Einblicke & Ausblicke

Die New York Times will zeigen, dass sie auch ohne Wikileaks spannende Dinge leaken kann. Das ist auch so eine Art Fallout, den ich beim Journalismus sehe: Dass Wikileaks den Beruf vor sich her treibt. Dass man erklären muss, wozu es einen egentlich braucht, wenn es um die grossen Skandale geht. Der Unterschied zwischen Medien und Wikileaks ist, dass Medien auch selbst aktiv werden können; Wikileaks ist auf Zulieferungen angewiesen. Man kann da so oder so vorgehen; die Times, die das Cablegate-Material eigentlich nicht erhalten sollte, macht den Giftschrank justament dann auf, wenn Wikileaks eine Verschnaufpause einlegt. Der Guardian geht den anderen Weg und bitte seine Leser, ihm und seinem Spezialistenteam zu berichten - keine dumme Idee, wenn demnächst die Unterlagen der Guantanamogefangenen rauskommen. Und Spiegel Onschleim bringt "Wetten dass", das kann ihnen in ihrer unnachahmlichen Art nur die Bild streitig machen.

Aber das Interesse wandert nun mal, und bei uns in der Strasse geht die Restaurierung eines grossen Hauses langsam zu Ende. Und wirklich spannend sind da zwei Fragen: Welche Leute ziehen da ein? Und: Wie hoch ist die Miete? Das wird es uns erlauben, die nächsten Mieter gerechter zu behandeln.



Oder, was den dramatischen Fall des Hinterhauses bei mir angeht, beim Durchrechnen, was sich wie lohnt. Es sind viele Einzelposten, an die man da denken muss. Nur mal ein Beispiel: Der Kostenvoranschlag besagt, dass neue Plastikfenster nur 50% teurer wären, als die alten, doppelten Kastenfenster restaurien zu lassen. Das würde sich nach 10, 15 Jahren Heizen rentieren, wenn man selbst darin wohnte und es machen liesse. Aber wenn ich die Fenster selbst herrichte, kostet das ein paar Tage Arbeit, und vielleicht 150 Euro - und davon, dass die Mieter bei der Heizung sparen, habe ich persönlich nichts. Die Erfahrung zeigt leider, dass Mieter nun mal nach dem Mietpreis gehen, und jeder Hinweis auf besonders effiziente Fenster egal ist, wenn nur der Quadratmeterpreis 10 Cent billiger ist.

So schlimm, wie manche Abdichtungsextremisten sagen, ist es mit Kastenfenstern übrigens nicht; Natürlich gibt es einen gewissen Austausch, aber dadurch entstehen auch in den Räumen unterschiedliche Klimazonen. Am Fenster kann man dann besser arbeiten, weiter hinten eher ausruhen. Dass moderne Plastikfenster auch in 10 Jahren noch perfekt schliessen, mag ich aus eigener Erfahrung bezweifeln - keine Ahnung, warum die teuren Denkmalschutzfenster besser sind, aber die halten einfach. Und schliessen. Aber die wiederum wären für das Hinterhaus viel zu teuer.

Abgesehen davon stecken in neuen Fenstern auch Zusatzkosten, die man gerne übersieht: Trotz Einfassung mit Schaum und Silikon muss massiv im Mauerwerk rumgemacht werden, man braucht einen Spengler für die Fensterbretter, und das kostet kostet kostet. Grob geschätzt: 15-20.000 Euro. Anderthalb bis zwei Jahresmieten für das Objekt. Und rauswerfen müsste man Fenster, die noch Goldmark gekostet haben. Da haben wir noch die Rechnungen.



Im neu restaurierten Haus haben sie übrigens auch die alten Fenster drin gelassen. Abgeschliffen, gestrichen, neue Gläser eingesetzt, das war alles. Stellt sich nur die Frage, was die Mieter dafür bezahlen müssen. Aber das kriegt man hier schon raus, ganz ohne Wikileaks.

Samstag, 11. Dezember 2010, 00:31, von donalphons | |comment

 
unser versailles durfte komplett neu ausgestattet werden - und damit wurde uns die unendliche gnade erwiesen, einen recht ansehnlichen neuwagen zum fenster hinauszuwerfen.

doch alles andere wäre kein zustand mehr gewesen - z.t. einfachverglasung, fensterkreuze, die permanent auf aussichthöhe hingen, ein paar zerborstene scheiben und die ewige eisige zugluft.

nun wird die burg wenigstens schön warm (wobei ein blick auf die rechnung dabei auch behilflich ist).

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Wir haben Ende der 80er in Berlin mehrere denkmalgeschützte Altbauten mit Kastenfenstern saniert. Gleiches Thema wie bei Ihnen.
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Damals gab es eine interessante Studie von einer Holzbau(-hochschule, kann das sein?) in Rosenheim, wo u.a. auch die Restaurierung und nachträgliche Einbau von speziellem Isolierglas beschrieben war. War am Ende garnicht so viel teuerer wie Neuplaste und die neuen Mieter haben die damals zulässige 10%ige Modernisierungsumlage größtenteils gerne gschluckt.
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Ich würde mich vor allem mal darüber schlaumachen, was die Stadt ggflls. so an Zuschüsschen für Modernisierungen bereit hält... mitnehmen was geht so lange wie geht.

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auch mir fiel das ein: es gibt an manchen orten, soviel ich weiß, für die restaurierung von fenstern zuschüsse. allerdings: für denkmalschutzobjekte gibt es meines wissen sowohl auflagen als auch zuschüsse. in jedem fall interessant, dem mal nachzuforschen.

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Ohje, "Zuuuuschüsse"... "arbeitsfreies Zusatzeinkommen"... ich sehe, beim Don spielt übers Wochenende jetzt nur noch eine Platte...

http://www.youtube.com/watch?v=Xl6NfQyNLto

Guts Nächtle

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Wie gesagt: Es sind keine Einfachfenster, sondern solide Doppelkastenfenster. Mein Ururgrossvater hat damals nicht gespart. Gefördert werden allerdings nur neue Denkmalschutzfenster. Es ist ja nicht nur wegen dem Geld - wenn es nach mir ginge. würde man so viel wie möglich erhalten. Ein altes Haus ist mehr als alte Mauern.

Generell finde ich, dass Restaurieren, erhalten und vermieten eine ehrliche Art des Geldverdienens ist - und jeder, der vorbeigeht, kann sich an den schönen Altstadthäusern erfreuen.

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Die Mieter
werden Ihre Erwägungen zu den Klimazonen nicht goutieren, ebensowenig wie die Energieeinsparungsverordnungespezialisten. Das gibt ´ne tolle Wahl zwischen Holzfenstern und maulenden Mietern und Neuen Fenstern, die Ihnen voraussichtlich das Wohnklima ruiniert und die Bausubstanz verschimmeln läßt (und maulenden Mietern).

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Ja, der Schimmel, das ist nochmal ein ganz eigenes Thema. Ich denke, da sind alle Arten heimisch *hust*

Weil: Im Winter lüften hätte die alten Mieter ja Geld für die Heizung gekostet, den Schimmel wegmachen kostet nur die Vermieter.

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"davon, dass die Mieter bei der Heizung sparen, habe ich persönlich nichts" - seit wann sind bei Ihnen derartig schnöde ökonomische Argumente stichhaltiger als Vernunftargumente?
Ich bin ja inzwischen auch auf die dunkle Seite der Macht gewechselt, das heißt, um meine Ersparnisse in Sicherheit zu bringen, bin ich Vermieter geworden. Aber als erstes habe ich die alte, ineffektive Heizung rauswerfen lassen und durch die ökologisch sinnvollste Technik ersetzen lassen. Das merkt der Mieter nur durch deutlich geringere Nebenkosten, ich selbst hole das durch den Mietpreis nie wieder herein. Aber es ist vernünftig. Und das allein sollte der Maßstab sein. Sonst kann man gleich FDP wählen...

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Naja, das ist insgesamt eine komplexe Fragestellung. Die Heizung im Hinterhaus ist 5 Jahre alt und durchaus effektiv, und das Alter eines Fensters sagt wenig über seine Qualität aus. Der Trend in der Denkmalpflege geht inzwischen dahin, sogar den Erhalt der alten Doppelkastenfenster anzuraten. Als ich mein zweites Speicherzimmer gemacht habe, stand ich auch vor der Frage, ob ich das alte Fenster drin lassen sollte, und habe mich dafür entschieden.

Ich bin jetzt fast 25 Jahre in dem Thema drin. Vor 25 Jahren war es noch vollkommen in Ordnung, Plastikfenster gerundeten Scheiben einzubauen (Modern!). Dann waren bestimmte Kunststofffenster erlaubt, dann mussten es stilistisch passende Holzfenster sein, und das wiederum brachte so viele Pfuscher auf den Plan, dass einem die Behörde heute durchaus sagt: Wenn es gute Doppelkastenfenster sind, arbeitet sie auf, lasst sie drinnen, das ist im alten Haus besser für das Raumklima.

Zudem nervt es mich, etwas wegzuwerfen, das 110 Jahre funktioniert hat, und immer noch schliesst, als wäre es gestern eingebaut woren. Einfach, weil die damals das Holz 5 Jahre haben liegen lassen und es zum richtigen Zeitpunkt geschlagen haben. Sage keiner, das das Esotherik ist: Beiu unserem Dachstuhl hat man das 1600 so gemacht. Nebenan in der dazu gehörenden Kirche hat man es 120 Jahre später schon nicht mehr so gehalten. Unser Dachstuhl steht perfekt. Der in der Kirche musste ausgetauscht werden.

Was ich sagen will: Bei der Abwägung sind Heizkosten nicht alles.

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"Bei der Abwägung sind Heizkosten nicht alles"
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Bingo. Die Entscheidung wie in diesem Fall, "Alt gegen Neu" hat auch was mit dem persönlichen Stil und ästhetischem Empfinden des Hausbesitzers zu tun und nicht zuletzt auch aus ökonomischer Sicht damit, welchen Spielraum habe ich noch beim Mietpreis?
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Wenn ich für eine unmodernisierte Kaschemme vorher schon am oberen Ende des Mitspiegels / Mietniveaus vermietet habe, rechnet sich halt eben jeder weitere Cent für die Zukunft so gut wie nicht mehr.
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Mit bestehenden Mietern kann man sehr wohl im Vorfeld Gespräche über eine Modernisierung und deren teilweise Umlegung auf die Mieten führen. Bei nachfolgenden Neuvermietungen ist das ohnehin kein Problem, vorausgesetzt ich liege immer noch im Mietpreisniveau des "Viertels". Zudem dürfte beim Don kaum außen am Haus ein Vermietungsschild hängen, "Alles muss weg".
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Ich denke mal, angesichts sinkender Bevölkerungszahlen werden in den nächsten Jahren grade im Modernisierungsbereich für viele Nachkriegsbauten die Weichen gestellt, ob sie auch in 20-30 Jahren noch State of the Art sind oder wie im Osten der Abrissbirne zum Opfer fallen. Auch die Absatzrekorde einer Autofirma wie den Herren der Ringe, sind keine Gewähr dafür, dass in den nächsten 10 Jahren die am anderen Ende der Welt verkauften Autos immer noch am Ort des Mietobjektes gebaut werden.

Schöne Aufgabe, die dem Don da bevorsteht.

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Keine Ahnung.

Aber ein paar Hinweise: Es gibt hier auch noch eine Menge anderer Dinge ausser "Auto", nur hat die Waffentechnik kein Begehr, da gross darauf hinzuweisen, was im Wald bei Manching ist. Ich glaube nicht daran, dass die automobilen Strukturen der Gegenwart erhalten bleiben. Ich glaube aber daran, dass es Mobilität weiter geben wird, und die Technologieführer in diesem Bereich die besten Chancen haben, sich auf die neuen Möglichkeiten umzustellen. Audi zum Beispiel ist ganz vornbe dran beim Umgang mit Alu und Leichtbau. Abgesehen davon kann die kreisfreie Stadt sowieso kaum mehr wachsen. das geht alles in die Landkreise aussenrum - und die Schlafkäffer wären wohl als erste betroffen. Was auch nicht schlimm wäre, auch ein Ingolstadt von 1990 war schon ein ziemlicher Renner.

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Kein Hexenwerk,
solch eine Sanierung von Kastendoppelfenstern!

Und, je nach vorhandener Substanz, öfter als man denken mag die bessere Wahl.
Allerdings ist es technisch keine ganz anspruchslose Arbeit, und man kann doch ziemlich viel falsch machen.

Wenn Sie's tatsächlich selbst machen wollen - ziehen Sie möglichst einen erfahrenen Bautischler Ihres Vertrauens hinzu.
110 Jahre ist für ein Holzfenster schon ein stolzes Alter.

Aber wenn Sie es gut machen und bei entsprechender Pflege können Sie den Dingern noch einige Jahrzehnte Lebensdauer schenken.

Neue Fenster, auch hochwertige, sind noch stets ein schwerer Eingriff in die Anmutung eines Hauses.

Und energetisch "schneiden" gut sanierte Kasten - Doppelfenster gar nicht mal so schlecht "ab".

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Unbemerkt von der Leserschaft habe ich so etwas auch im Gang des Haupthauses vorletztes Jahr gemacht - und das Ergebnis mag durchaus zusagen.

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Oh, dann sind Sie ja auf vertrautem Fuß mit Wetterschenkel und Dichtungslippe und es bleibt mir nur, gutes Gelingen zu wünschen.

Schön, wenn die "alten" Holzmedien hin und wieder leaken –
Unschön, wenn es die alten Holzfenster tun.

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Der Hausherr wird doch nicht ernsthaft an einen Tausch Holz gegen Plastik gedacht haben?

Doppelkastenfenster sind genauso gut wie Kunststoffmüll und für den dauerhaften Erhalt von alten Häusern unabdingbar.

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Landesdenkmalpflege BW
die aktuelle Ausgabe des Periodikums berichtet von energieeffizienter Sanierung dieser Doppeldingsfenster auf dem neuesten Stand der Forschung ... to whom it may concern

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Moderne Fenster mit Gummidichtung sind bei -10 bis -20°C über ein paar Tage auch nicht ganz dicht. Früher (20 Jahre) wurden die alten Doppelkastenfenster mit selbstklebendem Schaumstoffband abgedichtet. Von einem gut lackiertem Fenster ging das auch problemlos ab.

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Kastenfenster behalten.
Sie werden energetisch gern schlechter geredet als sie sind. Ihr Schallschutz ist unübertroffen.

Beim Nachrüsten von Dichtungen beachten: Innenflügel dicht, Außenflügel weniger. Sonst beschlägt es im Kasten. Das machen sogar Fensterbauer gern falsch.

Und wenn kein Einzugs- und Einhängedruck da ist am besten wieder Ölfarbe verwenden.

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