: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 22. Februar 2005

Kurt Ochners Bank freigesprochen

Das ist das Schöne an den Prozessen zum neuen Markt: Es gibt inmmer einen oder mehrere Idioten, über die man lachen kann. Hätte man die Bank des früheren Nemax-Gurus Kurt Ochner, die mit ihrem Julius Bör Creativ-Fond Abermillionen in deutsche "Weltmarktführer" verpulverte, zur Rückzahlung der Gelder an ihre Anleger verdonnert, wäre es ein Fest gewesen.

Nun haben sich aber diese Anleger darauf versteift, wegen einem etwas undurchsichtigen Prospekt zu klagen, und verloren. Da haben also die Möchtegern-Millionäre, die Mit30Pensionisten, die Internet-Gläubigen dem schlechten Geld gutes Geld in Richtung Anwälte nachgeschmissen. Hehe.

Die Fondsbranche kann also aufatmen. Der Prospekt kann weiterhin das Blaue vom Himmel hochverzinst versprechen, Leichtgläubige gibt es immer noch, und bald werden sie auch wieder von einer neuen New economy träumen, und dann gibt es wieder viel zu tun. Und zu lachen.

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Wie in alten Zeiten

sind die aktuellen Geschäftszahlen von Lycos für 2004: Über 34 Millionen Euro Verlust bei dreimal so hohem Umsatz. Das ist hart. Gut, es war auch schon mal schlimmer, aber normalerweise gibt sich bei sowas der Vorstand selbst die Entlassungspapiere. Noch schöner ist der Rückgang der liquiden Mittel: Von 175,2 Millionen auf 121,7 Millionen Euro, denn Lycos hat einiges zugekauft, was demnächst wieder zu Abschreibungsbedarf führen dürfte. Bei der Geschwindigkeit dauert es noch 2 bis drei Jahre, bis Lycos fertig ist, aber wir rufen ihnen dennoch schon mal zu:



Denn wie erfahrene Neuökonomisten wissen: Mit dem richtigen Spirit tut das Sterben halb so weh.

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Real Life 05.09.01 - Damals, bei Siemens Business Services...

Die hatten in schwierigen Zeiten des späten Jahres 2001 noch ein Herz für Startups. Da gab es wirklich noch Entscheider, die die ganze Blase an gescheiterten VC-Verbrennern, arbeitslosen Rechtanwälten, hungrigen Beratern, fickbaren PR- und Marketing-Spezialistinnen und auch so böse Buffetjournalisten wie mich eingeladen haben, und uns erzählten, was wir tun sollten, um mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Bester Tipp: "Lassen Sie ihr Nokia-Handy und Ihr Dell-Notebook zu Hause, wenn Sie mit uns verhandeln."

Ausserdem hatten die auch ein Herz für Medienkunst; ein Künstlerpaar durfte im Münchner Headquarter die Brücken über die Eingangshalle von unten mit Schwimmerinnen im blauen Wasser verzieren, was sehr nett aussah und mich immer ein wenig an die Argonauten erinnerte, die auch so eine Vorliebe für Wasser hatten. Die Kantine hätte auch eine Münchner Szenebar sein können; viel Holz, Pastelltöne, niedrige Sitze und betont entspannte Atmosphäre. Nur das Essen, das war zu Beginn wieder typisch Siemens - der welke Salat und die trockenen Brötchen, die die beiden Buffetjournalisten in "Liquide" bekritteln, habe ich in Realität hier erlebt, und die Brezen waren vielleicht Hamburg oder Shanghai, aber sicher nicht der Stadt München würdig. Aber ich habe das einmal lauthals kritisiert, worauf beim nächsten mal die Verpflegung besser war - viel besser, wirklich ordentliche New Economy Wraps.

Insofern versprach dort alles ein angenehmes Leben, nur fragten sich die meisten Gäste, die windigen Leuteschinder, Versager, Grossmäuler mit was auf die Fresse und obskuren PR-Tanten auf Dekoltee-Akquise leise, was die hier eigentlich machen würden, wenn die Mitarbeiter mal nicht in der Lounge waren oder über die Brücken in der Halle gingen. Keiner konnte diese Frage beantworten, aber was uns komisch vorkam: Die Leute, die von Siemens Business Services da waren, machten auch am Abend einen enorm entspannten Eindruck. Um 18 Uhr waren die Mitarbeiter alle schon weg...

Was arbeiten die hier, gurrte damals eine der unvermeidlichen Ketchum-Blondinen in meine Richtung, und ich sagte, dass sie wohl eher nichts machen und Siemens auf der Tasche liegen, das sei hier wohl so eine Art Schlaraffenland-Startup, wo man kluge Dinge sage und es damit gut sein lasse. Oh, gurrte die Ketchum-Blondine und machte ihre Haare auf, packte die Brille weg, ging zum Buffet, holte sich ein Wrap und lernte dabei unauffällig jemanden von SBS kennen, der dort wohl was zu sagen hatte, und der...

vielleicht heute bei diesen 675 ist, die gefeuert werden.

6 Tage nach dem Event krachten die Flugzuge ins World Trade Center. SBS hat nie wieder Startups eingaladen. Die Ketchum-Blondine wurde bald darauf bei Ketchum freigesetzt, ohne einen Ersatzarbeitsplatz zu haben. Sie war eigentlich sehr nett, aber damals waren alle nett. Am Abend. Noch. Brutal wurde es erst 2002.

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