Bessere Geburtenrate?
Ach, die Geburtenrate in Deutschland ist auf dem niedrigsten Stand seit 60 Jahren? Und das ist schlecht? Finden zumindest die Volldeppen diverser Medien heute. Morgen dann: Neue Karnickelprämien und Debatten über egomane Hedonisten, die finanziell bestraft weden müssen. Irgendein rechtes Arschloch kommt sicher auch mit dem Begriff "deutscher Geburten-Genozid". Und andere Europäer packen das irgendwie viel besser als die Deutschen.
Dem ersten Industrielobbyisten, der damit kommen wird, haue man bitte ins Gesicht, dass Leute in Sorge um ihren Arbeitsplatz eher keine Kinder brauchen können. Mit Arbeitszeitverlängerungen trägt man auch nicht dazu bei, dass Eltern mehr Zeit für die Kinder haben.
Und den reaktionären Arschlöchern, die sagen, dass die Kinderlosen dereinst einsam und verlasssen im Altersheim vor sich hinvegetieren werden, frage man, wie sie das halten, mit ihren Eltern. Es ist nämlich so: Ich bin fast jeden Tag in dem besten, teuersten Altersheim der Stadt. Hier bringen die besten Familien ihre Nazi-Generation unter. Ich habe da drinnen einen weiten Weg zu gehen, am Anfang der Radioraum, wo sie alle gerade aus stieren, wenn sie Wunschmelodien 1933ff auf Bayern 1 hören, von damals, als es noch Arbeit gab und sie ihren Spass als Luftmatratzen hatten, vorbei am Schlusszimmer, wo die sind, die keinen klaren Satz mehr rausbringen, dann hoch in den ersten Stock zum Gemeinschaftsraum, wo zumindest noch gebastelt oder eine aus dem Tierheim gebrachte Katze gestreichelt wird.
Ich bin da locker 4 Minuten täglich auf dem Areal bis zum Ziel unterwegs. Inzwischen kenne ich die Mädchen vom Tierheim ganz gut. Das sind aber auch die einzigen, die ich regelmässig sehe. Jede Schwester kennt mich. Gestern hat mich der Prälat, zu dem ich wegen seiner lustigen Frontgeschichten ein eher gespaltenes Verhältnis habe, auf ein Schwätzchen angehalten. Und gesagt, dass er mein Verhalten vorbildlich findet. Und dass es Tage gibt, an denen ich der einzige Besucher bin. Bei 180 alten Menschen, deren Kinder fast alle in dieser Stadt wohnen. Der Witz an der Sache: Ich besuche noch nicht mal eine direkte Verwandte. Auch deren Sohn kommt alle 5 Monate mal vorbei.
Es gibt da drin viel zu sehen, was einen runterzieht. Die Plätze, die leer bleiben, wenn mal wieder der Mercedes da war. Die vielen Krankenwägen, die mehr holen als bringen. Der einbeinige Säufer, den sie saufen lassen, damit er keine dreckigen Lieder singt, früher mal der Boss einer Spedition. Die Edle von, die auf dem Gang vor sich hinmurmelt, dass der Russe bald kommt. Hier bekommt die CSU fast 100% der Stimmen. Wenn ich rausgehe, halte ich die letzten 20 Meter die Luft an, wegen dem Geruch. Ich würde mich eher erschiessen, als da die letzten Jahre reinzugehen. Erträglich sind allenfalls noch die Appartments, die soas wie ein selbstbestimmtes Leben mit Hilfe erlauben, aber da enden möchte ich auch nicht, bei dem Kantinenfrass. Da, wo ich hingehe, wandert das Zeug zurück, weil ich mich einen Dreck um die Diät-Vorgaben kümmere und das bringe, was gewünscht wird. Das ist vielleicht nicht immer gesund, aber besser so als anders.
Und wenn wieder eine schreit, dass sie sterben will, kann ich das auch verstehen. Kein Wunder, wenn man einmal an Weihnachten rausgeholt wird und den restlichen Tage bei Bayern 1 und Bayerischem Fernsehen in voller Lautstärke allein gelassen wird, gepflegt von Schwestern, mit denen man wenig reden kann, weil sie heute schon fast durchgängig aus dem ehemaligen Ostblock kommen. Das ist kein Leben mehr, weil die Arschlöcher, die es von ihnen bekommen haben, lieber daheim vor der Glotze sitzen. Und von der Geburtenrate und ihrer Rente schwafeln.
Ich hasse es, da rein zu gehen. Aber es ist meine Pflicht, und ich tue es gern für diejenige, zu der ich gehe. Ich erlebe dort jeden Tag, wie meine christlichen Ohnemenschen mit ihren Eltern umgehen. Ich wünsche keinem von denen, dass er mal so endet. Aber es wäre nett, wenn all die Klugscheisser mal in Bezug auf Geburtenraten die Fresse halten würden. Deutschland ist ohnehin völlig übersiedelt. Und das Ende wird so oder so scheisse.
Ich weiss das. Wir werden in einer Umgebung enden, die unendlich weit entfernt ist von der Talkshowrealität. Niemand wird uns besuchen, egal wie wie karnickelt haben. Und da hilft es auch keinem, wenn er viel zu vererben hat. Frau B. gehört ein halber Strassenzug in der Altstadt. Geschätzter Wert über 50 Millionen. Frau B. sitzt den ganzen Tag an der Tür, auf einer Bank, wo sie nicht sitzen sollte, weil sie die Zugluft krank macht, eine Grippe wird sie kaum überleben. Sie wartet auf die Angehörigen ihres grossen Clans, von denen jeder einzelne nach ihrem Tod Millionär sein wird. Keiner kommt. Niemand. Geburtenrate? Sie hat 6 Kinder.
und das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht von einer kunstfigur don alphonso geschrieben
che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 12:40
und das ist jetzt ausnahmsweise mal nicht von einer kunstfigur don alphonso geschrieben - vielleicht ist es deshalb so gut und so bedrückend.
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camelopard,
Dienstag, 14. März 2006, 13:32
che2001 schreibt: "...vielleicht ist es deshalb so gut und so bedrückend."
Ich denke ja, weil es mit HERZ geschrieben ist.
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booldog,
Dienstag, 14. März 2006, 12:45
"Dem ersten Industrielobbyisten, der damit kommen wird, haue man bitte ins Gesicht" - Punkt.
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Ich habe Frau+Kind. Aber auch eine Schwiegermutter mit Pflegestufe 3. Wenn ich die heile Seniorenwelt in den Medien sehe, dann muss ich immer k..., Aber Einamkeit bringt kein gutes Werbeumfeld.
Selbst wenn man eine die demographische Entwicklung aus anderen Gründen für fatal hält, dann ist jede Aufgeregtheit darüber vergeblich. Das erste was ich im Studium in Sachen Demographie gelernt habe ist: Das ist ein seeehr langer Prozess. Der Zug ist abgefahren. Aber mit der Realität will sich niemand gerne beschäftigen, wie es Don ja sehr schön beschreibt.
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arboretum,
Dienstag, 14. März 2006, 13:15
Ich warte ja nur darauf, dass wieder einer auf die Idee kommt, Ehekredite zu vergeben, die die Leute "abkindern" können. Würde aber auch nüscht nützen. Selbst wenn jede Frau in Deutschland ab sofort jene 2,1 Kinder zur Welt brächte, die rechnerisch zum Erhalt einer Bevölkerung notwendig sind, würde es über 70 Jahre dauern, bis sich die Einwohnerzahl stabilisiert - das hat jedenfalls Herwig Birg im Jahre 2003 einmal vorgerechnet.
Es ist übrigens bezeichnend, dass in dem Heim hauptsächlich wohlhabende Menschen untergebracht sind. Andere können die Pflege im Heim gar nicht mehr bezahlen. Notfalls wird dann halt eine Osteuropäerin engagiert - schwarz, natürlich.
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irene,
Dienstag, 14. März 2006, 18:57
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Ein bewegender Text. Habe ganz ähnliche Gefühle beim wöchentlichen Besuch bei der Mutter der Liebsten im Essener DRK-Heim. Und die daraus folgende Argumentation ist absolut korrekt.
(Heißt das jetzt, dass die Kunstfigur uns ständig von Elitessen und Kronleuchtern vorschwafelt, sodass man bisweilen das antibürgerliche Kotzen kriegt, und die Echtfigur uns Dinge erzählt, die wirklich wichtig sind?)
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donalphons,
Dienstag, 14. März 2006, 13:10
Die Echtfigur geht keinen was an. Ich dachte, das ist klar? Ihr bekommt ein Spiel, und ein paar Aspekte. Aber nichts, was irgendwie wichtig ist. Dazu ist das Netz zu unwichtig, und ich erzähle doch nicht jedem alles.
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...in dem innerhalb weniger Jahre Millionen von Arbeitsplätzen wegrationalisiert wurden und die Bevölkerung den staatlichen Tritt in den Hintern bekommt, diesen doch bitte eigenverantwortlich und risikoselbsttragend in Bewegung zu bringen, in solch einem Land soll man vermehrt für Nachwuchs sorgen? Sorgen bereiten doch schon die eigene, ungewisse Zukunft (außer, man treibt sich ein paar Jahre familien- und nachkommenproduzierendfern im Ausland herum), die zum einen arbeitgeberabhängig ist, zum anderen eine längere Arbeitslosigkeitszeit bietet. Zusätzlich entstehen sehr viele Minijobs, da man damit ja als AG viel Geld sparen kann. Als AN davon leben? Ja, wenn man sich sehr einschränkt.
Vielleicht wird ja gerade deshalb auf die Produktion von Nachkommen gepocht, um menschliches Material für die Minijobs zu bekommen. Jetzt, da ja das Klonen von Arbeitssklaven unterbunden wurde.
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 13:49
Die Idee, ein Kind in die Welt zu setzen, ist mir ja noch nie gekommen und hat sich mir als Option auch noch nie gestellt, auch wenn meine materiellen Verhältnisse so schlecht nicht sind. Dass aber zahlreicher Nachwuchs das demographische Problem auswuchten soll, wäre wohl nur um den Preis der Deindustrialisierung realistisch.
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maternus,
Dienstag, 14. März 2006, 14:32
Meine Mutter - obzwar selbst bereits in reifstem Alter - versieht nach wie vor getreulich ihren Besuchsdienst im Altenheim. Und hat mir schon vor Jahren das Versprechen abgenommen, daß ich sie nie, nie ins Altenheim geben möge.
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Die Realität wird ignoriert: Überall, in Kleinstädten und Grossstädten werden Einkaufszentren und Verbrauchermärkte gebaut oder sind in Planung. Das werden die Symbole des Niedergangs sein. Nicht überfüllte Altenheime oder Wüstungen.
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das mit der förderung der familien und dem liebe bürger bitte sorgt für kindersegen hat in der politik ähnlichen stellenwert wie diverse container- und suppenhuhnsendungen bei den sendern: sieht gut aus, bringt stimmen, kostet nichts, verpflichtet zu nichts, und jeder freut sich auch noch drüber, dass er verarscht wird.
vor hundert jahren war es die regel, dass im alter die kinder für ihre eltern unterhalt leisteten. dem grunde nach ist das noch immer so, das steht heute noch so im bgb. wird in zukunft wieder mehr angesagt sein, sonderbarerweise wird bei der ganzen diskussion um die private altersvorsorge dieser wesentliche punkt nie erwähnt.
ich möchte wetten, dass, während die offiziellen noch von der famile schwadronieren, in kleinen gremien schon längst klartext gesprochen wird:
diagnose: höheres alter führt zu erhöhtem pflegeaufwand. da in zukunft die altersarmut zunimmt, wird dies zu einer weiteren belastung der sozialversicherung führen, die irgend wann nicht mehr zu tragen ist.
therapie: im alter gibt es irgendwann keine lebensverlängernden eingriffe mehr, die von der krankenkasse übernommen werden. das alter, in dem bypass u.ä. als kassenleistung ausgeschlossen werden, wird dann ziemlich schnell immer weiter bis auf fünfzig herabgesetzt. denn, jeder, der am herzinfarkt stirbt, ist ein potentieller pflegefall weniger.
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pathologe,
Dienstag, 14. März 2006, 14:59
jeder, der während der Arbeitszeit bis 67 (+?) stirbt, ebenfalls.
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strappato,
Dienstag, 14. März 2006, 15:03
Andere Gesundheitssysteme, die erheblich weniger Geld für die Versorgung ausgeben, machen das schon längst. Nicht immer direkt das Alter, aber beispielsweise Konstrukte wie das
QALY, werden zur "Allokationsentscheidung" (ergo Rationierung) herangezogen.
Das wird kommen. Um das zu prognostizieren muss man nicht Horx heissen.
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 15:08
"Der Todeseintritt hat idealerweise mit dem Zeitpunkt des Endes der Erwerbsbeschäftigung zusammenzutreffen."
Lebensarbeitszeitdefinition der Reichsarbeitsfront
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richard graf rappoldstein,
Dienstag, 14. März 2006, 15:45
Kinder sind Leben und Liebe. Wer sie auf einen demographischen Faktor reduziert, hat nichts vom Sinn des Lebens verstanden. Kinder sind die Grundlage einer Familie und die war über Jahrtausende der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Gesellschaft. Erst mit der Industriellen Revolution wurde es der Einzelne und in unserer Zeit glauben Menschen als ICH AG das Leben meistern zu können. Das Individuum als das Wichtigste im eigenen Leben ist eine absurde Vorstellung.
Unsere Familie hat eine Geschichte, die sich bis ins 11 Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Verwandte gehören zur einer der Familien der Reichsritter. Dass ein Einzelner da der Refernzpunkt ist, ist ein aberwitziger - ein bürgerlicher Gedanke.
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noergler,
Dienstag, 14. März 2006, 16:09
Dem Poldi zitiere ich gleich den einschlägigen Artikel der Weimarer Verfassung.
Von der anderen Seite zeigt rainersacht Proletenstolz vor Bürgerthronen. Aber Lüster, alte Häuser, alte Bücher sind die wirklich wichtigen Dinge. Was, bitte, soll den sonst noch wichtig sein? Der Wirtschaftskäse? Die Parteienkacke? Der Medienmüll?
Das "antibürgerliche Kotzen" ist schon eine merkwürdige Tätigkeit in Anbetracht des Umstandes, daß es die Bürger schon längst nicht mehr gibt: Kotzen ohne Gegenstand, direkt ins Nirwana gespeibt.
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 16:13
Erlaucht, nicht jeder hat das Glück, dem Ritterstand anzugehören und eine Familie rein pekuniär gesehen überhaupt planen zu können.
Nörgler, willkommen, hast mir gefehlt in den letzten Tagen.
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richard graf rappoldstein,
Dienstag, 14. März 2006, 16:39
wenn schon - wenn es einen Fürstentitel gäbe - Durchlaucht ... und nix da mit pekuniärer guten Lage. Kinder sind keine Frage des Geldes sondern eine der Zuversicht und des Glaubes an die Zukunft.
Alte Häuser, Bücher und Lüster kommen dann fast von selber. Das wichtigste ist überhaupt Grundbesitz. Ich glaube ich vergass zu erwähnen, dass die Kinder im eigenen Park herumspringen. Der Unterhalt verschlingt Unsummen. Alleine die Rothirsche, die den Jungwuchs vernichtet ......
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donalphons,
Dienstag, 14. März 2006, 16:54
Seit man Park Avenue kennt, weiss man, dass Adel auch nicht mehr das ist, was er einmal war.
Und was den Grundbesitz angeht: Grundbesitz ist nichts ohne Lage. Die Lage ist gewissermassen der bürgerliche Beitrag zum gottgewollt-adligen Werk. Nicht umsonst verrotten im Osten viele grosse Häuser, nicht umsonst trägt mein zusammengerafftes Silber so oft v-bewehrte Initialen. Bei einer total vonigen Kanzlei in München dient die Herkunft der Partner nur noch zum Abfischen Starnberger Zahnklempner, deren Vorfahren ausm Behmischen nach Bayern kamen.
Nein, das Gerüst, an dem dieses Land klappert, wird nicht mehr durch den Adel definiert, sondern durch da Drittel, dem 3/4 des Landes gehört, den grossen und kleinen Meudalisten.
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richard graf rappoldstein,
Dienstag, 14. März 2006, 17:12
... der Alphonso Don. Die wirtschaftliche Basis ist weg. Der Lack ist ab, das Silber verkauft und das Dach undicht. Nur NEUE POST Leserinnen, die schmachtend Graf Rappoldstein sagen oder den französischen Name Comte de Ribeaupierre verführerisch verwenden zeugen vom alten Glamz und spielen das Theater weiter. Da endet man mit blonden Schicksen - wir verstehen uns hier, Don - die ein bisschen Rosamunde Pilcher spielen wollen und wacht erschrocken auf. Das war so mal, vor Jahren. Bei der heutigen Adelsbegeisterung hätte ich wohl noch besserer Karten.
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auch-einer,
Dienstag, 14. März 2006, 20:02
gibt es da nicht einen angehörigen des niedrigen adels, den ich, ohne nähere kenntnis der umstände einem gewissen münchner gschwerl zurechnen würde, der seine publizistische tätigkeit der kunst des stilvollen verarmens gewidmet hat? na ja, eigentlich recht trendstark, seine durchlaucht, und sicher auch lehrreich, sein buch. aber solange ich mir keinen ritter lang leisten kann, hat graf alexander s. bei mir pech. er kann ja mal im schloss seiner väter aus seinem werk lesen, da komme ich dann gern.
sind aber nicht alle arm, die vom niedrigen adel. einige süddeutsche adelsgeschlechter haben sich ganz gut gehalten, das haus württemberg vorneweg. auch die waldenburg-zeil - überhaupt, ein ganz rasantes geschlecht, die waldenburg-zeil. hat der che da eben bauernjörg gesagt? eben, ganz genau der, der gehört auch zur familie. mittlerweile ist man eher christlich-publizistisch (die in leutkirch erscheinende schwäbische zeitung) und kurklinisch tätig, so dass auch hier ein kultureller fortschritt wahrgenommen werden kann. auch für die fürsten fürstenberg ist die neue armut kein thema, die alte schon gar nicht.
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richard graf rappoldstein,
Dienstag, 14. März 2006, 21:40
Ein paar Häuser haben aus der Geschichte noch einen Schuh rausgezogen. Der Rest ist machulle. Revolutionen in Frankreich, Erbschaften, schlechte Geschäfte - das Leben halt. Die Kunst des stilvollen Verarmens ist ja ein solcher Brunz, dass man schreiend weglaufen möchte. Das letzte was wir brauchen ist diese Simplify your Life Attitüde, die dann noch von Alexander Schönburg propiegert wird. Das passt so zu dieser Republik in Moll. zu dieser Kirchentags-Stimmung. Ich will Rokkoko, Barock, Verschwendung und das pralle Leben. Aber bitte, bitte verschonen Sie mich mit der Bescheidenheit.
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noergler,
Dienstag, 14. März 2006, 17:27
Danke!
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btw,
Dienstag, 14. März 2006, 17:32
Darf ich mal indiskret fragen:
Haben Sie selbst Eltern / Großeltern, die sich nicht mehr selbst versorgen können?
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donalphons,
Dienstag, 14. März 2006, 17:38
Ich weiss aus eigener Erfahrung, was das bedeuten kann.
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btw,
Dienstag, 14. März 2006, 17:44
Und würden Sie die Dame, die Sie besuchen, auch dann noch so regelmäßig besuchen, wenn sie Sie z.B. nach einem Schlaganfall oder wegen fortgeschrittenen Alzheimers nicht mehr erkennt, und Sie kein intellektuelles Gespräch mehr mit Ihr führen könnten?
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donalphons,
Mittwoch, 15. März 2006, 14:19
Das ist nichts, worüber ich im Blog reden würde.
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varzil,
Dienstag, 14. März 2006, 17:43
Echte Anerkennung: der Text hat "Schmackes" und man kann die Verärgerung über die, die da die Kinderlosigkeit bejammern, aber das Altersheim meiden, nachempfinden.
Spannend bleibt allerdings die Frage, wer für die Unterbringung im Altersheim zahlt und wer zukünftig für unsere Alterspflege sorgt: ganz ohne Kinder wird das nicht gehen (mehr bei
Koriander).
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 20:46
Sowohl Don als auch ich sind, so glaube ich sagen zu dürfen, hinsichtlich Freunden und Angehörigen recht engagierte Leute. Für die Altersversorgung wird es keine alternative zur steuerfinanzierten Rente geben, für die alle einzahlen. Kinder: Ich liebe Kinder, aber es müssen nicht die Eigenen sein.
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che2001,
Dienstag, 14. März 2006, 20:57
Sowohl Don als auch ich sind, so glaube ich sagen zu dürfen, hinsichtlich Freunden und Angehörigen recht engagierte Leute. Für die Altersversorgung wird es keine alternative zur steuerfinanzierten Rente geben, für die alle einzahlen. Kinder: Ich liebe Kinder, aber es müssen nicht die Eigenen sein.
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pitsche,
Dienstag, 14. März 2006, 20:44
Ich wünschte, solche Texte würden mehr Menschen in dieser Republik lesen.
So langsam verzweifelt meinereiner jedoch und denkt mehr und mehr ans auswandern. Laßt doch den Stoiber, die Merkel, den Hundt, den Bsirske und all die anderen in ihrer Scheiße alleine.
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nite owl,
Mittwoch, 15. März 2006, 05:36
In Teilen Deutschlands gibt es "übersiedelung", anderswo das genaue Gegenteil. Und das kann und wird ernsthafte Probleme mit sich bringen.
Es ist und wird auch in Zukunft nicht jedem möglch sein seine betagten Eltern umsich zu haben bzw. zu pflegen - aus vielen Gründen.
Wer es dennoch kann sollte sich darüber freuen und nicht über andere urteilen.
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justin,
Mittwoch, 15. März 2006, 09:33
Also wir haben uns jetzt einfach mal Geld von der Bank besorgt und zwei Einfamilienhäuser bauen lassen. Diese beziehen am 1. April zu günstigem Mietpreis zwei Familien mit insgesamt fünf Kindern. Das gefällt uns - und den Familien auch.
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Es wird beklagt, dass sich die Kinder nicht mehr um ihre Eltern kümmern, diese ins Heim abschieben. Wie war das nochmal, arbeiten bis 67? Und wie war das mit den Einkommen? Wieviele Paare können sich heutzutage auf nur ein Einkommen verlassen, gleichzeitig Kinder großziehen und noch die Zeit haben, sich um die Eltern zu kümmern? Ist es nicht eher so, dass beide Partner arbeiten gehen müssen, um sich ihren und gegebenenfalls den ihrer Kinder Lebensunterhalt zu verdienen? Und wenn dann beide ausgelaugt nach Hause kommen, sich noch gleichzeitig um Kinder und Eltern kümmern? Na ja, wenn sie dann 67 geworden sind, dann haben sie ja Zeit, sich um ihre Eltern zu kümmern. Oder ihre Kinder kümmern sich um sie, so neben einem der drei lebensnotwendigen Minijobs halt...
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franz.brandtwein,
Mittwoch, 15. März 2006, 12:16
Je nu - ich habe mal in den dunklen Kohl-Jahren 20 Monate Zivildienst im Altersheim gemacht, da waren nicht nur abgeschobene Leute — wenn Omma Alzheimer hat, oder auch nur eine etwas schwerere senile Demenz, dann ist das mit dem zu Hause pflegen nicht ganz so einfach ... insofern ist die Diskussion, wenn auch wichtig, so doch etwas verkuerzt.
Allerdings - das habe ich behalten - ein Altersheim ist immer die ultima ratio und sollte keineswegs der Normalfal werden (" so Omma, bisse getz 77 - denn mal ab ...").
Und Kinder? Kinder bekommt man einfach weil die so lustig sind und so ein kleiner Mensch froehlich in das eigene Leben leuchtet wie die allerhellste Cote d'Azur Sonne im August - allen Merkels, von der Leyens Seehofers und anderer Schwachmaten zum Trotz.
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che2001,
Mittwoch, 15. März 2006, 14:29
@"Kinder bekommt man einfach weil die so lustig sind und so ein kleiner Mensch froehlich in das eigene Leben leuchtet" - eben, wenn Kinder als ein aus demographischen Gründen in die Welt zu setzendes "Plansoll" betrachtet werden, beginnt die Unmenschlichkeit. Aber solche Eierkopfüberlegungen sind weit entfernt von jeder Lebenswirklichkeit. Zum Glück.
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modeste,
Mittwoch, 15. März 2006, 18:43
Im Sommer nach meinem Abitur habe ich mal ein paar Wochen in einem Altenheim ausgeholfen, da saßen die alten Leute teilweise den ganzen Tag am Tisch und haben mit den Köpfen genickt wie die Elephanten im Zoo oder in die Luft gestarrt. Sauber waren sie, ernährt wurden sie, und es gab jede Menge kulturelle Angebote, aber die meisten waren nicht mehr in der Lage, auch nur Mau-Mau zu spielen.
Auch in diesem Heim hatten die meisten Kinder, manche Frauen hatten sechs, sieben Kinder, deren Bilder auf ihren Kommoden standen, und die nie, nie kamen, oder zwei-, dreimal jährlich. Am schlimmsten waren diejenigen dran, die noch ganz wach und bei klarem Verstand waren, und immer neue Ausreden erfunden haben, warum ihre Kinder, die auch fast alle in der Umgebung lebten, auch diesen Sonntag wieder nicht gekommen waren. Ging's ans Erben waren sie dann plötzlich da, den Schmuck abholen und die Bilder von den Wänden.
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donalphons,
Mittwoch, 15. März 2006, 18:56
Hier gab es einen Fall, da wurde eine Nichtbesucherfamilie bei ihrem 3-monatlichen Erscheinen von einer Heimbewohnerin abgefangen und gefragt, ob sie ihnen vielleicht schon mal die Barockmöbel abkaufen könnte. Die Leute lehnten ab, die haben kapiert, dass die Einrichtung wertvoll ist.
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booldog,
Mittwoch, 15. März 2006, 19:15
Solange es nicht sogar um Leib und Leben geht! Der Zivikollege eines Freundes kam in ein Zimmer, als gerade einer der lieben versammelten Angehörigen gerade so komisch das Kopfkissen ins Gesicht drückte. Worauf die Anwesenden sehr verlegen wurden und dem lästigen Zeugen spontan 200 Mark Trinkgeld aufdrängten. Ich will nicht wissen, in wievielen Fällen unentdeckt "nachgeholfen" wird.
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che2001,
Dienstag, 21. März 2006, 12:04
hatte ich eine Patientin mit Schlaganfall, die sich gut erholt hatte und erstklassige Rehaprognose hatte. Es war meine Lieblingspatientin, und sie war unheimlich tapfer. Dann stritten sich ihre nichtsnutzigen Blagen in ihrer Gegenwart darum, wer das Grab(!) pflegen sollte, und prompt, noch in der folgenden Nacht, hatte sie einen Reinfarkt mit bleibender Halbseite. Vorher hatte sie sich das Ziel gesetzt, wieder Auto fahren zu können, jetzt hatte sie sich aufgegeben. Sie lebte dann nicht mehr lange.
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strappato,
Dienstag, 21. März 2006, 12:28
Ja die Erben. Ich habe da noch eine Geschichte: Ein Bekannte von mir ist Krankenschwester in einem gehobenen Privatkrankenhaus in Boca Raton, FL. Die erzählte, wie 3 Anwaltskanzleien, von jedem Sohn eine, Tag und Nacht vor dem Zimmer des kranken Vaters sassen, um sicherzugehen, dass der Alte nicht irgendeinen Blödsinn macht und das Testament zu Gunsten eines Sohnes ändert. Weil die nix zu tun hatten, haben sie noch darüber gewacht, ob man nicht dem Krankenhaus noch einen Dollar mit Schadensersatzforderungen abnehmen kann. So wurde jedes Medikament, jedes Teil, jede Mahlzeit von den Anwälten begutachtet, bevor es ins Zimmer ging.
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... würde ich gerne am Freitag bei der Lesung hören.
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donalphons,
Dienstag, 21. März 2006, 12:43
dann dürfte ich aber nicht als Don auftreten - danke für die Blumen, aber...
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