Real Life Winter 2004 - Unter die Erde bringen
Vorbemerkung: Vor kurzem sagte jemand, manche meiner Texte wären erbarmunnglos; namentlich die Serie der "Skalpe meiner Feinde". Ich glaube das eher nicht; erbarmungslos ist etwas anderes. Damals dachte ich schon daran, den jetzt folgenden Text zu schreiben, und nach etwas Nachdenken habe ich es auch getan, weil... keine Ahnung. Weil ich will, vielleicht. Erbarmen ... bei diesem Wort fällt mir nur Baudelaire ein; "Satan meines Elends Dich erbarme". Im juristischen Zweifelsfall ist der Text nur Literatur und hat keinerlei Ähnlichkeiten mit lebenden oder ganz besonders toten Personen.
Über die schneebedeckten Hügel Thüringens hinunter nach Bayern, zügig über die Autobahn nach München. Bei Bayreuth wurde es heller, kurz vor Nürnberg glitzerte die Sonne auf dem Schnee, und in München war dieser typische, strahlend blaue Himmel, auch über dem Friedhof. Ich kam bewusst zu spät, denn Kirche ist absolut nicht mein Ding, und in diesem Fall erst recht nicht. Trauergottesdienst. Von wegen. Innerlich war ich im Freudenteufelstaumel. Die Sau war endlich, schnell und unverhofft von uns gegangen, dahin, wo keine Sau mehr zurück kommt. Final Business Solution.
Die Sau hatte davor alles überstanden. Strafanzeigen, anonym und direkt, Hausdurchsuchungen, Firmencrahs mit seltsam leeren Kassen, Schulden, vollkommen egal. Es gab immer jemand, den er um Hilfe fragen konnte, der ihm was Neues zuschob, wo er sich sofort mit der alten Grosskotzigkeit daranmachte, für minimalen Gewinn maximalen Schaden anzurichten. Die Anzahl seiner Verantwortungsposten stand im umgekehrten Verhältnis zu dem, was man landläufig als Verantwortungsgefühl bezeichnet.
Er hatte sich auch irgendwie aus dem Schlamassel befreit, in das er sich während der New Economy verstrickt hatte. Keine Ahnung, warum die Typen, die ihm Geld gegeben hatten, ihn so selten vor den Kadi zerrten. Wahrscheinlich war an dem Geld auch einiges krumm, aber das war damals allen wurscht. Er wurde mir während eines Empfangs vorgestellt, den eine aufgedonnerte Matchmakerin für tumbe Geldsäcke und Schweine wie ihn und Staffage wie mich organisiert hatte. Es war in der Frühzeit der New Economy, die meisten Börsengänge am neuen Markt standen damals noch bevor, aber er entwarf damals schon seine Visionen, die für den billigen Steuertrickser ohne 2. Staatsexamen, der er wirklich war, enorm engagiert klangen.
Wir trafen immer wieder mal aufeinander, aber weitaus öfters hörte ich von ihm. Man hat viel über ihn gesprochen, alles sehr positiv. da war einer, der es machte und konnte. Ich würde diese Sau doch kennen, ob ich sie ihnen mal vorstellen könnte, wollten ein paar Freunde wissen. Ich tat es nie.
Die Jahre rasten durch das Land der Munich Area, und 2001 war ich wieder auf seinem Radar, als er plante, durch den Niedergang als erster den ganz grossen Deal zu machen. Das war kurz nach einer grösseren Krise, die er nur überstanden hatte, weil sich das Gericht bei der Beschlagnahme seiner Rechner und der Prozessvorbereitung selten dämlich angestellt hatte, wie es die einschlägigen Kreise kolportierten. Er wollte nicht viel von mir, nur ein paar Namen von Leuten, die in einem Netzwerk durch ihren luxuriösen Lebenswandel in die Krise geraten waren und ihm für ein paar Lappen vielleicht helfen könnten, ein paar lukrative Stories zu machen. Er stellte mir vage in Aussicht, dass er mir dann dabei auch eine Rolle in seinem neuen Netzwerk geben könnte, wenn ich denn...
Ich habe abgesagt, im Gegensatz zu ein paar anderen. Es war letztlich egal, denn bei der Implosion der Märkte auf ihren realen Umfang gab es da nichts, was irgendwie verwertbar gewesen wäre, und so blieben nur ein Dutzend seiner Leute auf der Strecke, die es ohnehin erwischt hätte, wie er 2002 ausführte. Dass bei denen die Steuerfahndung ohne seine tollen Ideen wohl eher nicht aufgekreuzt wäre, um 5 Uhr Morgens, dass sie vielleicht halbwegs anständig aus der Sache rausgekommen wären, sagte er nicht. Seiner Peer Group war das auch egal, denn damals ging es längst schon um das neue Thema Basel-II, und da brauchte man Anpacker wie ihn.
Zu dumm, dass er dann nach kurzer, schwerer Krankheit verreckte. Zumindest hiess es das offiziell; was genau es war, hat mir niemand sagen können. Vielleicht die Drogen, Selbstmord eher nicht, dafür ar er nicht der Typ, vielleicht war er auch wirklich körperlich so krank wie im Kopf, keine Ahnung, aber als der Anruf kam, dass er, der angeblich mit mir befreundet war, endlich tot war, war es mir vollkommen egal. Hauptsache tot, vielleicht noch etwas Leiden vorher, zur Abrundung, wäre auch ok.
Ich schloss mich dem Zug ganz hinten an, da, wo noch andere gelackte Typen in Berateranzügen und zu dünnen Kurzmänteln liefen. Sauber rasiert, gefasst, ohne echte Anteilnahme, aber auch nicht beglückt wie ich. Die meisten machten sich ziemlich Sorgen um die Wasserflecken auf ihren Schuhen, denn das Grab war in einem Seitenweg, und überall lag feuchter Matsch. Da standen wir, vorne erzählte ein frierender Pfaffe etwas von Verantwortung für die Wirtschaft und die Entwicklung dieses Landes, und dann war da noch ein Verbandsheini, der die Verdienste der Sau im Pitchtempo herunterratterte.
Ich war einer der letzten, die Erde auf den Sarg warfen. Ich hätte genauso gut spucken können, die Schaufel hätte auch weitaus grösser sein dürfen, da packt man doch gerne mit an. Er war da unten und wird es auch bleiben, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das ist verdammt gut so.
Seine Frau, Lebensgefährtin oder was auch immer, die daneben stand, sah ich nicht an. Nicht nötig. Solche Schweine finden immer die passenden Frauen, es gibt so viele davon, totaler escadabekleideter Überschuss in der Munich Area, man schlägt sich in diesen Kreisen um solche Typen. Vielleicht war sie sogar dumm genug, das Erbe anzutreten; nach dem, was ich weiss, eine ziemlich riskante Entscheidung. Egal.
Ich stapfte durch den Friedhof zurück und grinste. Vermutlich haben die, die mich sahen gedacht, das ist auch einer von denen, die dieses absurde Bedürfnis haben, bei Beerdigungen zu lachen; ein Ausdruck des übergrossen Schmerzes, oder so. Nix da. Er war tot, und das ist ok so. Alles roger. Wir sehen uns, winkte ich am Auto einem flüchtigen Bekannten aus einer Promikanzlei zu.
In der Hölle, später einmal, dachte ich, und donnerte b2b, back to Berlin.
Über die schneebedeckten Hügel Thüringens hinunter nach Bayern, zügig über die Autobahn nach München. Bei Bayreuth wurde es heller, kurz vor Nürnberg glitzerte die Sonne auf dem Schnee, und in München war dieser typische, strahlend blaue Himmel, auch über dem Friedhof. Ich kam bewusst zu spät, denn Kirche ist absolut nicht mein Ding, und in diesem Fall erst recht nicht. Trauergottesdienst. Von wegen. Innerlich war ich im Freudenteufelstaumel. Die Sau war endlich, schnell und unverhofft von uns gegangen, dahin, wo keine Sau mehr zurück kommt. Final Business Solution.
Die Sau hatte davor alles überstanden. Strafanzeigen, anonym und direkt, Hausdurchsuchungen, Firmencrahs mit seltsam leeren Kassen, Schulden, vollkommen egal. Es gab immer jemand, den er um Hilfe fragen konnte, der ihm was Neues zuschob, wo er sich sofort mit der alten Grosskotzigkeit daranmachte, für minimalen Gewinn maximalen Schaden anzurichten. Die Anzahl seiner Verantwortungsposten stand im umgekehrten Verhältnis zu dem, was man landläufig als Verantwortungsgefühl bezeichnet.
Er hatte sich auch irgendwie aus dem Schlamassel befreit, in das er sich während der New Economy verstrickt hatte. Keine Ahnung, warum die Typen, die ihm Geld gegeben hatten, ihn so selten vor den Kadi zerrten. Wahrscheinlich war an dem Geld auch einiges krumm, aber das war damals allen wurscht. Er wurde mir während eines Empfangs vorgestellt, den eine aufgedonnerte Matchmakerin für tumbe Geldsäcke und Schweine wie ihn und Staffage wie mich organisiert hatte. Es war in der Frühzeit der New Economy, die meisten Börsengänge am neuen Markt standen damals noch bevor, aber er entwarf damals schon seine Visionen, die für den billigen Steuertrickser ohne 2. Staatsexamen, der er wirklich war, enorm engagiert klangen.
Wir trafen immer wieder mal aufeinander, aber weitaus öfters hörte ich von ihm. Man hat viel über ihn gesprochen, alles sehr positiv. da war einer, der es machte und konnte. Ich würde diese Sau doch kennen, ob ich sie ihnen mal vorstellen könnte, wollten ein paar Freunde wissen. Ich tat es nie.
Die Jahre rasten durch das Land der Munich Area, und 2001 war ich wieder auf seinem Radar, als er plante, durch den Niedergang als erster den ganz grossen Deal zu machen. Das war kurz nach einer grösseren Krise, die er nur überstanden hatte, weil sich das Gericht bei der Beschlagnahme seiner Rechner und der Prozessvorbereitung selten dämlich angestellt hatte, wie es die einschlägigen Kreise kolportierten. Er wollte nicht viel von mir, nur ein paar Namen von Leuten, die in einem Netzwerk durch ihren luxuriösen Lebenswandel in die Krise geraten waren und ihm für ein paar Lappen vielleicht helfen könnten, ein paar lukrative Stories zu machen. Er stellte mir vage in Aussicht, dass er mir dann dabei auch eine Rolle in seinem neuen Netzwerk geben könnte, wenn ich denn...
Ich habe abgesagt, im Gegensatz zu ein paar anderen. Es war letztlich egal, denn bei der Implosion der Märkte auf ihren realen Umfang gab es da nichts, was irgendwie verwertbar gewesen wäre, und so blieben nur ein Dutzend seiner Leute auf der Strecke, die es ohnehin erwischt hätte, wie er 2002 ausführte. Dass bei denen die Steuerfahndung ohne seine tollen Ideen wohl eher nicht aufgekreuzt wäre, um 5 Uhr Morgens, dass sie vielleicht halbwegs anständig aus der Sache rausgekommen wären, sagte er nicht. Seiner Peer Group war das auch egal, denn damals ging es längst schon um das neue Thema Basel-II, und da brauchte man Anpacker wie ihn.
Zu dumm, dass er dann nach kurzer, schwerer Krankheit verreckte. Zumindest hiess es das offiziell; was genau es war, hat mir niemand sagen können. Vielleicht die Drogen, Selbstmord eher nicht, dafür ar er nicht der Typ, vielleicht war er auch wirklich körperlich so krank wie im Kopf, keine Ahnung, aber als der Anruf kam, dass er, der angeblich mit mir befreundet war, endlich tot war, war es mir vollkommen egal. Hauptsache tot, vielleicht noch etwas Leiden vorher, zur Abrundung, wäre auch ok.
Ich schloss mich dem Zug ganz hinten an, da, wo noch andere gelackte Typen in Berateranzügen und zu dünnen Kurzmänteln liefen. Sauber rasiert, gefasst, ohne echte Anteilnahme, aber auch nicht beglückt wie ich. Die meisten machten sich ziemlich Sorgen um die Wasserflecken auf ihren Schuhen, denn das Grab war in einem Seitenweg, und überall lag feuchter Matsch. Da standen wir, vorne erzählte ein frierender Pfaffe etwas von Verantwortung für die Wirtschaft und die Entwicklung dieses Landes, und dann war da noch ein Verbandsheini, der die Verdienste der Sau im Pitchtempo herunterratterte.
Ich war einer der letzten, die Erde auf den Sarg warfen. Ich hätte genauso gut spucken können, die Schaufel hätte auch weitaus grösser sein dürfen, da packt man doch gerne mit an. Er war da unten und wird es auch bleiben, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das ist verdammt gut so.
Seine Frau, Lebensgefährtin oder was auch immer, die daneben stand, sah ich nicht an. Nicht nötig. Solche Schweine finden immer die passenden Frauen, es gibt so viele davon, totaler escadabekleideter Überschuss in der Munich Area, man schlägt sich in diesen Kreisen um solche Typen. Vielleicht war sie sogar dumm genug, das Erbe anzutreten; nach dem, was ich weiss, eine ziemlich riskante Entscheidung. Egal.
Ich stapfte durch den Friedhof zurück und grinste. Vermutlich haben die, die mich sahen gedacht, das ist auch einer von denen, die dieses absurde Bedürfnis haben, bei Beerdigungen zu lachen; ein Ausdruck des übergrossen Schmerzes, oder so. Nix da. Er war tot, und das ist ok so. Alles roger. Wir sehen uns, winkte ich am Auto einem flüchtigen Bekannten aus einer Promikanzlei zu.
In der Hölle, später einmal, dachte ich, und donnerte b2b, back to Berlin.
donalphons, 17:23h
Samstag, 26. Februar 2005, 17:23, von donalphons |
|comment
che2001,
Sonntag, 27. Februar 2005, 17:26
Ja, manchmal wird eben sehr gründlich finalisiert. Ich wüsste da auch wen, dessen Ende oder zumindest schweres Leiden mich eher freuen als betroffen machen würde, einer, der als Chef anderthalb Tausend Leuten fortwährend Leid bereitet.
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donalphons,
Sonntag, 27. Februar 2005, 18:41
Manchmal bin ich ohnehin der M;einung, dass gegen manche Leute und Firmenleitungen das Recht auf "gesamtgesellschaftliche Notwehr" vorliegt. Angesichts der Tatsache, dass letztlich doch die Allgemeinheit die Kosten tragen muss, halte ich auch Zwangsenteigung und Verstaatlichung nicht für die schlechtesten Ideen.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 09:46
Verstaatlichung
Ich vermute, dass sich Ihre Begeisterung für eine Verstaatlichung in engen Grenzen hielte, wenn Sie in einem Land mit einer staatlich kontrollierten Wirtschaft aufgewachsen wären. Es kann nämlich ganz schnell passieren, dass Sie in einer solchen Wirtschaft einem Chef oder Parteisekretär unterstellt sind, der kein bißchen besser ist als die oben kritisierten Manager. Zusätzlich würden Sie als sehr offen argumentierender Mensch sicher bald zu einem Ziel von Stasi oder Geheimdienst. Und ich vermute, dass Sie Meinungsfreiheit so dringend brauchen, wie die Luft zum Atmen. Also lassen wir es doch besser so, wie es ist.
Eine Staatswirtschaft und Verstaatlichungen hat es in der DDR gegeben, das ökonomische Ergebnis ist bekannt. Hätten wir die Möglichkeiten damals schon gehabt, dann hätten wie die entsprechende Webseite 'kombinatstod' genannt :-)
Eine Staatswirtschaft und Verstaatlichungen hat es in der DDR gegeben, das ökonomische Ergebnis ist bekannt. Hätten wir die Möglichkeiten damals schon gehabt, dann hätten wie die entsprechende Webseite 'kombinatstod' genannt :-)
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 10:32
Auch im Westen gab es verstaatlichte Betriebe, und die waren nicht die schlechtesten - früher. Wenn man dann erlebt, wie die Dreckschweine der New Economy auf Staatskosten geprasst haben - Stichwort Gründerwettbewerbe, Förderung, Risikoabdeckung Steuervorteile, Kongresse, kostenlose PR - , dann wäre so ein sturer, alter Bayernwerke-Prokurist manchmal nicht schlecht gewesen.
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 11:24
Pawlowsche Hunde
Es ist ärgerlich, wenn bei Hinweisen auf Enteignung, Verstaatlichung oder Staatsinterventionismus immer mit der Keule DDR reagiert wird. Was ist falsch daran, wenn ein Betrieb, dessen Chef mit illegalen Methoden arbeitet oder seine Mitarbeiter bis zum Amoklauf quält (oder den Laden mit wahnwitzigem Geschäftsgebahren von der Solidität langsam in den Ruin treibt) , enteignet bzw. bis zur Gesundung unter Zwangsverwaltung gestellt werden kann? Das hat noch nichts mit einer Diktatur zu tun und auch nichts mit einer generellen Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln. Und was ein mögliches Sozialismusmodell angeht: So etwas stelle ich mir eher als eine Art Genossenschaft vor, in der alle Beschäftigten eines Unternehmens Gesellschafter sind, als das Modell Kasernenhofkommunismus. Die gesellschaftlichen Gegenentwürfe, die die linke Szene, zu der ich gehört habe, in den 70ern, 80ern und 90ern diskutiert hat, lagen zwischen anarchistischem Katalonien im Spanischen Bürgerkrieg, Kronstädter Matrosenaufstand und Ukrainischer Machnotschina (die beide von den Bolschewiki erschossen wurden), englischen Betriebsbesetzungen mit Weiterführung der Produktion durch die workers (wie in den 80ern bei Triumph), Selbstverwaltungsmodelle wie Fatsa, Grenada oder Chiapas plus einem Schuss Kibbuzz und einer gehörigen Prise Schweizer direkter Demokratie. Wir wären nicht mal auf die Idee gekommen, den Ostblocksozialismus in unsere Perspektive einer gesellschaftlichen Alternative einzubeziehen. Für uns und von uns aus betrachtetstanden die Kasernenhofkommunisten rechts.
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netbitch,
Montag, 28. Februar 2005, 11:47
@Don, Che: Wenn ich die Wahl zwischen VW und Bechtle hätte, wüsste ich auch, für wen ich mich entschiede. Und wir brauchen, wäre Wirtschaftsdemokratie. Paritätische Mitbestimmung flächendeckend und in der Verfassung verankert, das wäre der richtige Schritt.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 11:54
Differenzierung
Ich gebe Ihnen beiden Recht: Die Differenzierung zwischen linken Visionen, Sozialismusmodellen und dem real existiert habenden Sozialismus ist mir im Rahmen dieses kurzen Kommentars nicht gelungen. Selbstverständlich ist mir bekannt, dass auch Linke durch sozialistische / stalinistische Staaten verfolgt und umgebracht wurden. Und nicht die schlechtesten.
Allerdings sehe ich trotzdem nicht, warum in einem verstaatlichten Betrieb die Mitarbeiter vor schlechten Chefs besser geschützt sein sollten, als in der heutigen Wirtschaft oder damals in der "New Economy". In einer Genossenschaft oder in einem Kibbuz wäre das schon eher möglich. Und ich sehe ehrlich gesagt nicht, dass verstaatlichte Betriebe hierzulande wirtschaftlich arbeiten könnten. Oder kann mir jemand ein aktuelles, wirklich funktionierendes Beispiel nennen?
Allerdings sehe ich trotzdem nicht, warum in einem verstaatlichten Betrieb die Mitarbeiter vor schlechten Chefs besser geschützt sein sollten, als in der heutigen Wirtschaft oder damals in der "New Economy". In einer Genossenschaft oder in einem Kibbuz wäre das schon eher möglich. Und ich sehe ehrlich gesagt nicht, dass verstaatlichte Betriebe hierzulande wirtschaftlich arbeiten könnten. Oder kann mir jemand ein aktuelles, wirklich funktionierendes Beispiel nennen?
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 11:59
Das kommt erst mit der Weltrevolution, sorry. Solange die Medien für die Wirtschaft das Volk terrorisieren, wird das so bleiben, wie es ist. Das klingt jetzt nach Linksaussendiskurs der untersten Schublade, ich weiss, aber es ist nun mal so: Ackermann und Co. verängstigen die Leute, die Mehrzakl wird zu Kriechern, die Politik hält die Schnauze, weil sie nicht will und gegen die PR-Kraft der käuflichen Journaille nicht ankommt. Bestes besipiel ist der Spiegel Online: Da sitzt das gesamte Fachwissen beim manager Magazin, wo man zu Beginn der New Economy die üblichen Irren verpflichtet hat, die jetzt dort den Ton angeben. Man vergleiche mal MM 1995 mit MM 2005 - das sind Welten, und zwar Welten der geistigen Verrohung und Inkompetenz. Wirtschaft a la Tinseltown - aber das ist dann das führende Nachrichtenmagazin. Von Focus rede ich erst gar nicht.
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 12:07
Ein Beispiel? M-net. Praktisch nur öffentliche Gesellschaftler.
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 12:13
Ich nehm den Pawlow zurück
Das war eine sehr differenzierte Antwort auf einen differenzierten Kommentar. Wobei, lieber Stefanolix, müssen das Betriebe in Deutschland sein? Renault ist ebenso ein Staatsbetrieb wie praktisch die gesamte schwedische Schwerindustrie außer Saab und Volvo.
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wilhelmraspe,
Montag, 28. Februar 2005, 12:13
die geschichte über den 25.000 dm teuren doktortitel des ceo von t-venture, verliehen durch eine obskure "uni" aus der schweiz, im aktuellen mm war dann allerdings eine der netten ausnahmen.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 12:30
Französische Staatsbetriebe ...
... haben aber dann in ihrer Führungseben auch Technokraten, die meist an einer traditionell leistungsorientierten polytechnischen Hochschule ausgebildet und hart aus(ge|er)lesen wurden. Und offenbar lässt man diese Technokraten dann auch "machen". Das kann unterschiedliche Folgen haben: erfolgreiche Autos oder ganz starker Ausbau der Atomindustrie bis hin zum Mururoa-Atoll und zur Sprengung eines Greenpeace-Schiffs ...
Und ganz ohne Groll: es ist trotzdem ein großer Unterschied, über das gesellschaftliche Eigentum an Produktionsmitteln diskutiert zu haben oder in einer solchen Welt gelebt zu haben. Mich wird niemand mehr endgültig von sozialistischen Modellen überzeugen,
YMMV :-)
Und ganz ohne Groll: es ist trotzdem ein großer Unterschied, über das gesellschaftliche Eigentum an Produktionsmitteln diskutiert zu haben oder in einer solchen Welt gelebt zu haben. Mich wird niemand mehr endgültig von sozialistischen Modellen überzeugen,
YMMV :-)
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 12:39
Es geht nicht um Sozialismus, sondern um Regeln, die Auswüchse verhindern. So greift der Staat bei der Insolvenz selbstverständlich in die Geschicke einer Firma ein. Die Frage ist, ob das nicht auch in anderen Situationen möglich sein sollte. Das kann man so und so machen - gnadenloese strafrechtliche Verfolgung von Ad-Hoc-Betrug, Steuerschiebereien und Subventuionsabzocke mit Strafmassen, die sich an schwerem Raub orientieren, wären auch eine Möglichkeit. Und sage keiner, dass das der Wirtschaft schade - es schadet nur den Schweinen, die Gesellschaft und Wirtschaft schädigen.
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modeste,
Montag, 28. Februar 2005, 13:04
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn sich die Akteure an die Regeln hielten, auf die sich die Gesellschaft nun einmal geeinigt hat. Auf der anderen Seite sind die Auswüchse vermutlich nicht die Krebsgeschwüre der Wirtschaft, sondern ihre logische Konsequenz. Und solange eine ausreichende Anzahl von Spielern an Wachstum und Wohlstand als absolute Werte glaubt, scheitert die konsequente Regeldurchsetzung schon an der Tatsache, dass ein "Ja, aber" das Differenzierungsvermögen einer offenbar größeren Menge Menschen überfordert. Gilt dieses Dogma, dann dürfte es ziemlich egal sein, wie das System nun heißt. Der Sozialismus im rahmen dieser Logik wäre schlicht nicht das bessere, sondern bloß das langweiligere System.
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 13:13
Rein historisch betrachtet, wird irgendwann der Kapitalismus an sein Ende kommen, weil die Kapitalakkumulation irgendwann zum Schluss kommt, es sei denn, wir gehen von einer interstellaren Expansion der Menschheit aus. In der Beziehung bleibt die prognostische Aussage des "Kapitals" nach wie vor aktuell.
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modeste,
Montag, 28. Februar 2005, 13:17
Mag sein, dass mir die These mehr einleuchten würde, hätte ich das Kapital tatsächlich gelesen - aber was spricht dagegen, dass die Gesellschaft alle paar Jahrzehnte unglaubliche Massen der imaginären Einheit "Geld" für ungültig erklärt, und sich damit wieder auf Null setzt? Solange sachgüter in hinreichender Anzahl übrig bleiben, gibt es ja ausreichend Chips für die nächste Runde im Casino, und das Spiel geht weiter?
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 13:49
Schöpferische Zerstörung
Akkumuliertes Kapital ist ja nicht nur Geld, und industrielle Modernisierungsschübe setzen zu bauende Industrien voraus. Was Du beschreibst, funktioniert durchaus, setzt aber alle paar Jahrzehnte überregionale Kriege, nach Möglichkeit mit Flächenbombardements voraus.
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modeste,
Montag, 28. Februar 2005, 14:22
Täte es nicht auch eine ordentliche Inflation? Oder die bestehende Regelung, nach der sich alle Mitspieler in regelmäßigen Abständen zusammensetzen und die Verteilung der bestehenden Ressourcen neu auswürfeln? Der Verlierer der Runde geht dann jeweils daher und lässt sich etwas Neues einfallen, um seinen Verlust auszugleichen, und das Spiel beginnt von vorn.
@ netbitch: Ein funktionierendes, auf rationalen Kriterien beruhendes und gerechtes System, in dem alle genug haben, und keiner übermäßig besitzt, stelle ich mir geradezu übermäßig öde vor. Das mag eine Geschmacksfrage sein, aber mein Faible für einen in allen Farben der Dekadenz prächtig schillernden Verfall übersteigt meine Begeisterung für eine gesunde Idylle bei weitem. Die Revolution stelle ich mir großartig und sehr unterhaltsam vor, die Utopie der glücklichen Gesellschaft nach der gelungenen Umwälzung reizt mich nicht die Bohne.
@ netbitch: Ein funktionierendes, auf rationalen Kriterien beruhendes und gerechtes System, in dem alle genug haben, und keiner übermäßig besitzt, stelle ich mir geradezu übermäßig öde vor. Das mag eine Geschmacksfrage sein, aber mein Faible für einen in allen Farben der Dekadenz prächtig schillernden Verfall übersteigt meine Begeisterung für eine gesunde Idylle bei weitem. Die Revolution stelle ich mir großartig und sehr unterhaltsam vor, die Utopie der glücklichen Gesellschaft nach der gelungenen Umwälzung reizt mich nicht die Bohne.
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netbitch,
Montag, 28. Februar 2005, 14:37
Unter einem erstrebenswerten Sozialismus stelle ich mir kein Vollversorgungssystem vor. Entscheidend ist ja nicht die Verteilungsökonomie, sondern die Eigentumsverhältnisse. Sozialismus bedeutet, dass die Arbeitenden (alle Arbeitenden) am Eigentum der Produktionsmittel beteiligt sind, und wenn Che sich das wie eine große Genossenschaft mit Kibbuz-Anleihen (und bei Big Companies wahrscheinlich Belegschaftsaktien) vorstellt, dann finde ich das spannend: Eine Wirtschaft, in der jeder zu selbstständigem, engagierten, verantwortungsbewusstem Handeln angehalten wird, weil es keine Trennung zwischen Unternehmern und Angestellten mehr gibt, sondern jede/r Angestellte oder Arbeiter/in über den eigenen Anteil ein Stück weit auch Unternehmer/in ist. Und warum sollte es in einer solchen Gesellschaft keine Dekadenz geben?
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 14:39
Gleichheitssysteme, wenn es sie denn einmal gäbe ...
... würden gleichartige oder sehr ähnlich geartete Menschen voraussetzen. Die Menschen sind aber weder im Charakter noch in ihren Anlagen und Begabungen gleich. Sie sind nicht gleich hübsch, gleich intelligent und gleich stark -- nach Schönheit, Intelligenz und Stärke differenziert ja auch der Gastgeber dieses Blogs nicht gerade selten :-)
Schlussfolgerung: Ein solches System wäre nicht nur langweilig, es wäre für einen gewissen Anteil der Menschen auch eine wirkliche Qual.
Schlussfolgerung: Ein solches System wäre nicht nur langweilig, es wäre für einen gewissen Anteil der Menschen auch eine wirkliche Qual.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 14:50
Verantwortungsvolles Handeln aller Beteiligten,
wie es netbitch so wunderschön beschreibt, wird wohl immer eine Utopie bleiben. Gestern haben sich etwa 200.000 Menschen (ca. 50% der Wahlberechtigten) in Dresden an der Abstimmung über eine neue Brücke beteiligt. Diese Stadt ist so pleite, dass sie am Nötigsten sparen muss. Diese Stadt ist verschuldet bis über die Kragenknöpfe. Und sie kann den Eigenanteil für die Brücke nur durch noch mehr Sparmaßnahmen und noch mehr Schulden aufbringen. All das ist jedem bekannt, der eine Zeitung richtig lesen kann. Aber 137.000 Menschen gehen ins Wahllokal und sagen: Nun baut uns mal diese Brücke hin. Und bei den selben Menschen willst Du selbstständiges, engagiertes und verantwortungsbewusstes Handeln voraussetzen, so dass sie die Entscheidungen in ihren Betrieben treffen können? Du hast Mut :-)
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 14:56
Ist Dein Posting über das Klonen ...
... der Schönsten, Intelligentesten und Stärksten nach einer Überdosis Aldous Huxley entstanden?
SCNR, Stefan
SCNR, Stefan
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 14:58
Gleicheit der Bedingungen
tastet die unendliche Vielfalt der Menschennaturen nicht im Mindesten an, schrieb vor langer Zeit der französische Anarchist Elysée Reclus. Es geht hier nicht um Gleichmacherei, sondern um das Überwinden von Eigentumsprivilegien. Genauer: NB reitet jetzt auf diesem meinen Sozialismusbegriff herum, ich war eigentlich mit Don übereins, dass es hier zunächst mal um Möglichkeiten geht, verantwortungslose Unternehmer zum Wohl der Allgemeinheit in ihre Schranken zu weisen. Aber bitte, wenn schon Sozialismus, dann ist dabei doch wesentlich, dass ein solches System natürlich unterschiedlichen Bedürfnissen und Charakterstrukturen gerecht werden muss ("Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" K. Marx). Gehst Du davon aus, dass das jetzige System den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen gerecht würde? In der letzten, zugespitztesten Konsequenz, die ich niemandem unterstellen möchte, hieße dies, der Hungertod etlicher Sudanesen würde dann eben der spezifischen Natur dieser Menschen entsprechen; es gibt Sozialdarwinisten, die so etwas vertreten. Das System, das wir haben, ist für den weit überwiegenden Teil der Menschheit über weite Strecken eine wirkliche Qual. Falls Qual nicht ein gewaltiger Euphemismus ist dafür, dass für unseren westlichen Konsum und unseren "Way of Life" täglich Zigtausende sterben.
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modeste,
Montag, 28. Februar 2005, 15:00
Ob es tatsächlich auf die Eigentumsverhältnisse ankommt, wage ich mal schwer zu bezweifeln. Wer sich jemals mit Freuden in eine Anwaltskanzlei begeben hat, die basierend auf einem Partnersystem tatsächlich dem Großteil der Beteiligten zu gleichen Teilen gehört, hätte auch nackt und nur mit einem Klappspaten bewaffnet am Amazonas viel Spaß.
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 15:02
Uncle,
wir wissen doch, dass Martinsried nur errichtet wurde, um den Bayern to end all Bayern zu züchten, noch schöner und kräftiger als der Anton aus Tirol, der dann die Welt unter das Joch der CSU zwingen wird ;-)
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unclemeat,
Montag, 28. Februar 2005, 15:05
Mensch Don...
...wo sind denn hier die Bayern. Ich seh nur Rheinländer und anderes Gezücht - nur keine Bayern. Alles Zugezogene! Zweitens, ja der Stoiber hat sich tatsächlich mal erkundigt, wie das so mit dem Klonen geht. Wahrscheinlich nicht ohnen Hintergedanken.
Drittens, lieber gelebter Sozialist - als gelernter Sozialist.
Drittens, lieber gelebter Sozialist - als gelernter Sozialist.
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 15:06
@modeste: Klar kommt es auf die Eigentumsverhältnisse an, denn der Begriff Sozialismus bedeutet qua definitionem ein Gemeinwesen, in dem es kein mit entfremdeter Lohnarbeit verbundenes Privateigentum an Produktionsmitteln gibt. Ein bürokratischer Sozialstaat ist nicht Sozialismus, und umgekehrt muss Sozialismus nicht bürokratisch sein, weil dem Wesen nach ein Eigentumsverhältnis hinsichtlich der Produktionsmittel, und nicht etwa die Art und Weise, wie ein Staat irgendwelche Leistungen organisiert.
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 15:16
@ uncle: Der Stoiber bereut es schon längst, rheinländische Preussen da reingelassen zu haben - aber der Bayer als ein solcher ist nun mal nicht in der Lage, Biologisches zu bearbeiten, was feiner als wie eine Schweinshaxe ist, ned wahr.
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hiddensee,
Montag, 28. Februar 2005, 15:25
gelebter Sozialist?
mit der Kennzeichnung des Sozialisten sollte klar sein, dass ich das bis 89 "gelernt" habe. Fuer heutige Verhaeltnisse liess sich nicht viel davon adaptieren und ist in weiten Teilen nutzlos. Wobei ich ches Argumenten unter Zuhilfenahme des Kapitals theoretisch nichts hinzuzufuegen wuesste. Gibts noch ein paar anmerkungen zum tendenziellen Fall der Profitrate?
mit der Kennzeichnung des Sozialisten sollte klar sein, dass ich das bis 89 "gelernt" habe. Fuer heutige Verhaeltnisse liess sich nicht viel davon adaptieren und ist in weiten Teilen nutzlos. Wobei ich ches Argumenten unter Zuhilfenahme des Kapitals theoretisch nichts hinzuzufuegen wuesste. Gibts noch ein paar anmerkungen zum tendenziellen Fall der Profitrate?
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modeste,
Montag, 28. Februar 2005, 15:26
@ Che: Ich sehe mich durchaus in der Lage, den Sozialismus von jenem staatsautoritären Laden zu unterscheiden, der uns nach seinem Ableben den maroden Spielplatz hinterlassen hat, den der Hausherr dieser Seiten bisweilen geißelt. Ich verwechsele den Papst ja auch nicht mit dem Stellvertreter Gottes. Allerdings leuchtet mir nicht ein, welchen Unterschied es machen soll, ob die Firma, in der man seine Tage verbringt, einem nun zu meinetwegen 1/4600 gehört oder nicht.
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unclemeat,
Montag, 28. Februar 2005, 15:34
Yeah...
...vielleicht hätte ich das etwas mehr deutsch sagen sollen, etwas so: Lieber gelebter Christ, als gelernter Christ. (Es ging also nicht um Etiketten oder gar Kennzeichnung). Bezüglich Profitrate - äh - Mist - unser Aktienkurs ist schon wieder gefallen.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 15:39
Che: Die Diskussion über die Gleicheit der Bedingungen ...
... innerhalb eines Landes oder eines Wirtschaftsunternehmens hast Du nun globalisiert. Das ist richtig. Ich behaupte aber, dass durch Tribalismus, Korruption und Unterdrückung in Afrika viel mehr Menschen sterben, als durch unseren Konsum. Koppelte man Afrika heute von uns ab, stürben dort genauso viele Menschen, obwohl sich auch dieser Kontinent selbst ernähren könnte.
Dort hängt es auch an der Überwindung des kolonialen Erbes, das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Aber das Elend in Afrika hat heute sehr viel mehr mit den dortigen Verhältnissen, als mit unserem Konsum zu tun. Das koloniale Erbe kann auch nicht als Erklärung für alles herhalten: In Europa gab es jahrhundertelang Kriege, denen die Einverleibung und Unterdrückung bestimmter Landesteile durch die Sieger folgten.
Dem Ziel, hier in Deutschland die Wirtschaft wieder sauberer zu machen und die Lasten (Steuern, Abgaben, Sozialkosten) wieder gerechter zu verteilen, kann ich nur vorbehaltslos zustimmen. Aber das hatte wohl auch niemand anders erwartet. Der Gratulation zur "42" (was für eine symbolkräftige Zahl!) kann ich mich nur anschließen. Vorgestern in vier Jahren ist es bei mir soweit :-)
Dort hängt es auch an der Überwindung des kolonialen Erbes, das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Aber das Elend in Afrika hat heute sehr viel mehr mit den dortigen Verhältnissen, als mit unserem Konsum zu tun. Das koloniale Erbe kann auch nicht als Erklärung für alles herhalten: In Europa gab es jahrhundertelang Kriege, denen die Einverleibung und Unterdrückung bestimmter Landesteile durch die Sieger folgten.
Dem Ziel, hier in Deutschland die Wirtschaft wieder sauberer zu machen und die Lasten (Steuern, Abgaben, Sozialkosten) wieder gerechter zu verteilen, kann ich nur vorbehaltslos zustimmen. Aber das hatte wohl auch niemand anders erwartet. Der Gratulation zur "42" (was für eine symbolkräftige Zahl!) kann ich mich nur anschließen. Vorgestern in vier Jahren ist es bei mir soweit :-)
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 15:43
Weißwürste
Der Bayer als ein solcher sei nun mal nicht in der Lage, Biologisches zu bearbeiten, das feiner als eine Schweinshaxe ist? Woher stammt dann die oben genannte kulinarische Zumutung?
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che2001,
Montag, 28. Februar 2005, 16:00
@stefanolix: Tribalismus, Korruption und Unterdrückung töten in der Tat in Afrika sehr viele Menschen ohne europäische Tatbeteiligung, z.b. im Sudan. Das europäische Fortschrittsmodell hat ja auch seine emanzipativen Seiten. Aber das Elend im Kongo zum Beispiel wird noch immer in Europa und Nordamerika geschmiedet, in Nigeria gibt es zumindest eine Komplizenschaft aus Shell und korrupten reaktionären massenmordenden einheimischen Eliten. Einigen wir uns auf beides hängt partiell miteinander zusammen?
Und auch hierzulande gibt es genug Leute, die unter der vorhandenen Gesellschaft leiden.
@tendenzieller Fall der Profitrate: der ist seit dem Zusammenbruch regional abgeschotteter Märkte (Ostblock, Maghreb und zuletzt Balkan) rasant geworden; der internationale Konkurrenzdruck angesichts der Globalisierung ist nichts Anderes als das aktuelle Gesicht des tendenziellen Falls der Profitrate, und im Grunde hat Marx diese Entwicklung bereits vorausgesehen.
@modeste: Eine Firma, in der Dividenden an die Mitarbeiter ausgezahlt werden und diese über den Unternehmenskurs mitentscheiden können, hat schon einen anderen Charakter als z.B. ein klassisch-patriarchal geführtes Mittelstandsunternehmen, wo ein schiefer Blick auf den Chef zum Rauswurf führen kann. Ich dachte dabei nicht so sehr an Anwaltssozietäten mit Stuhlsägereien.
@Weißwürste: Die gibt es bei mir heute abend.
Und auch hierzulande gibt es genug Leute, die unter der vorhandenen Gesellschaft leiden.
@tendenzieller Fall der Profitrate: der ist seit dem Zusammenbruch regional abgeschotteter Märkte (Ostblock, Maghreb und zuletzt Balkan) rasant geworden; der internationale Konkurrenzdruck angesichts der Globalisierung ist nichts Anderes als das aktuelle Gesicht des tendenziellen Falls der Profitrate, und im Grunde hat Marx diese Entwicklung bereits vorausgesehen.
@modeste: Eine Firma, in der Dividenden an die Mitarbeiter ausgezahlt werden und diese über den Unternehmenskurs mitentscheiden können, hat schon einen anderen Charakter als z.B. ein klassisch-patriarchal geführtes Mittelstandsunternehmen, wo ein schiefer Blick auf den Chef zum Rauswurf führen kann. Ich dachte dabei nicht so sehr an Anwaltssozietäten mit Stuhlsägereien.
@Weißwürste: Die gibt es bei mir heute abend.
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unclemeat,
Montag, 28. Februar 2005, 16:02
Servus...
Obatzda
300 g reifer Camembert
200 g reifer Romadur
250 g Doppelrahmfrischkäse
80 g weiche Butter
Salz, Pfeffer, Kümmel, viel Paprika
2 Zwiebeln feingewürfelt
ein Schuss Bier
Alles mit einer Gabel fein zerdrücken und kräftig durchmischen.
Dazu passt ein kräftiges Bauernbrot und Bier!
...und wer hats erfunden?
300 g reifer Camembert
200 g reifer Romadur
250 g Doppelrahmfrischkäse
80 g weiche Butter
Salz, Pfeffer, Kümmel, viel Paprika
2 Zwiebeln feingewürfelt
ein Schuss Bier
Alles mit einer Gabel fein zerdrücken und kräftig durchmischen.
Dazu passt ein kräftiges Bauernbrot und Bier!
...und wer hats erfunden?
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 16:10
Opfer
Ich unterstelle den Afrikanern nicht, dass diese Konflikte naturgegeben oder unüberwindbar wären. Aber schauen wir in unsere unmittelbare Nachbarschaft: Franzosen, Deutsche und Polen haben spätestens seit 1945 aus der Zeit der Kriege und Rachefeldzüge gelernt. Wäre das nicht der Fall, dann würden wir uns wahrscheinlich mittlerweile wieder mit Bajonetten gegenseitig den Bauch aufschlitzen, wenn überhaupt noch jemand ein Bajonett halten könnte. Du siehst die Parallele zu den Macheten in Ruanda? Wären die Afrikaner untereinander einiger, würden sie einem Konzern wie Shell das Öl entweder teurer verkaufen oder sie würden es gleich selbst vermarkten.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 16:20
Und die Weißwurst als solche ...
... wurde ja eigentlich nur erfunden, um den guten bayrischen Senf noch besser zu vermarkten :-)
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 17:00
Soweit man weiss, kommt das älteste bekannte Rezept einer Weisswurst aus Frankreich und gelangte erst im 15. Jahrhundert nach Bayern.
Aber alle möglichen Schlachtabfälle zerhacken und in Gedärme füllen ist nicht wirklich etwas für Feinmotoriker.
Aber alle möglichen Schlachtabfälle zerhacken und in Gedärme füllen ist nicht wirklich etwas für Feinmotoriker.
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stefanolix,
Montag, 28. Februar 2005, 17:10
Die ganze Meldung:
Die Franzosen hatten genug von diesem Rezept und haben die letzten
unverbesserlichen Fleischer nach Bayern ausgewiesen :-)
unverbesserlichen Fleischer nach Bayern ausgewiesen :-)
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donalphons,
Montag, 28. Februar 2005, 17:18
Sowas passiert eben, wenn man östliche Froschfresser mit nordwestlichen Österreichern verwurstet (hoffenntlich liest das kein Bayer)
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