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Montag, 21. Februar 2005
f.a.c.e. it - Du gehst das Klo runter
Ich fahre in Frankfurt ja immer gern durch die Hanauer Landstrasse. Diese Strasse ist ab Hausnummer 170 für Frankfurt das, was die Munich Media Works in der Rosenheimer Strasse für München war, oder die Lokfabrik in der Chausseestrasse für Berlin - ideale Testgelände zum Einschiessen des Dotcomtod-Finalizers. In Frankfurt sassen dort so Dinge wie Snacker oder Venture-Lab, man entwickelte Corporate Mangas wie Sushee, das blauhaarige Comicgirl, oder etwas später dann eine Reality Show namens Pink Slip Party, und im Zentrum dieses blubbernden Dotcom-Sumpfes ein gewisser Frank Lichtenberg, unvergesslich - auch wenn sein letztes Ding Provenice inzwischen auch schon tot ist, aber das sind nur 20 Punkte am Rande. Keine Ahnung, wo er sich jetzt rumtereibt, aber vielleicht wird er ja bald Vice President Marketing & Communications/Chief P2P Corporate Business Blog Manager Pixelpark AG - möglich ist alles.
Ausser, dass die Zeit von damals wiederkommt, in der Hanauer Landstrasse. Denn dort wird kräftig weiter gestorben. f.a.c.e., das steht für federal ambient communications enterprise GmbH & Co. KG, das steht für jede Form von Marketing und Werbung, und seit heute auch für die Nummer 810 IN 189/05 F beim Amtsgericht Frankfurt. Nun, wer allen Ernstes seinen Kunden Werbung integriert in themenbezogene Schulbücher anbietet, der geht nicht umsonst das Klo runter, sondern zum Besten der Gesellschaft, mag mir scheinen - gut, dass Jamba da noch nicht draufgekommen ist.
Zur Seite: Oh Gott. Es gibt wirklich eine Agentur, die allen Ernstes derartige Kloszenen-Wallpapers/Ecards anbietet - und dann Schulbücher mit Werbung vollpflastern will. Die Hanauer Landstrasse ist immer noch für Überraschungen gut.
Nachtrag: Das Ganze ist übrigens dem Segen des Hessischen Kultusministeriums. Nun, liebe mitlesende Journalisten, nachdem der Exklusivvertrieb mit f.a.c.e. gerade einen Insolvenzantrag laufen hat, wäre das nicht mal ein Thema?
Ausser, dass die Zeit von damals wiederkommt, in der Hanauer Landstrasse. Denn dort wird kräftig weiter gestorben. f.a.c.e., das steht für federal ambient communications enterprise GmbH & Co. KG, das steht für jede Form von Marketing und Werbung, und seit heute auch für die Nummer 810 IN 189/05 F beim Amtsgericht Frankfurt. Nun, wer allen Ernstes seinen Kunden Werbung integriert in themenbezogene Schulbücher anbietet, der geht nicht umsonst das Klo runter, sondern zum Besten der Gesellschaft, mag mir scheinen - gut, dass Jamba da noch nicht draufgekommen ist.
Zur Seite: Oh Gott. Es gibt wirklich eine Agentur, die allen Ernstes derartige Kloszenen-Wallpapers/Ecards anbietet - und dann Schulbücher mit Werbung vollpflastern will. Die Hanauer Landstrasse ist immer noch für Überraschungen gut.
Nachtrag: Das Ganze ist übrigens dem Segen des Hessischen Kultusministeriums. Nun, liebe mitlesende Journalisten, nachdem der Exklusivvertrieb mit f.a.c.e. gerade einen Insolvenzantrag laufen hat, wäre das nicht mal ein Thema?
donalphons, 23:37h
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Real Life 21.02.05 - Call Center World
Ich halte mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung und presche unter den Brücken hoch zu den Gates. Direkt davor ist ein Parkplatz frei, Glück gehabt. Ich trage einen braunen Dufflecoat, ein weiches, dunkelbraunes Sakko, Hose, Schuhe. Ich steige aus und bin im falschen Film. Männer in Anzügen, schwarz, dreiteilig, billiger Stoff und schlecht geschnitten, unsauber gebundene Krawatten. So muss sich der Brite gefühlt haben, wenn er bei der Grand Tour im Berlin der 20er Jahre Bakanntschaft mit der Unterwelt gemacht hat. Aber wir schreiben das Jahr 2005, und es ist der Flughafen Tegel, wo zwar viel seltsames, runtergekommenes Publikum rumläuft, aber eben anders als diese kaputten Bizz-Typen. Egal, es ist 11 Uhr, sie muss jede Sekunde auschecken, also eile ich zu Gate 2.
Gate 2, der Ausgang des Billigfliegers dba, ist sowas wie der Versammlungsplatz dieser seltsamen Typen, die sich in ihren Anzügen erkennbar unwohl fühlen. Sie sind sauber rasiert, aber hektisch, sprechen kurz abgehackt; manche erteilen Befehle, andere, meist Jüngere, die aussehen wie Fünftsemester Maschinenbau beim Pitch um Venture Capital, gehorchen. Sie warten auf die gleiche Maschine wie ich, und sie warten lange, denn, wie sich herausstellt, verzögert sich die Ankunft wegen Schnee in München. Ich gehe nochmal zum Auto, nehme Shakespeares Richard III und setze mich drinnen wieder unter diese absurden Gestalten, die sichtlich genervt sind vom Warten, unzufrieden, böse. Niemand lächelt, die Stimmung ist eisig. Richard von Gloster, später Richard der Dritte, bringt seinen Bruder um, dann ruft sie mich an, um ihre Verspätung zu entschuldigen. In München warten die Billigflieger wie die Businessklässler auf eine freie Startbahn.
Es ist normal, dass sie eine Billigmaschine für die paar Stunden Pressekonferenz und Mittagessen mit mir nimmt. Aber irgendwas seltsames muss in der Maschine sein, halbseiden, vielleicht ein Betrüger, ein Leuteschinder; irgendwas, was diese Typen hier anzieht, die eine masslose Unzufriedenheit ausstrahlen, vielleicht auch Gier und eine gewisse Raubtiermentalität. Ich kenne sie von früher, immer das gleiche, die Fördergeldratten, die Subventionsabstauber, die Förderungsforderer, die nichts bieten ausser Macjobs und aussertarifliche Arbeitsbedingungen. Das war 2001, nach dem Crash, aber heute ist 2005, was wollen die hier und warum sind es so viele.
Richard III lässt seine Familie ermorden, da tritt von Links eine weitere Person auf, kein Zweifel, dass sie dazu gehört, aber es ist eine Frau. Jemand hätte ihr sagen sollen, dass ihr russischer Prinzessinnenmantel in Sauerkirschyogurthrosa nicht wirklich gut kommt. Jemand hätte ihr sagen sollen, dass die dunkle, gestreifte Hose zu affektiert ist, und vielleicht noch hinzufügen können, dass die Dose Haarspray in ihrer Businessfrisur nicht darüber hinwegtäuscht, dass sie nicht mehr ganz jung ist, so wie die meisten, die ihre besten Zeiten in der New Economy verplempert haben. Allerdings hätte dieser Jemand kein gutes Leben mehr gehabt, denn diese Frau ist die personifizierte Intrige, der Typ, der immer irgenwie nach oben kommt, um unter sich Unheil anzurichten. Und irgendwann so mächtig zu sein, dass sich keiner mehr was sagen traut.
Richard III und sein Gegner Richmond erhalten Besuch von den Geistern derer, die Richard mit Worten wie "If any spark of life be yet remaining, down down to hell and say I sent thee hither" um die Ecke gebracht hat, da hat sie die Schnauze voll vom Warten, zieht aus ihrer Handtasche Unterlagen und ein Handy, ruft jemand an und macht ihn mit nicht wirklich verschönernden, wütenden Gesichtszügen zur Sau; redet sich mit Worten wie Telco, Handy und Outsorcing in Rage, und schiebt die Lippen verächtlich nach vorne, als sie auflegt. Dann ist der nächste am Drannsten, aber dafür geht sie etwas weiter weg, weil die billigen Typen in ihren Anzügen schon etwas seltsam schauen. In einer Ecke hinter einem Werbeplakat setzt sie ihr Vernichtungswerk fort, und mir fällt auf, dass einer der übergrossen schwarzen Knöpfe an ihrer sauerkirschyogurthrosanen Oberbekleidung fehlt und durch einen anderen, kleineren, durchsichtigen ersetzt ist.
Richmond bringt Richard III um, ruft zum Frieden zwischen weisser und roter Rose auf, da landet das Flugzeug, und meine Bekannte kommt heraus. Hinter ihr ist ein Schwarm von schlecht frisierten, billig schwarz angezogenen, wenig ansprechenden Typen, deren Bilder viel Photoshop bräuchten, wenn sie mal auf die Vorstandsseiten sollen. Die anderen Männer, die gewartet haben, gehen ihnen entgegen. Sie verschmelzen zu einer homogenen Masse verlogener, routinierter Freundschaftsrituale. Einer der Neuankömmlinge, Typ braungebrannter Gebrauchtwagenhändler, bleibt stehen und schaut sich um, sieht die Frau in Rosa, die gerade im Schmutz kniet, und ihr Handy in der Tasche verstaut. Sie sieht ihn von unten an, ihr Gesicht ist ungesund rot, und lächelt berufsmässig.
Ich verlasse mit meiner Bekannten das Gate. Draussen stehen etliche schwarze Mittelklasse-Mercedeslimousinen, auf denen notdürftig "Call Center World VIP-Shuttle" aufgeklebt ist. In der Tat... Wir fahren zum Essen, und ich bin wie immer sehr angetan von ihrer ruhigen, höflichen Art und ihren kleinen, bitterbösen Bemerkungen.
Gate 2, der Ausgang des Billigfliegers dba, ist sowas wie der Versammlungsplatz dieser seltsamen Typen, die sich in ihren Anzügen erkennbar unwohl fühlen. Sie sind sauber rasiert, aber hektisch, sprechen kurz abgehackt; manche erteilen Befehle, andere, meist Jüngere, die aussehen wie Fünftsemester Maschinenbau beim Pitch um Venture Capital, gehorchen. Sie warten auf die gleiche Maschine wie ich, und sie warten lange, denn, wie sich herausstellt, verzögert sich die Ankunft wegen Schnee in München. Ich gehe nochmal zum Auto, nehme Shakespeares Richard III und setze mich drinnen wieder unter diese absurden Gestalten, die sichtlich genervt sind vom Warten, unzufrieden, böse. Niemand lächelt, die Stimmung ist eisig. Richard von Gloster, später Richard der Dritte, bringt seinen Bruder um, dann ruft sie mich an, um ihre Verspätung zu entschuldigen. In München warten die Billigflieger wie die Businessklässler auf eine freie Startbahn.
Es ist normal, dass sie eine Billigmaschine für die paar Stunden Pressekonferenz und Mittagessen mit mir nimmt. Aber irgendwas seltsames muss in der Maschine sein, halbseiden, vielleicht ein Betrüger, ein Leuteschinder; irgendwas, was diese Typen hier anzieht, die eine masslose Unzufriedenheit ausstrahlen, vielleicht auch Gier und eine gewisse Raubtiermentalität. Ich kenne sie von früher, immer das gleiche, die Fördergeldratten, die Subventionsabstauber, die Förderungsforderer, die nichts bieten ausser Macjobs und aussertarifliche Arbeitsbedingungen. Das war 2001, nach dem Crash, aber heute ist 2005, was wollen die hier und warum sind es so viele.
Richard III lässt seine Familie ermorden, da tritt von Links eine weitere Person auf, kein Zweifel, dass sie dazu gehört, aber es ist eine Frau. Jemand hätte ihr sagen sollen, dass ihr russischer Prinzessinnenmantel in Sauerkirschyogurthrosa nicht wirklich gut kommt. Jemand hätte ihr sagen sollen, dass die dunkle, gestreifte Hose zu affektiert ist, und vielleicht noch hinzufügen können, dass die Dose Haarspray in ihrer Businessfrisur nicht darüber hinwegtäuscht, dass sie nicht mehr ganz jung ist, so wie die meisten, die ihre besten Zeiten in der New Economy verplempert haben. Allerdings hätte dieser Jemand kein gutes Leben mehr gehabt, denn diese Frau ist die personifizierte Intrige, der Typ, der immer irgenwie nach oben kommt, um unter sich Unheil anzurichten. Und irgendwann so mächtig zu sein, dass sich keiner mehr was sagen traut.
Richard III und sein Gegner Richmond erhalten Besuch von den Geistern derer, die Richard mit Worten wie "If any spark of life be yet remaining, down down to hell and say I sent thee hither" um die Ecke gebracht hat, da hat sie die Schnauze voll vom Warten, zieht aus ihrer Handtasche Unterlagen und ein Handy, ruft jemand an und macht ihn mit nicht wirklich verschönernden, wütenden Gesichtszügen zur Sau; redet sich mit Worten wie Telco, Handy und Outsorcing in Rage, und schiebt die Lippen verächtlich nach vorne, als sie auflegt. Dann ist der nächste am Drannsten, aber dafür geht sie etwas weiter weg, weil die billigen Typen in ihren Anzügen schon etwas seltsam schauen. In einer Ecke hinter einem Werbeplakat setzt sie ihr Vernichtungswerk fort, und mir fällt auf, dass einer der übergrossen schwarzen Knöpfe an ihrer sauerkirschyogurthrosanen Oberbekleidung fehlt und durch einen anderen, kleineren, durchsichtigen ersetzt ist.
Richmond bringt Richard III um, ruft zum Frieden zwischen weisser und roter Rose auf, da landet das Flugzeug, und meine Bekannte kommt heraus. Hinter ihr ist ein Schwarm von schlecht frisierten, billig schwarz angezogenen, wenig ansprechenden Typen, deren Bilder viel Photoshop bräuchten, wenn sie mal auf die Vorstandsseiten sollen. Die anderen Männer, die gewartet haben, gehen ihnen entgegen. Sie verschmelzen zu einer homogenen Masse verlogener, routinierter Freundschaftsrituale. Einer der Neuankömmlinge, Typ braungebrannter Gebrauchtwagenhändler, bleibt stehen und schaut sich um, sieht die Frau in Rosa, die gerade im Schmutz kniet, und ihr Handy in der Tasche verstaut. Sie sieht ihn von unten an, ihr Gesicht ist ungesund rot, und lächelt berufsmässig.
Ich verlasse mit meiner Bekannten das Gate. Draussen stehen etliche schwarze Mittelklasse-Mercedeslimousinen, auf denen notdürftig "Call Center World VIP-Shuttle" aufgeklebt ist. In der Tat... Wir fahren zum Essen, und ich bin wie immer sehr angetan von ihrer ruhigen, höflichen Art und ihren kleinen, bitterbösen Bemerkungen.
donalphons, 19:47h
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Hunter S. Thompson
1939-2005. Irgendwie konsequent. Leider.
donalphons, 11:43h
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JAAAAAAAAAAAAAAAAA! Latte rektal.
Die Fresse von der Merkel! Und vom Koch! Und von dem Überfremdungstrottel in Kiel! Und vom Be Scheuertmann! Und die Zufrühmaulaufreisser von SPONFAZ! Heult bitte!
Wie sagte nicht schon Stoiber: "Eines ist sicher: Wir haben diese Wahl gewonnen." Bitte mehr so Siege für die CDU/FDP. In Kiel sagte man: Christian von Boetticher, als künftiger Agrarminister im Gespräch, runzelt die Stirn: "Noch haben wir 35 Sitze. Es ist Arsch über Latte, wie man so schön sagt". Na, dann doch eher Latte rektal.
Wie sagte nicht schon Stoiber: "Eines ist sicher: Wir haben diese Wahl gewonnen." Bitte mehr so Siege für die CDU/FDP. In Kiel sagte man: Christian von Boetticher, als künftiger Agrarminister im Gespräch, runzelt die Stirn: "Noch haben wir 35 Sitze. Es ist Arsch über Latte, wie man so schön sagt". Na, dann doch eher Latte rektal.
donalphons, 01:30h
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