Consultantnewbankingmainhatten/Donau

Die Stadt, aus der ich komme, hat eine gut 700 Jahre alte Tradition als Festungsstadt. An dieser Stadt bissen sich die Schweden und Protestanten im 30-jährigen Krieg die Zähne aus. beinahe hätten sie hier den Schwedenkönig abgeknallt. Sowas macht stolz. Und anfällig. Für Militärarschitektur. Weshalb jetzt die Sparkasse statt ihres alten, unpassenden Hochhauses an einem totsanierten Rathausplatz jetzt einen zeitgemässen Sperrriegel gebaut hat, wie er im Lehrbuch für den barocken Festungsbau steht.



Da spielen natürlich noch mehrere Faktoren mit rein. Ein guter Teil ortstypischer "Wer ko, der ko"-Haltung. Auch der in Diktaturen und lokalen Bürgermeistereien nicht unübliche Wunsch, sich frühzeitig ein Denkmal zu setzen.

Aber diese Scharten - die gleichen sind am völlig überzogenenen und heute nicht wirklich überfüllten Deloitte-Gebäude in München zu sehen. Die flache Form ist auch bei Siemens in München beim Headquarter - nur ist daneben eine breite Strasse, und keine mittelalterliche Gasse. In Frankfurt hat man das auch probiert, und in der Nacht ist es ein Teil des Drogenstrichs. Überhaupt Frankfurt, die Dominanz der Banken im öffentlichen Raum: Wenn man hier schon nicht hoch darf, dann eben in die Breite. Aber es gefällt den Stadtoberhäuptern. Weiss, sachlich, modern. Wie in der Munich Area.

Und, auch wenn es ihnen nicht aufgefallen ist: Auf einer Achse mit der weissen Kirche und dem langgestreckten Gebäude dahinter. Das ist das alte Spital meiner Heimatstadt, gegründet gegen 1320 von Kaiser Ludwig dem Bayern. Zur Unterbringung der Verrückten. Wie man sieht, bauen sich die heute die Erweiterung selbst.

Montag, 2. Mai 2005, 14:06, von donalphons | |comment

 
Verbrechen gegen den guten Geschmack
Hatte der Bauherr wirklich keinen Architekten eingeplant oder hat er die Rechnungen nicht bezahlt? Das sieht ja schlimm aus. Man sollte die Beteiligten dazu verurteilen, ein ganzes Jahr im Haus gegenüber mit Blick auf dieses Bauwerk verbringen zu müssen.

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Du unterschätzt die Schmerzresistenz der bayerischen Lokalpolitik. Das Rathaus ist direkt gegenüber.

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komisch Don,

das gleiche bild aus etwa dergleichen Position habe ich auch in meiner Ing. Bildersammlung.
Da ich noch bis Mittwoch mit Familia eingedeckt bin, wird sich die Veroeffentlichung noch etwas hinausziehen (Mittwochabend).

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Soll ja keiner sagen, dass ich nicht kritisch bin. Aber einfach die Strasse runter, und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Vielleicht zu in Ordnung, aber doch schön.

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nunja, hab schon mal angefangen, mit dem Grund meines dortigen Aufenthaltes zu erst natuerlich:-)
da kommen noch ein paar nette Aussichten.

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Man müsste auch mal was über die hiesigen Privatautobahnen schreiben, die zu den Garagentoren führen.

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Hier in der Steppe gibt es entweder nur Knueppeldaemme oder ausgefahrene T34 Spuren.

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es ist vollbracht. die Bilder sind da.

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Zu jedem Bild gibt es eine Geschichte.

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Mich würde mal der Ablauf der Auftragsvergabe interessieren. Das wird die reinste Spezl-Wirtschaft (sagt man das so bei Euch da unten ?) gewesen sein. Auch wenn es einen Architekturwettbewerb gegeben hat, ist das noch kein Grund für eine objektive Auftragsverteilung.
Solange Franz-Josef als Heiliger angebetet wird, ändert sich innerhalb des Miefs auf kommunaler Ebene wenig.

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Für die bayerische Spezlwirtschaft ist dieses Projekt zu klein. Die Spezlwirtschaft spielt sich bei den bekannten Grossprojekten Flughafen und Stadion und staatsnahen Branchen wie Rüstungswirtschaft ab. Es gibt in Bayern natürlich gewisse Absprachen - die Baubranche hier mag Dumping nicht gerne, die Stahlbranche kauft keinen italienischen Stahl und macht nichts schwarz - die in letztlich überzogenen Budgets endet.

Spezlwirtschaft in Bayern bedeutet eher, dass man sich gewisse Claims aufteilt und dafür sorgt, dass sich nichts ändert. Also kein Kampf um Wachstum, sondern einer um den Bestand. Das Rattenrennen kommt nur, wenn ein Grosser wie Walter Bau zusammenbricht.

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Ist aber wirklich untypisch für heutige städtische Sparkassenbauten. Da die modernen Schalterhallen wie Grossraumbüros aussehen, mit "Service-Inseln" und ein guter Teil der Dienste vom Kunden an Automaten erledigt wird, soll normalerweise sich dieses offene auch auf das Gebäude übertragen. Also: Grosse Eingänge, keine Abgrenzug gegenüber dem öffentlichen Raum. Diese grosszügige Bauweise wird auch möglich, durch die Reduzierung der Mitarbeiterzahl im Banken- und Sparkassensektor.

Entweder sind die Ingolstädter wirklich sonderbar oder ein Sparkassenvorstand oder Aufsichtsratspolitiker hat da seine Vorstellung von der Welt verewigt.

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Sonderbare Sparkassen
Da gibt es Sonderbareres: Im badischen Stockach stieß ich auf eine Sparkasse, wo ein ausgemustertes echtes Uboot der Bundesmarine halb "geflutet" im Rasen liegt mit einer Gußeisenplastik von Rudolf Scharping mit erigiertem Penis.

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Unglaublich aber wahr.

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Schießscharten
Um den Kunden als "Feind" abzuwehren? Oder umgekehrt, so dass Firmeninhaber mit gekündigten Krediten "unter erschwerten Bedingungen" ihren Finanzberater treffen können? Wie auf der Kirmes, laufender Keiler quasi...

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Einschüchterung, würde ich sagen. Schliesslich ist die Sparkasse ein Stück Obrigkeit.

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Das übliche Missverständnis
zwischen Architekt und Bauherr, vermute ich. Auf der Zeichnung sind die Scharten Fenster innen und die Glasflächen alle weiß.

Auch das Modell (wenn es überhaupt eines gab) leuchtete bestimmt von innen oder gab keine Auskunft, wie die Lichtverhältnisse mal aussehen werden. Und als es dann stand, war es zu spät zum Ändern...

Oder irgendeiner mit Architektur-Halbwissen hält das für bauhaustypische Sachlichkeit. Kubismus. Oder so.

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