: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 7. Februar 2005

Real Life 07.02.05 - Please allow me to introduce myself

ich verfüge über Vemögen und Geschmack -- wie sagt man das? Wie führt man sich bei jemanden ein; bei einer Frau, die man nur sehr flüchtig kennt? Die sich ernsthaft und positiv mit einem Thema auseinandersetzt, über das man sehr gut Bescheid weiss, weil man immer dabei war, wenn das Thema so richtig hässlich und lächerlich wurde. Ich war immer irgendwo in der Nähe, sah zu, und wenn jemand am Rand des Abgrunds stand, habe ich öfter gestossen denn gerettet; die Stürzenden liebten die neue Freiheit und den Speed, und die Geretteten trauerten den verlorenen Chancen hinterher. Ich sass mit am Kirschholztisch, als I-D verglühte, ich habe Teams durch Berlin gefahren, die Fonds abräumten, so sind nun mal die Regeln des Spiels, da braucht man sich keine Gedanken machen. Man hat mich stets willkommen geheissen, mir vertraut und meine Art geschätzt. Die einen hatten Sympathie für mich, andere haben ihre Anwälte auf mich gehetzt, aber immer blieb ich freundlich, glatt, joval, ich schüttelte Hände und dachte an die blanken Knochen; ich habe sie mit meinen Worten gestreichelt und mit den Schriften gedolcht. Ich hatte immer Verständnis, denn ich verstand, warum sie draufgehen, manchmal war es ein gutes Geschäftsmodell, oder einfach nur ein Beitrag zur exitorientierten Informationsgesellschaft. Manche sagen, ich persönlich bin Schuld am Niedergang der Munich Area, und wer wäre ich, solchen Könnern, diesen Küchentisch-Beratern, diesen quiekenden PR-Mäusen in der Falle, diesen heutigen Spezialisten im Extremearbeitsamtgangstehing zu widersprechen...

Sehr erfreut, dass Du da bist, meinen Namen wirst Du noch früh genug herausfinden...nimm Platz, ich habe nur das Beste besorgt, und ich kann Dir viel erzählen über das, was war. Roland Berger hat mir gesagt, was bald bei BMP passiert. Ich war mit Jambas einen heben, und weiss, welche Rabatte sie von MTV bekommen. Ich sass mit VCs in Bars und Kneipen, sie wussten wer ich bin, sie wollten von ihren Gegnern hören, und jeder sprach mit mir. Das nennt man dann einen geschlossenen Wirtschaftskreislauf, eine Lose-Win-Lose-Situation. Ich kannte mich verdammt gut aus, und wenn ich wollte, würden sie mir alles sofort wieder erzählen. Hier, schau, die Notebooks da hinten, da ist die gesamte Korrespondenz einer Firma drauf, die es nicht mehr gibt. Ihr Ex-Chef würde keine Sekunde ruhig schlafen, wenn er wüsste, dass sie mit einem Knopfdruck online stehen könnten, für jeden Ex-Kunden lesbar, auch seine geschiedene Frau würde es hassen. Ich kenne auch die andere Seite, die jungen Dinger, die einen Laptop aus der Insolvenzmasse klauen und dann von zwei Mann Inkasso Besuch bekommen, kurz, wo ich war, ist die Welt aus den Fugen, und nichts wächst wieder zusammen - aber es ist sehr schön, dass so junge, hübsche Frauen wie du sich fein machen, duschen, zwischen den Perlenketten schwanken, und sich dann auf den Weg zu mir in den Stadtpalast machen, die hohe Stiege hinauf, und das alles nur, weil wir uns zufällig in einem Cafe kennengelernt haben, du vergeblich mit deiner Freundin telefoniert hast, die natürlich auch nicht wusste, dass VC Vermögensverwaltung ist, ein Wort, das dir sehr gefällt, und der schwarze Urgrund, aus dem ich stamme, und ich habe dir in diesem Moment natürlich geholfen.



Sieh meine Kristallkelche, das feine Porzellan, das alte Silber, das ich für dich aufgetragen habe. Nein, billig ist es nicht, aber es unterscheidet die Habenden von denen, die nicht haben, und haben, sagst du selbst, ist per se und absolut gut, denn das ist keine Gleichmacherei, die ich auch nicht mag, im Gegensatz zur sinnreichen, wichtigen und höchst amüsanten Totmacherei, und totmachen ist immer wieder eine Sensation, das wird nie langweilig, und alle klatschen, bis sie selbst dran sind. Der Luxus ist hier bei mir, in meinen anderen Wohnungen ist noch viel mehr davon, visit our headquarters in Berlin and Munich, und es ist bei mir und nicht bei denen, die an das glaubten, woran du glaubst. Die werden bald aus dem Blechnapf fressen, oder die Würmer, die die frühen Vögel ja ausdrücklich wollen, kein Grund zur Trauer, denn hier ist das Leben schön. Ich könnte dir sagen, dass du es nie schaffen wirst, weil du an das Funktionieren und die Logik der Märkte glaubst, an den gerechten Preis im Irrsinn der Netze. Aber das wäre unhöflich, und Menschen Gestalten wie ich haben immer vollendete Formen. Daran erkennt man uns, wenn ich ehrlich bin, an den leeren, höflichen Formen. Ich könnte dir natürlich die Türen öffnen, denn der Mensch, der meine Bizz-Fassade darstellt, hat immer noch erstklassige Kontakte; ich könnte dich rumreichen, und ich wollte noch nicht mal dein lichtgraues Seelchen, weil ohnehin nicht daran glaube. Hier, etwas Marzipan, weich wie dein Fleisch, eigentlich die Nachspeise, das Marzipan, aber wer wird denn mit Regeln kommen, die Märkte sind nur unreguliert gut, da hast du natürlich recht.

Vielleicht sagst du mir aber heute Abend besser ab, vielleicht bin ich nicht gut für dich. Gut ist nicht so absolut, wie du in deiner beschränkten, wertlosen Logik denkst, sondern nur relativ, weisst du, und wenn ich ehrlich bin und du mir glaubst, wenn du den Weg nicht gehst, musst du einen anderen nehmen, und die sind auch nicht schön. Woher ich das weiss? Ich kenne auch die anderen Verlierer im Umfeld, es ist immer das gleiche. Entschuldige meine direkten Worte, vergiss sie, ich werde das sowieso heute Abend nicht sagen, ich bleibe der, den du kennengelernt hast, der nette Mann, der das so schön plastisch erklären kann, der, der einer von denen ist, die du magst, einer der Guten, denen der Erfolg recht gibt. Wie auch immer, es kostet dich nichts, ausser Zeit, aber nicht die Zukunft, die du nichts hast, und wir werden ganz sicher nicht am System rütteln, denn das System braucht viele von deiner Sorte, damit es die wenigen meines Sorte gut geht. Wir können zusammen essen, trinken, du wirst es mögen, wirklich; die meisten waren sehr angetan von mir, wenn ich sie angelogen habe, mich als angenehmen Partner weitervermittelt, und alle sind sie gescheitert, aber ich bin da, immer und immer noch, das sollte dir zu denken geben, armes Kind, warum der und nicht die anderen, denn wenn so viele sterben, ist an den Überlebenden was faul, oder sie leben gar nicht, weil sie was anderes sind - ein Avatar, eine Erfindung, eine Lüge, ein Betrug, ein Schizophrener, etwas, was zu gut in diese Welt passt.

Diese Welt und ihre Tochter - wie stelle ich mich ihr vor? Sehr e-rfreut...

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Kommentar-Probleme

Liebe Leser, Blogger.de stellt gerade um. Deshalb gibt es wohl Probleme, Kommentare zu lesen - morgen wird es schon wieder gehen. Ja, ich bedaure das auch. Nutzen Sie die Gelegenheit solange, durch Modestes Archiv zu stöbern - sie wünscht sich die Awareness, schreibt aus dem Slum Berlin, das viele Leser wohl interessiert, während ich ohnehin nur in der langweiligen Provinz mit einerlangweiligen Elitesse Essen gehe und über öde Themen wie Kundenbindung und Marktpenetration spreche, während sie überlegt, ob sie sich die neuen Schuhe von Prada leisten kann.

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Neologismus

zum merken, kann durchaus noch eine funktionierende Waffe werden:

Stöckelschuhjournalismus, der (n): Der S. ist die werthaltige, teure und besonders von Frauen der Lifestyle-Szene betriebene Variante des billigen, beinahe gemeinnützigen Buffetjournalismus. Der S. beinhaltet neben dem Catering die Übergabe mehr oder weniger teurer, technisch schwierig zu bedienender Gerätschaften und der dazugehörigen Pressemitteilung, aus der die Stöckelschuhjournalistin dann mehr oder weniger wortgetreu zitiert - je nach der Fähigkeit, gelesenes richtig wiederzugeben. S. gibt es in allen Redaktionen - nur nicht in der eigenen.

Danke, D.

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50 (!) Gmails zu vergeben

Öps - Google auf dem Marsch nach Armageddon - wenn man bedenkt, dass in den USA der normale Email-Kunde mit 100 Dollar bewertet wird und auch gmx und web.de das gern hätten, dann tut das sicher den anderen weh. Wie auch immer, helfen Sie Google bei der Eroberung der Weltherrschaft, um MSN, Yahoo und Web.de ist es nicht schade, posten Sie hier ihre normale Email oder mailen Sie mich an unter donalphonso | ät | gmail Punkt Com und kriegen sie eine Einladung zu einem Gmail-Account; später dürfen Sie dann auch einladen, lernen dadurch sicher auch ein paar tolle Vertreter des anderen Geschlechts kennen, und so weiter...

Das veränderte Aussehen des Blogs liegt an der Serverumstellung und am Software-Update.

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