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Dienstag, 14. Dezember 2004
Realität killt Phantasie
Wenn ich behaupten würde, eine BWL-Elitesse würde ein Blog führen und darin schreiben:
"Wir haben Ethik und da die meisten sich ziemlich langweilen wird eben gesurft, was das Zeug hält. Was will man sonst schon machen ;) Hoch lebe das WLan im Hörsaal ;)"
würde jeder sagen, ach, der Don, der übertreibt mal wieder mit seinen Schwarz-Weiss-Klischees. Oder so.
"Wir haben Ethik und da die meisten sich ziemlich langweilen wird eben gesurft, was das Zeug hält. Was will man sonst schon machen ;) Hoch lebe das WLan im Hörsaal ;)"
würde jeder sagen, ach, der Don, der übertreibt mal wieder mit seinen Schwarz-Weiss-Klischees. Oder so.
donalphons, 22:41h
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Stau ab München Süd,
eine Oberklasselimousine nach der anderen, volle Parkplätze bei Kloster Reutberg bei Sachsenkam, mit perfektem Blick auf die Alpenkette, der Biergarten voll und die Luft warm - das Leben kann auch in den Krisentagen des Dezembers 2004 schön sein, wenn man ordentlich Rente bezieht. Auch Berchtesgaden, Bad Tölz und Bad Reichenhall waren heute sehr gut besucht, wenn man erst mal durch den Stau durch war. Die Kinder, die daheim in ihren freien Beschäftigungsverhältnissen 12 Stunden an den Rechner runterreissen, bekommen Mozartkugeln, direkt bei Reber gekauft, oder halt nein, die Rentner kommen ja noch in Rottach beim Criollo vorbei, genau, das bringen sie den Kindern mit.
Die gönnen sich ja sonst nichts.
Die gönnen sich ja sonst nichts.
donalphons, 22:09h
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Real Life 13.12.04 - Warum ich nicht gekommen bin,
will er wissen, als wir uns eher unzufällig im Odeon treffen. Das Odeon war früher eine Filiale der Vereinsbank, die dem Merger mit der Hypo zum Opfer fiel. Der Umbau war gerade so pünktlich zur einsetzenden Krise fertig, dass es dem scheiternden Jungvolk als ziemlich exklusives Vergnügen erschien, auch wenn die Preise hier nur unwesentlich über dem ohnehin schon hohen Niveau der Theresienstrasse liegen. Der Macher des Lokals muß gemerkt haben, dass das Tresznjewnsky und das Puck zwei Blocks weiter auch nach einem Jahrzehnt mit BWLern und Kreativpublikum überfüllt waren, und wollte auch seinen Teil von den umliegenden Siemansianern, Startups und VC-Gesellschaften abbekommen. Es hat nicht wirklich geklappt; das Publikum ist zu glattrasiert-seriös, so semmelblond und pickelig, hektisch wie Streber-Azubis und Grossmaul-Trainees, es quatscht zu sehr von Assets und To dos, und trotz der Gestaltung in Braun und Gold wirkt der Laden irgendwie – bemüht exklusiv, ungemütlich, möchtegern-schick.
Was das Lokal, im Umkehrschluß, zum idealen Rahmen für Treffen mit ehemaligen Celebrities der Munich Area, geldsuchenden VCs und den wenigen anständigen Business Angels der Stadt macht. Ich gehe langsam daran vorbei, schaue rein, und fast immer ist dort einer meiner früheren Bekannten an der Theke beim Smalltalk. Vielleicht kenne ich zu viele Leute, vielleicht sollte ich sie einfach ignorieren und aus meinem Gedächtnis streichen, aber das ist nicht leicht, denn an der Oberfläche sind sie nicht nur smart, sondern auch nett, und die Jahre der Krise haben zudem ihre Umgangsformen verbessert. Man ist nicht mehr Buddy wie 99, man herrt und fraut sich wieder an. Es fällt mir schwer, ihre Einladungen abzulehnen, ich kann Grüße nicht ignorieren, und es wäre sehr unhöflich zu betonen, dass ich mit ihrer Szene direkt nicht mehr viel zu tun haben möchte. Ich habe das Buch geschrieben, um mich mit den Gemeinheiten und Indiskretionen über den Kern des Business nachhaltig aus dieser Szene herauszubomben, und was tun sie? Sie rufen mich an, winken mich herein, fangen mich ab, sagen, ich soll nachher schnell mitkommen, sie wollen das Buch zu Weihnachten verschenken, es ist schon im Büro, ich möchte es doch bitte signieren.
Und da stehe ich dann wieder, gut angezogen unter Wölfen, falle wieder in den typischen Slang; es ist wie Fahrrad fahren, wenn man mal den Bogen raus hat, kann man es. Es ist mir unangenehm, denn eigentlich wissen wir alle, dass ich nicht an die Bedeutung ihrer Claims und Buzzwords glaube, dass wir hier nur Phrasen und Selbstverständlichkeiten a la Mode austauschen. Aber mit mir im Odeon stehen bedeutet, dass man lesson learnt hat, dass man das Frühere kritisch sieht und deshalb für das Kommende gut aufgestellt ist - auch wenn es nicht gut wird, wie mir mein Bekannter erzählt. Ich hätte dabei sein sollen, beim 8. Münchner Venture Summit, traurig sei es gewesen. Ich weiß. Kein stotternder Staatsminister diesmal, kein Dinner im Nymphenburger Palmengarten, noch mal die alte SuseLinux-Geschichte als erfolgreichen Trade Sale gepowerpointed.
Und dazwischen, erzählt er, die große Angst, dass es wirklich bald vorbei sein könnte. Die alten Fonds sind noch lange nicht ausgegeben, aber die Laufzeiten gehen zu Ende, eigentlich müsste man jetzt wieder Geld einsammeln. Oder sich überlegen, ob man nicht doch besser Mittelstandsfonds auflegt. Die Google-Euphorie ist hier nie richtig angekommen, statt dessen füttert man zwangsweise die Überlebenden weiter, mit 4. Runden und Bridge Loans und, wenn man Glück hat, über Projekte mit dem Staat. Exits über IPO in nennenswerter Zahl erst wieder 2006, da waren sich alle einig. Allerdings, als ich 2002 dort war, hiess es, 2004 würde das Bizz wieder anspringen. Irgendwie logisch, dass man unter sich blieb - die Banken, die Journaille, das alles blieb diesmal weitehend aus, mal wieder, wie immer. Es hätte dir gefallen, besonders das Panel zum Thema Neustart aus der Insolvenz oder wie wird man seine Schulden los, sagt mein Bekannter, und gibt zu, dass er selbst eigenlich schon auf dem Absprung wäre, wenn er was Gutes finden würde. Wir gehen in sein Büro, und ich unterschreibe die Bücher, und mache mich auf den Weg in die Provinz.
Unterwegs kann ich es rauslassen, das Grinsen darüber, dass es einer der Beschenkten hassen wird, weil er sich in einer miesen Figur selbst erkennen kann. Aber wahrscheinlich verschimmelt es bei ihm zwischen anderen Geschenken wie Investor Relations für Startups und den ungelesenen Exemplaren des Manager-Magazins. Ich vermute ohnehin, dass der durchschnittliche deutsche VC allenfalls Executive Summaries kognitiv durchdringt. Nur der Umstand, dass sie diesmal in einer nur gut bürgerlichen Wirtschaft ihr Abendessen zu sich nehmen mußten, und nicht mehr ins Schloß rausgekarrt wurden, um dort mit Spitzenpolitiker - oder was sich im bayerischen Wirtschaftsministerium dafür hält - zu networken – dieser Umstand wird sie wirklich geschmerzt haben. Das ist Niedergang, Baby.
Was das Lokal, im Umkehrschluß, zum idealen Rahmen für Treffen mit ehemaligen Celebrities der Munich Area, geldsuchenden VCs und den wenigen anständigen Business Angels der Stadt macht. Ich gehe langsam daran vorbei, schaue rein, und fast immer ist dort einer meiner früheren Bekannten an der Theke beim Smalltalk. Vielleicht kenne ich zu viele Leute, vielleicht sollte ich sie einfach ignorieren und aus meinem Gedächtnis streichen, aber das ist nicht leicht, denn an der Oberfläche sind sie nicht nur smart, sondern auch nett, und die Jahre der Krise haben zudem ihre Umgangsformen verbessert. Man ist nicht mehr Buddy wie 99, man herrt und fraut sich wieder an. Es fällt mir schwer, ihre Einladungen abzulehnen, ich kann Grüße nicht ignorieren, und es wäre sehr unhöflich zu betonen, dass ich mit ihrer Szene direkt nicht mehr viel zu tun haben möchte. Ich habe das Buch geschrieben, um mich mit den Gemeinheiten und Indiskretionen über den Kern des Business nachhaltig aus dieser Szene herauszubomben, und was tun sie? Sie rufen mich an, winken mich herein, fangen mich ab, sagen, ich soll nachher schnell mitkommen, sie wollen das Buch zu Weihnachten verschenken, es ist schon im Büro, ich möchte es doch bitte signieren.
Und da stehe ich dann wieder, gut angezogen unter Wölfen, falle wieder in den typischen Slang; es ist wie Fahrrad fahren, wenn man mal den Bogen raus hat, kann man es. Es ist mir unangenehm, denn eigentlich wissen wir alle, dass ich nicht an die Bedeutung ihrer Claims und Buzzwords glaube, dass wir hier nur Phrasen und Selbstverständlichkeiten a la Mode austauschen. Aber mit mir im Odeon stehen bedeutet, dass man lesson learnt hat, dass man das Frühere kritisch sieht und deshalb für das Kommende gut aufgestellt ist - auch wenn es nicht gut wird, wie mir mein Bekannter erzählt. Ich hätte dabei sein sollen, beim 8. Münchner Venture Summit, traurig sei es gewesen. Ich weiß. Kein stotternder Staatsminister diesmal, kein Dinner im Nymphenburger Palmengarten, noch mal die alte SuseLinux-Geschichte als erfolgreichen Trade Sale gepowerpointed.
Und dazwischen, erzählt er, die große Angst, dass es wirklich bald vorbei sein könnte. Die alten Fonds sind noch lange nicht ausgegeben, aber die Laufzeiten gehen zu Ende, eigentlich müsste man jetzt wieder Geld einsammeln. Oder sich überlegen, ob man nicht doch besser Mittelstandsfonds auflegt. Die Google-Euphorie ist hier nie richtig angekommen, statt dessen füttert man zwangsweise die Überlebenden weiter, mit 4. Runden und Bridge Loans und, wenn man Glück hat, über Projekte mit dem Staat. Exits über IPO in nennenswerter Zahl erst wieder 2006, da waren sich alle einig. Allerdings, als ich 2002 dort war, hiess es, 2004 würde das Bizz wieder anspringen. Irgendwie logisch, dass man unter sich blieb - die Banken, die Journaille, das alles blieb diesmal weitehend aus, mal wieder, wie immer. Es hätte dir gefallen, besonders das Panel zum Thema Neustart aus der Insolvenz oder wie wird man seine Schulden los, sagt mein Bekannter, und gibt zu, dass er selbst eigenlich schon auf dem Absprung wäre, wenn er was Gutes finden würde. Wir gehen in sein Büro, und ich unterschreibe die Bücher, und mache mich auf den Weg in die Provinz.
Unterwegs kann ich es rauslassen, das Grinsen darüber, dass es einer der Beschenkten hassen wird, weil er sich in einer miesen Figur selbst erkennen kann. Aber wahrscheinlich verschimmelt es bei ihm zwischen anderen Geschenken wie Investor Relations für Startups und den ungelesenen Exemplaren des Manager-Magazins. Ich vermute ohnehin, dass der durchschnittliche deutsche VC allenfalls Executive Summaries kognitiv durchdringt. Nur der Umstand, dass sie diesmal in einer nur gut bürgerlichen Wirtschaft ihr Abendessen zu sich nehmen mußten, und nicht mehr ins Schloß rausgekarrt wurden, um dort mit Spitzenpolitiker - oder was sich im bayerischen Wirtschaftsministerium dafür hält - zu networken – dieser Umstand wird sie wirklich geschmerzt haben. Das ist Niedergang, Baby.
donalphons, 18:39h
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