Am 9. März will Premiere an die Börse

Ich war dabei, als bei der Pleitekonferenz von Kirch in einem bemerkenswerten Durcheinander auch die Insolvenz von Premiere angekündigt wurde. Angeblich werde der Antrag gerade vorbereitet, sagten die Anwälte - aus Unterföhring kam aber ein Dementi. Danach war die Konfusion gross, aber Unterföhring behielt recht. Keine Pleite.

Drei Monate später traf ich mich dann mit einem Informanten zu einem vertraulichen Gespräch, weil jemand von DCT um ein paar harte Fakten zu Premiere angefragt hatte. Was der so erzählte, war wenig schmeichelhaft. Wäre ich bei einer der Banken, die den IPO begleiten, würde ich ganz genau hinschauen, wieviel der bilanzierten Forderungen tatsächlich realisiert wurden, und wieviel der besonders in strukturschwachen Regionen geworbenen Kunden wahrscheinlich mangels Masse eher nicht zahlen werden. Stichworte sind da Hamburg, Bremen, Ostdeutschland, sowie das 4-Millionen-Slum bei Marzahn. Premiere hat eine ausserordentlich ungesunde Sozialstruktur in der Kundenkartei, sickerte damals durch. Allerdings verdienen Banken nur beim IPO und nicht, wenn sie zu kritische Fragen stellen.

Überhaupt diese Hektik beim Börsengang. Schnell schnell, damit keiner genau hinschaut, keine kritischen Berichte kommen, keiner allzu präzise nachfragt. Vielleicht gibt es ja wieder genug Vollidioten aka Kleinaktionäre, die sich von ihren Kundenberatern Premiere als Altersvorsorge aufschwatzen lassen. Ich kenne noch ein paar Fälle, die Pro7Sat1-Aktien wärmstens empfohlen haben, weil das Kirch-Filmpaket in Zeiten des Internets chronisch unterbewertet sei. Das war zu einem Zeitpunkt, als die Deutsche Bank Kirch bereits geshitcanned hatte. Premiere-Aktien sind das Jamba-Abo für Erwachsene, wenn man so will.

Sonntag, 20. Februar 2005, 16:12, von donalphons | |comment

 
So weit ich weiß braucht Premiere vor allem drei Sachen: Geld, Geld und Geld. Zum einen, um die teuren Filmpakete weiter finanzieren zu können, damit ihnen das Free-TV nicht die Rechte wegschnappt. Vor allem aber für die Bundesliga, deren Rechte sie bis zur Saison 2005/06 haben und für Formel Eins, ebenfalls bis Ende 2006. Beide Sportarten sind für den Sender überlebenswichtig. Meist ist es so, dass die Kunden mit einem Sport Abo anfangen und dann später per Hotline und günstigen Angeboten in ein Komplettabo gelockt werden. Zeit laufen laut dem Digital TV Forum merkwürdige Köderangebote, in denen Neukunden für das Premiere Komplettabo 20 statt 45 Euro Euro bezahlen. Offenbar will man die Kundenzahlen hochpeitschen. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

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es ist der mechanismus "angebot und nachfrage". solange kein pay-TV-konkurrent da ist, dürfte die steigerungsrate bei den TV-rechten eher lau sein. 600 mio p.a. wie in frankreich, sind nicht machbar (zu mal seit dem wochenende in frankreich auch untersuchungen gegen diesen deal laufen)

wird es einen konkurrenten geben? auch wenn pro7sat1 und neuerdings RTL immer wieder zucken, ich kann mir nicht vorstellen das sie sich hinsichtlich 2006 noch ein schlachtfeld mehr zumuten wollen. alle haben sie mit dem geschehen im eigenen hause mehr als genug zu tun, als jetzt noch zuversuchen irgendwie ein pay-tv-paket aus dem boden zu stampfen und kabelplätze zu bekommen.

ein pay-TV kommt vielleicht von der DFL selber. die überlegungen gibt es seit längerem. die übertragungen werden seit dieser saison nicht mehr von plaza-tv gemacht, sondern von michael pfad, der wiederum einige jahre in der DFL u.a. an plänen für ein bundesliga-TV gearbeitet hat.

mir stellt sich trotzdem die frage wie so ohne weiteres platz für ein zusätzliches pay-TV-paket in den kabelnetzen geschaffen werden sollen.

bei allen risiken hinsichtlich der sport-rechte: das thema PPV ist in deutschland bei weitem nicht so ausgereizt wie es in anderen ländern ist. in frankreich gibt es an jedem spieltag 7 der 10 spiele nur per PPV.

einerseits ist es fraglich ob der deutsche markt mit seiner "geiz ist geil"-mentalität hergibt, andererseits laufen wohl boxen, wrestling und ultimate fighting hinreichend gut als PPV-angebote. konzerte scheinen hingegen wohl nicht zu funktionieren.

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Premierezahlen Abonnenten/Umsatz sprechen für sich
Man muss sich nur die Wachstumszahlen der letzten 3 Jahre in den aktuellen Werbebriefen ansehen die Premiere zum Börsengang herausgibt. Sind ja aktuell alles noch keine Verkaufsprospekte ;-)
Wer da nachrechnet stellt fest dass kein gesundes Wachstum existiert. Umsatzsteigerung passt nicht zur Steigerung der Abonnentenzahl.
Übrigens habe ich vor ein paar Monaten gekündigt. Erst durfte ich 2 Monate kostenlos sehen. Als ich dann auf die tollen Angebote nicht einging, wurde mir angeboten an einer Kundenumfrage teilzunehmen und dafür Premiere Start weiter 1 Jahr gratis sehen zu dürfen, oder Komplettabo inklusive Fernsehzeitung für 20 Euro im Monat. Letzteres habe ich dann doch gemacht :-) dabei interessiere ich mich gar nicht für Sport.

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das 1 jahr "premiere start" für lau gibt es seit einiger zeit nun schon sofort bei kündigung hinterhergeworfen - wird seine gründe haben....

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Das Derniere-Paket. Haha.

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was haben folgende programme gemein?
sex and the city, the sopranos, curb your enthusiam, six feet under, the wire, oz, deadwood, unscripted, real time, band of brothers.

richtig, sie sind alle grosse hits und alle kommen vom amerikanischen bezahlsender HBO. die haben sich neben den ueblichen hollywoodschinken und sportuebertragungen eine weitere niesche gegraben: qualitaetsprogramme, die jeder sehen will, ueber die am montag morgen im buero gesprochen wird. so bekommt man zuschauer. warum premiere nie gemacht hat, was HBO in finanziell klammen zeiten recht und billig war (man nahm einen relativ unbekannten komoedianten namens chris rock und gab ihm 30 minuten pro woche), ist mir ein raetsel. wer einnahmen will, muss mehrwerte bieten.

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"Qualitätsprogramme"? "Sex And The City"?
Beg your pardon?

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"qualitativ hochwertig produziert und vermarktet" wäre besser formuliert gewesen. Die Art der Produktion hat leider nichts mit der Qualität des Inhaltes zu tun.

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Doch, das macht Premiere seit einem halben Jahr. Six Feet Under, Nip/Tuk, Lost, Desperarate Housewives, letzte Staffel der Sopranos, When we were brothers - alles Erstausstrahlungen bei Premiere.

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Premiere ist aber vollkommen unfähig, selbst solche Formate zu entwickeln, und wird es auch immer sein. Die haben nur Werbefritzen, Pressebestechebeschwatzer und als europäischen Eigenbeitrag massig Porno aus Ungarn.

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booldog: ich gebe zu, ich bin verwirrt. ist das weibliche wesen dir per se fremd? hast du noch keine dame sich mit den diversen schauspielerinnen vergleichen sehen? sie stundenlang ueber diese und jene aspekte der sendungen texten gehoert? dich noch nie gefragt, was fuer einen effekt das auf die in der ecke, die kein hbo hat und sie sendung nicht sehen kann, haben koennte? ist dir der begriff qualitaet in solchen zusammenhaengen wirklich nicht gelaeufig? und was sagt deine frauenunkenntnis ueber dich aus?

dondahlmann: premiere muesste eigene programme entwickeln, um den hbo effekt zu kopieren. amerikanisches uebernehmen kann auch jeder andere kanal. wenn man dagegen laufend aufsehenerregende ideen hat, schafft man die angst, dass eine kuendigung des abos das verpassen des naechsten trends bedeuten koennte.

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Deutsche Programmentwickler sind so innovativ wie Kerzenzieher, Rübenbauern und Atommeiler-Betreiber. Da kommt nichts, ausser US-Kopien und Me2-RealityQuizRufan.

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das ist keine frage der nationalitaet, sondern eine der vetternwirtschaft und risikoscheue. den sendern geht es schlicht nicht dreckig genug, um wirklich alles zu versuchen. ich frage mich schon, wieso noch keiner bei euch auf die idee gekommen ist, das tivo konzept zu uebertragen.

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Da denken bereits einige drüber nach, so auch übermorgen bei Burda in München - aber die Tivo-Krise verleidet den Spass dabei.

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Premiere Original Series?
HBO Eigenproduktionen gibt es schon seit 1983. Immerhin 38 Millionen amerikanische Haushalte zahlen für HBO nicht wenige Dollars. Die Serien flimmern auf der ganzen Welt über den Schirm, und mit den Filmproduktionen wird die Videothek an der Ecke versorgt. Die Tocher von Time Warner hat mit Warner Bros. und New Line zwei veritable Filmstudios in der Familie. Long way to go for Mr. Kogler.

Qualitativ hochwertige Eigenproduktionen? Wer bitte soll die machen?

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tivo - apple
don> das ist aber keine frage des produktes, sondern eine des managements. tivo hat probleme, weil der arrogante ceo die kabelgesellschaften angepisst hat. directv hat einen deal bekommen, den comcast auch wollte, das wollte der tivo kerl nicht, folglich haben die kabelgesellschaften sich was eigenes gebastelt und der tivo onkel musste weg. auch das merkliche ausbleiben jeglicher innovationen in den letzten zwei jahren war nicht foerderlich, doch da wird dieses jahr einiges passieren, sagt man mir zumindest. wenn sie turner cable und vielleicht noch adelphia auf ihre seite bekommen, sind sie erst einmal im klaren, ansonsten wird's eng. dass der laden untergeht, kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen, dazu haben sie eine zu grosse fanatische gefolgschaft, vergleiche mit apple bieten sich an.

ferner: tivo hat ein besseres produkt (comcast's motorola 6412 ist ein stueck scheisse, dass den leuten in der wohnung in flammen aufgeht, wenn sie einen videorecorder draufstellen) und mit den vertriebsdeals mit den grossen elektroniklaeden haben sie merklich aufzuholen begonnen.

deutschland ist ein anderer markt. ihr koennt sender frei umlegen, in amerika geht das nicht. (mein sendeplatz eins zB ist unbelegt, erst bei zwei geht es los und die shoppingkanaele auf sechs und acht wuerde ich lieben gerne hinten in die regionen irgendwo um die vierhundert verbannen) auch habt ihr einen massiven fernsehzeitschriftenmarkt, den tivo ueber tag ad absurdum fuehren wuerde. damit ist schon gleich fuer ordentlich gegenwind gesorgt. ich denke, dass nur aussenseiter ein solch radikales produkt, dass derartig viele etablierte anpissen wird, wirklich effektiv produzieren koennen.

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Der einzige Kunde
Neben den subproletarischen Testkunden ohne ernste Aboabsicht gibt´s in Deutschland ja auch noch einen leidlich interessanten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die guten gucken das. Die schlechten gucken das Prolo-Sparten-Programm von RTL. Für Premiere bleibt dann nur Franz Beckenbauer als Kunde übrig.

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Und mein 2. herausgeber von Blogs - aber der hat ja auch ein Sportblog (und mag Premiere auch nicht).

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ich habe zu PREMIERE ein gespaltenes verhältnis. einerseits ist PREMIERE suboptimal. da fehlt es an guten eigenproduktion (siehe HBO oder die frühen PREMIERE-jahre) oder an witz/charme (siehe die ersten 15 jahre canal+).

andererseits wenn ich mir alles andere außerhalb des öffentlich-rechtlichen ansehe (subsummiert unter dem begriff "unterschichtenfernsehen"), bin ich recht froh dass ich PREMIERE habe. es ist "das kleinere übel"

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@dogfood: Warum schreibst Du "PREMIERE" CD-gerecht versal? Arbeitest Du bei dem Laden? Ist Dein Beitrag jetzt das, was man allenthalben als PR-Bloggerei liest?

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Rübennase, ich bin der "zweite Herausgeber" von dem Don gesprochen hat. Ich habe mir die Großschreibung im Falle von PREMIERE angewöhnt, damit sich der Eigenname besser vom normalen Substantiv "Premiere" unterscheidet.

Ist das dein Beitrag zum Thema "Medienkompetenz" aus einer differenzierten Meinung auf finanzielle Abhängigkeiten, Liebesdienste o.ä. zu schließen? Schließt du da von dir auf andere? oder sind dir nur die inhaltlichen Argumente flöten gegangen, dass du dich an der Form reibst?

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Ich habe Dir drei Fragen gestellt und Dir - okay - damit etwas unterstellt. Dabei habe ich nicht von mir auf andere geschlossen, sondern von anderen auf andere.
Du hast die Antwort darauf gegeben und damit ist es gut.
Grüße von der undifferenzierten Rübennase, die sich an der Form reibt, denn: "form follows function".

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Mein Bruder und ich saßen kürzlich vor dem Bildschirm. Vor einer Premieresendung (ich habe Premiere hauptsächlich wegen des Sportangebots abonniert) gab es dann eine Werbung: Die Abonnenten würden bei der Zuteilung der Aktien besonders berücksichtigt werden (mir ist in den Jahren die Dummsprache der Börse abhanden gekommen, deshalb...) und sollten diesen Vorteil nutzen....
Auf jeden Fall hatten wir seit langem nicht mehr so gelacht...
Das nennt man Chuzpe - als ob die New-Economy-Verarsche nie gegeben hätte, als ob das Volk nun mehr aufgehört hätte zu arbeiten und nur noch von seinen T-Aktiengewinnen lebte, als ob die Deutsche Bank den Privatkundenbereich aufgelöst und mit Hilfe von blitzschnell um die Erde rotierenden Investmentwinwinwinwinwins sich für Ewigkeit von der Banalität des täglichen Kampfes um das bisschen Geld abgekoppelt hätte usw. usf.

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Na, bis es wirklich wieder klappt, vergeht noch einige Zeit - 10, 12 Monate. Pixelpark kam mit seiner PM doch auch bei 15 Qualitätsmedien der Wirtschaftspresse durch, so lang reicht in etwa die Erinnerung.

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Wieviel % von den 3,25 Mio. Abonnenten haben nur das 5,- Premiere Start und dürften eigentlich gar nicht mitgezählt werden? Im IPO-Prospekt steht das bestimmt nicht.

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Richtige Entscheidung, auf Eigenproduktionen verzichten. Wenn ich mir Qualität der in Deutschland produzierten Serien ansehen, bin ich sehr froh.

Das es in Deutschland keinen Platz für zwei Pay-TV gibt, ist klar, obwohl Kabel Deutschland es zur Zeit mit einem Digi-TV Paket (30 Programme für 9 Euro/Monat) versucht. Die hätten das auch gerne wie in den USA, wo die Kabelnetzbetreiber Geld von den TV Stationen dafür bekommen, dass sie eingespeist werden. Ideen diesbezüglich liegen ja schon lange bei Kabel in der Schublade, sind aber immer am Widerstand der Sender gescheitert. Und werden, dank der DVB-T Technik wohl auch nicht durchsetzbar sein. Also eigentlich alles gute Voraussetzungen für Premiere als etabliertes Pay-TV, den Markt zu sichern.
Das Dilemma von Premiere ist aber, dass sie nix exklusiv haben. Der Schlüssel zu neuen Abonennenten. Wenn die Bundesliga, Formel Eins etc. nur noch ausschließlich über Pay-TV zu empfangen sind, ist die Chance, dass man gutes, zahlendes Publikum bekommt größer. Ich denke, dass dies auch der Grundgedanke ist, warum man an die Börse geht: Geld holen, um das Free-TV auskaufen zu können. Die DFL verkauft sowieso nur an die, die am meisten bezahlen.
Auf der anderen Seite ist Premiere gerade dabei, seinen Ruf als "Qualitätssender" zu versauen. Nicht nur, dass Premiere seit ein paar Monate vor den Hauptfilmen Werbeblöcke einstreut, sie werden in den nächsten Monaten Sender abschalten bzw. zusammenlegen, um auf den Transpondern Platz für z.B. "Focus Wellness TV" zu bekommen, das Premiere Kunden dann "exklusiv" sehen können. Dazu wird kommen, dass die Rendite in Zukunft vor den Kunden steht.

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