Mittleres Politmanagement auf dem Schrottplatz
Ich denke, niemand erwartet an dieser Stelle Mitleid meiner Person mit unserem Noch-Aussenminister namens Westerwelle. Als er mit Möllemann bräunliche Stimmung machte, hatten wir einen hübschen Namen für ihn: Möllewelle. Geschadet hat ihm das auf lange Sicht nicht, nur auf ganz lange Sicht sieht es etwas anders aus - da hat er einfach zu viele Fehlgriffe getan, und zu wenig gelernt.
Denn was soll so ein Aufsteiger - ein Neureicher der Politik, könnte man auch sagen - tun, wenn sein Aufstieg beendet ist und er nicht mehr den Roland Koch machen kann, weil der Absturz längst eingesetzt hat. Der Marktwert in der Privatwirtschaft für abgehalfterte Politiker hat auch etwas damit zu tun, wie sie die Politik verlassen haben; rechtzeitig als scheinbare Sieger oder zu spät, wie beispielsweise Stoiber, Huber, Beckstein und bald auch Seehofer. So ein Verlierer ist kein Schmuck für den Vorstand, und es gibt auch keinen Grund, ihn für teure Vorträge bei Banken zu buchen, da man ihn entmachtet hat.
Jemanden wie Westerwelle kann man auch nicht einfach nach Brüssel abschieben, oder anderweitig versorgen: Wenn 2011 erst mal rum ist, wird die FDP massenhaft weitere Versorgungsfälle haben, die in den Parlamenten keinen Platz mehr finden. Und schon jetzt ist absehbar, dass es den Bundestagsabgeordneten grossenteils auch nicht besser ergehen wird: Dann noch den Mann zu bevorzugen, der es angerichtet hat und zudem zu spät einsah, dass er es weder als Minister noch als Parteivorsitzender kann, erscheint wenig opportun. Zumal man auch davon ausgehen sollte, dass ein Gegenputsch nie ganz auszuschliessen ist.
Dabei ist das Schicksal dieser Person eigentlich ein Musterbeispiel für den Liberalismus: Schneller Durchmarsch, leistungsorientiert zumindest in den Lippenbekenntnissen, strategisch denkend, auf den eigenen Vorteil bedacht, am Markt der Wähler orientiert und mit dem Speichellecken ähnlich gepolter Johurnalisten endlich ganz oben im mittleren Management angekommen, wo dann erst mal Boni an die Unterstützer verteilt werden. Solche Leute werden, wenn sie wenig können, vom System schnell wieder rausgekegelt, und bilden eine eigene Gruppe der Chancenlosen: Nie hoch genug gekommen, zu offensichtlich inkompetent, massenhaft Referenzen, aber nicht mehr markttauglich, und blöderweise noch nicht alt genug für die Rente. Im Nichtberufsleben werden solche Leute oft Alkoholiker; Westerwelle wird vielleicht irgendeine Stiftung leiten, wenn es hoch kommt, und irgendeine Wirtschaftsdingensspezialsache. Macht die SPD ja auch nicht besser, die es nicht schafft, Restbestände und Altlasten wie Struck und den eigentlich wegen des Kurmaz-Skandals untragbaren Steinmeier zu entsorgen.
Kein Wunder, dass Westerwelle jetzt kämpfen will. Bleibt ihm auch nichts anderes übrig.
Denn was soll so ein Aufsteiger - ein Neureicher der Politik, könnte man auch sagen - tun, wenn sein Aufstieg beendet ist und er nicht mehr den Roland Koch machen kann, weil der Absturz längst eingesetzt hat. Der Marktwert in der Privatwirtschaft für abgehalfterte Politiker hat auch etwas damit zu tun, wie sie die Politik verlassen haben; rechtzeitig als scheinbare Sieger oder zu spät, wie beispielsweise Stoiber, Huber, Beckstein und bald auch Seehofer. So ein Verlierer ist kein Schmuck für den Vorstand, und es gibt auch keinen Grund, ihn für teure Vorträge bei Banken zu buchen, da man ihn entmachtet hat.
Jemanden wie Westerwelle kann man auch nicht einfach nach Brüssel abschieben, oder anderweitig versorgen: Wenn 2011 erst mal rum ist, wird die FDP massenhaft weitere Versorgungsfälle haben, die in den Parlamenten keinen Platz mehr finden. Und schon jetzt ist absehbar, dass es den Bundestagsabgeordneten grossenteils auch nicht besser ergehen wird: Dann noch den Mann zu bevorzugen, der es angerichtet hat und zudem zu spät einsah, dass er es weder als Minister noch als Parteivorsitzender kann, erscheint wenig opportun. Zumal man auch davon ausgehen sollte, dass ein Gegenputsch nie ganz auszuschliessen ist.
Dabei ist das Schicksal dieser Person eigentlich ein Musterbeispiel für den Liberalismus: Schneller Durchmarsch, leistungsorientiert zumindest in den Lippenbekenntnissen, strategisch denkend, auf den eigenen Vorteil bedacht, am Markt der Wähler orientiert und mit dem Speichellecken ähnlich gepolter Johurnalisten endlich ganz oben im mittleren Management angekommen, wo dann erst mal Boni an die Unterstützer verteilt werden. Solche Leute werden, wenn sie wenig können, vom System schnell wieder rausgekegelt, und bilden eine eigene Gruppe der Chancenlosen: Nie hoch genug gekommen, zu offensichtlich inkompetent, massenhaft Referenzen, aber nicht mehr markttauglich, und blöderweise noch nicht alt genug für die Rente. Im Nichtberufsleben werden solche Leute oft Alkoholiker; Westerwelle wird vielleicht irgendeine Stiftung leiten, wenn es hoch kommt, und irgendeine Wirtschaftsdingensspezialsache. Macht die SPD ja auch nicht besser, die es nicht schafft, Restbestände und Altlasten wie Struck und den eigentlich wegen des Kurmaz-Skandals untragbaren Steinmeier zu entsorgen.
Kein Wunder, dass Westerwelle jetzt kämpfen will. Bleibt ihm auch nichts anderes übrig.
donalphons, 00:53h
Samstag, 18. Dezember 2010, 00:53, von donalphons |
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aufschwund,
Samstag, 18. Dezember 2010, 23:05
Ja, ist denn heut schon Weih...
Ich habe es gewusst, dass Sie doch noch mal was über den Huber machen...
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gorillaschnitzel,
Samstag, 18. Dezember 2010, 23:10
Was macht denn eigentlich der Beckstein? (Noch so einer, den man nirgends unterbringen kann)
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strappato,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 01:47
Ganz schön spät gemerkt, dass man kämpfen muss. Die FDP-Bundestagsfraktion hat 93 Köpfe, von denen 50-70 unter normalen Umständen keine weitere Legislaturperiode in Berlin Politik spielen darf. Das war nach der letzten, für die FDP aussergwöhnlichen, Bundestagswahl klar. Die Siegesbesoffenheit hat den Realitätssinn einiger Alpha-Tiere in der FDP ziemlich getrübt. Westerwelle und die Partei- und Fraktionsführung standen von Anfang an auf verlorenem Posten. Unterhalter auf einem Kahn, der wenn er nicht sinkt, in jedem Fall 60% der Mannschaft verliert - da kann man nicht gewinnen.
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auch-einer,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 12:20
unter normalen umständen...
was sind denn normale umstände?
an sich wären das welche, in denen der dreipunkteverein auf das niveau einer politsekte reduziert wäre.
war der schöne schido nicht eigentlich der, mit dem die berlusconisierung der republik, die durchmedialisierung der politiker anstatt der erörterung und diskussion von inhalten ihren anfang nahm?
was er dabei nicht bedacht hat, war die halbwertszeit seiner inszenierung und die möglichkeit, dass sich noch ein anderer findet, der sich inszenieren lässt.
andere zeiten, andere marionetten, schluss mit grosstadt, jetzt zählt wieder familie, jetzt werden wieder werte verteidigt, die passenden komödianten dazu sind schon gecastet und medial präsent.
mein respekt dem hausherrn hier, der don meinte schon im sommer, der nächste kanzler ist der vonundzu.
an sich wären das welche, in denen der dreipunkteverein auf das niveau einer politsekte reduziert wäre.
war der schöne schido nicht eigentlich der, mit dem die berlusconisierung der republik, die durchmedialisierung der politiker anstatt der erörterung und diskussion von inhalten ihren anfang nahm?
was er dabei nicht bedacht hat, war die halbwertszeit seiner inszenierung und die möglichkeit, dass sich noch ein anderer findet, der sich inszenieren lässt.
andere zeiten, andere marionetten, schluss mit grosstadt, jetzt zählt wieder familie, jetzt werden wieder werte verteidigt, die passenden komödianten dazu sind schon gecastet und medial präsent.
mein respekt dem hausherrn hier, der don meinte schon im sommer, der nächste kanzler ist der vonundzu.
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frau jott,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 04:49
Bitte, ich bin ja von der Zunft und darf derlei also sagen: Die Person ist eine Schande für alle Homoletten, eine unerträgliche Zumutung für jede Tucke der Republik, die etwas auf sich hält und sowieso ist die Trulla ein Affront im Außenamt. Wie so etwas irgendwohin gelangen konnte ist und bleibt mir rätselhaft. Was die Uckermärkische mit der wollte ist mir ein völliges Mysterium, vom Machterhalt mal abgesehen. Wirklich, in der Tuntenszene Berlins hätte die schnöselige Bonnerin derart schnell fertig gehabt, so flott hätte die gar nicht "aber!" sagen können. Ich fühle mich, wie sämtliche meiner Freundinnen hier auch, persönlich in meiner Schwulettenehre beleidigt durch die Blaugelbe, und zwar so richtig arg, schon allein wegen des schlechten Eindrucks, den die uns allen in der Öffentlichkeit veranstaltet hat. Zeit, daß die da wegkommt aus dem Amt, und raus aus der Stadt, ist ja nicht zum Ansehen, das alles! Soll die doch hinterm Rhein dilettieren!
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chat atkins,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 15:46
Och - zum Schneeballwälzen im zweiten Glied einer privaten Vermögensberatung wird's für ihn auf Franchise-Basis wohl noch langen.
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sephor,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 18:36
Oder Insolvenzverwalter der deutschen Tochtergesellschaft einer Schweizer Bank.
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funzen,
Sonntag, 19. Dezember 2010, 23:14
ach naja bräunlich, mmmhhh...
am Ende soll damit ja der Wahlkampflyer von Möllemann gemeint sein:
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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,grossbild-210910-214543,00.html
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Scharon (the tank): immer noch im Koma ? und da gibts ja auch noch das Geschichterl der USS Liberty und den ägyptischen Kriegsgefangenenen.
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Friedmann: das war noch vor der "schneeweißen" Ukrainerinnenkiste, bei der erst die eine Staatsanwaltschft gar nicht ermittelte ?
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http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,grossbild-210910-214543,00.html
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Scharon (the tank): immer noch im Koma ? und da gibts ja auch noch das Geschichterl der USS Liberty und den ägyptischen Kriegsgefangenenen.
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Friedmann: das war noch vor der "schneeweißen" Ukrainerinnenkiste, bei der erst die eine Staatsanwaltschft gar nicht ermittelte ?
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