: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 11. Dezember 2010

Einblicke & Ausblicke

Die New York Times will zeigen, dass sie auch ohne Wikileaks spannende Dinge leaken kann. Das ist auch so eine Art Fallout, den ich beim Journalismus sehe: Dass Wikileaks den Beruf vor sich her treibt. Dass man erklären muss, wozu es einen egentlich braucht, wenn es um die grossen Skandale geht. Der Unterschied zwischen Medien und Wikileaks ist, dass Medien auch selbst aktiv werden können; Wikileaks ist auf Zulieferungen angewiesen. Man kann da so oder so vorgehen; die Times, die das Cablegate-Material eigentlich nicht erhalten sollte, macht den Giftschrank justament dann auf, wenn Wikileaks eine Verschnaufpause einlegt. Der Guardian geht den anderen Weg und bitte seine Leser, ihm und seinem Spezialistenteam zu berichten - keine dumme Idee, wenn demnächst die Unterlagen der Guantanamogefangenen rauskommen. Und Spiegel Onschleim bringt "Wetten dass", das kann ihnen in ihrer unnachahmlichen Art nur die Bild streitig machen.

Aber das Interesse wandert nun mal, und bei uns in der Strasse geht die Restaurierung eines grossen Hauses langsam zu Ende. Und wirklich spannend sind da zwei Fragen: Welche Leute ziehen da ein? Und: Wie hoch ist die Miete? Das wird es uns erlauben, die nächsten Mieter gerechter zu behandeln.



Oder, was den dramatischen Fall des Hinterhauses bei mir angeht, beim Durchrechnen, was sich wie lohnt. Es sind viele Einzelposten, an die man da denken muss. Nur mal ein Beispiel: Der Kostenvoranschlag besagt, dass neue Plastikfenster nur 50% teurer wären, als die alten, doppelten Kastenfenster restaurien zu lassen. Das würde sich nach 10, 15 Jahren Heizen rentieren, wenn man selbst darin wohnte und es machen liesse. Aber wenn ich die Fenster selbst herrichte, kostet das ein paar Tage Arbeit, und vielleicht 150 Euro - und davon, dass die Mieter bei der Heizung sparen, habe ich persönlich nichts. Die Erfahrung zeigt leider, dass Mieter nun mal nach dem Mietpreis gehen, und jeder Hinweis auf besonders effiziente Fenster egal ist, wenn nur der Quadratmeterpreis 10 Cent billiger ist.

So schlimm, wie manche Abdichtungsextremisten sagen, ist es mit Kastenfenstern übrigens nicht; Natürlich gibt es einen gewissen Austausch, aber dadurch entstehen auch in den Räumen unterschiedliche Klimazonen. Am Fenster kann man dann besser arbeiten, weiter hinten eher ausruhen. Dass moderne Plastikfenster auch in 10 Jahren noch perfekt schliessen, mag ich aus eigener Erfahrung bezweifeln - keine Ahnung, warum die teuren Denkmalschutzfenster besser sind, aber die halten einfach. Und schliessen. Aber die wiederum wären für das Hinterhaus viel zu teuer.

Abgesehen davon stecken in neuen Fenstern auch Zusatzkosten, die man gerne übersieht: Trotz Einfassung mit Schaum und Silikon muss massiv im Mauerwerk rumgemacht werden, man braucht einen Spengler für die Fensterbretter, und das kostet kostet kostet. Grob geschätzt: 15-20.000 Euro. Anderthalb bis zwei Jahresmieten für das Objekt. Und rauswerfen müsste man Fenster, die noch Goldmark gekostet haben. Da haben wir noch die Rechnungen.



Im neu restaurierten Haus haben sie übrigens auch die alten Fenster drin gelassen. Abgeschliffen, gestrichen, neue Gläser eingesetzt, das war alles. Stellt sich nur die Frage, was die Mieter dafür bezahlen müssen. Aber das kriegt man hier schon raus, ganz ohne Wikileaks.

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