: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 5. Februar 2007

Manche sagen

dass ein modernes Auto ein ESP braucht, ABS und andere elektronische Helfer, wie etwa das Warnsignal, wenn man etwas auf den Beifahrersitz schmeisst und das Auto dann denkt, dass dort nicht die Büste von Marc Aurel und drei Becherl Schmand, sondern ein Fahrgast ist. Die gleichen Leute reden von 6-fach Airbags, von Klimaanlagen und Reifendrucksensoren. Von Scheckheften, die dafür sorgen, dass der Wagen auch nach 350.000 Kilometer ohne Probleme läuft. Sie begeistern sich für Laufruhe und preisen den Umstand, dass sie entspannt nach 500 Kilometer Fahrt aussteigen. Von aussen soll ihr Fahrzeug massvoll sein und von innen gross, es erlaubt gute Rundumsicht und und wärmt auf o,5 Grad Celsius genau auf dem jeweiligen Sitz, der ebenfalls eine justierbare Heizung hat. Damit alles stimmt, gibt es viele Warnlampen, die von einem Bordcomputer überwacht werden, mit dem man vor 4 Jahren noch ein Kernkraftwerk gesteuert hätte.

Diese Leute verweisen darauf, dass Autos mit zu dünnem Blech, giftigen Motoren und handgefertigten Karossen immer Macken haben werden, die ihnen unbekannt sind. Sie sind entsetzt über die Schwergängigkeit der Kupplung, die man wie einen 11-Meter treten muss, sie stören sich am Pfeifen undichter Dächer und an einer Geräuschkulisse, die sich ab 80 in jede Unterhaltung drängt. Sie mögen den dicken, unanständig aussehenden Schaltknüppel nicht und schätzen nicht die Leistung bei 6000 Umdrehungen. Manche Leute sagen auch, es wäre ein Fehler, in so einen Wagen mit Motorschaden ein neues Antriebsaggregat einbauen zu lassen, und ihm bei der Gelegenheit ein Nummernschild mit den eigenen Initialen zu verpassen; für das gleiche Geld bekäme man doch auch einen guten, gebrauchten Opel mit TÜV und ASU, oder vielleicht mit etwas Aufpreis sogar so einen praktischen Peugeot mit versenkbarem Blechdach und 90 PS. Stimmt alles.



Besonders ihre vehement vorgetragene Behauptung, dass offen fahren im Winter ungesund ist.



Ihr habt Recht. Ihr Deppen. Geht und kauft Euch einen Opel oder einen 3er BMW mit Metallklappdach, denn zum Krepieren seid Ihr schon zu tot.

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Der Raub der Berlinerinnen

Wie der Deckel eines Bleisargs lastet der niedrige Himmel auf der grauen Stadt. Wir fahren nach Osten, nach Kreuzberg, raus aus dem früher herrschaftlichen Charlottenburg, Richtung Bergmannstrasse, dem einzigen Ort, wo Berlin sich noch etwas Mühe gibt, das Versprechen einzulösen, irgendwie an Paris zu erinnern. Woanders konkurriert es längst mit Bukarest, den schlechteren Vierteln von Minsk und den Randbezirken von Plauen, aber hier ist noch was, was aus eigener Kraft entstanden ist. Und ein Teil der Kraft sitzt neben mir, ein Spross der Unternehmerfamilie, die es geschafft hat, aus der Strasse eine Antiquitätenmeile zu machen, die ihresgleichen sucht. Sollte man Berlin jemals an die Russen verkaufen, möchte man den Wedding für seine Ehrlichkeit und die Bergmannstrasse für die Antiquitäten bitte aussen vor lassen.

Dafür sind wir auch unterwegs durch den mässigen Stadtverkehr des Sonntag Vormittags. Es hat lange gedauert, bis man in München zu einer Entscheidung kam und eine Preisvorstellung formulierte, den zu erreichen dann auch nicht ganz einfach war. Und wäre die Entscheidung eher gekommen, hätte ich Frau Mamas Rennsemmel 30 Kilometer weniger durch die Strassen Berlins kutschieren müssen. Aber so bleibt wenigstens etwas Zeit für ein wenig Austausch zwischen Antiquitätenjägern.

Schleicht sind die Zeiten geworden, darin stimmen wir überein. Ich habe wenig gefunden, denke ich laut nach, und er bestätigt, dass es schwierig wird. Er und sein Umfeld ist inzwischen bundesweit aktiv, denn in Berlin kommt nur noch wenig aus den Häusern. Langsam sind sie durch mit Schöneberg, Wilmersdorf und Grunewald, und im Osten war noch nie viel zu holen in der Klasse, in der sie erst anfangen. Den Trödel und den Ramsch findet man immer noch in grossen Mengen. Das Besondere aber hat sich verflüchtigt. Nicht zurück zur neuen Bürgerlichkeit Berlins, die kein Auge dafür hat. Sondern nach Osten. Polen und Russen sind die neuen Einkäufer, sie kommen mit dem Lastwagen, das Geld spielt keine Rolle, und dann geht es dorthin, wo die Substanz gering und der Bedarf hoch ist.

Es ist ihr Fluch, dass sie genau zwischen den Gravitationszentren sitzen. Denn das Geld und das Publikum für ihr Angebot ist im Süden, Westen und Osten, aber eben nicht hier. Andernorts würde man die Stücke mit Spots an leeren Wänden präsentieren; hier jedoch stecken Landschaftsbilder hinter Vitrinen fest, und ganze Sammlungen lagern in barocken Schränken. Das Publikum des Westens ist dergleichen nicht gewohnt und ahnt nicht, was es versäumt, Berlin bemüht sich seit Jahrzehnten, dergleichen los zu werden, und nur die Neuen Reichen des Ostens profitieren letztlich vom Niedergang und Ausbluten der Stadt.

Und für mich selbst wird es dadurch auch eng. Wer weiss, wie oft ich noch so durch Berlin fahren werde, um dann vielleicht das letzte Portrai von Albert Korneck in den Süden zu brngen, bevor sich hinter mir die Tore das letzte Mal schliessen werden, weil es endgültig vorbei ist mit den Schätzen, die die Stad vom 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts zusammen gerafft hat. Vielleicht ist dieser Transport auch schon das Ende - wer kann das schon sagen.



Und niemand weiss, wen ich da, sauber verpackt auf dem Rücksitz, mitbringe. Vielleicht war sie eine Brauerstochter, deren Vater ein Faible für das Antike hatte, eine Gemahlin eines Anwalts, der sich von ihr ein idealisiertes Portait im Stile der Statuen in Berlins Museen wünschte, oder doch nur ein Stück Repräsentation, dessen Ausgestaltung man dem Akademiemaler überliess. Vielleicht wird es einmal ein Kunstgeschichtler entdecken, wer die Dame mit dem satten Inkarnat und dem weichen Fleisch ist, und warum sie in einer Weise dargestellt wurde, die in ihrer Freizügigkeit so gar nicht in die Empangsräume des Kaiserreichs gepasst hat.

Nur soviel ist gewiss - sie war Berlinerin, und ihr Abbild blieb dort 127 Jahre, bis es jetzt nach Bayern an die Isar geht. An die Spree erinnert nur noch der Stempel der Malerwerkstatt, ansonsten ist sie jetzt dem Italien näher, dem die Idee zu Tunika, geschönter Nase, weichen Lippen und freizügiger Haltung entsprang. Es ist kein Raub im juristischen Sinne, irgendjemand wollte sie nicht mehr haben, man hat sie verstossen, verkauft, und ich will gar nicht wissen, was die Verkäufer mit ihrem lumpigen Gewinn anstellen, denn ich bin nur der Bote, es ist nicht mein Bild und schon gar nicht meine Stadt, die hier weitaus mehr Schönheit verliert, als an schwäbischen Ponyträgerinnen mit schlechten Manieren zwischenzeitlich reinkommt. Es wird eine Stadt jenseits aller Herrlichkeit sein, und keiner wird mehr kommen, um ihre alten Schätze zu suchen.

Nachtrag: Dieser Text entsand während der letzten Fuhre in Berlin in meinem Kopf, weil ich das Gefühl hatte, diesmal wirklich nichts gefunden zu haben. Ein Gefühl, das sich beim Hinaufschleppen von 4 Büsten, einem Relief, 2 Statuetten, einem Kronleuchter, einem Gemälde, einer Tüte Silber und noch ein paar Sachen als nicht ganz zutreffend herausgestellt hat.

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Der beste Falafel, und Haloumi und überhaupt

In Berlin ist meine Ernährung in Ermangelung ordentlicher Wochenmärkte mit echten Bauern etwas anders als in der Heimat. Das äussert sich schon darin, dass ich Richtung Norden 2 Kilo bestellte Lebensmittel mitnehme - und Richting Süden eine Tüte Chips für die Fahrt. Inzwischen gibt es im Süden auch wirklich vorzeigbare türkische Schnellrestaurants mit fähigen Köchinnen und Köchen am Herd - so müssen sich das Pide, der vegetarischer Döner und Ähnliches aus der kulinarischen Schatzkammer Anatoliens und dessen Ablegern in Deutschland nicht vor Berlin verstecken. Aber während mir dort höchstens einmal die Woche die Zeit für das Kochen fehlt, sind die türkisch/syrisch/libanesischen Läden in Berlin das überall anzutreffende Rückgrat meiner Versorgung.

Ich bin da aber auch wählerisch. Vorgefertigter Falafel aus der Mikrowelle geht gar nicht, ebenso wie Brot, das an amerikanische Fastfooddreckshersteller erinnert. Neben dem "Beirut Express" in der Gneisenaustrasse in Kreuzberg, desse Falafel wirklich so schmeckt, als würde man nach einem langen Tag in der syrischen Wüste endlich etwas zu essen bekommen, möchte ich jetzt auch auf einen Könner gleich neben meinem Quartier verweisen: Falafel Daye, Danziger Strasse 24 im Prenzlauer Berg.



Einerseits, weil alle Zutatenfür sich genommen stimmen. Andererseits, weil sie, sowohl was die Mengen als auch den Geschmack angeht, gut aufeinander abgestimmt sind. Man kennt das: Manchmal ersäuft das Brot in Sosse, manchmal ist es ein trockener Kaugummi, manchmal ist die eine Hälfte voller Salat und die andere voller Falafel. Ich habe letzte Woche eine ziemlich ausführliche Testreihe zu mir genommen, und ich kann sagen: Sowas passiert hier nicht. Zudem gibt es eine Pepponi oben drauf, die man wirklich als Bereicherung auffassen muss und kann.

Natürlich ist es vom Umfang her insgesamt etwas weniger, als üblicherweise. Aber es lässt sich durchaus Essen, ohne zum Schwein zu verkommen, die Kiefergelenke knacken nicht, es klatscht kein Saft auf die Kleidung, kurz, man kann sich auf den Geschmack konzentrieren. Insofern - sehr zu empfehlen. Holgi hat auch noch einen Hinweis.

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Montag, 5. Februar 2007

Döner macht nicht schöner

Das Schwein sitzt auf der Bank am schmalen Weg zum Antikmarkt am Ostbahnhof. Es sitzt auf der vordersten Kante, die Beine breit auseinander, und den Oberkörper ganz weit nach vorne geneigt. Beide Ellenbogen liegen vorne auf den Oberschenkeln auf, die linke Hand hält einen Döner, über den sich das Schwein gebeugt hat. Es beisst hinein, kaut mit offenem Maul, und währenddessen wühlt die rechte Hand in der Semmel, fischt Salatteile heraus und wirft sie aus dem Handgelenk in hohem Bogen auf den Weg in Richtung derjenigen, die da kommen. Dann beisst das Schwein zu, und die Suche wiederholt sich, abgerundet vom Bewerfen des Gehwegs. Mühsam unterdrücke ich den Wunsch, das Schwein zu photogtraphieren und seine hässliche, dumme Berliner Fresse online zu stellen. Ich schnauze das Schwein statt dessen mit einem "Muss das sein" an, aber das Schwein starrt nur mit offener Fresse zurück. "Nicht auf den Boden", sage ich. Keine Antwort. Ich gehe weiter.



Als ich dann mit einer seltenen indischen Bronzestatuette des späten 19. Jahrhunderts zurückkomme, ist das Schwein weg. Sein Dreck ist aber noch da, und erst dann sehe ich den Papierkorb, der direkt neben der Bank ist.

Nur noch ein Antikmarkt, und ich verlasse die Stadt für die nächsten Wochen.

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Berlin bei nacht

für die Fans der Reichshauptstadt a.D.:



Nicht im Bild: Der Nieselregen, die 2 Grad, die verbeulten Karren und überhaupt der ganze Rest. Aber immerhin, wenn man sich den richtigen Blickwinkel sucht, passt es. So lala.

Oder so.

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Dirt Picture Contest - Nachtlager

Fremder, kommst Du nach Berlin und hast kein Hotel - alles kein Problem, direkt vor der Internetspätkaufklitsche mit den schmierigen Bierflaschen im Fenster wartet Dein Lager.



Nur das Laken, das musst Du noch selbst aufspannen, im hippen Szenebezirk Kreuzberg. Gute Nacht in Berlin.

Heute geht es heimwärts.

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Samstag, 3. Februar 2007

Ich bringe lieber Bilder

Sagen wir es so: Da wäre noch mehr gegangen, aber die Umstände, die Technik, die Planung, und überhaupt - ne, wegen der Diskussion im Fritzclub oder was davon übrig blieb, hat niemand was versäumt. Tja. Aber für das Buffet war ich noch rechtzeitig da:



Allerdings hatten die Orchestermusiker schon zugeschlagen.



Draussen warteten die Instrumente auf ein Konzert, auf das alle warteten.



Am Ende war es dann vorbei, und ich habe was dazugelernt.



Mercedes Bunz ist wirklich eine sehr aparte Frau.

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Hosen runter für StudiVZ

Ihr habt das Thema vermisst, oder? Na denn: Hier gibt es detailreichen, saftigen Höllenbraten aus dem Abgrund der Berliner Startup-Bonler.

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Sehr zu empfehlen - Das Stundenhotel

Dass das Internet for Porn ist, habe ich begriffen, als ich mal in einem Kommentar nebenbei ein Stundenhotel in berlin, genauer in Schöneberg erwähnt habe. Es ist so, dass dieser Kenntniss ein Beitrag zugrunde liegt, auf den ich nicht wirklich stolz bin; es ging um unter anderem um Berlin, Internet und Sex, und es kam, wie es kommen musste: Die Bildredakteurin fragte, ob ich nicht ein Bild beschaffen könnte, das dazu passt. Nun ist es in Berlin kein Problem, ein Bordell von aussen zu photographieren; der Lustbetrieb ist hier allgegenwärtig, und bei mir um die Ecke gab es ein Sex-Kino, das hübsch verrucht aussah. Ich fand mich dort vor der Dämmerung ein, machte ein paar Bilder und schickte sie an die Zeitschrift. Ein paar Tage später kam ein Anruf, die Bilder wären nicht verrucht genug, wenn möglich, sollte ich doch was aus so einem Etablissement bringen. Nun verkehre ich journalistisch nicht in den Branchen, die Johurnaille in Bordelle schleift, und so beschränkt sich mein Zutritt zu Lustgrotten auf das BaBaLu, ein zur Luxusdisco umgebautes Kellerbordell an der Leopoldstrasse in München. Und das war auch schon Mitte der 90er Jahre.

Ich berichtete einer Kollegin von meinem Problem, und die hatte eine einfache Antwort parat: Es gäbe nämlich an der Ecke der Eisenacher Strasse eine Pension, die man als Stundenhotel mieten könnte und drinnen auch hübsch verrucht aussah: Bunte Wände, Spiegel, Stuck und Betten so gross wie der Ozean, der das Verlangen eines alten Sackes von dem Wollen einer jungen Frau trennt. Aber auch so ein Ozean kann überwunden werden, so etwa an der dortigen Stelle mit finanziellen Mitteln. Und ausserdem, sagte sie, sollen da drin schon einige Drehs stattgefunden haben, die nicht zwingend pornographischen Inhalts waren. Also fuhren wir hin, mieteten für eine halbe Stunde ein Zimmer mit tiefblauem Bett und hellblauen Wänden, ich machte später mit dem Text "Blues im Sperrbezirk: Das Internet verändert Sexualgewohnheiten" versehenen Aufnahmen, und gut war es.

Bis zu diesem Kommentar. Freundinnen und Freunde der Blasmusik: Nicht nur, dass hier laufend blue Googletraffic einschlägt, auch die direkten Nachfragen sprechen eine deutliche Sprache. Nachdem ich für meine Leser jedes Opfer auf mich nehme heute nacht Iris zufällig in Berlin war ohnehin grad in der mit Antiquitätengeschäften wohlbestückten Ecke war, hier also ein Bild des fraglichen Gebäudes:



Da rechts an der Seite, wo das Schild am ersten Stock ist, da ist die Pension, deren Namen mit Stock beginnt und mit Holm endet. So. Jetzt wisst Ihr es. Was Ihr aus dem Wissen macht, ist Euer Ding, ich weiss weder, wie die Betten in Aktion sind noch um die Schalldichtigkeit der Wände. Wenngleich das ziemlich massiv aussieht.

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Samstag, 3. Februar 2007

Was vom Goya übrig blieb

Noch ein Jubiläum, dem zu gedenken man in Berlin natürlich vergessen hat - diese undankbaren Schweine hier: Vor 14 Monaten kündigte ich als alter Berlinkenner und Wissender um die Strukturen der Reichshauptstadt a. D. das ausbleibende Überleben der Feier-AG Goya Club an. Nicht nur weil Berlin, sondern auch wegen Hype und AG. Wir kennen das: Gier, Grössenwahn, Chaos bei der Umsetzung, dummdreiste Medien, Adabeis, das kann nicht gut gehen. Wie bekannt ist, hatte ich vor fast genau 11 Monaten recht.

Und nun?



Nun ist es an der Zeit, dem Goya einen kleinen Besuch abzustatten - schliesslich sind meine Kronleuchter immer noch da drinnen. Ein mir bekannter Antiquitätenhändler hat vergeblich versucht, daran zu kommen. Schauen wir doch mal vorbei, gleich nach dem Klick.

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garden city revisited

Vor ziemlich genau 19 Monaten schrieb ich diesen Text hier. Es war der erste Text nach Berlin, geschrieben in der Provinz nach dem Ende der anderthalbjährigen Verbannung. Und ich habe diese Stadt gehasst, ich war am Ende, aber glücklich, aus der Stadt wegzukommen. Ich will das hier gar nicht alles aufwärmen, schliesslich bin ich gerade hier und verstehe jede Sekunde, was ich damals für diese Stadt empfunden habe. Und nichts hat sich geändert, im Gegenteil, die Antiquitätenprese haben auch noch angezogen.

Neben ein paar sehr angenehmen Menschen (alles keine Berliner) hat mir meine Wohnung Schutz und Rückhalt geboten. So hatte sie einen phänomenalen Balkon, auf dem ich das Blogbuch redigierte und Kronleuchter putzte, eine Speisekammer, und hätte der Eigentümer sie verkauft, ich hätte sie Berlin zum Trotz erworben. So war es nur eine Mietwohnung, und es war immer klar. Es ist nur auf Zeit. Dennoch mache ich jedesnmal in Berlin einen Test: Ich fahre vorbei und überlege, wie es sich anfühlt. Chen´s chinesisches Restaurant an der Ecke wird gerade durch ein türkisches Möbelgeschäft ersetzt, und meine Wohnung ist anderthalb Jahre nach der begonnenen Modernisierung wieder belebt.



Schade um die chinesische Küche. Die Wohnung - mei. Kein schlechtes Gefühl, nichts. heimat war und ist was anderes. das hier war mal meine Wohnung, das ist alles. Hübsch haben sie es gemacht, es bleibt eine Oase im unterschätzten Wedding, und die neuen Mieter werden irgendwann auch Gardinen haben. Bei mir war meist offen, und der Schein meinies heutigen Badkronleuchters erhellte die Nacht vor dem Fenster. Damals, vor 19 Monaten, die seitdem zwischen mir und Berlin liegen.

Zum Glück. Jetzt muss ich nur noch die Leute in die Provinz bringen.

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Instinktsicherheit

Als Oliver Gassner mich mal fragte, ob er meine Printbeiträge für ein zu gründendes Literaturportal haben könnte, machte ich ihm wenig Hoffnung. Ich war höflich genug, ihm unter Hinweis auf das Urheberrecht meiner Zeitung nicht die volle Wahrheit zu sagen, denn tatsächlich hätte ich mit etwas Druck problemlos die Freigabe erreichen können. Aber darum ging es nicht; ich hatte ein blödes Gefühl bei ihm, besonders, als dann Notizen über das private Gespräch in seinem Blog fand und nochmal drängende Nachfragen kamen. Irgendetwas war an ihm, das mir sagte: ne, unter der jovalen Oberfläche ist etwas, dem möchte ich nichts geben.

Im Sommer dann hat er sich im Fall der Cola-WG, an der er teilnahm, an mich öffentlich im Kommentar rangewanzt nach dem Motto "he, wir kennen uns doch, das war doch damals alles ganz locker, was ist denn jetzt los". Da wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung war. Seitdem hat er noch ein paar mal zu seiner "Bekanntschaft" mit mir öffentlich und privat Stellung genommen, soweit er das eben verteten kann angesichts des Umstandes, dass er mich mal um Urheberrechte für sein Portal angelabert hat, und wir uns einmal nach einer Podiumsdiskussion über den Weg liefen.

Ich habe unter Bloggern fast nur gute Erfahrungen gemacht. Die allermeisten sind sehr freundlich, nett, wohlerzogen, intelligent und inzwischen echte Freunde, selbst wenn ich mich lange gegen "Freunde aus dem Internet" gewehrt habe. So was wie Oliver Gassner kommt zwangsläufig mal dazwischen, man lernt jemand kennen, der einem dann später als PR über den weg läuft und das instrumentalisiert, menschlich mies aber no big deal. Aber heute bin ich wirklich verdammt froh, ihm damals nichts gegeben zu haben.

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Ich Live und in Farbe am Samstag

und noch ein Veranstaltungshinweis.

Ich bin morgen, am 3. Februar, um 19.00 Uhr auf einer Podiumsdoskussion, zum Thema Kultur. Oder genauer, beim sehr lobenswerten Projekt K 07. Dabei sind unter anderem Mercedes Bunz von Zitty und Thees Uhlmann von Tomte. Und Ihr. Wenn Ihr wollt. Und tausende kreischnde Fans von dem im Anschluss auftretenden Rapper. ;-) Läuft aber alles auch bei Fritz im Radio. Mutig. Ich höre schon die Piepser.

Gegen die Unkultur der Antideutschen (ja die leben noch) geht es dankbarerweise bei Che. Und ich hoffe mal, dass deren Vertreter morgen hübsch daheim bleiben, miese Blogs lesen und Artikel für die Jungle World schreiben, die nie erscheinen werden.

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Freitag, 2. Februar 2007

Dirt Picture Contest - In Situ

Ihr habt den zertrümmerten Fernseher im Schnee schon wieder vergessen, stimmt´s? Ihr habt kein Herz. Vermutlich lest Ihr deshalb dieses Blog. Jedenfalls, der schmutzfinkige Berliner als ein solcher hat das Leid der einsamen Technik erkannt und ihr eine ordentliche Gesellschaft verpasst, denn wo schon was ist, da soll auch was sein:



Zwei Plastikflaschen für destiliertes Wasser stehen links davon. Für welche Rauschmittelproduktion braucht man das eigentlich? Bei uns daheim füllt man das Wasser in Bügeleisen, aber wenn ich mir hier die Leute so anschaue, kann es das nicht gewesen sein. Und daneben steht jetzt seit zwei Tagen ein geklauter Einkaufswagen. Der ist besonders interessant, denn wie wir wissen, benutzt der Berliner wie jeder Angehörige primitiver Kulturen solche mobilen Gefässe zum Ablagern von Müll - Mülleimer dagegen gelten hier, sagt das Gerücht, als Basismaterial für Wohnungseinrichtungen.

In meinem Studium nun nutzt man solche Befunde, um Auskunft über das Leben der Leute zu erhalten. Hier ist alles in situ, was sich in den letzten 24 Stunden abgelagert hat, und es vermittelt doch einen recht guten Einblick in die Lebensgewohnheiten zwischen Diät und Krankheit, zwischen Deadline-Fastfood und Besäufnis, kurz, es ist so, wie dieses Viertel eben ist.



Danke für diese bestätigenden Befund, liebe Mitte-Berliner aka digitale Bohäme. So kennen wir Euch, und wenn Ihr demnächst folgerichtig aussterbt, wird zumindest die Erinnerung an Euren Müll bleiben.

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Mal ne blöde Frage

Ich bin an der Blogbar gerade von so nem angeblichen Vice President verlinkt worden, der behauptet, von AOL zu sein (war vor vielen Jahren mal der mieseste aller Internetprovider). Hat hier jemand eine Ahnung, ob es die tatsächlich noch gibt? Ich finde nichts bei Dotcomtod zu deren Pleite.

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Ich bin kein Freund des Hypes.

Aber solche Ideen könnten sich als Bombe an den Fundamenten der heutigen Medienkonzerne erweisen. Weil sie gezielt in die Lücken und die Dummheit der Medien hineinkonstruiert sind. Natürlich sind sie parasitär und von der Idee her unfreundlich - aber hey, wer nicht reden will, muss damit leben, dass man eben woanders über ihn redet.

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Wie daheim. Nur schmutziger

Es ist 23.20 Uhr, Mittwoch Abend in Berlin. Nicht irgendwo, sondern auf der Strasse hinter der Kulturbrauerei im Slumbezirk "Prenzlauer Berg" in Berlin a. d. Spree, kurz vor Marzahn. Das Wetter ist für Februar erträglich, ungefähr 4 Grad über Null, es regnet nicht, und auch der sonst eisige Wind ist kaum zu spüren. Kurz, das hier ist Teil des zentrums der Vergnügungen, die man sich in der Provinz von Berlin ausmalt. Party, Events, Kunst, Spass bis zum Morgengrauen mit Leuten, die entweder arm oder schwäbisch sind, aber in jedem Fall sexy. Das sieht dann so aus:



Ganz vorne an der Strasse ist ein eilig nach Hause hastendes Mädchen. Ein Porsche hat sichtbare Schäden, mutmasslich vom erfolglosen Kampf gegen die Übermacht der Kombis und Familienkutschen. Ein Lokal ganz vorne hat noch offen, obwohl nur noch ein halbes Dutzend Leute da ist. Ein Abend wie in der tiefsten Provinz.

Ich war hier vor drei Jahren länger unterwegs, und ich hatte damals durchaus Probleme, den Ausklang der nacht mit dem beginn meiner Tätigkeit ohne Überschneidungen zu gestalten. Im Januar 2004 war das hier eine Ausgehmeile. In der Kulturbrauerei war es immer laut und hell, auf den Strassen wälzten sich Girlies in Rok und Hose in Vergnügungstempel wie das Drei am Helmholtzplatz, das jetzt auch schon ziemlich verlassen daliegt.

Und nochwas hat sich geändert: Gardinen. Hatte man hier früher noch freien Blick auf von Stuckdecken hängenden, nackten Glühbirnen, sind jetzt allerorten Vorhänge und Gardinen vor den Fenstern. An nichts kann man die Verbürgerlichung eines Viertels besser erkennen als an Gardinen. Denn wer Gardinen hat, will nicht, dass man ihm Nachts reinschaut. Weshalb er nachts zu Hause sein muss. Wäre er weg, wäre es egal. Aber sie sind daheim. Weil das Kind plärrt, weil man hier eben wohnt, weil es schick ist, weil man am nächsten Morgen in das Ministerium muss.Vermutlich gibt es Deutschlandweit aus diesem Grund einen Boom bei elterlichen bekannten Gardinengeschäften.

Vielleicht werden die Sofas auch nur rausgestellt, um einmal noch etwas Rebellisches zu tun, bevor man sich auf die fraglos vorhandenen Vorzüge eines Bausparers und die Altersvorsorge konzentriert. Das frühere ausgehviertel wird noch lange den Ruf prägen, so wie "Montmatre" oder "Quartier Latin" heute eben auch bevorzugte Wohnlagen sind. Der Ablöungsprozess der Party People ist keiner; wer sich hier heute sein Nest baut, ist eigentlich wegen des Vergnügens hergezogen. Die Menschen altern und das Viertel mit ihnen. Und wenn sie dann heim nach Schwaben fahren, müssen sie sich schon erheblich belügen, um noch einen Unterschied zwischen sich und dem Stuttgarter Zahnarztehepaar zu sehen.

Einkommen aussen vor, klar.

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Donnerstag, 1. Februar 2007

Dirt Picture Contest - Wo die Sofas hingehen

Man sieht all die Sofas auf Berlins Strassen, die billigen und heruntergewirtschafteten Reste der Freizeitgestaltungsunterlagen, sei es nun für Glotze oder Begattung. Irgendwann sind sie durchgesessen; desto billiger, desto eher; und dann legt man sie auf der Strasse ab, wo sie bleiben, weil sie nicht in die Tönnchen passen. Soweit ist alles klar.

Aber dann? Wenn das jeder so macht und alle Sitzmöbel liegen lassen, müssten die Strassen bald überquellen von alten Sofas. Tun sie aber nicht. Warum das so ist, kann man an der Prenzlauer Allee anschauen, auf einem der idyllischen freigebombten Grundstücke, die an Berlins beste Zeit Mai/Juni 1945 erinnern:



Halb im Sand versunken, steht hier ein halbes Dutzend unterschiedlichster Sofas, in allen Farben, Formen und Verwesungszuständen. Was hier noch fehlt, ist ein Brlin-Mitte-Autor, der vor grölenden, viel zu kurzen StudiVZ-Mitarbeitern Texte über das Cool sein vorliest, weil er einen Job braucht und mal wieder den falschen Leuten aufgesessen ist.

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Nachgeschmissen

Wer internationale Einrichtungszeitschriften liest, weiss um den Trend zum Kronleuchter. Was das asymmetrische Fenster der Architektur, ist der Deckenfluter der Innenarchitektur. Man hängt wieder Leuchter an die Decke, man hat genug von indirektem Licht unten und blendendem Halogenweiss oben. Der Deckenfluter ist meist ein Irrweg, eine Sackgasse, und deshalb vollkommen zurecht auf dem Rückzug.

Nun muss es natürlich kein kristallbeladener Kronleuchter sein. Das passt zwar gut in mein Ambiente, aber es ist nicht überall angemessen. Man braucht dafür die passenden Möbel und eigentlich das ganze historische Programm von bunten Wänden, geschwungenen Möbeln, Teppichen, massiven Schränken und Sideboards, und auch Goldrahmen passen bestens dazu. Aber was tun, wenn einem die hier unteren Stühle nicht zusagen und man dagegen schlichte, klassische Linien wie bei den oberen Exemplaren bevorzugt? Nun, man fährt nach Friedrichshain.



Dergleichen wird gern als venezianischer Kronleuchter angeboten, wenngleich die meisten Exemplare nicht aus Italien stammen. Diese Leuchter stellen das Luxussegment der 30er bis 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts dar, sie sind leicht, klassisch geformt und passen eigentlich fast immer dazu. Sie nehmen sich zurück, sie sind durchsichtig, rein, grazil, natürlich anfällig und deshalb inzwischen sehr, sehr selten. Oft hat man sie ohnehin nicht verkauft. Zu teuer für das normale Nachkriegsbürgertum.

75 Euro. Noch ohne Verhandlung. Und ich habe keinen Platz mehr.

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Versager2.0

Vor fast 5 Monaten schrieb der selbsternannte "Blogger für Medienmacher" - andere würden einfach sagen "Pleitier" und damit vom Amtsgericht wohl recht bekommen, nochmal andere schlichtweg "der nach Anerkennungsgier muffelnde Peter Turi" - dass er zum 1. Januar Volontäre, Redakteure und Autoren bräuchte, für noch zu gründende "kommerzielle Branchen-Blogs". Mittlerweile ist klar, Turi kriecht in etwa zu seinen Anfangstagen bei Kress.de zurück, und das Geld soll von Kreisen kommen, die dem früheren KnMilchstrassenverleger Dirk Manthey nicht fern stehen. Es dürfte auch niemanden überraschen, wenn es heute, am 31. Januar, noch immer nicht zum Start des Projekts gekommen ist.

Die gute Nachricht: Wie aus üblicherweise wohlinformierten Kreisen verlautete, muss deshalb die Bagage, die sich auf Turi eingelassen haben sollte, nicht jammern - das Team mit Flash-Programmierern, Autoren, stellvertretenden Chefredakteur, Volos und was auch immer noch angedacht war, steht weiterhin auf dem Papier, halbzugesagte Leute werden vertröstet, abgewimmelt und nebulös im Unklaren gelassen.

Und damit zur sehr guten Nachricht: Dem Vernehmen nach soll es jetzt erst im April losgehen. In drei Monaten - keine schlechte Verspätung für vier Monate Vorankündigung, damit stehen wir bei vier Monaten Verspätung. Mal kurz nachrechnen: Wenn das genauso turimässig klappt wie bisher, wird es Medien2 vielleicht doch m 1. Januar geben 2008. Oder 2009. Wer kann das schon sagen. Und wenn sie den Laden vorher liquidieren, klappt es diesmal mit den 100 DCT-Punkten auch ohne Insolvenz. Supi.

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Beratungseinheit

Liebe mich anmailende Deppenagenthur,

die Antwort lautet Nein.

mit freundlichen Grüssen

Don Alphonso

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Mittwoch, 31. Januar 2007

Dirt Picture Contest - Warum dies alles

Nahe der Flughafenstrasse, meinem bevorzugten Jagdrevier, war dieses Schlafsofa auf dem Gehsteig: 80ies, kaputt, zerstört, zertreten. Bewohnt von Vandalen, entsorgt von Schweinen und ramponiert von Pöbel. Es ist nicht so, dass man diesem Fabrikmüll hinterher weinen müsste, schliesslich sind weiter vorn Antiquitätenläden, die das Schöne, Wahre und Gute enthalten. Aber dieses Sofa ist immer noch gut genug für den Dirt Picture Contest. Also nahm ich die Kamera und drückte ab, verwackelt, nochmal, ---

Wat machnsee dn da? Fotografiernse det Sofa? fuhr mich von hinten einer an. Ich drehte mich um und sah zwei Männer im Orange der Berliner Stadtreinigung. Äh ja, stammelte ich, weil mir auf die Schnelle keine passende Lüge einfiel. Der fotografiert det Sofa, schüttelte der eine den Kopf, Mannmannmann, et is doch schon jenuch Dreck uff da Strosse wa, det müssense doch nicht fotografian. Und damit schoben er und sein Kamerad das Wägelchen mit den Tonnen weiter, pickte mit seiner Zange anderen, kleinen Müll auf und wunderte sich über mein Verhalten.

Darf ich mal was fragen, nahm ich meinem Mut zusammen. Kommt das Sofa hier demnächst mal weg?

Er lachte. Ne, Junga Mann, det bleibt hiaa, det seehnse doch, det passt nie in unsere Tönnchen. Er wies auf die kleinen Tonnen, lachte im Duett mit seinem Kollegen und zog weiter.



Jetzt weiss ich, warum Berlins Strassen voller alter Sofas sind. Sie passen nicht in die Tönnchen der Stadtreiniger.

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Soll ich?

Perfekt erhalten. Aus bestem Haushalt. Späte 60er, aber relativ frisch überzogen, in hellem altrosa. Buchengestell, beste Polsterung. Und mit dem einen Knopf auch sehr ironisch. Kosten: 100 Euro, lachaft.



Es gäbe noch eine Alternative, weitaus älter, 1880, schlechter erhalten, aber auch altrosa, geraffte Schabracke. Auch derer zwei. Mit gedrechselten Füssen und Rollen, kurz: Viktorianisch pur. Kosten: Noch lachhafter, 90 Euro. Allerdings müsste man sie restaurieren, auch wenn das Grau nur Staub ist.



Und Platz habe ich ohnehin nicht.

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Berliner Wirtschaft

oder warum aus dieser Stadt nichts mehr wird.

Da ist eine Buchhandlung. Diese Buchhandlung verkauft - Bücher. Nachdem wir in Deutschland eine Buchpreisbindung haben, zu einem vorher festgesetzten Preis. Dieser Preis schreibt auch den Verdienst fest, den der Buchhändler vom Verkaufspreis erhält. Das sind in der Regel 50%. Davon kann man prima leben - eigentlich. Solang man nicht auf dumme Ideen kommt. Aber welche Idee rund um den Helmholtzplatz im Prenzlauer Berg ist schon gut? Ein Blick auf die missratenen Mütter und ihre Torbens, Moritze und philosemitisch angehauchten Hannahs zeigt: Ideen gehen hier meist schlecht aus. Und so ergeht es auch dieser Buchhandlung.



Diese Buchhandlung hat helles Licht, grosse Räume, eine schlanke Buchhändlerin und eine gar nicht so schlechte Lage. Diese Buchhandlung könnte gut laufen. Wenn sie nicht ihren Buchkäufern folgendes, jedem Buchsammler verachtenswert erscheinendes Angebot machen würde: Wer ein Buch gelesen hat und es zurückbringt, bekommt die Hälfte des Preises zurück.

Das heisst also: 50% des Preises gehen an den Verlag, 50% gehen an den Kunden, damit bleibt das Buch und pi mal Daumen 0,garnichts Euro bei den Buchhändlern. Würde es jeder so halten, müsste man den Strom und die Miete in gebrauchten Büchern der Anwohner des Helmholtzplatzes, eventuell mit dem eingepressten Gesabbel der Blagen bezahlen.

Ich will gar nicht wissen, wie der Deal letztlich funktioniert. Ich vermute, dass die Buchhandlung mit diesem Angebot einfach auf die Kistenmenschen dieses Ortes spekuliert, die hierherkommen und am Ende mit dem gleichen Koffer abreisen, mit dem sie gekommen sind und hier gelebt haben - in der Hoffnung, dass sie die Bücher doch vergessen und nicht zurückbringen. Auch ein Schwabe auf der Flucht ist schliesslich ein Käufer.

Oder aber man will bankrott machen. Oder man schickt die Bücher als Remittenden zurück, was aber gemeinshaftlicher Betrug am Verlag und Autor wäre. Wenn man das Buch erneut antiquarisch verkauft, macht man vielleicht wieder einen kleinen Gewinn, aber verliert dadurch einen Kunden für das gleiche neue Buch. Wie man es sonst dreht und wendet, es macht - ausser als buchbesitzfeindliche Werbemassnahme - absolut keinen Sinn. Vielleicht muss es auch keinen Sinn haben, und jemand will vorführen, wie man in bester Startup-Manier Umsätze ohne Gewinn erwirtschaftet. Ich weiss es nicht.

Ich weiss nur: Eine Stadt, in deren Läden die Rückabwicklung des Geschäfts Teil des Vertrags ist - wird es nie zu etwas bringen. Nie. Ausser zu Hundehaufen, dem einzigen, was der Berliner nicht zurücknimmt. Man wird hier zum Hundehalterbesitzer. Aber das ist eine andere Geschichte.

Im Schaufenster steht übrigens ein billiges Machwerk namens "Wir nennen es Arbeit".

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So kratzen sie alle ab

Just another stinkin´body of a stupid PRjerkblog going belly up. Ich weiss schon, warum ich keinen Fernseher habe, und würde die Glotzenpest auch bitten, da drin zu bleiben.

Wenn sie nicht was in ihr blödes Maul haben will.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 29. Januar 2007

Donna

Gestern, bei der Lesung, diskutierten Don Dahlmann und meine Wenigkeit mit anderen den fragwürdigen Umstand, dass es im literarischen Blogbetrieb zwar zwei Don gibt, aber keinerlei Donna. Eine Madame gibt es durchaus, das italienische Gegenstück dagegen fehlt, was die Herren Don & Don doch sehr bedauern. Denn es wäre durchaus zu begrüssen, gäbe es mehr dramatische, anspruchsvolle Diven mit südländischem Naturell und schneidenden Spott. Was gestern nun nur als Idee existierte, manifestierte sich heute dann in einem der von mir häufig frequentierten Antikkellern. So muss sie aussehen:



Dann passt sie auch zur körperlichen Erscheinung ihrer männlichen Gegenstücke, die nicht Nein sagen zu den Freuden des Daseins. Im übrigen wäre sie auch zu haben. Für Hic & Haec, sowie einen nicht sehr sinnvollen Preis. Ein Luxusgeschöpf also. Deshalb wird sie mir heute nacht im Kopf herumgehen, auch wenn sie wieder weggesperrt ist im Bilderschrank des Antikenhändlers.

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Dirt Picture Contest - Müll in Style

Da jat sich wenigstens mal einer Mühe gegeben. Klar ist das Sofa dreckiger, durchgesessener Müll, nach dem Regen der letzten Tage auch noch aufgequollen und wenig angenehm riechend, aber hier in Kreuzberg passt es farblich perfekt zur sonstigen rosa Verschandelung der historischen Baustubstanz.



Man sieht am Material, es ist eine bessere gegend, es ist auch etwas moderner als der 80er Jahre Trash, den man im Prenzlauer Berg auf den Strassen findet, ohne zu suchen. Es ist die feinste Ecke von Kreuzberg. Gar nicht zu vergleichen mit dem sonstigen, vulgären Dreck der Stadt.

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Sehr zu empfehlen - Stuck und Torte

bei der Luzie:





Links unten, das ist die Ozeantorte, mit Zitronen-Vanille-Creme. Erleichtert das Dasein in Berlin ungemein, ohne es über Gebühr körperlich zu beschweren. Sehr fein. Vielleicht ein paar Kronleuchter mehr und ein paar Kindeltern weniger, und ich würde mich dort an der Kuchentheke anketten lassen.

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Es ist keine Beleidigung, aber

ganz ehrlich: Mir sind die vielen stillen Leser egal. Sorry, nicht böse gemeint, aber es geht nicht anders, ich kenne sie nicht, also verbinde ich damit auch nichts. Warum, steht an der Blogbar, und wem es nicht gefällt - nun, der sollte sich mal überlegen, warum er dennoch hier ist und nicht bei Trafficsaugern und Linknutten. Ich mein, es ist ok, dass Ihr da seid. Ich habe damit kein Problem.

Aber es ist nichts Persönliches, genau das ist ja das Problem.

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