Auf den Wiesen liegt noch Reif.

Wenn sie im Schatten der Hügel sind. Aber die Strassen sind trocken, und da ist dieses Gefühl in der Luft, das selbst der schneidend kalte Fahrtwind nicht unterdrücken kann, das Gefühl der gerade wieder eröffneten Cabriosaison.



Wo ich bin, wollte jemand in München wissen, und meinte, dass man doch in dieser Lage nicht einfach davonfahren kann. Als ob es irgendwas am Kommenden ändern würde, wenn man in den Monitor starrt. Leichtfüssig legt sich der Wagen in die Kurven, und unbeirrt sinkt das System, wie ein Ozeandampfer, der aus 10.000 Meter Höhe Richtung Meeresspiegel fällt. Ah, werden manche sagen, es gibt keine Ozeandampfer in 10.000 Meter Höhe. Ich aber sage: In einer Welt, in man bayerischen Banken glaubt, dass das Schlimmste vorbei ist, kann man auch an Ozeandampfer in der Stratosphäre glauben.

Morgen dann im Frühtau zum Tegernsee, mit einem grossen Bogen um München. Ich will eigentlich gar nicht wissen, was dann wieder los ist. Es ist egal. Das Spiel wurde schon vor zwei Jahren verloren, aber ich kann noch einen schönen Tag gewinnen.

Mittwoch, 23. Januar 2008, 22:46, von donalphons | |comment

 
Damit hast du den grenzenlosen Neid vieler Investmentberater und Fondsmanager. Mir wollte mein Banker am Telefon noch Anfang der Woche irgendwelche Kapitalschutz-Zertifikate andrehen.

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Tja. Angesichts kluger Vermögensverwaltung kann ich an eine Flucht in die Seeblick-Immobilen denken. Das sind ausnahmsweise mal Investments mit tollen Aussichten, auch wenn es erst mal leider nur eine Cafe-Terasse am Ufer und der Blick über eine Torte ist.

Im Ernst: Was ich tun konnte, habe ich getan. Jetzt kann man nichts mehr tun.

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Da muss ich gerade an das denken, was neulich ein Kollege zu mir sagte, der sich in der Branche auch sehr gut auskennt: Er meinte, selbst seine Oma hätte schon gesagt, dass das im Kapitalismus nun mal so ist. Es gibt einen Boom oder sogar einen Hype. Dann bricht alles wieder zusammen und man fängt wieder von vorne an. Bis dann der nächste Hype kommt, wieder alles zusammenbricht und man wieder von vorne anfängt.

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...nur leider müssen manche Omas und andere Leute die wirtschaftlichen Konsequenzen mittragen, obwohl sie vom vorherigen Boom wenig oder gar nicht profitiert hatten. Kollateralschäden halt.

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Auch das stimmt leider. Wobei: Vielleicht halbiert es ja dieses Mal auch ein paar Heuschrecken das Vermögen. Ich bin niemand, der anderen Leuten ihren Wohlstand neiden würde. Es gibt aber eben auch Leute, deren Vermögen sich auf rücksichtslose Ausbeuterei gründet. Und denen würde ich das gönnen.

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Ich kann mich noch erinnern, wie viele Medien noch vor einem Jahr die Luxusorgien mancher Investmentbanker und Hedgefondsmanager nahezu unkritisch bejubelt haben. In London gab es Cocktails mit Diamanten, in den USA wurden massenweise Inseln aufgekauft. Das sind nur die Beispiele, die mir spontan einfallen. Für mich klang das alles nach New Economy, nur mit noch ein paar Nullen mehr (hinter den verschleuderten Summen).

Dass mich keiner falsch versteht: Ich finde schon, dass Leistung sich lohnen muss. Nur musste man sich bei den Millionen-Boni und Milliarden-Hedgefondsmanager-Einkommen fragen, wo da die zugehörige Leistung war. Das war höchstens ein Lohn fürs Zocken, wobei das Seltsame war, dass es zumindest zeitweise keine Verlierer zu geben schien. Verglichen mit diesen Exzessen waren die hohen Gehälter mancher Dax-Vorstandschefs durchaus im grünen Bereich.

Ich denke, diese Übertreibungen waren auch die deutlichsten Signale, dass in der Finanzwelt schon seit längerem irgend etwas schief lief. Nun gucken leider nicht nur die damaligen Profiteure in die Röhre, sondern auch viele Unbeteiligte.

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Es wäre sicher nicht schlecht, in jedem dieser Konzerne eine Planke zu installieren, und den übelsten Drecksack des Jahres am 31. Dezember zu zwingen, runterzuhüpfen. Als Höhe würde mir schon reichen, dass er sich sicher ein paar Extremitäten briccht, man muss nicht übertreiben. Das würde der gesamtwirtschaftlichen Moral auch nach Wettbewerbsregeln auf die Sprünge helfen.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

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Bei uns war es heute auch 10 Grad warm, nur leider mit Nieselregen. Nix mit offenem Dach.

Was das liebe Geld angeht: Wo die Gier groß ist, setzt eben der Verstand auch schnell aus.

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Ich sass heute draussen am See, das Wetter war absolut prächtig, und ass Torte. Gegenüber lag zwar noch Schnee und Schatten, aber wer in Bad Wiessee lebt, ist selber schuld.

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Ich denke, Gier ist in solchen Fällen nicht der einzige Faktor. Es kommt auch eine blinde oder als zweckdienlich erscheinende Fortschrittsgläubigkeit hinzu (wie man übrigens auch aktuell an der Gendaten-Verwertungs-Diskussion sieht).

Bei der Kreditkrise waren es Fachleute, die mit mathematischen Operationen immer komplexere Finanzprodukte strukturiert haben - und so den Anschein erweckt haben, man könne durch reines Verteilen und Neukombinieren Risiken beseitigen. Dadurch gab es zunehmend "Gewinne aus dem Nichts", was jeden Beobachter hätte stutzig machen sollen. Aber man hat sich eingeredet, dass man diese Dinge zwar selbst nicht versteht, aber dass die klugen Mathematiker ja sicherlich alle Eventualitäten einkalkuliert hätten.

Ähnlich haben in der New Economy wohl auch die Technik-Kenner den weniger Versierten lange Zeit Sand in die Augen gestreut. Das ist ihnen natürlich auch deswegen leicht gefallen, weil die Gier den Anlegern zusätzlich den Blick verschleiert hat.

Ich erinnere mich noch an einen hochrangigen Vertreter einer großen Bank, der Hedgefonds als ideales Anlageprodukt anpries. Auf die Bemerkung "Früher hieß es doch immer, man sollte als Anleger nur in Dinge investieren, die man versteht", antwortete er im Brustton der Überzeugung: "Aber bei Hedgefonds gilt diese Regel nicht mehr". Puh.

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