: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. Dezember 2010

Ihr habt es gut

Ihr könnt in der FAZ meine Einschätzung lesen, wann sich denn ein guter Zeitpunkt für brutale Massnahmen für Währungsschnitte angesichts des Eurozusammenbruchs bieten würde - es ist nicht weit weg.

Ich habe dagegen mit einem echten Zusammenbruch zu tun: Die Schneemassen haben hier das Vordach einstürzen lassen. Die Träger sind wie Streichhölzer geknickt. Einfach so. Und die Minuten, da ich in der Barchetta mit dem Verdeck genau unter dem herabhängenden Dachbalken in den Schneemassen dahinter nicht weiter kam, waren jetzt auch nicht gerade die Erfüllung meines Daseins als Hausverwalter - selbst wenn sie es in anderer Hinsicht hätten werden können.

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Schlechter Witz

So richtig weit ist der Verband freier Journalisten oder was sich dafür hält mit dem Namen "Freischreiber" nicht gekommen. 250 auf der Website gelistete, 350 bei Wikipedia angegebene Mitglieder sind nicht wirklich viel für eine Gruppe, zu deren Gründung sich 150 Leute trafen, und die zwei Jahre Zeit hatte, sich zu entwickeln. Dass man trotzdem ab und zu im Internet auf sie stösst, liegt an ein paar Mitgliedern mit Blogs, die sich stark dafür einsetzen. Auch unter Kollegen wird für den Verein geworben, aber jedesmal, wenn mich einer fragte, schaute ich auf den Vorstand und dachte mir: Eher nicht. Auf mich wirkt das ganze eher wie eine, sagen wir mal, Promoplattform eines hauptsächlich in Norddeutschland angesiedelten Netzwerks, das einen auf Standesvertretung machen will.

Mindestens so wichtig wie die Ziele sind auch die Leute, die sie vertreten, und ich habe nicht den Eindruck, dass es die Leute sind, von denen ich vertreten oder repräsentiert werden möchte. Ich hatte bei den KommWissenschaftlern immer wieder ein paar DJSler im Seminar. Davon waren die wenigsten eine erfreuliche Erscheinung, und generell produzieren Journalistenschulen nicht gerade das, was ich für erstrebenswert halte. Nicht böser gemeint, als solcher Filz ist; ich halte Journalismus generell für eine eher fragwürdige Beschäftigung, die keinesfalls mit dem Bäckerhandwerk konkurrieren kann, und die Vertreter der Tätigkeit, nun, ein paar meiner besten Freunde sind Journalisten. Da darf ich die anderen schon mal für Johurnaille halten.

Wenn dieser unterentwickelte Aussenseiterverein sich nun hinstellt und möchte, dass Blogger eine eigene Vertretung gründen und sich von ihnen als, sagen wir mal, "Vorfeldorganisation" in Netz helfen zu lassen, mag es mir scheinen, als sei das nicht vollkommen altruistisch. Der fragliche Beitrag hat keine namentliche Kennzeichnung, ist aber stilistisch so schlecht und und von einer ungekonnten Begeisterung getragen, dass ich fast auf Wolfgang Michal (Adabei bei Carta.info und dort gross tuend, vielleicht jetzt, da sie sich "neu aufstellen, auch nicht mehr) als Verfasser tippen möchte. Michal ist gleichzeitig Vorstand bei den Freischreibern.

Ich halte diese Idee für sinnlos. Journalisten haben ein gemeinsame Interessen: das Geld, bessere Verträge, Druck auf die Verlage, jemand, der ihnen die Organisation abnimmt. Blogger - und das merkt man vermutlich auch gerade bei Carta - können sich finanzielle Interessen sparen, sie haben keine Verträge, und die Organisation eines Blogs ist halt, wie es ist. Ich denke, dass so ein Verband allenfalls etwas für die üblichen Gschaftlhuber am Rande der Professionalität wäre, und wenn ich sehe, wie gleich wieder ein Oliver Gassner rumwuselt, ahne ich, in welche Richtung das gehen könnte: Keine gute Richtung.



Falls sich jemand an das "Internetmanifest" (Das Ding mit dem zentralen Eckpfeiler) erinnert: Damals sollte nach der Erwartung der Initiatoren auch "was passieren". Es ist kein Geheimnis, dass es manchen Beteiligten nicht vollkommen zuwider gewesen wäre, hätte man ihnen gesagt: "Tolle Sache! Werdet unsere Vorreiter, gehet hin und macht eine Organisation, wir ordnen uns unter, tretet für uns und die Ziele ein!" Und natürlich hätte es manchen geholfen, ihre Position als "die Blogger" als Ansprechpartner für Medien und Kongresse zu festigen. Hat halt nicht sollen sein, da waren die Herrschaften ein wenig zu sehr geblendet von ihrer eigenen Herrlichkeit.

Zu einem Verband hätte es vielleicht 2004/5 noch Chancen gegegen, als es zwar Rivalitäten gab, aber keine unüberbrückbaren Gegensätze. Man kann die Jahre zwischen 2005 und heute auch als Jahre des Kampfes um die Hegemonie auffassen; die erste, geldgeile Welle aus Werbung und PR mit den Lummas, Lobos und Lüdenbergers ist durch und hat nach Vodafail, Opel, Cola-WG, Strohfeuer etc. offensichtlich das Interesse verloren, es gibt noch die Berufsjugendlichen Nerdcores und Winkels aus der Entertainmentgosse, die ihr Ding und ihre Community machen, und dann haben wir jetzt eine neue Generation von Ideologen der Post Privacy, die Teile der Blogger in eine Radikalisierung treiben. Weniger auffällig, aber zweifellos vorhanden: Das Auseinandertreiben der Szene bei der Frage der Internetnutzung. Ein Internetreinschreiber wie ich ist etwas anderes als ein vollvernetzter Dauersender.

Und natürlich finden die meisten den JMStV bescheuert. Keiner mag Netzsperren, und Politiker verstehen nicht, dass man Wikileaks nicht stoppen kann, weil es nicht Assange ist, sondern die Veränderung dieser unserer Welt, und unser Umgang mit Daten. Aber das heisst nun mal nicht, dass ich mich mit Leuten in einen Verein setze, dessen Gemeinsamkeit die Benutzung einer Publikationssoftware ist. So, wie Politiker noch 1990 denken, denkt der Vorschlag 2000.

Ich glaube, dass diese Idee den Weg des Podcastverbandes gehen wird. Und das Netzwerk, das man als Blogger braucht, baut man sich so oder so selbst auf - oder es bildet sich ad hoc. Ich kann zum Boykott von Amazon aufrufen und den S*** und den N''*** und den T**** trotzdem für Cretins halten.

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