: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 25. April 2005

Journaille, kotzend ohne Ende

Was unterscheidet eigentlich Spiegel Online von der Bild? Ausser der Länge der Artikel? Und warum rutscht die Journaille nicht im Staub, wegen monatelangem Verbreiten von Unwahrheiten in Bezug auf angebliche Schwarzarbeit, volkswirtschaftlichem Schaden ud Zwangsprostitution?

Statt dessen bringt Spiegel Online Wischiwaschi über Neubau-Siedlungen von Schwarzarbeitern, die man "tausendfach" im Osteuropa finden würde. Alte nicht beweisbare Behauptungen werden gestrichen, neue erfunden. He, "Politik-Redakteur" Claus Christian Malzahn - zähl mal die tausendfachen Siedlungen auf! Beweise bitte. Und wenn sie nicht tausendfach sind: Dann reden wir mal über Begriffe wie "Lügen", "Kampagnenjournalismus" und auch gerne mal über die "Kriminalisierung ganzer Völker".

Nachtrag: SPON-Autor Yassin Musharbash macht natürlich weiter mit der Fama von der massiven Nutzung der Visa zur Einschleusung von Zwangsprostituierten - obwohl schon vor Monaten die entsprechenden Stellen gesagt haben, ihnen wären keine derartigen Fälle bekannt.

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GO2Amtsgericht Medien AG

Sieh an, sieh an - gerade noch mit der branchenerfahrenen kleinen Schwester zwischen Cloisonnee-Vasen und Loetzglas über die Tücken von Fondsanlagen, namentlich Medienfonds gesprochen, und schon kommt das hier: Die GO Medien AG, die noch letztes Jahr Geld für einen Zeichentrickfilm - Zauberflöte II, heute würde man eher sagen "Reloaded" - suchte und dabei in den Augen von Analysten nicht allzu gut dastand, hat die untunde Zahl 33 IN 39/05 beim Amtsgericht Kleve gefunden.

Es ist schon eine etwas grenzwertige Erfahrung, durch die Reste ruinierter Grossbürgerhaushalte zu streifen und zu überlegen, mit was sie sich die Kugel gegeben haben - Aktienfonds am Neuen Markt? Immobilien in Leipzig? Gescheiterte Filmprojekte? Ein sicherer Cocktail aus alledem? Und sie kauft und kauft, mit Geld, das beim Zusammenbruch der windigen Konstrukte bekommt. Sie investiert in Antiquitäten, weil es sicher ist. Sagt sie. Das sollte einem zu Denken geben. 12o sichere Punkte für mich.

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Wort zum Wochenbeginn

Liebe Leser, nochmal eine Klarstellung über die Frage, inwieweit dieses Blog hier ein öffentlicher publizistischer Raum ist. Die Antwort ist: Es ist kein öffentlicher Raum wie eine Zeitung oder ein Radiobeitrag. Es gibt hier sehr viel mehr von meinem virtuellen Ich Don Alphonso und auch, zweifach gefiltert, von meinem realen Ich.

Nun, wie Maxim Biller immer so schön sagt, wir reden hier zwar miteinander, aber wir kennen uns nicht. Das zwingt mich, ähnlich wie bei einer Lesung mit ein paar Dutzend Anwesenden zu einer Doppelstrategie. Trotz der Situation - ich vorne am Mikro oder als Admin, Ihr unten im Publikum oder als Leser, haben wir eine gewisse private Amosphäre; schliesslich sind manche auch hier, um Kumpels zu treffen, lümmeln sich mit dem Bier in den Kommentarsofas und pflegen mit mir einen sehr entspannten Umgang. Wenn ich etwa diesen Beitrag poste, zeigt mir der Besucherzähler nebenan, dass hier so eine typische, besser besuchte Lesung stattfindet: 20 sind sowieso schon da, 20 kommen gleich und schauen, was da los ist. Anhand der Server erkenne ich dann auch gleich die üblichen Verdächtigen, die Heavy User, die alten Freunde und Kupferstecher.

Andererseits ziehen hier in Wirklichkeit täglich 2000 oder mehr Besucher durch. Das ist dann schon nicht mehr die Lesung unter Freunden. Meine allererste Lesung in München, als Liquide noch nicht mal einen Verlag hatte, wurde aus einem ähnlichen Grund zum Fiasko: Es war die lange Nacht der Bücher, und neben den 30 Leuten im Club zogen hinten ein paar hundert mit einer Schaunwirmal-Haltung durch den Laden, gingen oder blieben kurz stehen, tuschelten was oder machten an der Bar Krach, weil die Bedienung während der Lesung keinen Prosecco verteilen wollte. Gegenüber dieser Masse gibt es keine Privatheit, das droht in eine stinknormale Medienöffentlichkeit zu werden, Autor und Publikum machen sich gegenseitig austauschbar.

Bisher ist es immer gelungen, zwischen dem - für mich, medienrechtlich mag das anders sein - halbprivaten und halböffentlichen Charakter dieses Blogs eine Balance zu finden. Es ist über eineinhalb Jahre langsam, aber beständig gewachsen, und ich habe gelernt, mit immer grösseren Besucherzahlen in einem von mir und meiner Zweitpersönlichkeit allein betriebenen Leseclub umzugehen. Wenn etas zu brenzlig wird, wird es halt fiktionalisiert, fertig, basta, ich bin Schriftsteller und kann das hoffentlich so, dass die Message trotzdem richtig rüber kommt. Die Leser unten im Publikum wissen das, wie sie auch in einem Dokufilm bei nachgestellten Szenen wissen, dass das jetzt keine Originalaufnahmen sind. Und weil das so ist, kann ich dieses Mittel eher sparsam einsetzen, denn niemand kann sich sicher sein, was jetzt fiktiv oder real ist - wenn man überhaupt von Realität in Zusammenhang mit einem erfundenen Autor namens Don Alphonso sprechen will.

Dieser Text hier ist definitiv nicht fiktional, er ist sehr privat und dennoch öffentlich gemeint, kurz: Dieser Text ist anders. Das hat seinen Grund in der Debatte, die am letzten Wochenende gelaufen ist. Manche nennen den Fall "Sebas vs. Marie" das übliche Gezänk in Kleinbloggersdorf, aber in meinen Augen ist das absolut nicht so. Manche scheinen überhaupt kein Problem damit zu haben, wenn ein Blogger bis ins letzte Detail ausspioniert und die Erkenntnisse dann veröffentlicht werden, wenn der Täter dem Publikum dabei nur ausreichend nachvollziehbare moralische Begründung präsentieren kann, und es in eine spannende Serie vergleichbar einer Reality Soap verpackt.

Liebe Leser, die wir uns nicht kennen: Wer sowas in Ordnung findet, der tut mir absolut keinen Gefallen, wenn er hier ist. Wer sowas in Ordnung findet, hat Kriterien, ab wann er das in Ordnung findet. Ich habe in meinem realen Leben einiges über Folter geschrieben, namentlich im Nahen Osten, wo man, etwa in Israel, versucht, das Thema mit ähnlichen Kriterien ein wenig zuzulassen. Das Thema hat dort eine ganz andere Dimension, aber die grundsätzlichen Erkenntnisse lassen sich übertragen: Wenn man so etwas erst mal in einem gewissen Rahmen akzeptiert, wird es sofort Begehrlichkeiten geben, diesen Rahmen auszuweiten. Aus den Kriterien werden dann Wort, und Worte sind Auslegungssache. Die Blogs haben noch nicht mal einen obersten Gerichtshof wie in Israel, der dauernd mit dem eigenen Fluch zu kämpfen hat: Dass die Kriterien im Tagesgeschäft geschäftsmässig missachtet und aufgeweicht werden. Hier herrscht Anarchie, jeder kann tun, was er will. Jeder muss sich selbst am Riemen reissen, wenn er es denn tut. Ich befürchte, dass die Bereitschaft dazu nicht überall vorhanden ist.

Blogger sind keine Personen des öffentlichen Lebens, auch wenn sie halböffentlich publizieren. Es gibt weder formaljuristisch noch nach meiner Meinung moralisch das Recht, sie aufgrund ihres Blogs vollöffentlich in einem anderen Blog vorzuführen. Blogger haben ein Recht auf Privatsphäre, auf Lügen und Erfindungen, solange es im Rahmen der deutschen Gesetze bleibt. Wer das nicht beachtet, ist für dieses Blog hier eine tickende Bombe. Wir kennen uns nicht, aber vielleicht lernen wir uns mal kennen, und es ist nicht wirklich doll, sei es per Mail, Telefon oder privat. Und dann werden eben private Mails veröffentlicht, wie letzthin schon mal - öffentlich - angedroht. Oder weiss der Geier was erfunden, unterstellt, verfälscht, aufgesext, auf die Zielgruppe potentieller Donhasser hingedreht - moralische Entrüstung vorrausgesetzt, ist da vieles möglich, solange man nur die Kriterien des Erlaubten kreativ anpasst.

Diese Leute möchte ich in aller Höflichkeit ersuchen: Geht mit Euren Kriterien fürs Blossstellen und Ausspionieren von Privatpersonen irgendwohin, wo man diese moralische Flexibilität schätzt. Trefft Euch mit Euresgleichen. Respektiert diejenigen, die für sich fiktionale Räume in Anspruch nehmen, ganz gleich ob in der Halbprivatheit des Blog oder dem in sie fliessend übergehenden Privatleben. Keiner zwingt Euch, hier zu sein. Es gibt für Euch keine Garantie, dass Eure Erwartungen im realen Leben erfüllt werden, und für mich keine Garantie, dass Ihr mich nicht ausspioniert.

Ich bin seit ein paar Jahren 33 Jahre alt.

Ich heisse Don Alphonso Porcamadonna.

Und ich reisse allen den Arsch auf und stecke eine juristische Granate rein, die es wagen sollten, was Ähnliches bei mir zu versuchen, und die einstweilige Verfügung ist dann hier halbprivat mit moralsauren Worten zu bestaunen. Um es in den Worten meines nahöstlichen Arbeitsgebietes zu sagen: Macht Ihr ruhig mal das Tor zur Hölle auf, ich gehe dann problemlos mit. Outer sind Schweine - aber nicht hier, hier werden sie zur Sau gemacht.

Also: VERPISST EUCH! Ist besser für Euch.

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