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Sonntag, 3. April 2005
Reden wir über Bob Mobile,
eine Firma, die jeder kennt, wenn er nur mal eine Stunde Viva guckt. Wobei kennen ein sehr schwammiger Begriff ist, denn kennen werden die Firma eher die wenigsten. Also, was hat es damit auf sich?
Schaut man bei Bobmobile.de ins Impressum, kommt man nicht besonders weit - Geschäftsführerin ist eine ansonsten bei Google unbekannte "Marina Stammen". Die Adresse "Am Wehrhahn 50" ist ein grösserer, anonymer Bürokomplex, in dem einige Anwälte sitzen. Klarer wird die Sache, wenn man bei Bobmobile in die AGBs schaut - was liest man denn da für eine Adresse? "Bob Mobile Deutschland GmbH, c/o Ernst & Young AG, Am Wehrhahn 50, 40211 Düsseldorf", ah ja. Ja? Ja aber...was soll bitte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft E&Y mit einem Klingeltonanbieter.
Aufklärung bringt ein Blick in Handelsregister von Düsseldorf - offensichtlich ist Bobmobile am 4. November 2004 von E&Y als eine Art Vorratsgesellschaft gegründet worden. Und wurde dann, aber hallo, etwas ganz anderes: Eine Bob Mobile Holding GmbH mit Stammkapital von 897.000 Euro. Daneben änderte sich auch die Adresse: Couvenstr. 2, 40211 Düsseldorf. Und die angebliche Geschäftsführerin war "bei Gründung bestellt, aber bereits vor Eintragung nicht mehr Geschäftsführer".
Sauber - das wird aber alle freuen, die ihre Abo-Kündigungen, wie verlangt, an Ernst & Young geschickt haben. Neuer Geschäftsführer ist ein alter Bekannter: Remco Westermann, früher Geschäftsführer bei Zed Sonera, dem Klingeltonanbieter des skandinavischen Mobilfunkkonzerns, manchen vielleicht als Teilhaber der Milliardenpleite Quam bekannt. Jetzt nicht mehr bei Zed, sondern auf eigenen Füssen und einer hübschen Summe im Hintergrund.
Hm. Die spannende Frage ist für mich jetzt nicht, wann der erste Anwalt wegen des Impressums eine Abmahnung schickt, sondern vielmehr: Wer hat denn wann im Hintergrund diesen "neuen" Anbieter aufgebaut? Ist da noch wer mit an Bord? Die Firma ist verdammt schnell entstanden, es gibt sehr viele Angebote, manches auch selbst entworfen, sehr vieles erinnert auch an Jamba/Jamster/Ringtoneking. Aber es gibt keine Jobs dort, auch entdecke ich keine Angebote sonst wo, und das alles innerhalb von ein paar Monaten entwickeln und aufbauen? Hm. Ich frage mich...
Schaut man bei Bobmobile.de ins Impressum, kommt man nicht besonders weit - Geschäftsführerin ist eine ansonsten bei Google unbekannte "Marina Stammen". Die Adresse "Am Wehrhahn 50" ist ein grösserer, anonymer Bürokomplex, in dem einige Anwälte sitzen. Klarer wird die Sache, wenn man bei Bobmobile in die AGBs schaut - was liest man denn da für eine Adresse? "Bob Mobile Deutschland GmbH, c/o Ernst & Young AG, Am Wehrhahn 50, 40211 Düsseldorf", ah ja. Ja? Ja aber...was soll bitte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft E&Y mit einem Klingeltonanbieter.
Aufklärung bringt ein Blick in Handelsregister von Düsseldorf - offensichtlich ist Bobmobile am 4. November 2004 von E&Y als eine Art Vorratsgesellschaft gegründet worden. Und wurde dann, aber hallo, etwas ganz anderes: Eine Bob Mobile Holding GmbH mit Stammkapital von 897.000 Euro. Daneben änderte sich auch die Adresse: Couvenstr. 2, 40211 Düsseldorf. Und die angebliche Geschäftsführerin war "bei Gründung bestellt, aber bereits vor Eintragung nicht mehr Geschäftsführer".
Sauber - das wird aber alle freuen, die ihre Abo-Kündigungen, wie verlangt, an Ernst & Young geschickt haben. Neuer Geschäftsführer ist ein alter Bekannter: Remco Westermann, früher Geschäftsführer bei Zed Sonera, dem Klingeltonanbieter des skandinavischen Mobilfunkkonzerns, manchen vielleicht als Teilhaber der Milliardenpleite Quam bekannt. Jetzt nicht mehr bei Zed, sondern auf eigenen Füssen und einer hübschen Summe im Hintergrund.
Hm. Die spannende Frage ist für mich jetzt nicht, wann der erste Anwalt wegen des Impressums eine Abmahnung schickt, sondern vielmehr: Wer hat denn wann im Hintergrund diesen "neuen" Anbieter aufgebaut? Ist da noch wer mit an Bord? Die Firma ist verdammt schnell entstanden, es gibt sehr viele Angebote, manches auch selbst entworfen, sehr vieles erinnert auch an Jamba/Jamster/Ringtoneking. Aber es gibt keine Jobs dort, auch entdecke ich keine Angebote sonst wo, und das alles innerhalb von ein paar Monaten entwickeln und aufbauen? Hm. Ich frage mich...
donalphons, 23:11h
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BrEcho
Mitte der 90er Jahre war ich mal auf Exkursion in Südtirol. Thema waren die vor- und frühgeschichtlichen Kulturen in einer Region, die unsereins als "retardiert" bezeichnet, der Fachterminus für hinterwäldlerisch und zurückgeblieben. Die Zeit zwischen den Epochen Hallstadt und La Tene, auch bekannt als Übergang von der Bronze- zu Eisenzeit, wird dort mit der Laugen-Melaun-Kultur gleichgesetzt. Laugen-Melaun ist eigentlich eine ziemlich traurige Sache mit wenig ansprechenden Funden, ganz im Gegensatz zu Resteuropa, das mit grandiosen Fürstengräbern (etwa in Hochdorf) aufwartet. Aber was soll man schon von einer Kultur erwarten, die sich mühsam an den Alpenabhängen zwischen Eisack und Etsch festklammern muss. Nicht wirklich übel, aber die dicken Dinger waren woanders: Norditalien, Ostfrankreich und Süddeutschland.
Laugen-Melaun, benannt nach zwei Gräberfeldern bei Brixen, saugt also. Es gab weder Fürstenhöfe, noch ordentliche Oppida, keine Grabhügel, und die Keramik als unscheinbar zu bezeichnen, ist eher ein Kompliment. Die typischen Krüge sind fett und ähneln entfernt dem, was man vielleicht von primitiven Klingonen als Trinkgefässe erwarten würde. Auch die namensgebenden Fundorte sind nicht wirklich prickelnd, wie jeder merkt, der mal das Gräberfeld von Melaun besichtigt: Eine Wiese bei einem Kaff am Abhang, fertig.
Da standen wir dann, hörten gelangweilt ein Referat nochmal an, das wir schon im Seminar gehört hatten, und sahen uns die Wiese an. Die Wiese als solche war grün, aber auch nicht übermässig grün, und wenn jemand gesagt hätte, Moment, die Wiese hier ist gar nicht das ehemalige Gräberfeld, dann hätte ich mir nichts dabei gedacht - und so kam es dann auch: Einer der im Referat beschriebenen topographischen Punkte wollte irgendwie so gar nicht passen, und dann kam auch noch ein Bauer vorbei, der genau wusste, dass wir an der falschen Wiese, 2 Serpentinen zu tief standen. Also gingen wir nochmal die Serpentinen hoch und standen an einer anderen grünen Wiese, die vollkommen nichtssagend war, und hörten das Referat nochmal an, das mit der gleichen Inbrunst wie zuvor die Einzigartigkeit dieser für die Laugen/Melaunkultur typischen Lage anpries.
Damals war ich Wissenschaftler und lachte nicht. Wissenschaftler lachen nie, und weil die Referentin als Zäpfchen einen warmen, angenehmen Ort im Podex einer leider zu früh verbeamteten, weil danach sofort stinkfaul und egoman werdenden Insitutsperson gefunden hatte, gab es auch keine Kritik.
Aber gestern habe ich den Echo etwas mitbekommen, und das alles hat mich sehr an diesen Sommernachmittag in Melaun bei Brixen auf der grünen Wiese erinnert. Letztes Jahr war man noch auf der anderen Wiese und fand sie wichtig, heute steht man bei der neuen Wiese und findet sie noch immer wichtig. Angeblich kam da mal was ganz Tollen raus, aber man muss schon ziemlich auf das Thema abgerichtet sein, um diese Serien protoklingonischer Furzmusik, die da aus dem Neuköllner Morast klangen, toll, bedeutend und als wichtigen Ausdruck von Kultur zu erfinden. Nächstes Jahr suchen wir uns für das neue Referat dann eine neue Wiese, hören gequälte, von der Notwendigkeit und der Scheine, des Scheins wegen wichtige Vorträge, und nennen das Ganze dann Popkultur. Deutsche Popkultur.
Und in 2300 Jahren werden irgendwelche debilen Professoren das Thema "Popkultur in Deutschland" raussuchen, das ausser ihnen keine alte Sau interessiert, dann zwischen "Rammsteinzeit" und "Julikult" differenzieren und mit ihren Studenten Exkursionen nach Berlin machen, wobei es ihnen wichtig sein wird, aus der mangelnden Standortkontinuität der Kultstätten Richtung Osten, Richtung Verwahllosung auf einen generellen Niedergang der Popkultur zu schliessen.
Kauft Euch Nachlader, An die Wand. Da stehen wir. Da sind wir. Und von da aus geht es nicht weiter, ausser vielleicht mit dem Verbluten.
Laugen-Melaun, benannt nach zwei Gräberfeldern bei Brixen, saugt also. Es gab weder Fürstenhöfe, noch ordentliche Oppida, keine Grabhügel, und die Keramik als unscheinbar zu bezeichnen, ist eher ein Kompliment. Die typischen Krüge sind fett und ähneln entfernt dem, was man vielleicht von primitiven Klingonen als Trinkgefässe erwarten würde. Auch die namensgebenden Fundorte sind nicht wirklich prickelnd, wie jeder merkt, der mal das Gräberfeld von Melaun besichtigt: Eine Wiese bei einem Kaff am Abhang, fertig.
Da standen wir dann, hörten gelangweilt ein Referat nochmal an, das wir schon im Seminar gehört hatten, und sahen uns die Wiese an. Die Wiese als solche war grün, aber auch nicht übermässig grün, und wenn jemand gesagt hätte, Moment, die Wiese hier ist gar nicht das ehemalige Gräberfeld, dann hätte ich mir nichts dabei gedacht - und so kam es dann auch: Einer der im Referat beschriebenen topographischen Punkte wollte irgendwie so gar nicht passen, und dann kam auch noch ein Bauer vorbei, der genau wusste, dass wir an der falschen Wiese, 2 Serpentinen zu tief standen. Also gingen wir nochmal die Serpentinen hoch und standen an einer anderen grünen Wiese, die vollkommen nichtssagend war, und hörten das Referat nochmal an, das mit der gleichen Inbrunst wie zuvor die Einzigartigkeit dieser für die Laugen/Melaunkultur typischen Lage anpries.
Damals war ich Wissenschaftler und lachte nicht. Wissenschaftler lachen nie, und weil die Referentin als Zäpfchen einen warmen, angenehmen Ort im Podex einer leider zu früh verbeamteten, weil danach sofort stinkfaul und egoman werdenden Insitutsperson gefunden hatte, gab es auch keine Kritik.
Aber gestern habe ich den Echo etwas mitbekommen, und das alles hat mich sehr an diesen Sommernachmittag in Melaun bei Brixen auf der grünen Wiese erinnert. Letztes Jahr war man noch auf der anderen Wiese und fand sie wichtig, heute steht man bei der neuen Wiese und findet sie noch immer wichtig. Angeblich kam da mal was ganz Tollen raus, aber man muss schon ziemlich auf das Thema abgerichtet sein, um diese Serien protoklingonischer Furzmusik, die da aus dem Neuköllner Morast klangen, toll, bedeutend und als wichtigen Ausdruck von Kultur zu erfinden. Nächstes Jahr suchen wir uns für das neue Referat dann eine neue Wiese, hören gequälte, von der Notwendigkeit und der Scheine, des Scheins wegen wichtige Vorträge, und nennen das Ganze dann Popkultur. Deutsche Popkultur.
Und in 2300 Jahren werden irgendwelche debilen Professoren das Thema "Popkultur in Deutschland" raussuchen, das ausser ihnen keine alte Sau interessiert, dann zwischen "Rammsteinzeit" und "Julikult" differenzieren und mit ihren Studenten Exkursionen nach Berlin machen, wobei es ihnen wichtig sein wird, aus der mangelnden Standortkontinuität der Kultstätten Richtung Osten, Richtung Verwahllosung auf einen generellen Niedergang der Popkultur zu schliessen.
Kauft Euch Nachlader, An die Wand. Da stehen wir. Da sind wir. Und von da aus geht es nicht weiter, ausser vielleicht mit dem Verbluten.
donalphons, 19:57h
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