gesellschaft. Jeder ist sich selbst der Nächste, Personen mit der obigen Einstellung sind rar geworden. ist ja auch klar, wenn meine Kohle stimmt (und wenn sie nur vom Insoverwalter kommt), was kümmern mich die anderen? Ich brauche wieder einen Job als CEO. Das Vorhandensein von Verantwortungsgefühl fehlt. Wie ich allerdings sehe, wird es wohl, ich wundere mich, versucht zu lehren. Allerdings offensichtlich mit geringem Erfolg.

Liegt das vielleicht teilweise auch daran, was diese Studenten aus dem Elternhaus als Erziehung mitbekommen? Sozusagen die "Basics"?

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Auf die Gefahr hin, des Don Alphonsos Übelkeit auszulösen: Die aktuelle brandeins dreht sich ums Thema Verantwortung, mit einigen richtig guten Geschichten.

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Da sehe ich ebenso viel Wert, wie der Hr. pathologe sagt. In den "Basics". Früher Umgang mit Menschen formt ganz enorm. Mein Sohn ist gerade mal 3 Jahre. Tagesmutetr mit 3 Kindern und Kindergarten geben mir die Hoffnung, daß er kein Arschloch Einzelkind wird. Zumindest sieht es mal danach aus. SPrich ich muß jeden Abend seine halbe Mandarine essen oder das halbe Überraschungsei. Klingt jetzt albern hier, aber ich sehe da frühe Weichen, die man stellen muß

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19 Jahr', blondes Haar?
also mal ganz ehrlich: ist man mit 19 schon so weit die Tragweite der eigenen Ausbildung zu erfassen? Ich bezweifle das stark - somit ist es der guten Dame auch nicht vorzuwerfen, wie sie sich verhält. Wiedermal ist es eben ein Symptom der Gesellschaft ignorant zu sein. Ich mag ja nicht viel von dieser Vorlesung halten, aber ich denke sie wäre besser am Ende des Studienganges gehalten.

Vielleicht kann sich die gute Dame aus unserer gesammelten Altersweisheit etwas mitnehmen - vielleicht bringt das ganze Rumgemecker ja was.

Verantwortung - wie soll die heutzutage gelernt werden? Mach' die Glotze an, schlag' die Zeitung auf, schalt' das Radio an, surf das Netz ab - egal wo man sich informiert, überall beherrschen verantwortungslose Ellbogenmentalitäten die Medien. Und auch im kleinen: niemand übernimmt mehr die Verantwortung für sein eigenes Handeln und die Folgen dessen - besser jemanden verklagen.

Es gibt Leute, die behaupten, dieser Verlust an Vorantwortungsfähigkeit wäre ein post68er Erziehungstrauma: Kinder lernen nicht mehr mit Gefahren umzugehen. Der Versuch der kompletten Vermeidung sämtlicher Gefahren hat zur Folge, das Kinder nicht mehr lernen, was für Folgen die eigenen Taten haben können. Ohne ein Bewusstein für die Folgen ist keine Verantwortung möglich.

Es gibt auch Leute
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18167/1.html
die sagen, die Wirtschaft wäre voller psychisch gestörter Soziophaten.

in diesem Sinne....

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Zu der Soziopathen-These..
..bleibt nur zu ergänzen, dass Bestätigungen dieser These auch und gerade in der Politik zu finden sind. Über die Figuren hinaus, die es auf diese Weise national und international zu großer Bekanntheit gebracht haben, kenne ich solche Fälle auch im kleinen; sozial völlig inkompetente Figuren mit pathologischen Zügen, die aus dem Umfeld verrauchter Hinterzimmer jugendlich und kometenhaft in höchste Gremien aufgestiegen sind, um dort den Bogen vorzeitig ein klein wenig zu überspannen, und von ihren gleichermaßen gestörten Parteigenossen unter regionalem Pressegetöse mit Schimpf und Schande wieder in die Abgründe des Alltags zurückgejagt zu werden.

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Ich bin gegenüber Argumenten wie "Woher sollten sie es denn wissen, schau in die Medien" zutiefst misstrauisch. Es gibt beispielsweise auch noch Bücher, und nicht alle haben als Autoren die Herren Hundt, Westerwelle oder Höller. Es ist mir zu simpel, auf die Medien zu deuten, denn es entlässt miemanden aus seiner persönlichen Verantwortung. Dieses beschriebene Seminar besteht aus Leuten, die nach Ansicht ihrer Uni später die gesellschaftliche Elite sein soll, und da kann man die Messlatte nicht hoch genug legen. Die dürfen wähen, Auto fahren, heiraten, schlichtweg alles - also müssen sie auch die Pflichten dafür übernehmen.

Ic h weiss nicht genau, wieviel ihr Studienplatz für die Gesellschaft teurer ist als an anderen Universitäten, aber es ist ein enorm hoher Aufwand, der um jeden einzelnen getrieben wird - allein schon, weil die Fakultät eher klein ist und deshalb relativ hohe Betriebskosten hat. Wer so etwas geniesst, muss eben auf der anderen Seite auch die entsprechenden Bedingungen erfüllen. Wer das nicht tut, bitte ab in die Raumpflege.

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Die Ansicht, eine teure Ausbildung auf Kosten der Allgemeinheit bedinge eine besondere moralische Verantwortung, überzeugt mich nicht. Die Gesellschaft erwirbt für das investierte Geld keinen Anspruch auf verantwortliches Verhalten. Ansonsten gebe es überhaupt nichts Verwerflicheres als einen Absolventen der Altphilologie, der berufs- und bindungslos zu Hause herumhockt, den Arbeitsmarkt beklagt und ohne erkennbaren Nutzwert für den Rest der Welt Bücher liest. Wer diese Art der Verantwortungslosigkeit toleriert, muss jene gleichfalls hinnehmen.

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Liegt's am Geld?
Ich glaube nicht, dass hier die Kostenfrage im Vordergrund steht, eher das Ankreiden eines Missstandes, der darauf fußt, dass man ein Studium durchzieht, dessen Pflichtfach wohl die Ethik zu sein scheint. Und gerade dieses Pflichtfach wird sträflich vernachlässigt.

Wäre meines Erachtens so, als ob man in einem Studium der Wirtschaftswissenschaften oder einer Ausbildung zum Betriebswirt einfach mal die Mathevorlesungen entfallen lässt, weil man eben keine Lust hat, sich mit Zahlen zu beschäftigen. Aber später den Posten eines Controllers anstreben. Das passt dann nicht so wirklich. Das ist das alte Dilemma: "Backe mir einen Kuchen, aber zerschlage keine Eier!" Funzt halt nicht immer (außer bei Sandkuchen im Kindergarten, aber dessen Genießbarkeit ist wohl eher eingeschränkt).

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Ich messe sie nur am eigenen Leitbild
Die Studierenden sollen befähigt werden, Führungs- und Fachaufgaben im nationalen und internationalen Umfeld verantwortungsbewusst, sozial- und fachkompetent zu erfüllen.

Das einfach mal gegen das Annas Posting halten, entweder hat die Uni das falsche Leitbild oder zunmindest 50% die falschen Studenten, zumindest in diesem Ethik-Seminar.

Der grantelnde Philologe wird wenigstens nicht auf andere Leute losgelassen - die hier erwähnten sollen später mal sagen, wo es in der Gesellschaft klang geht; das ist der entscheidende Ubnterschied. Der eine macht sein Leben kaputt, die anderen, siehe aktuelles Haffa-Urteil...

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Einen Kern dieses Problems
hat hier noch keiner angesprochen: Das Leitbild der Bildungspolitik in diesem Lande, das kostenlose Bildungsangebote für alle als moralische Pflicht der Gesellschaft postuliert.

Weil das natürlich gebietet, Fragen nach Nützlichkeit für den Einzelnen und die Gesellschaft zu unterlassen, darf sich jeder nach eigenem Gusto bedienen und ist dabei auch noch frei von jedem Rechtfertigungszwang.

Dabei würde es schon reichen, Schul- und Studiengebühren einzuführen. Denn sobald etwas was kostetet, steigt automatisch die Wertschätzung für die bezahlte "Ware".

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So sehr ich auch aus anderen Gründen für Studiengebühren plädiere: Es steigt zwar die Wertschätzung aber auch der Anspruch: "Ich bezahl ja dafür!". Es besteht das Risiko, dass es dann Ethik-Vorlesungen überhaupt nicht mehr gibt. Der Kunde ist König.

Im übrigen würden Studiengebühren solche Elitessen (schönes Wort, Don) auch nicht für Ethik begeistern: Besagte Elitesse hätte auch in St. Gallen studiert. Papa zahlt. Zwar heisst es: Was nichts kostet ist nichts wert - Aber wenn es andere bezahlen, dann ist es so gut wie kostenlos.

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Umso besser, wenn der Anspruch steigt. Wer sich nämlich mal an deutschen Unis umschaut, wird feststellen, dass das Mittelmaß regiert. Dafür gibt's etliche Gründe, aber einer davon ist, dass ja keiner der "Kunden" das Recht hat, für die kostenlosen Service ein gewisses Qualitätsniveau einzufordern.

Und wenn der Papi das "Sandeln" finanziert, ist es halt sein privates Problem (wo wir doch eh immer mehr Probleme privatisieren ;-) Die Komilitonen, die sich das hochwertige Studium selber finanzieren müssen, dürften sich ziemlich anstrengen und dann am Schluss auch besser dastehen.

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Ich bin mir sicher, dass die Unis sehr erfolgreich alles daran setzen würden, auch weiterhin die Mitsprache zu reduzieren.

Ausserdem: Ich war mal als Lehrbeauftragter einer Elite-Einrichtung bei einem bundesweiten Kogress der Studenten des NumerusClausus-Faches, den die freiwillig und unter recht üppigen Kosten bezahlten. Die Eröffnungsrede hielt DER Prof schlechthin - und der sagte, macht von hier aus einen Apell an die Politik, sagt denen, wo die Probleme sind, hier und jetzt, wir unterstützen Euch - die Studis waren nur etwas geschockt, dass er sowas von ihnen verlangte; weil es aber sicher keinen Schein gegeben hätte, haben sie es dann natürlich nicht getan.

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Aus Mittelmaß wird doch nicht Spitzenklasse, nur weil Papa mehr bezahlt. Und diejenigen Länder, die das Studium kostenpflichtig ausgestaltet haben, bringen nicht die ethisch hochstehenderen Absolventen hervor.

Wie vermutlich fast jeder Absolvent einer deutschen Uni, der auch mal was anderes zu Gesicht bekommen hat, bin ich nicht gegen Studiengebühren. Aber für dieses Defizit scheinen sie mir nicht das richtige Antidotum zu sein.

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Wozu Gegengift - Gift alleine ist hier auch schon zielführend. Oder zumindest das WLAN abstellen.

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WLAN abstellen? Sehr gute Idee! Aber man kann noch früher ansetzen: Schon Notebooks in der Vorlesung sind die reinste Pest.

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Das ist bereits nicht mehr rückgängig zu machen - in dem Moment, da Beamer angeschafft werden, beginnt der Fehler, und der Student, die Wand anzulallen.

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Was mich am UNI-WLAN ärgert: Ich bin beruflich immer mal wieder auch in Unis unterwegs. Obwohl das WLAN von Steuergeldern finanziert wird, kann ich als Externe natürlich nicht darüber ins Internet gehen. Ich darf dann meine UMTS-Karte auspacken und vodafone reich machen, die ja bekannterweise sich nicht an dem WLAN durch Steuerzahlungen beteiligt haben. Aber den Traffic des Uni-Rechenzentrums durch File-Sharing-Börsen darf ich als Steuerzahlerin auch mittragen.

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In München wurde der Strudi-Traffic eine Weile von Bertelsmann bezahlt, die dabei die Akzeptanz ihrer Dienste ausprobieren wollten - da haben die Brenner gequalmt, und Futurerama gab es immer einen Tag nach den Amis.

Spass beiseite, WLAN ist sinnvoll, weil es die elenden, übervollen ZIP-Pools und die Hardware überflüssig macht. Die Unis sparen dadurch bares Geld, keine Frage. In MÜnchen hat in der Regel ein kurzes telefonat mit dem Sysadmin gereicht - der war selbst Student und wusste, wie das geht, im Gegensatz zu den Profs.

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