: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 16. März 2006

Wir sehen uns in 3 Stunden

hier, oder auch nicht. Ich lese zwei Texte aus der besseren Gesellschaft in der bayerischen Provinz. Also noch nicht mal Munich Area, sondern noch schlimmer.

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Brechreiz

Vielleicht sollte ich auch mal einen Podcast machen, zum Thema, was ich von "User generated Generation iPod digitales Leben" halte. Wie bekifft muss man eigentlich sein, um sowas zu schreiben.

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Weites Land

Wer in einer leicht hügeligen Gegend wohnt, kennt das vielleicht: An den steileren Hängen sind Terassen in den Boden eingebracht, höchstens 10, 15 Meter breit, die sich um die Erhebung ziehen. In der Regel sind diese Terassen heute Wiesen, und schon etwas aberodiert. Sie sind meist Reste einer enormen Boomphase des hohen Mittelalters. Das 13. Jahrhundert war bei allen militärischen Konflikten im deutschen Reich wirtschaftlich und geistig eine Epoche der Beschleunigung, wie es sie in Mitteleuropa bis dahin nie gegeben hatte und auch bis zum 19. Jahrhundert nicht mehr geben würde. Population, Handel, Landwirtschaft, Technik, Kunst und Wissen expandierten in einem bis dahin ungekannten Ausmass. Die Folge waren Eingriffe in die Natur - und besonders in den für Ackerbau tauglichen Boden - die die Vegetation und die Landschaft bis heute mehr bestimmen als alles, was bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts geschah.

Ursachen dafür gab es viele; ein funktionierendes Fiskalsystem, die Entstehung einer Beamtenschaft zur Verwaltung, Handelsrouten, Technologietransfer, eine Lingua Franca, ein sehr günstiges Klima und medizinische Fortschritte. Die jungen Städte wuchsen rapide, die Verdopplung der Einwohnerzahl in 50 Jahren war normal. Aber auch die Dörfer drangen in die letzten echten Urwälder Europas vor und zerstörten sie. Geblieben sind nur noch die sumpfigen Flussauen, aber auch dort, entlang der Reiserouten, setzten sich die Menschen fest.



Die Geschichte ging aus vielen Gründen nicht gut aus, denn zu Beginn des 14. Jahrhunderts begann die sogenannte kleine Eiszeit, und schon vor der Pest kam es zu Hungersnot und Seuchen. Ein Beispiel etwa ist der "St. Petri Schnee", eine Getreidevergiftung, oder die Lepra, die mit dem Orienthandel nach Europa kam. Der enorme Bevölkerungsrückgang ist umstritten, aber in der Folge war wieder genug Fläche für den Ackerbau da, dass die Terassenäcker aufgegeben werden konnten. Eine andere Folge sieht man, wenn man in Mitteldeutschland Waldkarten studiert. Viele - heute dichte Wälder - haben Namen mit "roda" am Ende - dabei steht Roda eigentlich für einen Ort. Meistens handelt es sich um Wüstungen des 14. Jahrhunderts, Zeugen einer fehlgeschlagenen Kolonialisierung.

Insofern muss man konstatieren, dass die Aufgabe von Siedlungen in Zeiten sinkender Population eine ganz normale Sache ist. Man sollte auch einsehen, dass Deutschland eines der dichtbevölkertsten Länder der Erde ist; ein wenig mehr Raum für die Natur wird dem Land kaum schaden. Historisch betrachtet ist der aktuelle Zustand mit 80 Millionen Menschen ohnehin ein Ausnahmezustand; ginge es mit den Geburten- und Sterberaten der Zeit um 1910 weiter, hätte man in Deutschland absolut nichts zu lachen. Und der leichte Rückgang durch Pille, die zurückgedrängte Kirche und ungebundenes Sexualleben ist eine weitaus bessere Sache als, sagen wir mal, Pest und Hungersnot.

In etwa 50 Jahren wird sich das alles wieder eingependelt haben. Die Vorstellung, dass ein Land gross ist, wenn es viele Einwohner hat, ist lächerlich; entscheidend ist immer noch die Lebensqualität und die Freiheit, die nicht durch Karnickelprämien für die Vermehrung christlicher Extremisten und die Bestrafung der Aufgeklärten beschädigt werden sollte. Wichtiger statt dem Geburtengeflenne wäre eine Debatte darüber, wie viele Menschen dieses Land überhaupt braucht, und ob wir mit 60 Millionen nicht weitaus besser fahren - und mit uns auch die Umwelt.

Natürlich geht sowas immer auf Kosten des ländlichen Lebensraumes. Aber auch da sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Das Leben in den Dörfern war früher kein Vergnügen, die Lebensläufe der Mägde, Knechte und Häusler stehen - jenseits von Blut-und-Boden-Blabla - an Entmenschlichung in nichts den Arbeitern im Manchesterkapitalismus nach. Reich wurden die Dörfer erst durch das Bevölkerungsachstum und den Baulandverkauf sowie die EU-Subventionen. Mit dem neuen Spritzenhaus, den drei Bolzplätzen und der schönen Umgehungsstrasse lässt sich natürlich gut jammern, über die verlorene Dorfgemeinschaft, die von aussen nicht ganz ohne Grund protototalitär wirkt. Den Niedergang von Gasthaus, Edeka-Kramer und Tankstelle und Hofgeschäft haben sich die Dörfler selbst zuzuschreiben. Wer partout die Eier um 2 Cent billiger bei Norma kaufen will, darf sich nicht wundern, wenn das Lebensumfeld vor die Hunde geht.

Never mind the Käffer - spätere Archäologen wollen auch nochmal intakte Befunde sichern, aus dem 21. Jahrhundert. Man kann Flächen durchaus still legen, der Fläche ist es egal. Wer unbedingt einen Teil der Dörfer und die Landwirtschaft halten will, muss die Leute überzeugen, dass sie regional einkaufen. Bocksbeutel statt Holzfusselbrühe aus Kalifornien, Fleisch aus dem Umland, besser mal einen Feldsalat als im Winter quietschrote Tomaten, Boskopp statt supergrünsupersaftiggenetischen Glanzapfel, Roggen statt Donut, Möbel, deren Holzfasern nicht aus Kanada kommen.

Auch manche Städte werden schrumpfen, aber die maroden Blockviertel der 7oer Jahre müssen in Ost und West ohnehin irgendwann weg. Auch da bitte keine falschen Sentimentalitäten - im urbanen Raum gibt es keine Garantie auf Wachstum. Wanderbewegungen sind auch nicht wirklich neu. Wie schon im vierzehnten Jahrhundert sind es viele Faktoren, die die Veränderung hervorbringen. Aber wir haben heute wenigstens die Möglichkeit, die Faktoren beeinflussen zu können. Es werden weniger Menschen hier leben, das ist klar. Aber niemand stirbt gleich aus, wenn es weniger Menschen gibt.

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Es langweilt doch keinen, oder?

Ich kann es jetzt publik machen: Ab dem 24.3. folgt eine Woche mit Auftritten. Da ist zuest mal die II. Lesung in München. Schon einen Tag später bin ich 200 Kilometer weiter in Fürth. Dann, am 31. März, bin ich auf einem Podium bei den 2. Studentischen Medientagen in Chemnitz, und zwar um 19.30 Uhr zum Thema "Medien und Wirklichkeit". Das sind die Termine, die ich immer mit grösstem Vergnügen wahrnehme, denn bei den Studenten kann man sich der Hoffnung hingeben, dass man noch was erreicht. In der PM wird diese Seite als "ein Online-Portal frei von allen redaktionellen Regeln" beschrieben. Und dann...

Dann beginnt das grosse Vergnügen. Denn am ersten April haben sich die fabelhaften Blogsalon-Löwinnen Madame Modeste und Frau Wortschnittchen etwas Besonderes einfallen lassen. Weg von den beliebigen Massenevents, wo jeder kommt, weil man da halt so hingeht, hin zu einer Veranstaltung, die auch die Besucher fordert. Die Idee ist, dass jeder Besucher zum Buffet beizutragen hat. Während des Verzehrs lesen 10 Blogger gute Geschichten über das Essen. Sprich, da findet keine Lesung statt, sondern ein kulturelles Gelage. Um 19.30 Uhr im Café Babel in der Käthe-Niederkirchner Str. 2 in 10407 Berlin. Alle weiteren Informationen sind bei Modeste nachzulesen. Ausserdem gibt es dazu ein spezielles Kochblog.

Und damit ist sie dann vorbei, die Big Week. Ich freue mich schon drauf.

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Flickrschgeige

Aus der Reihe "Neologismus des Tages".

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