Wie man Assange aus England in die USA bringt

1. Man hat - jetzt nicht wirklich toll begründete - Vorwürfe von Sexualstraftaten. Die aber reichen, damit man Assange in England festsetzen lassen kann, dank europäischer Auslieferungsabkommen.

2. Die Engländer, getrieben von den Medien und der Ahnung, dass Assange in den USA der Prozess droht, werden natürlich den Schweden sagen: Ihr könnt ihn für diese Sache haben - aber ihr dürft diese Auslieferung in diesem Fall nicht nützen, um ihn, wenn die Amerikaner es verlangen, an sie weiter auszuliefern.

3. Groooooosses Entsetzen bei den Schweden. Niemals! Assange wird zu den Vorwürfen befragt, dann sieht man weiter. Absolut sicher wird man diese Auslieferung nicht benutzen. Absolut nicht.

4. Assange wird ausgeliefert. Stellt sich heraus: Der Fall ist nicht so gravierend wie die Sexorgien des schwedischen Königs, und überhaupt, eine Lappalie. Fall nach ein paar Wochen erledigt.

5. Dieser Fall. Nach diesem Fall ist Assange frei. Blöderweise findet sich dann noch ein Vergewaltigungsopfer. Oder einem alten Vergewaltigungsopfer fällt noch ein anderer Übergriff ein. Oder Assange widersetzt sich zufälligerweise zwischendrin der Staatsgewalt. Drei Polizisten haben es gesehen! Oder er hat in seiner Zeit in Schweden sonst etwas Schräges gemacht, das jetzt erst jemandem auffällt. Oder etwas, das man schräg auslegen kann. Sowas geht bekanntlich schnell in Schweden. Also, neue Festnahme wegen neuer Sache. Muss man erst mal prüfen. Und nachdem er in England so viel Rabatzz gemacht hat, ist Fluchtgefahr offensichtlich. Das hat natürlich nichts mehr mit den Briten zu tun. Das ist erledigt.

6. Zufälligerweise wissen die Amerikaner zu diesem Zeitpunkt gerade, wie sie Assange verklagen wollen. So richtig. Unter den alten Vorgaben der britischen Auslieferung hätte man in Schweden natürlich keine Möglichkeit, dem zu entsprechen, aber die neue Festhaltung basiert ja auf ganz anderen Anlässen, und ist nur eine Sache zwischen den USA und Schweden. Und was für knallharte Anschuldigungen die Amerikaner haben! So ein Schuft! Na, da ist Schweden schnell bereit, den Mann zu übergeben.

7. Assange bekommt in den USA einen fairen Prozess nach amerikanischen Vorstellungen - solange sein Flugzeug nicht gleich in Guantanamo landet.

8. Höre ich mich an wie ein Verschwörungstheoretiker? Oh pardon. Bin eigentlich absolut nicht. Das liegt daran, dass ich jeden Morgen die Depeschen des amerikanischen Aussenamtes lese, etwa zu dem, was sie mit den Spaniern und anderen zum Thema Chavez und Venezuela alles geplant und verabredet haben. Da sieht jede Verschwörungstheorie alt aus, wenn die Spanier sagen, dass sie Chavez nicht öffentlich angreifen wollen, sich aber beim europäischen Parlemant gegen ihn einsetzen und ansonsten Journalisten schmieren, Chavez anzuschwärzen. Ich mein, das EU-Parlament sollte eigentlich nicht die Propagandaabteilung des amerikanischen Aussenamts sein, damit sich die Spanier dort einschleimen können. Aber so ist das, in Europa. Da kommt man schnell auf blöde Gedanken.

Mittwoch, 15. Dezember 2010, 16:36, von donalphons | |comment

 
Da gibt es ganz viele Bücher zu, von ganz vielen Autoren. George Orwell ist so einer oder Robert Ludlum, und und und.
Warum jetzt nicht mal im realen Leben? Afrika und Südamerika und Asien praktizieren das ja teilweise auch schon ganz gut....das ist Globalisierung!

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Schönes Fundstück. Im Hinterkopf sollte man dabei haben, dass die USA und Spanien erst ein paar Jahre vorher erfolglos versucht haben, den mit großer Mehrheit durchaus demokratisch gewählten Chávez von der Macht zu putschen. Alles im Sinne der Demokratie, natürlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Chávez#Die_Rolle_der_USA_und_Spaniens

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Manchmal kommen ja Infos im Rahmen der einen oder anderen Doku so daher und man sagt sich, spannend, aber da man jede Woche 'ne andere Schweinerei vorgesetzt bekommt, regt man sich nicht mehr sonderlich auf.

Eine Doku, bei der es mir aber wirklich kalt über den Rücken lief, weil Hollywood keinen böseren Plot hätte erfinden können, kam vor einigen Monaten im Fernsehen. Titel: Economic Hit Man. Da spazieren CIA-Agenten ("Wenn's schief geht, wir kennen Sie nicht") einfach mal so zu den demokratisch gewählten Präsidenten von Honduras und Panama und stellen sich vor: "Ich habe hier zwei Taschen. In der einen Tasche habe ich eine Pistole. In der zweiten Tasche 500 Millionen Dollar für Sie und Ihre Familie. Sie haben die Wahl! Entscheiden Sie sich richtig!"

Und wenn der Präsident die falsche Wahl trifft, kommt irgendwann ein Schakal vorbei. Er weiß nicht wo, er weiß nicht wann.

Übrigens sind beide Präsidenten, sowohl der von Honduras als auch der von Panama während der Regierung Reagan mit dem Flugzeug abgestürzt.

Noch eine Anmerkung zu Assange: Da gab's gestern in der Tagesschau einen Bericht einer Reporterin, die wunderschön die ganze trübe Geschichte erzählte, einschließlich der Tatsache, das erst eine neue Staatsanwältin den schon ad acta gelegten Fall groß wieder aufgerollt hat. Und trotzdem schloss sie ihren Bericht mit den Worten: "Das gibt natürlich den Verschwörungstheoretikern in der Umgebung Assanges neue Nahrung." Ich war baff.

So so, jemand anderes würde sich natürlich nichts bei der ganzen Geschichte denken. Aber so sind sie, unsere öffentlich rechtlichen Journalisten. Auch wenn alles dagegen spricht, finden sie die richtige devote Formulierung, mit der sie dokumentieren, dass sie immer noch auf der Seite der Mächtigen stehen und allzeit zur Kollaboration bereit sind.

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Es gibt zwei Medien, denen ich vertrauen würde: Dem Guardian und Fefes Blog.

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Genau, ohne Fefes Blog fang ich den Tag erst gar nicht an :-)

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Zwischenspeicher, es gibt durchaus Kreise, die das Buch über weite Teile für Erfindung halten und den Autor kritisch sehen. Man muß sich auch fragen: bei allem, was die Amerikaner angeblich tun konnten, waren sie nicht in der Lage, so ein Buch zu verhindern, wenn es denn wahr wäre?
Die Argumentation bzgl. Entwicklungshilfe scheint mir schwächlich, und daher glaube ich solche pauschalen Aussagen ganz sicher nicht. Ich empfehle den englischen Wikipedia-Beitrag als Lektüre.

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Dass die USA beim Allende-Putsch und der Iran-Contra-Geschichte aufgefolgen sind, um nur zwei sehr offensichtliche Beispiele zu nennen, war sicher auch nicht beabsichtigt.

Sie konnten das nicht unter dem Deckel halten, warum auch immer. Der Versuch hat jedenfalls genügend Leute das Leben gekostet.

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kleine gedankenspiele:

wie würden bundesdeutsche botschaftsnachrichten lauten? ("negerweiß" von j. schimanek. kennt das wer?)

ist der schutz der freien meinungsäußerung in der berliner republik weiter reichend als in den us of a? um wieviel?

waren die persönlichen rechte im kaiserreich in der wirklichkeit eingeschränkter als in dieser republik? um wieviel? gibt es gründe dafür?

[und noch einen oben drauf:
vielleicht sagt die bild von heute morgen "GUTT" sehr viel mehr darüber, was in umserem land ist und sein wird, als wikileaks]

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@damenwahl
Warten wir mal ab, was Wikileaks dazu zu sagen hat :-).

Die Botschaftsdepeschen sind noch nicht die richtige Quelle zum Thema. Das CIA-Archiv? Die nächste Herausforderung für Wikileaks.

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Ich glaube sofort, daß die USA ein Land sind, das Machtpolitik mit nicht immer sauberen Methoden betreibt. Ich weiß, daß viele Entwicklungsländer Kredite haben, die sie nicht leicht werden zurückzahlen können. Aber daß internationale Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit da freiwillig im großen Stil den Zwischenträger spielen - das glaube ich nicht.
Wer das aber behauptet (und noch in so marktschreierischer Manier) macht sich unglaubwürdig. Zumal manche Quellen und Referenzen mir nicht eben seriös scheinen.
Cablegate bei der CIA hingegen wäre sicherlich ein Augenöffner, voller böser Überraschungen für so manchen Politiker.

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Welche Rolle Entwicklungsorganisationen da jetzt spielen, davon habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich könnte mich jetzt einlesen, aber soviel Aufwand nur für eine "Verschwörungstheorie"? :-) Ich hab die Fernseh-Doku gesehen im öffentlich-Rechtlichen (!), was ihr eine gewisse Glaubwürdigkeit vermittelt. Auch wirkte der Typ nicht gerade unglaubwürdig. Aber vielleicht war er tatsächlich nur ein sehr guter Schauspieler.

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Rein juristisch gesehen geht Punkt 6 nicht. Die Garantie der Nicht-Auslieferung würde durch eine neuerliche Verhaftung nicht hinfällig. Dazu müsste Assange erst aus Schweden ausreisen.

Eine "reguläre" Auslieferung von Assange aus Schweden in die USA wäre juristisch extrem schwierig. Da kann die schwedische Regierung noch so USA-freundlich sein.

Nein, ich denke, das wird diskret erledigt. Der Mann hatte einfach zu viele Feinde...

Möglicherweise hat auch die derzeit in den USA tagende Grand Jury so viel Hirn, um zu begreifen, welche kapitales Eigentor sie sich mit der Verfolgung von Assange schießen.

Darauf würde ich allerdings nicht wetten.

Obama könnte dann gleich zu den Republikanern wechseln. Nur die wollen ihn nicht.

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Nicht dass ich auch nur das Geringste weiss, also habe keine Ahnung, aber ist es nicht bisweilen so, dass den Maechtigen sehr missliebige Leute Unfaelle haben, Selbstmord im neutralen Ausland begehen oder gar verschwinden? Oder an schwerer Krankheit ploetzlich versterben?

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Naja, da ist dann noch das grosse Datenpaket, das rumschweirrt und in solchen Fällen vielleicht zu öffnen wäre... je nachdem was drin steht, wäre es vielleicht keine kluge Idee. Selbst wenn es in den USA eigentlich nichts gibt, was für die Betroffenen ernsthafte Konsequenzen haben würde.

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Ebven. Wenn ein Ex-Präsident Folter anordnen darf und sich dessen noch rühmt, was soll denn da schon groß in der Insurance-Datei drinstehen.

Dass die Banken uns bestehlen? No na.

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Das gemeinsame an altem Journalismus und neuen Leaks ist: es passiert nichts.

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und wir haben alles schon vorher gewusst

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Nicht wissen wollen. Verständlich, oder zumindest nachvollziehbar.

Hans-Georgs Welt war in Ordnung, so lange er von nichts wußte...

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Zitat:" Möglicherweise hat auch die derzeit in den USA tagende Grand Jury so viel Hirn, um zu begreifen, welche kapitales Eigentor sie sich mit der Verfolgung von Assange schießen.

Darauf würde ich allerdings nicht wetten."

Ich auch nicht. Man dachte ja damals nach dem 11/09/01 auch kurz, dass man nicht mit alten Mitteln auf neue "Bedrohungen" reagieren würde. Ähm. Nun ja. Wurde dann ja leider doch nichts draus.

Kleiner Gag am Rande: In der Insurance-Datei sind dann nur 1,2GB "lol-catz-videos" drin :-)

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Neue Entwicklung. Lt. Bericht des Guardian ist es die britische Staatsanwaltschaft, die Assange in Haft halten will, u.U. monatelang.

http://www.guardian.co.uk/media/2010/dec/15/julian-assange-bail-decision-uk

Vielleicht ist der Mann in Schweden doch besser dran. Die Briten liefern den jedenfalls schneller in die USA aus als die Schweden.

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