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Samstag, 18. Dezember 2010
Mittleres Politmanagement auf dem Schrottplatz
Ich denke, niemand erwartet an dieser Stelle Mitleid meiner Person mit unserem Noch-Aussenminister namens Westerwelle. Als er mit Möllemann bräunliche Stimmung machte, hatten wir einen hübschen Namen für ihn: Möllewelle. Geschadet hat ihm das auf lange Sicht nicht, nur auf ganz lange Sicht sieht es etwas anders aus - da hat er einfach zu viele Fehlgriffe getan, und zu wenig gelernt.
Denn was soll so ein Aufsteiger - ein Neureicher der Politik, könnte man auch sagen - tun, wenn sein Aufstieg beendet ist und er nicht mehr den Roland Koch machen kann, weil der Absturz längst eingesetzt hat. Der Marktwert in der Privatwirtschaft für abgehalfterte Politiker hat auch etwas damit zu tun, wie sie die Politik verlassen haben; rechtzeitig als scheinbare Sieger oder zu spät, wie beispielsweise Stoiber, Huber, Beckstein und bald auch Seehofer. So ein Verlierer ist kein Schmuck für den Vorstand, und es gibt auch keinen Grund, ihn für teure Vorträge bei Banken zu buchen, da man ihn entmachtet hat.
Jemanden wie Westerwelle kann man auch nicht einfach nach Brüssel abschieben, oder anderweitig versorgen: Wenn 2011 erst mal rum ist, wird die FDP massenhaft weitere Versorgungsfälle haben, die in den Parlamenten keinen Platz mehr finden. Und schon jetzt ist absehbar, dass es den Bundestagsabgeordneten grossenteils auch nicht besser ergehen wird: Dann noch den Mann zu bevorzugen, der es angerichtet hat und zudem zu spät einsah, dass er es weder als Minister noch als Parteivorsitzender kann, erscheint wenig opportun. Zumal man auch davon ausgehen sollte, dass ein Gegenputsch nie ganz auszuschliessen ist.
Dabei ist das Schicksal dieser Person eigentlich ein Musterbeispiel für den Liberalismus: Schneller Durchmarsch, leistungsorientiert zumindest in den Lippenbekenntnissen, strategisch denkend, auf den eigenen Vorteil bedacht, am Markt der Wähler orientiert und mit dem Speichellecken ähnlich gepolter Johurnalisten endlich ganz oben im mittleren Management angekommen, wo dann erst mal Boni an die Unterstützer verteilt werden. Solche Leute werden, wenn sie wenig können, vom System schnell wieder rausgekegelt, und bilden eine eigene Gruppe der Chancenlosen: Nie hoch genug gekommen, zu offensichtlich inkompetent, massenhaft Referenzen, aber nicht mehr markttauglich, und blöderweise noch nicht alt genug für die Rente. Im Nichtberufsleben werden solche Leute oft Alkoholiker; Westerwelle wird vielleicht irgendeine Stiftung leiten, wenn es hoch kommt, und irgendeine Wirtschaftsdingensspezialsache. Macht die SPD ja auch nicht besser, die es nicht schafft, Restbestände und Altlasten wie Struck und den eigentlich wegen des Kurmaz-Skandals untragbaren Steinmeier zu entsorgen.
Kein Wunder, dass Westerwelle jetzt kämpfen will. Bleibt ihm auch nichts anderes übrig.
Denn was soll so ein Aufsteiger - ein Neureicher der Politik, könnte man auch sagen - tun, wenn sein Aufstieg beendet ist und er nicht mehr den Roland Koch machen kann, weil der Absturz längst eingesetzt hat. Der Marktwert in der Privatwirtschaft für abgehalfterte Politiker hat auch etwas damit zu tun, wie sie die Politik verlassen haben; rechtzeitig als scheinbare Sieger oder zu spät, wie beispielsweise Stoiber, Huber, Beckstein und bald auch Seehofer. So ein Verlierer ist kein Schmuck für den Vorstand, und es gibt auch keinen Grund, ihn für teure Vorträge bei Banken zu buchen, da man ihn entmachtet hat.
Jemanden wie Westerwelle kann man auch nicht einfach nach Brüssel abschieben, oder anderweitig versorgen: Wenn 2011 erst mal rum ist, wird die FDP massenhaft weitere Versorgungsfälle haben, die in den Parlamenten keinen Platz mehr finden. Und schon jetzt ist absehbar, dass es den Bundestagsabgeordneten grossenteils auch nicht besser ergehen wird: Dann noch den Mann zu bevorzugen, der es angerichtet hat und zudem zu spät einsah, dass er es weder als Minister noch als Parteivorsitzender kann, erscheint wenig opportun. Zumal man auch davon ausgehen sollte, dass ein Gegenputsch nie ganz auszuschliessen ist.
Dabei ist das Schicksal dieser Person eigentlich ein Musterbeispiel für den Liberalismus: Schneller Durchmarsch, leistungsorientiert zumindest in den Lippenbekenntnissen, strategisch denkend, auf den eigenen Vorteil bedacht, am Markt der Wähler orientiert und mit dem Speichellecken ähnlich gepolter Johurnalisten endlich ganz oben im mittleren Management angekommen, wo dann erst mal Boni an die Unterstützer verteilt werden. Solche Leute werden, wenn sie wenig können, vom System schnell wieder rausgekegelt, und bilden eine eigene Gruppe der Chancenlosen: Nie hoch genug gekommen, zu offensichtlich inkompetent, massenhaft Referenzen, aber nicht mehr markttauglich, und blöderweise noch nicht alt genug für die Rente. Im Nichtberufsleben werden solche Leute oft Alkoholiker; Westerwelle wird vielleicht irgendeine Stiftung leiten, wenn es hoch kommt, und irgendeine Wirtschaftsdingensspezialsache. Macht die SPD ja auch nicht besser, die es nicht schafft, Restbestände und Altlasten wie Struck und den eigentlich wegen des Kurmaz-Skandals untragbaren Steinmeier zu entsorgen.
Kein Wunder, dass Westerwelle jetzt kämpfen will. Bleibt ihm auch nichts anderes übrig.
donalphons, 00:53h
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Ich möchte vor weiteren Rettungen gerettet werden
Das geht nämlich so: Am Abend beschliesst ein inkompetenter Sauhaufen von sog. Regierungschefs der EU weitere Rettungsmassnahmen, ganz schnell, husch husch, die massive finanzielle Folgen und Belastungen für weitere Jahre haben werden. Durchgerechnet? Sicher nicht. Risikoanalyse? Das machen doch Politiker nie? Worst Case Szenarien? Nur nicht die Leute beunruhigen. Demokratie? Parlamente? Fucking egal! Ratifizierung bis 2012, wenn es denn bis dahin Bestand hat.
Am nächsten Morgen kommt eine Ratingagentur daher, und tritt die Iren ungeachtet irgendwelche Beschlüsse weiter in die Tonne. Weil jedem, der für ein Fünferl denken kann, klar ist, dass die nicht mehr aus dem Loch rauskommen. Keine alte Marktsau interessiert sich für das Geschwätz irgendwelcher Politiker. Das läuft seit zwei Jahren und hat nichts gebracht - warum sollte es jetzt was ändern? Und soweit, dass die EU den Banken an den Kragen geht und sie im Zweifelsfall auch abräumt, wird es nicht kommen. Die würden ihre Bürger in die Sklaverei verkaufen, solange sie den Bankstern weiter hintenrein kriechen dürfen.
Gleichzeitig ist aus der europäischen Familie ein banaler Familienstreit geworden, wo sich alle gegenseitig zum Hals raushängen. Da gibt es protototalitäre Vertuscher und halbkriminelle Bilanzfälscher, feige Winsler und Anderendashausanzünder, und das alles an der Spitze. Will man so eine Familie? Nein. Und deshalb plädiere ich erneut für einen gepflegten, letzten Familienkrach und Familienbruch mit einer Aufteilung, die was Anständiges aus der EU macht: Eine Rest-EU und eine Gross-Schweiz. In der FAZ.
Am nächsten Morgen kommt eine Ratingagentur daher, und tritt die Iren ungeachtet irgendwelche Beschlüsse weiter in die Tonne. Weil jedem, der für ein Fünferl denken kann, klar ist, dass die nicht mehr aus dem Loch rauskommen. Keine alte Marktsau interessiert sich für das Geschwätz irgendwelcher Politiker. Das läuft seit zwei Jahren und hat nichts gebracht - warum sollte es jetzt was ändern? Und soweit, dass die EU den Banken an den Kragen geht und sie im Zweifelsfall auch abräumt, wird es nicht kommen. Die würden ihre Bürger in die Sklaverei verkaufen, solange sie den Bankstern weiter hintenrein kriechen dürfen.
Gleichzeitig ist aus der europäischen Familie ein banaler Familienstreit geworden, wo sich alle gegenseitig zum Hals raushängen. Da gibt es protototalitäre Vertuscher und halbkriminelle Bilanzfälscher, feige Winsler und Anderendashausanzünder, und das alles an der Spitze. Will man so eine Familie? Nein. Und deshalb plädiere ich erneut für einen gepflegten, letzten Familienkrach und Familienbruch mit einer Aufteilung, die was Anständiges aus der EU macht: Eine Rest-EU und eine Gross-Schweiz. In der FAZ.
donalphons, 12:47h
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