Bei DCT haben wir sie sofort entfernt:

Outer sind Schweine

In einer Welt der weitgehenden Anonymität wie der Blogosphäre ist der Griff zu Google ziemlich normal, um herauszufinden, wer denn dieser neue Kommentator oder Blogger ist - also: Wo hat er schon mal was geschrieben. Mimik, Gestik, Tonfall, all die üblichen nonverbalen Kommunikationsstrategien fehlen im Netz, also behilft man sich mit einer Art Textanalyse, um mehr über den anderen zu erfahren. Das machen viele, damit muss man wohl auch leben, wenn man im Netz schreibt. Desto mehr man schreibt, desto mehr Spuren hinterlässt man, und der meist selbstgewählte Abstand zwischen Internetfigur und realem Mensch schwindet. mehr Sauereien an der Blogbar

Freitag, 22. April 2005, 19:17, von donalphons | |comment

 
Wenn ich mal grob die Gigabyte zusammenzähle, die bei dieser spätpubertären Schmonzette durch Verlinkung, Seitenaufruf, Texterstellung etc. durchs Netz gejagt wurden, verstehe ich Diejenigen auf Anhieb, die einen Raum ohne Internet mittlerweile als Labsal empfinden.

Früher, ja früher hätte ein einfaches *PLONK* gereicht...auch beim Tanztee und zwar weit ausholend geschlagen auf die mittlere Stirnpartie.

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Gut, der Raum hier ist inzwischen einigermassen gesäubert, der Tanztee kann weitergehen. Aber das Fall macht einigen Angst, und irgendwie muss man das Problem an der Wurzel zumindest mal darstellen, sonst labert man am Einzelfall rum, und der Kern des Problems bleibt bestehen.

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Du weisst, dass ich kein Nestbeschmutzer bin, aber Du selbst hast DCT ins Spiel gebracht. Und dort wurden Sentinel-Outer zwar geteert und gevierteilt, aber die (Rache-)Lust am Outen hat auch den Sentinels öfters rote Wangen der Erregung beschert.

Man kann das Problem in der Blogosphäre diskutieren, aber die Regeln des Spiels werden woanders neu definiert:

Anonymität ist Vorbereitung von Terror, Anonymität ist Gift fürs Marketing, Anonymität ist böse fürs Soziale. So dumpf ist die Rache der Immer-zu-spät-Gekommenen, Ständig-Bedrohten und Rückwärts-Gewandten.

In Punkto Marketing liegen mir Fälle vor, wo selbst die ansonsten im Datenschutz badenden Marktforschungsinstitute so löcherig geworden sind, dass angeblich anonymisierte Interviews zu späteren Outbound-Anrufen bei Befragten durch auftraggebende Firmen führten. Keine kleinen Firmen, wohlgemerkt.

"Echte" Schauspieler leben damit und davon, dass man ihre Rolle an- und ernstnimmt. "Echte" Avatar-Blogger sind IMHO Laien-Schauspieler, die ebenso ernsthaft einen Teil ihres Lebens auf diese Art ausleben. Aber: Schauspieler haben eine definierte Bühne, auf der anything goes und ein Vorhang fällt - Blogger wie Anne/Marie schwimmen im Strom und schreien nach Hilfe, wenn das Spiel zu Ende ist. Vielleicht fehlt da einfach Lebenserfahrung und geschultes Wissen.

PS: Ich weiss, ich bin heute abend ziemlich reaktionär;-)

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Meines Erachtens war die Reaktion von Marie vergleichsweise souverän, und das Ergebnis ist ein totes Blog, das ich gerne gelesen habe. Schade. Und die Gegenseite, die sich auf seine Nachforschungen was einbildet und sich in den Reaktionen suhlt.

Mir geht es nicht so sehr um die Anonymität an sich, sondern um die damit verbundene Fiktionalisierung, ohne die es dieses Blog so nicht geben würde, und auch nicht einige der schönsten Geschichten. Natürlich ist Anonymität an sich noch nichts gutes, aber hier kam es zu einer "awareness-driven" Überreaktion, die in einem fiktionalen raum wie der Blogosphäre anders zu bewerten ist als bei DCT, als es um Fakten ging. Die beiden Fälle, an die ich mich gut erinnern kann, waren ein Mitarbeiter einer Wirtschaftszeitung, der sein Wissen für ein Outing missbraucht hat, und ein Sentinel, der eine mittelprächtige Katastrophe verursacht hat.

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ich glaube hier muß ich widersprechen; oder vielleicht präzisieren: das "recht, in ruhe gelassen zu werden" und das recht auf "informationelle selbstbestimmung" sind die grundlage für eine gewisse anonymität (hallo datenspeicherung) und aus meiner sicht mitnichten nichts gutes.

und bei dct und allen parttime-nachfolgern wurde meines wissens nie des ceo beste freundin geoutet, die nicht sowieso common-knowledge gewesen wäre, nicht über seine womöglichen trinkgewohnheiten oder spielleidenschaften berichtet. und da gab es eine menge. nur wozu? wo wäre der gag gewesen? mit sowas macht man sich höchstens lächerlich, diskreditiert sich selber. wird zur yellowpress.

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Wenn es jetzt so wäre, dass Maries Reaktion als *souverän* begriffen wird und die "Gegenseite" (ähem, gibt's die eigentlich so einprägsam?) sich ihre Schweinehaut-Imprägnierungen in den Selbigen steckt, ist die Welt ja wieder d'accord. Aber so ist es ja nicht. Und das ist doch das Dilemma:

Momentan wird medial eingebläut, dass Blogs oberhypersubjektiv sind. Es wird kein Furz darauf verschwendet, dass Blogs eine Form des Ausdrucks sein könnten und in der Mehrheit auch so sind.

Ich dreh' nochmal darauf ab: "Echten" Schauspielern wird schon in der Ausbildung eingetrichtert, dass die Öffentlichkeit alles zerreissen kann, was sie produzieren, ohne dass sie das beeinflussen können. Warum gehen diese Laien-Blogger davon aus, dass ihre schauspielerische Leistung per se gebührend beklatscht wird, wenn sie nur lange genug das Spiel spielen? Gibt's da vielleicht Lidl-Extra-Punkte für, wenn man den Real-Life-Genossen erzählen kann, dass man immer noch nicht aufgeflogen ist? Mir erschliesst sich dieser Marie-Ansatz leider immer noch nicht, was allerdings nicht bedeutet, dass ich diesen "Seba" (was ja wohl für "Sebastian" steht und was man in Kürze für ein böses Outing verwenden wird) für voll nehmen kann und werde. Aber das Ganze gehört in ein BRAVO-Blog...

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ich glaube behaupten zu können, dass es weniger um das vorgefallene geht, als um ein kollektives "stop", "bitte nicht weiter", denn hier werden grenzen verletzt, die besser nicht überschritten werden sollten...

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@ girl
"ich glaube hier muß ich widersprechen; oder vielleicht präzisieren: das "recht, in ruhe gelassen zu werden" und das recht auf "informationelle selbstbestimmung" sind die grundlage für eine gewisse anonymität (hallo datenspeicherung) und aus meiner sicht mitnichten nichts gutes.

Meines Wissens heisst es "Recht auf informelle Selbstbestimmung" und hat mit "informationelle" daher nix zu tun. Aber.. Äääh... was ist in Deinem Satz jetzt mit "nichts gutes" gemeint????

"und bei dct und allen parttime-nachfolgern wurde meines wissens nie des ceo beste freundin geoutet.."

Ich hab jetzt wohl was nicht mitbekommen und zwar diese tief religiöse Trennung zwischen "Ich hau jetzt 'nen Dreibeiner in die Pfanne" und "Ich werd' der Alten sowas von Einen reinwürgen"?????

Mir geht es überhaupt nicht um diese kleingeistigen Geschlechter-Wirrwarr-Überzeichnungen. Mir geht es wie Don um die Tatsache, dass es mittlerweile in der Blogger-Szene zum proletenhaften Sport geworden ist, Blogger zu outen, um seinem eigenen Blog möglichst viel Schulhof-Sympathie anzueignen.

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wo ist hier der widerspruch?

wie du Art2 I iVm Art1 I GG nennen willst, bleibt dir überlassen http://de.wikipedia.org/wiki/Informationelle_Selbstbestimmung
solange dasselbe gemeint ist, gell?!

"Natürlich ist Anonymität an sich noch nichts gutes", es bezog sich auf dons aussage.

sorry, wollte hier nicht unzulässig interferieren.

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Nochmal @girl
"ich glaube behaupten zu können, dass es weniger um das vorgefallene geht, als um ein kollektives "stop", "bitte nicht weiter", denn hier werden grenzen verletzt, die besser nicht überschritten werden sollten..."

Woher nimmst Du diesen Anspruch? Was ist Deine Konsequenz/Alternative zu "besser nicht..."? Ich kenne debile Menschen, die schon seit einiger Zeit von "Internet-Kriegern" labern, um sich physikalisch in den Vordergrund zu drängen. Soll heissen: Sie drohen uns relativ agierenden Foren-Teilnehmern (und da isset föllig Furz und Schlacke, ob Blogger oder Foren-Vollstopfer) mit körperlicher Gewalt gegen "Hirnspasmen" der "Monitor-Schmuser". Das ist mittlerweile nicht mehr lustig, sondern wird Realität. Ich hab mir prophylaktisch schon mal Schusswaffen besorgt....

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jetzt habe ich meine verständnisprobleme. aber ich versuche das zu beantworten. ich nehme/nahm meinen anspruch, sebas um "stop" zu bitten aus mitgefühl für eine 27jährige, die als sie 24 oder 23 war, damit angefangen hatte stories zu erzählen , sich zwischenzeitlich selbst geoutet und der meute zum fraß vorgeworfen hatte.

ja, ich habe einen durch nichts legimierten anspruch, um "stop" zu bitten. nichts legitmiert hier, außer mitgefühl ab einem gewissen punkt. mir reicht das.

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Es war nicht das erste gefakte Blog, und wird nicht das letzte gewesen sein. Was da wirklich abgelaufen ist, will ich nicht beurteilen. Wahrscheinlich wären beide Seiten wenig begeistert gewesen; Sebas wäre nicht Kaufhausdynastiennachfolger geworden, Anne hätte den weissen Anzug entsetzlich ludenhaft gefunden (hab ich schon erzählt, dass ich mir gestern hellcremebraune Budapester gekauft habe?).

Aber natürlich muss man etwas kreativ mit der Wahrheit umgehen. Es sollte natürlich gewisse Grenzen haben, aber nichts entbindet einen Leser von der Pflicht, selbstverantwortlich zu handeln und den Kopf einzuschalten. Da draussen sin heute Nacht Millionen Kerle, die 50 Euro für Drinks verpulvert haben, und am Ende waren sie doch allein vor der DVD. Wenn die jetzt alle die Handynummer und das Autokennzeichen der Abendbekanntschaft posten würden, na danke...

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Keine Zeit für Haarspaltereien, aber dennoch eins noch:

"Informell" ist die gegensätzliche Zusammenfassung jeglicher *formell* erfolgter Sammlung von Daten über ein Individuum. "Informationell" beschreibt eine Teilmenge obigen Sachverhalts in Bezug auf Weitergabe und/oder Veröffentlichung dieser *formell* erlangten Daten.

Auf Deutsch: Es gibt Daten zu Personen, die keinen zu interessieren haben, der nicht strafrechtliche Belange anmelden kann. Es gibt Daten zu Personen, die dann interessieren, wenn strafrechtliche Belange geltend gemacht werden. Es gibt Daten, die unter dem zweiten Satz als Information über den ersten Satz an strafrechtlich legitimierte Stellen weitergeleitet werden. Es gibt strafrechtlich gesehen keine Daten, die per se als Legitimation für einen logischen Bruch des ersten Satzes herhalten können. Es gibt logischerweise keine Daten, die aus "informell" "informationell" machen. Dazu liegen diesen beiden Adjektive bedeutungstechnisch zu weit auseinander.

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Es gibt Daten, derem Vermittlung und Ausspähung jemand zum Schwein machen. So unjuristisch sehe ich das.

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keine haarspalterei? nun gut. mag von mir aus semantisch alles stimmen. hört sich plausibel an.

wenn nun aber das bverfg im wege einer rechtsfortbildung das grundrecht auf (...) erstmalig herausarbeitet, darf ich das dann nach dem wortlaut der entscheidung auch so benennen?

darüberhinaus denke ich, dass hier (natürlich nur vielleicht) ein klitzekleiner denkfehler vorliegt. es geht dem grundrecht nicht darum, wie die informationserlangung geschieht (also ob formell oder informell), sondern um die statutierung eines "verfügungsrechts" (ja, ich weiß, das ist sprachlich angreifbar) über die information selber.

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"ja, ich habe einen durch nichts legimierten anspruch, um "stop" zu bitten. nichts legitmiert hier, außer mitgefühl ab einem gewissen punkt. mir reicht das."

Ich hatte heuer das "Vergnügen", der Kochsendungs-Ausgabe von Kerner beiwohnen zu dürfen (wobei Kochen - und da danke ich Moritz Bleitreu - die einzige menschliche Handlung ist, die keiner Erklärung bedarf, weil essen muss Jeder). Eine Mittzwanziger-Punze auf der linken Seite durfte dann rauslassen: "Mit 19 hat man doch auch so seine Flusen im Kopp"....

Ich weiss nicht, was diese Brünettine so raucht, aber ich hatte damals standesgemäss *Flausen* im Kopp und nix Anneres! Versteht mich nicht flasch, aber sowas ist leider exemplarisch für dümmstes Rumgesülze auf niederstem Niveau gegen die Anmassung, Blogs wären was Tolles.

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cool, dann wäre ja alles geklärt.

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"Es gibt Daten, derem Vermittlung und Ausspähung jemand zum Schwein machen. So unjuristisch sehe ich das."

Ist diese(r) unjuristische Jemand jemals auf juristische Relevanz gebrieft worden? Macht das einen Unterschied in der eigenen Kraft, sich für Ungerechtigkeiten einzusetzen? Ist die mediale Präsenz nicht das, was wir seit über 1000 Jahren evangelisch negieren, aber katholisch gerne mal ausprobieren möchten??

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Die meisten glauben, dass es ein Spiel mit dem Feuer ist. Das war in der Schülerzeitung richtig. Aber Sebas erfährt gerade die Wahrheit über das Netz: Dass es ein Spiel im Kernreaktor ist. Und er hat noch immer nicht kapiert, dass Anne bein sich die Graphitstäbe aktiviert hat, während er sich noch über die hohe Temperatur wundert. (Blogbar und das hier lesen geschätzt 600 Journalisten täglich, was nicht Agentur ist, ist meistens Medien)

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Don. Danke für diese Allegorie. Das ist das Beste, was ich bisher dazu gelesen habe.

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Bitte. Inzwischen hat er ja den Schwanz eingezogen und versucht, aus der Gefahrenzone zu entkommen. Um dann von anderswo eine Postkarte zu schreiben, wie toll es hier im Cafe mit der anderen ist, die Stalker total sexy findet.

(spreize zum Abschied Zeigefinger und kleinen Finger)

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"Blogbar und das hier lesen geschätzt 600 Journalisten täglich, was nicht Agentur ist, ist meistens Medien" Mensch Senor Alphonso, solche Prollsprüche lesen die aber doch und die haben alle einen eigenen Kopf auf den Schultern. Ne, sorry, das ist doch wirklich albern, so sehr Sie da an der Blogbar kluge Sachen angedacht haben, gerade wird ihr Dingsda nicht größer (meiner war schon immer klein, stimmt).

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Sonrisa, dieses Blog hier hat eine ziemlich begrenzte Leserschaft, was die Herkunft angeht. Da muss ich nur mal in die Mail schauen und durchrechnen: Die grösste Gruppe sind new Media/internet/undsoweiter-Leute, und dann kommt gleich die Journaille. Das ist nicht mein verdienst, sondern eine Folgeerscheinung des Endes von DCT. Und der tatsache, dass Journalisten es eigentlich lieben, wenn die Journaille vorgeführt wird. Wir, die Berufssickos. Musst Du aber nicht glauben, war ja auch nicht auf Dich gemünzt. Alles weitere im Counter rechts.

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