Dirt Picture Contest - Lolle hau ab!

Das ist Berlin Berlin ohne nette Story, ohne Lügen, ohne perfekte Ausleuchtung und ohne abgedresste Photomodells, die so tun, als wären sie die typischen Bewohner der Reichshauptslums:



Und Ihr, die Ihr in München, Frankfurt, Düsseldorf oder Sylt seid: Lasst Euch nicht verarschen von denen, die sagen, wie toll es hier ist, im Prenzlberg, im coolen LSD-Viertel. Das hier ist mitten in diesem angeblich szenigen Ausgeviertel, in der Schliemannstrasse. Dass nebenan Cocktails in 0,5-Literbechern für 4 Euro zu haben sind, ist nicht billig, sondern pure Notwendigkeit, um den Favellistas ihre eigenen Lebenslügen glaubwürdig und ihre Verkommenheit schmackhaft zu machen.

Dienstag, 12. April 2005, 20:55, von donalphons | |comment

 
Was zwingt Dich eigentlich immer, Deinen geliebten Wedding zu verlassen? Da gibt es doch alles, und es ist ohnehin das In-Viertel to come! ;-)

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Und überhaupt: wer will schon das Pack aus München, Frankfurt, Düsseldorf oder Sylt im LSD-Viertel sehen? *herumtroll*

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Niemand! Nach einer Weile wollen Slumbewohner nicht mehr raus, und auch nicht mit Leuten konfrontiert werden, die anders aka keine Slumbewohner sind.

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Mein Kollege merkt gerade an, daß die Münchener, Frankfurter, Düsseldorfer und (Wahl-)Sylter (zu denen ich mich auch zähle, ähem) längst schon da sind. Das sei gerade das Problem. Und irgendwie hat er da Recht.

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Wenn die nicht da wären, gäbe es noch nicht mal mehr die Restwirtschaft. Nur noch AasausdemSlum, um das mal so zu sagen. Ein grosser teil lebt doch ohnehin nur davon, Münchnern Silberbesteck, antike Lackmöbel und Kronleuchter zu regulären Preisen zu verkaufen, die bedeutend unter dem Münchner Hehlerniveau liegen.

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"Müll, Ratten und Gesindel"
"So nannte CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky beispielsweise die Wagenburg an der East-Side-Gallery »hygienisch problematisch« und stellte »Müll, Ratten und Gesindel« sprachlich und ideologisch auf eine Ebene."

http://www.moglitronik.de/conni/seiten/uni.htm

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herrgottchen....
mannoman. du hast doch auch alfred döblin gelesen.du immer mit deinen "schreckensmeldungen eines bayern aufm kiez".

schreib mal einen plot für den nachfolger von dem bayern auf rügen... don mit schwalbe verfolgt von besoffenen arbeitslosen, am ende vergewaltigt in einer weisserseer horrorruine ...

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Hier gibt es nur: Bayer tritt Berliner Gesindel in den Allerwertesten, zum besten der Gesellschaft und letztlich auch der Berliner.

Wer was anderes will, muss woanders danach suchen, sorry. Hier wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

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Übrigens:
Ziel eines solchen Vorgehens scheint es zu sein, in den Berliner Zentren repräsentative, gereinigte, aseptische Konsum- und Erlebniswelten zu schaffen, in denen sich materiell sorgenfreie Stadtbürger jenseits großstädtischer Gefahren und Unannehmlichkeiten bewegen können.

auch von hier: Muahahaha, das glauben die doch selbst nicht. Es gäbe nur einen Weg, hier ein solches Zentrum zu schaffen: Berlin wegplanieren, Ostdeutschland mit Berlinern aufsiedeln, dann die Fläche zu einem grossen Park umwandeln und in die Mitte ein Zentrum aus Ministerien, Firmen, Lobbyverbänden und Hotels errichten. Und das dann "Bonn a.d. Spree" nennen.

Solange man das nicht macht, wird Berlin immer genauso viel verrotten, wie es von Steuerhinterziehern und Schwarzarbeitern aufgebaut wird, und das immer gleiche Investorenpack wird sich davon ernähren, und das geht eben auch nur, wenn genug verslumte Menschen da sind, mit denen man bei der Politik betteln gehen kann - das ist die Berliner 3 Förderungseuro-Oper.

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@Don: Sorry. Das ist kein Berlin-Juberperserblog; ich vergaß. Und Du hast ja im Großen und Ganzen Recht...

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lala
Freilich hab ich sicher Recht,
der Preuss ist bös, Berlin ist schlecht.

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Nur eines macht mich manchmal reihern:
"Der Preuß ist bös, gut sind die Bayern."

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moment mal
Es gibt doch nicht nur eine Form von Armut!

Natürlich ist das Gleichstellen von Armen und "Ungeziefern" ein Ungeheuerlichkeit, aber ich weiß sehr wohl einen Unterschied zu machen zwischen Menschen die in Armut leben aufgrund von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder eines anderern, nachvollziehbaren Hintergrundes und deshalb an den Rand der Gesellschaft geraten sind, und jenen, welche mich am Zoo um 23 Uhr anpöbeln und sämtlicher Konsumgegenstände wie etwa Handy, Laptop, iPod usw. entledigen. Habt ihr Sozialromantiker noch niemals von ner Gruppe Assis paar aufs Maul bekommen?

Wäre vielleicht höchste Zeit...

skeptiker

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Ja und? Worauf beziehst Du Dich eigentlich? Was willst Du uns damit sagen, Baby?

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Als Antwort auf den von dir verlinkten Artikel.

skeptiker

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Kleines Beispiel: ich habe es heute gewagt, an der roten Ampel einen extrem rechts stehenden Proleten mit ebensolcher abscheulicher Matte und Auto langsam mit dem Rad zu überholen. Mit dessen folgendem Vokabular und Drohungen auf Berlinerisch wäre er in Bayern von der daneben stehenden Polizei für 2 Wochen aus dem Verkehr gezogen worden. In Berlin juckt das keinen. Es gibt keinen Grund, dieses Volk irgendwie nachsichtig zu behandeln.

Entweder geht einem der Berliner zu den Füssen, oder an die Gurgel. In Berlin überleben heisst, ihn unten zu peitschen.

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Komisch, ich habe die Durchschnittsberliner als extrem kontaktfreudig, offen und herzerfrischend geradeheraus in Erinnerung. Und pöbelnde, bettelnde Junkies gibt es in jeder mir bekannten wirklich großen Großstadt.

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DurchschnittsberlinerInnen
"anpöbelnd, vulgär, hemmungslos ankeifend" trifft es nach meiner Erfahrung mehr.

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Am Rande:
Gerade zu Besuch: "12 April Berliner Festspiele GmbH, Berlin, Deutschland"

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..wobei sich immer die Frage stellt, ob das BerlinerInnen sind oder Zugereiste. AUS einer Stadt ist man erst ab der dritten Generation. Und das, was Du da beschreibst, würde ich eher als typisch brandenburgisch, streckenweise auch anhaltinisch bezeichnen (also nicht Halle oder Weimar, wohl aber Magdeburg-Stendal).

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ich mag die berliner. die kriegt man eh fast nie mit wenn man in der achse der provinz (sprich fhain,pberg&mitte) wohnt.

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So, Skekptiker, jetzt langt´s
@ "Habt ihr Sozialromantiker noch niemals von ner Gruppe Assis paar aufs Maul bekommen?" Das letzte Mal, als das zu passieren drohte, als ein bescheuerter Punk mir sein Springmesser in die Rippen jagen wollte, hatte ich ihn auf Abstand, als ich in Gedan-Uke-Stellung ging. Ich weiß, wie man sich auf der Straße prügelt. Und was Du da als "Sozialromantik" abqualifizierst, würde ich mit Bartolomeo Vanzetti "Loving the Forsaken" nennen. Gerade angesichts der jetzigen und der bevorstehenden sozialen Verwerfungen sind Diejenigen, die sich über "Sozialromantik" echauffieren, die größten Knalldeppen, denn sie entsolidarisieren sich gerade von ihrer eigenen Zukunft.

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@ whitelakers: Na, ich wohne und arbeite im Wedding.

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Lass mal, che. Der Typ hat noch nicht begriffen, dass die "Gruppe Assis" genau weiss, *wen* sie sich abends am Zoo greifen können, um Handys und iPods abzugreifen. Und Du hast recht: Wer sich heute noch im Echauffieren ergeht, hat keine Zukunft.

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Ab einer gewissen Zahl von Angreifern spielt niemand mehr den Helden. Gleichgültig ob mir das Opfer sympathisch oder unsympathisch ist: wir reden hier über Nötigung, Raub und Körperverletzung. Und nein, das ist nicht Fiktion, sondern Realität.

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Grundsätzlich hast Du natürlich Recht, nur: Ich habe mich viel und oft unter Punkern, Junkies und Berbern bewegt und eher die Erfahrung gemacht, dass Bürger allein schon wegen deren Äußerem und der Austrahlung vor den Leuten Angst haben, diese aber nicht wirklich gefährlich sind, jedenfalls nicht gefährlich im Sinne von auf die Fresse schlagen - aggressiv betteln oder kleine Taschendiebstähle schon. Wenn ich an das gepflegte Restaurant in Kairouan denke, dessen Belegschaft mich nach dem Essen vor die Wahl stellte, meine Spiegelreflkexkamera oder mein Bargeld dazulassen oder einen Teppich zu kaufen oder verprügelt zu werden und das plausibel und nachvollziehbar damit begründete, dass sie das tun müssten, weil sie für einen krebskranken Verwandten Geld sammelten, dann erscheint mir die Anschnorre durch unsere einheimischen ragged people zwar immer lästig, aber vergleichsweise harmlos. Ich habe, in Berlin auf Booldog wartend und mit umfangreichem Gepäck und Notebook vor dem Bahnhof Zoo stehend, auch mal eine Stunde umgeben von Abgreifwilligen dagestanden, die mich nur so belauerten. Abgegriffen haben sie nichts, und da gebe ich Porschekiller recht: Sie suchen sich genau aus, wen sie angreifen. Ich bin einige Jahre so etwas Ähnliches gewesen, wie ein Streetworker, ich habe einige Zeit vorher mit einem Hardcore-Junkie und Dealer in einer Wohnung gelebt, und sorry, wenn jemand über eine Welt, die ich von innen kenne, mit "Sozialromantik" und "Bürgerkind, das keine Ahnung hat" daherschwadroniert, muss er eine ehrliche Antwort vertragen können.

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Flaming in the morning ... und Ihr solltet ihn mal erleben, wenn er mal mit dem falschen Bein aufgestanden ist!

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Es ging in meinem Posting ja nicht gegen "the forsaken", sondern gegen ganz konkrete Verhaltensweisen. Und ich weiß das wohl zu unterscheiden.
Aber was manchmal so verniedlichend (in der Art eines Diminutivums) als "abgreifen" bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit das, was ich oben geschrieben habe.
(Ich darf in diesem Zusammenhang auf LTI verweisen, wo Victor Klemperer auf die Gefahren im Umgang mit solchen Verniedlichungsformen eingeht).
Ich denke, wenn man das sprachlich vermischt, dann verwischen wir auch die Grenzen zwischen anderen Dingen (nur angetippt: "Anmachen" | "Anfassen" | sexuelle Nötigung | Vergewaltigung). Das war sicher nicht gewollt?

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stefanolix, meine Antwort richtete sich ja nicht nur an Dich, sondern auch an den Skeptiker. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er ein Szenario postet, in dem eine unkonkret mit "ihr" bezeichnete Gruppe (zu der sicher Don und ich zu rechnen sind) von von ihm als "Assis" bezeichneten Leuten was aufs Maul bekommen, und er erweckt den Eindruck, dass er sich ein solches Szenario wünsche. Das ist verknüpft mit einem diffusen Hass auf sogenannte "Sozialromantiker" aus gutbürgerlichem Hause. Ich wollte deutlich machen, dass ich zwar politische Ziele und Absichten habe, mir den "Sozialromantik"-Schuh aber nicht anziehe und die sozialen Milieus, um die es hier geht, sehr gut aus eigenem Erleben kenne. Dass Diebstahl, Raub, Körperverletzung ernstzunehmende Straftaten sind, denen niemand gerne ausgesetzt ist bleibt unbenommen, aber ich finde es übertrieben, wie der Skeptiker sie zurecht dramatisiert. Gewalt kommt in der betreffenden Szene häufiger untereinander vor als gegenüber "Bürgern", und auch wenn noch so häufig gestohlen und geraubt wird, ist Körperverletzung damit eher selten verbunden. Da sind Rentner im Park niederschlagende Kinderbanden schon viel schlimmer, von der Gewalt, die von Neonazis ausgeht, ganz zu schweigen. Nicht die Gewalt will ich verniedlichen, sondern kritisiere, wie jemand versucht, mit Gewaltszenarien Stimmung zu machen.

Am Rande: In St.Pauli war es eine Zeitlang Sitte, den Besitzern von zwecks Radioklau geknackten Autos sogenannte "Behönkeltenquittungen" zur Vorlage bei der Versicherung ins Fahrzeug zu legen. Die gemeingefährliche Schwerkriminalität ist woanders zu Hause als bei Leuten auf der Straße.

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Ich habe 30 jahre in solchen "Slums" gelebt, bis daraus dann eine restaurierte Altstadt wurde, dann mußte ich weg.

Dann kamen abends die Leute mit dem Syltaufkleber auf dem Erbeerkörbchen Golf und ich wusste, es ist nun soweit von hier zu verschwinden.

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Ruhig Blut, Che
Nicht das erste Mal, dass er so etwas postet? Verwechsle ihn nicht mit jeremin. Und vielleicht ist er ja selber ein Gewaltopfer und deswegen in eine bestimmte Richtung gepolt, vielleicht aber auch ein bißchen sissy. Reg Dich nicht auf!

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@ rollinger: Ich mache denen ja klar, dass sie den Deifel tun sollen, hier aufzukreuszen.

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@Che: So verstehe ich die Replik auf "Skeptiker". Solche diffusen Wünsche, dass eine ungeliebte Gruppe "aufs Maul bekommen sollte" fände ich schon als reine Gedanken abartig. Sind das Machtphantasien aus der Ohnmacht heraus? Auf jeden Fall ist es bedenklich, so etwas zu posten ...

@Netbitch: (zu Jeremin): Wer sein Blog verfolgt hat, der weiß, dass daraus oft Verzweiflung sprach. Wer das Wohngebiet und das Umfeld kennt, weiß auch, was dahintersteckt (ja, er hatte auch lustige und frivole Geschichten, aber schaut da mal genau hin).

Ich will mich der Diskussion nicht entziehen, aber es geht bei mir definitiv erst heute spät am Abend weiter :-)

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Was so eine absurde Diskussion nicht so alles bewirken kann - reißt einen sogar aus der Passivität... Also: Wer ernsthaft der Meinung ist, Auswärtige vor dem Zuzug nach Prenzlauer Berg warnen zu müssen, der hat das Viertel ganz offenbar seit gut zehn Jahren nicht mehr besucht. Was anderes als gelangweilte Söhne&Töchter aus westdeutschen Kleinstädten gibts doch da gar nicht mehr - und mit ihnen die dazugehörige Systemgastronomie & Verarschungsindustrie. Klar ist das nen Slum, aber doch eher einer der Wohlstandsverwahrlosung. Und was die ach so gefährlichen Junkies am Bahnhof Zoo angeht: Außer in ZDF-Vorabendserien gibt's die doch gar nicht mehr. Wenn ichs mir genau überlege - in Berlin bin ich genau genommen noch nie überfallen worden. Kann mir nicht helfen, aber diese ganze Diskussion ist doch eher Provinzgegreine.

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Ja, wie haben ja ein 70er Jahre Revival erlebt. Demnächst kommen die Provinztouristen mit dem Buch "Christiane F." am Bahnhof Zoo vorbei und suchen den Teenie-Strich.

Das spannende an Berlin ist, dass es alles sein kann. bürgerliche Idylle und gesetzesfreier Raum. Es kommt auf die Ecken an und die Leute, die sich dort aufhalten und wohnen. Jeder findet "sein" Berlin. Lolle-Fans genauso wie Kulturspiessbürger oder Vollzeit-Anarchisten. Das macht Berlin so interessant für Provinzflüchtlinge. Metropole aber zum Selberbauen.

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Nur dass damit eben viele nicht klarkommen. Es ist einfach absurd wie Leute teilweise Meinungen zu Berlin haben, dabei aber nur die ewig gleichen drei Bezirke kennen. Das erinnert mich an den Veranstaltungsredakteur eines Berliner Stadtmagazins, der ernsthaft stolz darauf war, nach drei Jahren in Berlin noch nie in Charlottenburg gewesen zu sein. Zu Kreuzberg sagte er wörtlich: Was soll ich denn da?
Vermutlich kommt da alles nur zurück...vor dem Mauerfall haben wir Schulklassen auf Abiturfahrt grundsätzlich ins Kudorf geschickt damit die nicht später im Linientreu auftauchen...jetzt haben die Spackos Karriere gemacht, langweilen sich in ihren Lofts in Prenzlauer Berg ähhh ich meine "im Prenzlberg" und erklären uns die Stadt.

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Na na, wenn da keine Berliner mehr sind, wo kommen dann all die schlecht gekleideten, unhöflichen Menschen mit dem Sprachproblem her? Kann ja sein, dass sich da in ein paar Strassen ein klein wenig geändert hat, aber von normalen Zuständen ist das incl.Eingeborenen Lichtjahre entfernt.

Und was mich angeht: Ich komme wiel rum im Slum, aber wohnen tu ich im Wedding.

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Woher kommt dieser alberne Hass auf Berlin? Warum diese pauschalen Beleidigungen? Ich könnte jetzt auch ordentlich herziehen über inzestöse Dorfdeppen auf der Alb, und bayrische Hausfrauen die Mülltonnen von innen auswaschen - aber was solls?
Ich finde es einfach nur nervig, wenn die Stadt voll ist mit Leuten die allesamt unbedingt nach Berlin ziehen mussten, dann hier sind, die Mieten nach oben treiben, und den lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben als sich gegenseitig zu erzählen wie schlimm sie doch Berlin finden. Und was das Sprachproblem betrifft: Als ich das letzte Mal im Süden der Republik war, schien mir fehlerhaftes Deutsch dort weitaus verbreiteter zu sein...

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Zeta, sei Don doch ein Stueck weit dankbar fuer die Überzeichnungen im Sinne der "Slum"bewohner. Wie er schon selbst sagt, sollen Sie den Deifel tun, hier erst aufzukreuzen. Die Hazardeure wird er nicht abhalten, doch so manche schwäbische Dampfnudel wird sich bei Lektüre gut überlegen, ob es dem Nachwuchs die Lifetimeparty weiterfinanzieren soll. Ich habe mit solchen gelegentlich zu tun, diese Fragen beantworte ich dann meist in Ihrem wohlmeinenden Sinn.

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@ zeta: Die von mir geschilderte Belauerungsszene vor dem Bahnhof Zoo hat sich im Dezember 2004 abgespielt, so viel zum Thema ZDF-Vorabendserie. Das waren allerdings keine Junkies, sondern der Typ kosovotschetschenische Straßendiebe.

Ich habe dabei allerdings keine Angst gehabt, da ich solche Situationen gewohnt bin. Ansonsten liegt mein primärer Ereignishorizont zwischen Hamburg, Kassel und Hannover, insofern weiß ich nicht so sehr viel über Berlin. Was die Sprachstörung angeht, gebe ich Dir recht, wobei: deutsch sprechen eigentlich nur wir Niedersachsen, alle anderen reden Dialekt.

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@ hiddensee - stimmt. Damit tut er - und du - tatsächlich ein segensreiches Werk.
@ che - will nicht bestreiten dass sowas vorkommt. Ich finds halt nur immer etwas komisch, wenn nun ausgerechnet der Bahnhof Zoo als so wildes Pflaster gezeichnet wird. Da gibts ja nun wirklich deutlich üblere Gegenden, die allerdings auserhalb der Stadt niemand kennt, gibt ja auch nicht wirklich Grund dafür - nein Don, ich meine damit nicht den Wedding. Vor allem im Vergleich mit Hamburg Hauptbahnhof kommt mir der Bahnhof Zoo daher immer wie Lalaland vor...

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Besonders, wenn man sich am Hamburger Hauptbahnhof durch eine Traube von Fertigen quälen muss und da die Dealer stehen, die lauthals schreien: "Koks, Trips, Speed!" als wären wir auf dem Fischmarkt. Was heute in Frankfurt los ist, kann ich nicht mehr beurteilen, aber früher waren im Bahnhofs- und Gallusviertel jedenfalls wildeste Dinge los http://environ.de/us/che/?postid=176, und wirklich übel ist Ludwigshafen, wo nachts ganze Stadtviertel türkischen Streetgangs gehören. Als damals in Solingen Neonazis ein türkisches Haus abfackelten, trauten sich selbst hartgesottene Schwarzer-Block-Autonome teilweise nicht auf die Straße, weil sie die Gewalttätigkeit dieser Gangs fürchteten. Runtergekommene Arbeiterviertel im Rhein-Main-Neckar-Dreieck, das ist die Bronx.

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liefere einen Halbsatz nach: zwischen "trauten sich" und "hartgesottene" muss "bei den dann stattfindenden Solidaritätsdemos" stehen.

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Da muss ich an einige Viertel in Hanau und Offenbach denken - oder Frankfurt-Griessheim. Die brauchen sich vor Berlin nicht zu verstecken. Aber da kommen seltener Journalisten vorbei.

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@ zeta: Links findest Du ein Hinweis auf ein Buch namens Liqzuide. Wenn Du mal lesen willst, wie man eine Stadt wirklich hinrichtet - in diesem Fall München - dann wirf da mal einen Blick rein. Das hier zu berlin ist der Schonwaschgang.

Und nein, ich wollte nicht nach Berlin. Auf keinen fall. Nur hatte und habe ich einen beruflichen Auftrag, hierher für eine begrenzte Zeit zu wechseln, und dafür habe ich das Slum in Kauf genommen. Was aber nicht heisst, dass ich die Zumutungen einfach still akzeptiere.

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Es ist doch einigermaßen müßig, sich über die Einschätzung des Hausherrn zu dieser Stadt zu streiten. Die Darstellung ist zweifellos zutreffend - diese Stadt ist arm, verfällt beim Hinschauen und wird von Tag zu Tag schmutziger. Wie man sich zum Dreck, der Aggressivität und den geplatzten Träumen positioniert - das mag jeder mit sich ausmachen. Und, Herr oder Frau zeta, dieses Zugezogenenbashing "früher war alles besser", höre ich Preistreiberin seit hier wohne, meist von Menschen, die es ein paar wenige Jahre früher hierhin verschlagen hat.

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"Preistreiben" ist eine Legende. Berlin wurde in den letzten 14 Monaten, die ich beobachtet habe, definitiv billiger. Hier um die Ecke wurde mit grossem bohei ein Cafe aufgemacht, das es mit Preisen 50% über dem Ortsdurchschnitt veruscht hat. Gebracht hat es ihnen nichts, ausser, dass sie jetzt eine neue Speisekarte haben. Berlin spart. es kommt weniger Geld in die Stadt, die Leute sind arm, die Preise fallen. Es gibt hier 200.000 leer stehende Wohnungen - allein von meinem Fenster hier im Büro aus sehe ich vier "zu vermieten"-Schilder.

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Ich vermute, dass der immer wieder gern gehörte Preistreibervorwurf sich auf die Zeiten Anfang der Neunziger bezieht, als angeblich die Parties besser, die Clubs legendärer, und die Leute entspannter waren - und die Wohnungen 150 DM monatlich kosteten, bis dann ein westdeutsches mieses Pack die entspannten Kreativen aus ihren versifften Höhlen trieb und alles "kaputtsaniert" wurde.

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Nö, kein Zugezogenenbashing. Schon gar nicht "früher war alles besser", war es nämlich nicht. Aber als Berliner in gut und gerne zehnter Generation ist es einfach etwas anstregend immer und immer wieder erklären zu müssen, dass Berlin eben nicht aus drei Bezirken besteht, bloß weil Zugezogene von der Größe der Stadt meist etwas überfordert sind. Und wer in Wedding ein Cafe mit Preisen "50% über dem Ortsdurchschnitt" aufmacht, sollte vielleicht einen Arzt seines Vetrauens aufsuchen. Es ist doch ganz einfach: Wer nach Wedding zieht, kriegt Wedding. Dito Prenzlauer Berg, Mitte, aber eben auch Friedenau, Westend, das nördliche Pankow etc.
Ich persönlich würde niemals nach Wedding ziehen, einfach weil ich mir die Leute und den Dreck da nicht jeden Tag antun möchte. Umgekehrt habe ich aber nach zwölf Jahren in Prenzlauer Berg nen Schlusstrich gezogen , weil der Charme und die anarchische Qualität des Bezirks totsaniert und weggastronomisiert wurde. Und ja, die Preise sind stark angezogen, zumindest für die meist nachgefragte 60-90 m2 -Altbau-Wohnung mit Holzfußboden und Balkon. Ganz einfach weil sie jetzt eben sind, wie sie früher nicht waren: saniert. Dementsprechend haben sich die Mieten in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Und das liegt tatsächlich auch an all den Verirrten, die Mitte, Ende der 90er den Allegra-Reports über "Berlins In-Bezirk" gefolgt sind. Die alte Geschichte der Gentrifizierung. Ist ne Feststellung, keine Klage. Im Vergleich mit Hamburger oder Münchner Preisen ist das natürlich noch Sozialtarif.

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Bohei bzw. Bo Hai
@Don: Das schreibt man anders, nämlich 渤海 (中國) und hat 14 Millionen Einwohner, liegt in der Provinz Hebei :-)

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Eben. meine Wihnung in München hat 40 Quadratmeter und würde doppelt so viel Miete kosten als meine 70 hier in Berlin - liegt aber, muss man sagen, inmitten der Maxvorstadt neben der Pinakothek.

Das Kiez-Syndrom der Berliner habe ich nie verstanden, vielleicht weil mir die Berliner fast alle gleich ungehobelt, unfreundlich und mit einem Wort unbayerisch erscheinen. Die Zugezogenen assimilieren sich. Egal, wo man hingeht, immer das gleiche, die Sprache mit ihren eeee und iiii und den harten kkkks, kein Wunder, dass im Ausland immer noch der Glaube vorherrscht, Deutsch sei eine Kasernensprache.

Abgesehen davon - der Wedding hat ein paar Vorteile. Nicht viele, aber er ist ok.

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Stimmt. Diese Assimilierungsnummer kann einem aber auch ganz schön auf den Keks gehen - wenn dann Leute plötzlich auf den Deibel komm raus berlinern müssen. Klar ist der Ton nicht jedermanns Sache, mir wird das manchmal auch zu anstrengend. Wenn man allerdings - charmant - zurückpoltert, ist plötzlich alles tutti und jeder freut sich.
Und zum Kiez-Syndrom muss man eben auch festhalten, dass das ja in alle Richtungen funktioniert. Klar gibts den Neuköllner Schulle-Berliner, der schon beim übernächsten Wohnblock unruhig wird, weil die Hundehaufen irgendwie nicht mehr wie daheim aussehen. Aber es gibt eben auch sehr nette Viertel. Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis ansehe fällt mir auf: Praktisch alle Zugezogenen wohnen in den "einschlägigen" Bezirken: Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Mitte, Friedrichshain, auch Wedding. Dafür aber praktisch keiner meiner "geburtsberliner" Freunde. Die haben es sich in den von ersteren als spießig verschrieenen Gegenden ganz gemütlich gemacht: Charlottenburg, Wilmersdorf, Friedenau, das westliche Schöneberg, SO 61. Zufall?

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Ich bin in den Wedding gegangen, weil das Büro daneben liegt. Berlin sieht in meinen Augen überall gleich aus. Aber ich komme auch aus einer Gegend, wo Doppelgaragen zu klein sind und zwischen den Clans immer viel grüne Wiese ist. Und manchmal auch ein spziell angefertigtes, schmiedeeisernes Tor mit Bayernwappen.

Da gibt es tatsächlich gewisse Unterschiede - ein Audi A8 ist eben kein SL 500. Aber Berlin... alles die gleiche Suppe.

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Sorry, aber das stimmt nicht. Ich komme auch aus einer Gegend mit dicken Häusern, dicken Karren, und dicken Besitzern. Schmiedeeiserne Tore sind da nicht ganz so verbreitet, dafür werden aber gerne die extrafetten Alu-Zaunprofile mit vergoldeten Spitzen genommen - das ist sogar noch scheußlicher. Und um die Protzerei jetzt auf die Spitze zu treiben: Im Garten meiner Eltern können die Kröten zwischen drei Teichen wählen - und da ist der angrenzende See noch gar nicht mit eingerechnet. Ja, das alles liegt innerhalb der Berliner Stadtgrenze. Das ist allerdings eine Realität, die dem Gelegenheitsberliner meist konsequent entgeht.

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Klar waren Anfang der 90er die Mieten preiswerter. Aber bis in die späten 80er waren auch im Westteil Altbauwohnungen ohne Bad und mit Klo halbe Treppe tiefer nicht exotisch. (Ofenheizung versteht sich von sellbst) Meine erste eigene Wohnung in Berlin Tempelhof hat 50 DM gekostet. Aber mit einem Komforstandard, der heute wohl unvermietbar wäre. Verstehe ich auch ein wenig. Die öffentlichen Reinigungsbäder wurden ja fast alle in den 90ern geschlossen. War übrigens cool. Fast wie bei Quadrophenia, wo der Mod neben dem Rocker in der Wanne liegt.

Was lernen wir daraus: Sich über die Vergangenheit von Berlin zu unterhalten bringt nichts. Jeder muss in Berlin seinen Platz finden, aber meckern gilt nicht. Getreu dem Motto von Friedrich II: ""In meinem Staat kann jeder nach seiner Fasson selig werden!"

Die meisten sind ja (bis auf wenige Ausnahmen wie Don) freiwillig dort.

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Öl in Zetas Feuer
Berliner sprechen mit Schnauze, bei Bayern brauche ich, wenn sie richtig bayerisch daherreden, einen Dolmetscher, und ich kenne in Deutschland kein aufdringlicheres Publikum als kracherte lederbehoste Bayern oder z.B. Ingolstädter Audibandmalocher. Und dann streue ich noch mal Lichtenrade, Schwanenwerder, Lichterfelde, Zehlendorf und Glienicke-Nordbahn ein. Diese Viertel haben mit Wedding, Krüzbürg, Mitte usw. vielleicht die Tatsache gemeinsam, das dort Häuser stehen. Das haben Städte natürlich so an sich, bestimmte Bezirke von Nagasaki oder Kabul mal ausgenommen.

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jaja Don, die Lage scheint perfekt:-)
"Viele bekannte Personen haben in der Maxvorstadt gewohnt, beispielsweise Georg Elser, Thomas Mann, Franz von Stuck, Adolf Hitler und Lenin."(Wikipedia)

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Das von Che erwähnte Schwanenwerder kann mit Goebbels, Udet, Morall (Hitlers Leibarzt), Axel Springer und dem Aspen Institut aufwarten - auch eine spannende Kombination.

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