Schau ins Land

Die Wolken schaffen es bei Föhn manchmal über die Donau. Von der Vorstadt aus kann man wegen der hohen, alten Bäume des Auwaldes nicht sehen, wie das Wetter weiter südlich ist. Also rufen sie mich an, denn ich wohne 15 Meter über der Altstadt, und genau Richtung Süden, an der hohen Schule vorbei, kann ich praktisch parallel zum Horizont sehen.



Wenn dort, so wie gestern, ein schmales, hellrosa Band hinter den Wolken kommt, heisst das, dass etwa 30 Kilometer südlich die Wolken aufreissen. Meine Eltern rufen mich manchmal an, freuen sich über das gute Nachricht, und sie und/oder einer ihrer Nachbarn setzen sich dann in die Limousine, in den Sportwagen, oder aktuell ihr Nachbar zur Rechten in seinen gerade gekauften Cayenne, und fahren Richtung Alpen, Rottach-Egern, Tegernsee, Wasserburg, oder noch etwas weiter, Bad Tölz oder Salzburg.

Gerade Salzburg ist an solchen Tagen voll mit Autos aus Bayern, und durch die Strassen ziehen ältere Herrschaften und kaufen teure Schokolade für ihren Nachwuchs. Oder die echten Reber-Mozartkugeln, die dann, wenn die Nachbarn zu Besuch kommen, von kleinen Silberschälchen mit einer Konfektzange gehoben werden. Das sind dann auch die Abende, an denen man auf bequemen Kirschholzsesseln feststellt, wie wichtig das Waldvolksbegehren hier in Bayern ist. Am Tag darauf werden sie mit eben jenen Karossen die drei Kilometer in die Stadt fahren, länger einen Parkplatz suchen, und dann mit ihrer Stimme etwas für die Umwelt tun, die sie erhalten wollen, die sie so lieben, wenn sie mit 380 PS Richtung Oberland rasen.

Freitag, 19. November 2004, 04:21, von donalphons | |comment

 
Alle wollen zurück zur Natur
.... Aber keiner will zu Fuß gehen. Ist ein altes Problem. Das wirklich schlimme, finde ich, ist: Es geht mir ja kaum anders. Ich habe gelegentlich noch Bodenhaftung und sehe das Elend um mich, welches auch gerne das Leben der einfachen Leute genannt wird.

Aber wenn die erste Klasse in der Bahn ausgebucht ist. Guess what: Ich gehe zum Mietwagenschergen und greife oben ins Regal. Schnell darf es sein. In diesem Moment sind Holz-Pellet-Ofen, Solarthermie auf dem Dach und die Regenwasserzisterne für die Klospülung vergessen. Scheiss drauf. Ich falte meine Beine nicht in segunda clase zusammen. Und nächste Woche bestelle ich meinen Leasingwagen. Es wird keinnTwingo.

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Kein richtiges Leben im valschen
Geht mir ähnlich wie Dir: Bin bemüht, möglichst ökoverträglich zu leben, leiste mir aber einen Sportwagen. Der bleibt stehen, wenn ich ihn nicht wirklich brauche, meist reise ich eh mit dem Zug, aber so viel luxuriöse Ästhetik muss sein.

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Wie sagt nicht der CSU-Politiker: Lieber eine doppelte Moral als gar keine.

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... komme gerade zurueck aus der Natur!
Und zwar aus belgischer Natur - dort herrscht ein gesundes Verhaeltnis zur von Gott dahingeknallten Schoepfung.
In den Frittenoelraffinerien werden die Plastikeimer in denen das alte Frittenfett angeliefert wird gleich mitgeschmolzen, Autobatterien lassen wir mitten in der Stadt auf dem Parkplatz stehen, stoehrenden - von laecherlichen Denkmalschutzgesetzen sanft behuetete - Renaissancebauten werden durch entfernen von ein bis zwei Dachziegeln und anschliessendem ausdauerndem Warten in Truemmerberge verwandelt. Hier darf die Natur was sie will - und der Mensch auch.

Cayenne faehrt dort keiner - das ist degoutant.

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Cayenne ist in Belgien nicht degoutant...
... Es kann sich nur angesichts einer der höchsten pro Kopf Verschuldungen im Privaten keiner leisten. Und die Bilder, die Du eben zeichnetest, die kenne cih auch. Man steckt ja nicht drin in Belgien. Aber von außen macht dieses Land einen komplett verkommenen Eindruck. Dieses lächerliche nachts-die-autobahn-auf-voller-länge-beleuchten. Diese Dutroux-Skandale. Und dieses unsagbar lächerlich schlecht gebaute Klo der Senator Lounge im Brüsseler Airport. Alles wirkt gefrickelt, geschustert, halbherzig gewunstet.

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Die Belgier
beleuchten nachts ihre Autobahnen, ansonsten bleibt in diesem Land alles im Dunkeln.

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Der Belgier ist schwer verschuppt,
daran sein Herz verstorben.
Der Belgier ist grundkorrupt
und von Geburt verdorben.

Der Belgier verflucht sein Land,
das oedeste von allen.
Der Belgier hat einen Strand,
gespickt mit Feuerquallen.

Der Belgier frisst Pommes roh
und bei dem Essen raucht er.
Der Belgier drueckt aufs Niveau,
und Kinder die missbraucht er.

(Thomas Gsella)

Alles schoen und gut - aber ich mag sie die Belgier und ihr kleines unordentliches Land. Was ist schon Ingolstadt und seine gutbuergerliche Kueche gegen Merguez/Frites an einem grauen Sonntagmorgen auf dem Markt in Liege?
Dort waescht keiner Autos, zuechtet Gartenzwerge, trennt Muell und suhlt sich in Prosperitaet - ein schoenes Land, und Natur zum verschandeln ist noch genug uebrig ...

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