Macht der Gewohnheit

Es ist nicht mehr nötig, vom Wohnzimmer ins Esszimmer in die Halle zu gehen, wenn das Telefon klingelt. Schliesslich ist es jetzt nicht nur passend zu den Afgahnen-Teppichen im Bereich vor der Terasse pastellrosa, sondern auch noch schnurlos. Man könnte es also mitnehmen. Aber wenn es klingelt, geht der Hausherr den weiten Weg, nimmt ab - und wenn es nicht für ihn ist, geht er den Weg zurück, den er kam, sagt seiner Frau, dass man sie zu sprechen wünsche. Sie begibt sich dann auch auf den weiten Weg, über italienische Fliessen und schwere Beispiele persischer Knüpfkunst, und setzt sich auf den Barockstuhl neben der dunklen Biedermeier-Kommode, um das Gespräch zu führen. Direkt neben der Basisstation.

Liebe Entwickler, Zukunftsgläubige, Podcasting-Aktivisten und Internet-für-die-Zukunft-Halter: Das ist die Realität, für die Ihr jetzt und heute etwas anbieten müsst. Ihr könnt es nicht? Dann seid Ihr Rebellen ohne Markt. Und öfters pleite, als es Euch für die Reputation bei dieser Generation gut tun würde.

Donnerstag, 31. März 2005, 14:51, von donalphons | |comment

 
Na komm, exorbitante Technik-Deppen wird es immer geben. Meine Mutter hat zwar immer noch Probleme, auf der Stereoanlage von Radio auf CD umzuschalten, aber ihr Telefon nimmt sie zum Kaffeetrinken in den Garten mit.

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Wenn ich etwas zu verkaufen hätte, und die Gegenseite hätte ein sechsstelliges Jahreseinkommen, dann würde ich so eine Wortwahl vermeiden. Wer zahlt, schafft an, heisst es.

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Nix gegen Mütter, bitte! Meine ist sogar schon mit 67 im Internet!

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Eine Frage des Stils
Es hat aber z.B. Stil, zum schnurlosen Telefon hinzulaufen oder es über weitere Strecken durch die Wohnung zu tragen, die würdevoll durchschritten wird, dazu muss niemand Technik-Depp sein. Zum Anderen: Meine Mutter etwa verwendet ein Bakelit-Telefon mit Wählscheibe, obwohl es schnurlose Geräte im Haus gibt, das ist völlig egal. Und die Miete kassiert sie in bar von den Mietern, mit denen dabei ein aufbauendes und informatives Gespräch geführt wird. So etwas hält die Hausgemeinschaft seit 1949 zusammen.

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Aber es ist doch viel schlimmer. Das Telefon klingelt? Ja, aber unter welchem Kissen liegt es? Wie kommt es ins Bad? Warum liegts im Schrank?
Oder es klingelt nicht. Weil der Akku leer ist. Dann ist Abnehmen gar nicht mehr möglich.

Immerhin: Seit Mosi wissen wir, dass schnurlose Telefone zumindest gewisse gesundheitsgefährdende Zwischenfälle verhindern können.

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Das mit dem Akkun und dem Mitnahmefon erlebe ich dann, wenn ich meine Eltern bei einem ihrer vielen Urlaube anrufe. Entweder es ist aus, oder der Akku lehr, oder es ist nicht dabei. Meistens alles drei auf einmal.

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Exorbitante Technik-Deppen und Großverdiener sind glücklicherweise keine deckungsgleichen Personengruppen.
(Ich kenne einen Herren mit ebensostelligem Jahreseinkommen, der mag weder Auto noch Führerschein. Deshalb die Motorenentwicklung bei Porsche dichtmachen?)

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Das Auto brauchte auch ein paar Jahrzehnte, um sich als allgemeingültiger Gebrauchsgegenstand durchzusetzen. Internet? Lass uns in 10 Jahren nochmal reden, solange ist das was für Spinner und Nerds.

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Das hat Stil
Man ist nicht immer überall und sofort erreichbar, nicht so, wie die klingeltonabhängige Jugend heutzutage. Man zeigt indirekt, wer warten muss und der Bittsteller ist. Auch, wenn die Mittel dem Zeitgeist angepasst wurden. (Vielleicht hat hier nur ein übereifriger Telekomiker einen Verkauf getätigt, ansonsten hätte man das elfenbeingelbe W48 noch behalten).

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Nichterreichbarkeit ist nur für die ein Problem, die erreichen wollen.

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Kabelloses Telfon. Kommt mir nicht ins Haus. Das bissl laufen, außerdem sitzt der Telefonierende dann im Büro am Telefon und nicht neben mir auf dem Sofa während ich Film kucke.
Aber eigentlich habe ich keinen Bock auf diese Strahlen von dem Teil.
Hab schon beobachtet, daß drahtlose Telefone, Marathontelefonate in den Griff bekommen, daß währe eine Option, aber sonst...wer braucht sowas?

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genau: wer braucht sowas?

technikkompetenz bedeutet auch, das unnütze vom wirklichen bedarf unterscheiden zu können.

mit freundlichen grüßen an alle, die sich immer darüber aufregen, daß ich mein händi konsequent zuhause auf dem schreibtisch liegenlasse - es sei denn, ich will von unterwegs jemanden anrufen.

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