: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 3. März 2006

Der Tag, an dem die 10 Ster Holz kamen

und hinter das Haus meiner Eltern gebracht werden mussten, hatte zwei Phasen ohne Schneefall.



Die eine, als ich zu meinen Eltern gefahren bin, und die andere während des Rückwegs zum Stadtpalast, über dann eisglatte Strassen. Dazwischen gab es 8 Zentimeter Neuschnee. Manche sagen, sowas macht Naturburschen erst richtig hart. Andere sagen, so ist das Leben in Bayern. Ich sage, es gibt zwei Arten von Menschen; die einen trinken am Kachelofen den Tee, und die anderen bringen im Schneesturm das Holz nach hinten.

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Bayern verstehen

ist nicht immer einfach - selbst bei mir setzt es manchmal aus, wenn ich auf Oberpfälzer treffe. Die Oberpfalz ist für Bayern das, was der Ostfriese für Deutschland und der Burgenländer für den Österreicher ist. Aber um einen Eindruck vom Wesen dieses Landes zu bekommen, empfiehlt es sich, zur Wiege des bayerischen Herog- und Königstums zu gehen, nach Scheyern, einem kleinen Ort in der Holledau, rund 40 Kilometer nordwestlich von München. Das dortige Kloster ist den Wittelsbachern, deren Burg gleich um die Ecke lag, eng verbunden.

Die ersten drei Wittelsbacherherzöge sind hier begraben, unter anderem auch Herzog Ludwig I. der Kelheimer, der von einem Messerstecher erdolcht, den vielleicht typischsten aller bayerischen Mannstode gestorben ist. Ebenso typisch ist auch, dass man den Mörder nicht erwischt hat, gilt doch Messerstechen in bayerischen Dörfern bis heute als Brauchtumspflege und Zeichen der Mannhaftigkeit, und keinesfalls als Verbrechen.

Kloster Scheyern wird heute noch von Benediktinermönchen betrieben, und ist trotz zeitweiser Säkularisation heute wieder vollgestopft mit Rokokogemälden, goldglänzenden Altaren, juwelenübersähten Reliquien und Heiligenfiguren. Aber statt der im Norden typischen Nüchternheit gelingt es den bayerischen Künstlern nicht immer, die Religiosität rein zu erhalten; allerorten bricht sich das barocke Element, die Lebenslust und die Begierde Bahn - so auch bei dieser Bildstifterin.



Sie will, dass gebetet wir für sie, und sie hat wohl auch allen Grund dafür, denn schon die Kleidung ist alles andere als geziemend für diesen hochheiligen Ort. Ein paar Meter weiter ist ein Partikel des heiligen Kreuzes, aber die Dame lässt ungeniert nur ein dünnes Tuch den schwellenden Busen bedecken, und von da oben, wo der heilige Joseph ist, hätte er einen ganz vorzüglichen Blick aus die Schönheitspfaster, die sie, da können wir uns sicher sein, auf der marzipanweissen Haut aufgebracht hat. Die geschwungenen Lippen und der Blick gehen kaum als religiöse Verzückung durch, zu nah ist der Ausdruck und die Haltung an den unbekleideten Damen der Laszivi, kleiner, schmutziger Drucke, die die lukrative Schattenseite des Buchdrucks und seiner erbaulichen Spiesserliteratur darstellen. Die Perlenkette, die matt auf dem festen Fleisch schimmert, verrät ihren Reichtum wie die Sucht, der Nachwelt als etwas Besseres in Erinnerung zu bleiben, und so überströmt das lebensgierige Wesen der Stifterin bis heute den Raum und spricht den keuschen Gelübden derer Hohn, die tagtäglich zum Morgengebet an ihr, dem verzückten Machsmirnochmal-Lächeln und der fast schon groben Geste der rechten Hand vorbeigehen.

So ist Bayern. So behält man dieses Land und seine Töchter, und besonders die Hauptstadt München in Erinnerung, ein dreistes, ein wenig beschränktes, immer für jede Form von Zerstreuung zu habendes Luxusgeschöpf, das immer mehr nimmt als zu geben und dennoch alles zu tun bereit ist, solange es die Perlenkette nicht abnehmen muss und jemanden findet, der für einen Augenaufschlag für ihre Sünden gerade steht. Und sie weiss, dass sie uns kriegen wird, denn das, was in ihr kocht, bringt auch noch die brennende Hölle zum schmelzen.

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Die Kronleuchter kommen!

Ende März bin ich wahrscheinlich in der Berliner Region - möglicherweise gerade rechtzeitig, um mir, wie angekündigt, aus dem untergehenden Club Goya einen venezianischen Kronleuchter zu holen. Die Chancen stehen seit gestern recht gut, denn der Aufsichtsrat der AG (höhö) hat neben dem Gründer Glückstein einen zweiten Vorstand installiert: Ein Rechtsanwalt kann sich jetzt mit dem Millionenloch und fehlenden Gehältern der Mitarbeiter rumschlagen.

Hoffentlich gibt es schnell eine Entscheidung, denn ich muss wissen, mit welchem Auto ich komme - die Barchetta dürfte für so einen Millionenprojektleuchter zu klein sein.

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