Dirt Picture Contest - Slumbewohner packen es an

Soziologen kennen diese enorme gesellschaftliche Dynamik in Slums und Favelas, die sich die wichtigsten gemeinschaftlichen Einrichtungen durch Plünderung bei den Besitzenden selbst beschafft. Da werden Stromleitungen angezapft und dann mit Klingeldraht ganze Strassenzüge erleuchtet, Wasserleitungen werden mit grosser Findigkeit angebohrt und mit einer fragilen Konstruktion aus Blech und Plastik in oberirdische Kanalisation verwandelt, und man einigt such auf gewisse Plätze, wo man den unverwertbaren Müll entsorgt. Das ist zwar nicht immer schön anzusehen, aber anders bekommt man die sozialen Probleme nicht in Griff.

In Bundeshauptslum Berlin a. d. Spree nun ist die Stadtreinigung eher inaktiv; schliesslich ist die Stadt pleite und die Arbeitsbereitschaft ihrer Bewohner ist der von Sancho Pansa vergleichbar. Es gibt zwar Mülleimer, aber die sind oft kaputt, überfüllt, oder für den normalen Berliner viel zu weit weg, weiter jedenfalls als die Pinte, in der man gerade wieder Korn zu Preisen wie in der DDR ausschenkt, das Crack der kleinen Leute. Deshalb stellt man in Berlin meist in der Mitte der Strassenzüge, zwischen den Kreuzungen an irgendwelchem Laternenpfählen oder Betonkästen gestohlene Einkaufswägen ab, und die füllen sich dann langsam mit Müll.



Hier passen dann auch Verpackungen von DVD-Playern und der anderen Droge Glotze rein, die heute symptomatisch für die Slums dieser Welt ist. Dann sitzen sie in ihren bröckelnden Zimmern, stinken nach Schnapps und Bier, die nackte Glühbirne hängt von der Decke, und sehen in all ihrem Zerfall in der Glotze die Bilder der heilen Welt, die sie nie erreichen werden, während sich draussen die Ratten um die Essensreste in den provisorischen Kleinstkloaken balgen.

Hey, ich fahre heute nach Bayern!

Freitag, 10. Dezember 2004, 13:06, von donalphons | |comment

 
Jammer
Ein Jammer, dass Du nicht in Gelsenkirchen, Ludwigshafen oder Stralsund arbeitest, da könntest Du noch ganz andere Sachen posten!

(und ich ernniere mich an die gelungene Party in Assuan, wo unsere Gastgeber Licht machten, indem sie mit einer hölzernen Wäscheklammer zwei unisolierte Kupferkabel zusammen knipsten)

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Etwas ähnliches hat der Elektiker auch bei mir in Berlin in der wand entdeckt, als er den beim ersten Einschalten verschmorten Lichtschalter gewechselt hat: Prädikat lebensgefährlich. Nun wohne ich in einem Komplex mit bayerischer Verwaltung und Bayern in der Geschäftsführung, das heisst, bei mir wird das durch einen Profi repariert - ich vermute, dass das hier nicht Standard ist.

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Vermutungen können täuschen
Was soll so manch klammer Vermieter machen, wenn renitente Mieter die unterzeichnete Zahlungsverpflichtung eher lässig erfüllen und die damals mit hohen Wertsteigerungen und Sonder AFA angepriesenen Ruinen zu Recht dem Verfall anheimgegeben werden? Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Du mit Deinen bayerischen Vermietern Glück hast. Ich habe selbst das "Leid" eines solchen Vermieters gefühlt als ich wg. Sanierung die Miete minderte. O-Ton HV " Die Mieten sind niedrig und Herr X hat auch gar keine Förderung bekommen". Daraufhin fiel mir wieder ein alter Spruch ein: Feine Leute, feine Sachen, wer kein Geld hat, kanns nicht machen.

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Sehr schöner Text.

Das hat mich an ein Erlebnis erinnert: Ich wohnte in Neukölln-Nord, so Ende der 80er. Mein Nachbar hat die von der BEWAG abgeklemmten Stromleitungen selber wieder angeklemmt, was natürlich eine Anzeige wegen Stromdiebstahls zur Folge hat. Aber eh egal. Als er es das zweite Mal versuchen wollte, hat er einen Schlag bekommen, ist von der Leiter gefallen und ich habe ihn dann nie mehr gesehen.

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Fuck! Damals hätte man das Ding noch mit Gewinn an die Russen verkaufen können. Naja, zu spät. ;-)

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Auch mich...
erinnert es an eine vergangene Begebenheit.
Ich hatte einen guten Freund, der über 5 Jahre in einem Haus wohnte in das er einfach einzog - weil es leer stand - und er wohnte dort sehr gut - hatte Wasser und Strom und nie eine Rechnung. Das haben wir dann in unserm Stadtblatt (ich spreche von einem rheinischen Stadtblatt) veröffentlicht. Ganze Abteilungen von Sesselfurzern machten sich auf die Suche (die dauerte Monate) - ohne Erfolg. Mein Freund war ein ehrlicher Mann - er meldete sich freiwillig. Lebt heute in Potsdam und ist ein hohes Tier im Kulturamt.

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Die Kommunen beschäftigen viele Menschen. Die vielen Mitarbeiter kosten den Kommunen viel Geld. Da bleibt leider kein Geld mehr übrig für die Arbeiten, für die die vielen Mitarbeiter eigentlich bezahlt werden. Und ich glaube Berlin beschäftigt ein paar Leute mehr als München.

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Aber sicher! Gegenüber versuchte mal jemand, einen Wasserrohrbruch am Wochenende zu melden. Letztendlich musste unsere Gebäudeverwaltung dann den Job machen, denn im Amt war entweder keiner da oder zuständig oder nicht befugt oder alle waren gerade anderswo im Einsatz.

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.....
ja, berlin ist ein furchtbar übersubventionierter sumpf voll von unglücklichen menschen und planlosen vermietern. die schrecklichen mode viertel voll von möchtegern-coolboys-aus-den-kleinen-verhältnissen oder weiss der teufel was hochnäsigen "zahnarzttöchtern" aus bayern. alphonso. du hast das alles nicht verdient. dein unglaubliches talent die kleinen momente einzufangen wird dir ein glückliches leben im süden unserer schönen brd sichern. du wirst glücklich sein, denn die verwalter werden ihren job gut machen und alle werden ihren platz im leben haben und niemals wieder diese peinliche momente.

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Berlin ist scheisse, finde ich, ganz ehrlich. Dass es so ist, liegt an den Bewohnern. Leute, die sich über diese Meinung oder gar Don Alphonso aufregen können, sind lächerlich, weil vieles hier nur literarische Konstrukte sind. Und nun viel Spass weiterhin beim Einprügeln auf den Sandsack Don Alphonso.

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Jeder, der in Berln wohnt hat ein Stück Don in sich und regt sich innerlich oder offen in lichten Momenten über dieses dreckige Loch mit den selbstgefälligen Insassen auf.

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Berliner
Ich nicht :-)

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könnte ja auch schlimmer sein, als hier in Berlin, z.B. ein nettes Wohlstandskaff... Zumindest weiss man hier, dass die Welt nicht nur aus Einfamilienhäusern, Zweitwagen und Aktienpaketen besteht...
Zum Glück.

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Gestern in der WiWo (nicht schlagen Don) gefunden:

Finanzsenator Sarrazin: “Wir sind eine sehr attraktive Stadt - für die Empfänger von Transfereinkommen".

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@ kherpel: Das ist natürlich schön - versiffen und es merken und sich dann auch noch besser vorkommen, weil man weiss, dass man versifft.

@ hella: Zürcher PraktikantInnen bekommen eine Vergütung, die über dem Durchschnittsgehalt eines freien Journalisten in Berlin liegt.

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und @ Hella - die Berliner lesen dieses Blog doch nur, um das zu lesen, was sie sich selbst denken, aber nie laut gegen die Berlin-ist-supi Meinungsdiktatur aussprechen wagen würden.

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die gibt es nicht, Don. Ich war in vielen Käffern der Republik unterwegs, nun wohne ich im Speckguertel (Äquivalent zu den Käffern) und habe taeglich die Ration Wahnsinn, Faszination und Surrealität, um im Kaff nicht völlig vor die Hunde zu gehen. Und fuer letzteres ist Berlin als Stadt im Lande einfach nicht zu toppen.

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Natürlich gibt es auch noch Orte wie Neustadt an der Orla, die Berliner Niedergang mit den Problemen einer Kleinstadt, der die Jugend davonläuft, verbindet. Auch Novosibirsk soll nicht wirklich schön sein - aber wo ich bin, mache ich nieder, das ist nun mal die Regel.

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berlin ist ein riesengroßer müllhaufen und genau das macht ihn so liebenswert. anders als in anderen städten treten hier sehr schnell die wahren verhältnisse zu tage, wenn man ein wenig am lack kratzt. auch eine form von ehrlichkeit.

außerdem: kein standesdünkel, keine kurtaxe und keine sperrstunde.

und zuletzt: dem berliner ist es egal, was sein nachbar macht, da kann der noch so sehr auftrumpfen. respekt gibt es halt woanders.

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berlin ist ein riesengroßer müllhaufen

richtig

und genau das macht ihn so liebenswert.

für alle, die sich im Sexualleben für Klistiere und Peitschen erwärmen können

anders als in anderen städten treten hier sehr schnell die wahren verhältnisse zu tage,

wie zum Beispiel die Unfähigkeitb der Bewohner, den Müll woanders als auf der Strasse zu deponieren

wenn man ein wenig am lack kratzt.

Idealtypischerweise bei jedem etwas neuerem Auto.

auch eine form von ehrlichkeit.

Genauer, die Ehrlichkeit der Punks, die das Kleingeld wollen, damit sie ihre Köter an der Leine lassen - die Strasse runter gibt ein einen Netto, der von zwei Dutzend Jungs mit solchen Tricks gerade zugrunde geschnorrt wird.

außerdem: kein standesdünkel,

dit is Balin wa un nich Istanbul oda München oda

keine kurtaxe

nur erhöhtes Risiko wegen Gehwegschäden, Stöckelschuhe sind definitiv nichts für weiteste Teile der Stadt

und keine sperrstunde.

Ab 3 Uhr und 3 Promille wird der Erstellen überzogener Rechnungen leicht.

und zuletzt: dem berliner ist es egal, was sein nachbar macht,

wenn er etwa gerade sein Sofa aus dem Fenster wirft

da kann der noch so sehr auftrumpfen.

Denn die Barchetta, die haben sie in drei Wochen zu Kleinholz geschlagen.

vielleicht kommen damit einige nicht klar.

Denen fehlt dann halt das klassenkämpferische Bewusstsein, blöde Wessisäcke und Wohlstandsverwahlloser.

respekt gibt es halt woanders.

Bin gerade in der bayerischen Provinz, wo mein Name etwas gilt.

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ich lese gerne deine texte. die haben den "berlin ist scheisse und voll von freakies "-flair. jeder halbwegs geübte sarkast hat diesen style witze mit seinen kumpels bereits gerissen.
trotzdem ist es geil hier. berlin ist geil. weil alle hier her kommen und ihr großes ding suchen.
freunde aus der provinz besuchen mich und finden es hier nicht schön. die mögen das nicht. das nicht fertige. das nicht geordnete.
hier sieht man ständig das unerreichbare und unausweichliche nacheinander auf der strasse. und das tut manchmal weh.

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Ich bin in Berlin nur Gast. Ich fahre hier den Schonwaschgang. Ehrlich bin ich zu meiner Heimat. Nur hat die das Glück, kein Slum zu sein, insofern kann es manchmal milde erscheinen - was es aber, wie die wissen, die von hierher kommen, nicht ist.

Wie auch immer, alle sagen, sie verstehen nicht, warum ich im Wedding wohne, das sei ein schlechtes Viertel. Dass es tatsächlich in manchen Ecken des Weddings leichte Unterschiede zu anderen Slumbezirken wie Charlottenburg oder Grunewald gibt, merkt man erst, wenn man hier länger als ein halbes Jahr ist. Allein, alles ab dem alten Grenzübergang ist eine Sosse, bei der sich das Differenzieren nicht wirklich lohnt.

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Bin gerade in der bayerischen Provinz, wo mein Name etwas gilt.
"Gegenwärtig einzig großer Sohn Ingolstadts" (Abk. GegSI) o<|8o)

Wie auch immer, alle sagen, sie verstehen nicht, warum ich im Wedding wohne, das sei ein schlechtes Viertel. Dass es tatsächlich in manchen Ecken des Weddings leichte Unterschiede zu anderen Slumbezirken wie Charlottenburg oder Grunewald gibt, merkt man erst, wenn man hier länger als ein halbes Jahr ist. Allein, alles ab dem alten Grenzübergang ist eine Sosse, bei der sich das Differenzieren nicht wirklich lohnt.
Umso schlimmer für Berlin.

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Da nennt man mich "der junge Herr Porcamadonna" und befragt mich nach dem befinden der Clanoberhäupter, wenn ich beim Bäcker bin :-) - nur mein Buch, darüber redet man hier nicht, das entspricht nicht der Erwartungshaltung der Nomenclatura. Wirklich gelten würde ich erst, wenn ich eine Apothekenbesitzerin heiraten würde.

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Aber doch nur, wenn sie eine Kusine dritten Grades oder mehr ist, was vor Ort nicht schwerfallen dürfte.
("Inzucht is in! Jo, mia san allweil mia! WUA-A-A-A-A! Rfff-dadada, rfff-dadada, rfff-da rfff-da-dadadadada...")
http://www.ingolstadt-absolut.de/LDC/ldc1.html
(Was sagst Du zur jungen Maid mit der auffälligen Lippenpracht? Herpes - Apothekerpapi hilft - Silikon verrutscht oder am Reißverschluß der Krachledernen hängengeblieben?)

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Ich sage, dass ich es gut finde, dass man heute keine Bilder aus geschlossenen Räumen ohne Einwilligung der Photographierten veröffentlichen darf. Das hätte man damals schon beherzigen sollen.

Komisch, dass die Ruine immer noch online ist; die Verursacher haben es ja schon längst geschmissen.

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Ich glaube, nach unserer Kommentarschlacht auf DCT damals ist der "Content" nie mehr aktualisiert worden.

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Nein, das war vorher schon aus persönlichen Gründen geerdet - plötzlich doch etwas Arbeit im Studium.

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Balin
Klaus Hoffmann textete mal : "Ich sprüh "Versöhnung" auf ne Hauswand. Man kiekt weg. Die sehn das nich so eng hier in Balin."

Aber Charlottenburg ein Ghetto? Für den richtigen Kreuzberger oder Weddinger ist das schon ein Nobelviertel, zumindest bürgerlich. Echt, mir hat einer aussem Wedding gesagt, Leute aus Charlottenburg kennen sich nicht aus im realen Leben, weil das alles Schnösel seien.

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