Buzzword Bullshit Bingo 4 iPod Generation

In den letzten war Tagen einerseits allerlei Böses über die Marktchancen von Tabloids zu hören,weil die werbetreibende Industrie nicht so richtig mag, andererseits schickt sich die "Welt Kompakt" jetzt an, bundesweit anzutreten. In beiden Fällen gibt es klare Worte.

Restcontentzielgruppenausschöpfer (oder so) und erbitterter Konkurrent News Frankfurt aus dem Hause Handelsblatt, für den unlängst in der NZZ schon ein leises Bimmeln gewisser Glöckchen vom Schindanger angedeutet wurde, will auch mitschnabeln - und erzählt gar lustige Dinge, die wir der geneigten Leserschaft gerne übersetzen wollen, nachdem wir davon ausgehen, dass sie so viele Jahre nach Ende der New Economy die Regeln des beliebten Spiels "Buzzword Bullshit Bingo" nicht verstehen:

...Handelsblatt überlegt, [...] "News" in weiteren Ballungsräumen anzubieten

Überlegt wird viel. Schon länger. Schon zu Beginn wurde in Richtung "Stuttgart, München, Nürnberg und Ruhrgebiet" überlegt, wirklich weiter und klüger ist man also noch nicht. Die landläufigen Controller überlegen übrigens, was das Teil in der Bilanz an Sauereien verursacht. Aber die lässt man naturgemäss nicht an die Medien. Übrigens, das letzte Mal, als man beim Handelsblatt überlegte und dann auch noch dummerweise Taten folgen liess, hiess das Produkt "E-Business" - genau vier Monate lang.

"Einzelne Regionalzeitungen hätten bereits Interesse an einer Kooperation angemeldet."

Aha - das also ist des Pudels problematischer Kern: Ohne zahlende Partner in anderen Regionen traut man sich erst gar nicht anfangen. Früher wollte man das noch alleine stemmen. Ist ja eigentlich logisch, denn irgendwie braucht man den Vertrieb vor Ort, den News nun mal nicht hat und der tierisch ins Geld geht. Das hat die "Welt Kompakt" aber schon weitaus besser hinbekommen!

"Eine Leserbefragung habe «außerordentlich positive Zahlen» erbracht."

Abgesehen davon, dass positive Zahlen nur dann wirklich positiv sind, wenn sie am Ende der Bilanz stehen - es wäre die erste selbst durchgeführte Leser/Nutzerbefragung gewesen, deren Zahlen entmutigend, beschissen und, vor allem, ehrlich gewesen wären. Bei der Einstellung von E-Business hiess es damals noch, das Heft habe beim Copytest "hervorragend bei der Leserschaft abgeschnitten".

... habe die verkaufte Auflage bereits bei 5000 Exemplaren täglich gelegen, die Zahl der Abonnenten liege bereits bei knapp 1000...

Mit nur 5.000 Lesern muss das ja eine tolle Zahlenbasis bei der Umfrage gewesen sein. Wie auch immer: Die FAZ ist im Grossraum Frankfurt irgendwie bei 200.000, die Frankfurter Rundschau liegt bei 183.235 Exemplaren, Frankfurter Neue Presse über 100.000, das sieht aber gar nicht gut aus im Kampf "SV Alte Säcke" gegen die C-Jugend " Madzias iPod". Mal schaun, was jetzt kommt.

Damit sei es beim Einzelverkauf auf Anhieb gelungen, die entsprechenden Verkaufszahlen der anderen Frankfurter Zeitungen zu erreichen.

(10 Sekunden ungläubiges Schweigen, dann:) GACKER! ROFL! LACH! BRÜLL! Das glaubt aber nur die iPod-Generation-

Für die Wirtschaftlichkeit der Frankfurter Ausgabe müsse eine fünfstellige verkaufte Auflage erreicht werden.

und das sind garantiert keine 10.000 - da ist also noch ein ganz weiter Weg hin, wenn es denn soweit kommt und nicht vorher der Contoller, der bei der Zahl 5.000 schon seinen Kaffee verschüttet hat, den Vermerk "abfackeln" an den Vorstand schickt.

Die verbreitete Auflage liege bei knapp 10 000 Exemplaren.

Die arme Frankfurter Stadtreinigung muss 5000 unverkaufte Exemplare aus dem Müll ziehen. Falls immer noch die sehr optimistischen 25.000 gedruckt werden, gibt das viel Altpapier - aber diese exorbitante Müll/Verkaufter-Müll-Quote werden sie wohl kaum beibehalten.

"Wir sind extrem zufrieden, einer Ausweitung steht nichts im Wege"

ausser den enormen Kosten, den fehlenden Kooperationspartnern, den ausbleibenden Gewinnen, den Vertriebsproblemen, der unwilligen Werbungsschalter, denn sonst hätte man das mit "extremer Zufriedenheit" doch schon längst getan.

Bei einer möglichen Kooperation [...] stehe das Grundkonzept nicht zur Debatte.

Für ein neues Konzept ist kein Geld mehr da, hat der Controller gesagt. Wenn´s nicht läuft, ist Schluss.

Dienstag, 7. Dezember 2004, 21:35, von donalphons | |comment

 
SZ goes tabloid
don, es ist dir hoffentlich nicht entgangen, dass auch das Blatt der Munich Area ein Tabloid plant. Laut Aussage des PR-Mannes für die Zielgruppe 18-30.

Was soll denn das werden? Resteverwertung für "jetzt"-Nostalgiker oder doch nur Infohäppchen in Focus-Länge?

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Wir werden es nie erfahren, weil niemand darin werben will.

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tja das haut doch selbst den rüstigsten NE-Junkie um.

War es zu besten NE-Zeiten noch üblich, Firmen zu gründen, die als einziges Produkt nur ihre PR hatten und meist nur vaporware versprachen (aber wenigstens so getan haben als hätten sie eine "Killer-Applikation" geschaffen), so sind wir H E U T E schon soweit, dass wir den ganzen Dünnschiss, den sich die Planungsabteilungen bestenfalls durch ihren Hirnbrei laufen lassen, als Zukunftsprodukt serviert bekommen. Frei nach dem Motto: stellen wir mal unsern PR-Deppen vor ein paar Mikrofone und schaun 'mer mal wie das ankommt...

Dafür gibt es das Prädikat "NDD" - Neuer Deutscher Dilettantismus.

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Solange es Agenturen gibt, die die Neuverwurstung alter Thesen ohne jegliche kritische Betrachtung veröffentlichen, wird es immer solche PR-Fritzen geben.

Nein, Spass beiseite, die sklavische Berichterstattung darüber ist nicht weniger peinlich als das Produkt selbst.

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Du weisst, dass die Medien am Ende sind
wenn der Chef der Süddeutschen Zeitung klarstellt, dass es kein Tabloid aus seinem Hause geben wird - und seine Redaktion eine DPA-Meldung zur News Frankfurt veröffentlicht, in der am Ende gesagt wird, dass die SZ ein Tabloid plant.

Qualitätsjournalismus, fast so gut wie Spiegel Online.

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Das hat eher was mit den unheimlich fähigen Chefs des EssFau zu tun. Die haben doch auch schon, nachdem lange verbreitet wurde, Dutzende von lektoren hätten die 50 Bücher der SZ-Bibliothek mühsam in durchlesenen Nächten zusammengestellt, mit dem Kommentar "dazu haben wir die Bestsellerlisten kopiert" alles zum Platzen gebracht.

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Sonderverkäufe?
Was habe ich mir eigentlich den "Sonderverkäufen" von 2.000 der 5.000Exemplare vorzustellen?

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Vermutlich Cafes und dergleichen - und vermutlich will man darüber dei News nicht allzu laut reden. Im Moment dürfte es noch nicht malfür die Druck kosten reichen.

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