: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 26. April 2005

Ex-Milliardenunternehmen revisited

Ganz unten rechts ist das Schild einer Firma namens I-D Media. Daneben ist, wie man sieht, viel frei in diesem Objekt. Und I-D Media ist auch nur eine unter ein paar Firmen.



Wer 2000 nicht dabei war bei der New Econmomy, dem muss das nichts sagen. Damals war das eine der grössten Internetagenturen des Landes, den Aufsichtsratvorsitz hatte Lothar Späth inne. Manche Aktionäre glaubten, solange der Internet-Visionär Späth bei seinen Verbindungen die Finger im Spiel hatte, könnte nichts schief gehen. die Aktie lag vor dem Crash im Frühjahr 2000 bei über 80 Euro. Der Chef, Gründer und Grossaktionär Bernd Kolb war enorm reich.

Heute sind es keine zwei Euro mehr, selbst die, die beim IPO-Kurs gekauft haben, haben über 90% Wertverlust. Die Marktkapitalisierung der Firma liegt bei 18 Millionen. Bernd Kolb ist auch in den Medien kein besonderes Thema mehr, von Einladungen zu grossen Talkshows über die Zukunft der New Economy ganz zu schweigen.

Irgendwo hinter den roten Stahltüren arbeiten sie - angeblich. Ich sitze mit meiner kleinen Schwester eine Stunde im Cafe Maybach gegenüber, und kein einziger penetranter New Eco Typ rennt uns über den Weg. Da drüben ist es wie ausgestorben.

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Real Life 26.04.2005 - Underdressed

Es ist nämlich so, erklärt sie das Unglück des Tages, dass alle anderen Frauen im Hosenanzug gekommen sind, Escada oder noch schlimmer, nur sie sass da in ihrer Jeans und dachte sich, die verstehen sicher nicht, dass der Mantel von Prada ist. Obwohl, dieses zarte Graublau, das hat nur Prada in dieser Saison, das müssten die eigentlich wissen, aber das Escada-Schlampen, das grattlige, das versteht das sicher nicht. Taubenblau und Dunkelblau und Schwarz mit weissen Rändern, das sieht aus wie im Sekretariat, aber natürlich war sie da im Vergleich underdressed, wenn man nicht genau hingeschaut hat. Das hätte sie sich von Berlin nie träumen lassen, aber da waren auch andere Städte da, vielleicht lag es daran. Ganz schlimm war die Gschaftlhuberin aus Frankfurt mit ihren idiotischen Vorschlägen, woran man sofort erkennt, dass das nicht geht, aber so sind die halt in dieser Bank, da bleiben nur die Leute mit 5 oder weniger Punkten hängen, für die Escada dann der Gipfel des Geschmacks ist. Mit Goldknöpfen.



Du schaust an die Decke und hörst nicht allzu genau hin, während sich das Gespräch in Richtung stilbildende Gucci-Taschen aus Schlangenleder mit Bambusgriffen und die Wertsteigerung dergleichen entwickelt, schliesslich gibt es alte, reiche Frauen, die so etwas sammeln. Nebenan versucht ein Kommunionsanzugträger den Eindruck zu erwecken, er sei eine gute Partie für die Nacht. Sein Ziel kichert blöde und ist wahrscheinlich schon too drunk to fuck, aber immer noch nüchtern genug, um sich hnachher von ihm das Raxi für den Weg nach Hause zahlen zu lassen. Das gemischte Publikum wird mit gemischter Musik wie aus einem Radioprogramm belästigt. Draussen zieht die Provinz vorbei, terribly underdressed, aber sie haben ja nichts anderes. Vor uns zahlen zwei Mädchen, die ihr letztes Geld zusammenkratzen müssen, weil sie sadly das mit der Happy Hour falsch getimed haben.

Als du sie in ihrem Nobelhotel abgeliefert hast, das im Belegungsnotstand vollgepfercht mit Pauschaltouristen aus Wanne-Eickel ist, schaltest du das Radio ein und hörst die Sendung, in der du nächste Woche eingeladen bist. Jemand erklärt was über die spezielle Relativitätstheorie und Zeitverschiebungen, über Stauchungen und Zeitraffer, was du gut verstehen kannst, denn dein Leben steht manchmal mit atemberaubender Geschwindigkeit still. So wie nach diesem Abend in diesem Club.

Wenigstens weisst du jetzt schon einen Titel für nächsten Montag: Dead Kennedys - Too drunk to fuck. Muss sein. Und Bohren and the Club of Gore. Nachlader, an die Wand. Pizzicato Five, von Vinyl. Und deine Freunde von Les Mercredis. Sowieso. Wer das noch nicht hat: Lade es jetzt runter und sag es weiter.

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