Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen

Und zwar buchstäblich:



Naja. Anderen fällt vielleicht das iPhone runter oder die Charaktervortäuschung, wenn es darum geht, einen Auftrag zu ergeiern, der anderweitig zugesagt ist, manche fallen auch gleich selbst, denn es ist glatt: Ich bin so eine Art Hausmeister. Mir fällt ab und zu die Decke auf den Kopf. In diesem Fall bis runter zu Malschicht von 1720/21, was die letzte grössere Restaurierung des Hauses darstellt.

Wäre das jetzt meine Wohnung, ich würde jauchzen und alle neueren Schichten runterhauen, und das Original dann einfach fixieren, mit allen Schrunden und Schäden. So macht man das in Italien, und wenn man schon mal das Glück hat, so etwas in Deutschland zu finden, dann sollte man die Gelegenheit auch nutzen. Weil es einfach genau so wunderbar passt.



Leider ist es nicht meine Wohnung, sondern eine andere, ein Stocwerk tiefer, und sie wurde gerade durchrestauriert. Dabei wurde auch die Decke von ca. 1845 (das war höchstwahrscheinlich meine Familie beim Erwerb) fixiert und neu verputzt. Die Alten von 1845 wussten, was sie der Decke an Gewicht zumuten konnten. Wir hatten leider keine Ahnung. Naja. Zu viel Gewicht, dazu Feuchtigkeit, das löst, da entstehen Risse, und dann kommt es runter.

Es ist nicht meine Wohnung, sie ist schon wieder vermietet, und jetzt muss da leider eine neue Decke eingezogen werden. Klingt brutal, ist aber aus denkmalpflegerischer Sicht das Beste, was man nach dem Freilegen und Sichern (was recht lange dauern würde) tun kann.

Es ist ein altes Haus. Da kann so etwas eben passieren.

Donnerstag, 2. Februar 2012, 23:15, von donalphons | |comment

 
Sieht aus wie Einschusslöcher
Ist da jemandem das Maschinengewehr ausgerutscht?

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Nein, da wird die Wand gepickt, damit sich der neue Verputz gut hineinsetzen kann.

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Obwohl er mitten im Sumpf wohnt, hatten die Altvorderen keine Schilfmatten von unten an die Decke genagelt als Putzträger?
Den Deckenputz direkt auf die Holzdielen, wie das Photo zeigt?
Erstaunlich, daß das so lange gehalten hat.

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Darunter kommt noch was, aber ich habe nicht nachgeschaut.Dielen würde ich jetzt eher nicht vermuten, es gibt einen Durchbruch ein Stockwerk drüber, da sind Schilfmatten eindeutig drin.

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loecher=stachelwalze=schade....

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Bei einer Berliner Altbaupinselmodernisierung wäre so was vollkommen normal... aber schon nach 4 - 5 Jahren.

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Man muss sagen: Nach anderthalb Jahrhunderten kann man auch mal über das Auslassen der irdischen Gerechtigkeit sprechen. In Berlin brauch einer Bekannten mal die Wanne raus, kurz nachdem der Bauträger für das Luxusheim pleite war.

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Wie soll nun repariert werden? Was zeigt denn das Photo? Es sieht aus wie Holz mit dunklen Astlöchern. Aber vielleicht täuscht die Farbe, und es ist Lehm, mit Resten alter Bemalung? Das quillt mit Feuchtigkeit, wölbt sich, und plumpps. Daher gerne genommen: Trockenbauelemente.

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Das ist ein polychromes Eckmotiv mit Palmette. Hier nochmal in Gross:

http://rebellmarkt.blogger.de/static/antville/rebellmarkt/images/3feb21.jpg

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Grösser, aber genauso undeutlich.
Willkommen im Rorschach-blog :-)

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Vielleicht kann man diese Decke den Mietern schmackhaft machen?

Die Farbschichten vorsichtig entfernen, wo es geht und die noch vorhandene Historie freilegen. Man kann bestimmt etwas sehr originelles aus diesem Problem gestalten.

Der Maklerspruch dazu wäre: "Dialog mit Jahrhunderte alter Jesuitenmalerei".

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Ich weiss schon..
Die Leute sind nicht so.
Die Leute wollen Gipskartonplatten.

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Das läuft mir ja nicht weg.

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Arschäologie braucht Zeit, man denke an den vergessenen Alfons Schliemann und den Schatz des Priapos.

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"Das läuft mir ja nicht weg.", richtig.
Tolle Sache.
Mit einer abgehängten Rigipsdecke bliebe man vermutlich minimal invasiv und schützte neben der Malerei auch den Mieter vor Überraschungen.

(Man mag sich kaum ausmalen, was auf den Wänden ...)

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Rankendekore.

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Ok, na, langweilig wird's Ihnen da wohl nie ...

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Nein, in diesem Haus nicht,

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nach der großansicht würde ich die wohl schablonierte deckendekoration auf mitte 19. jh schätzen - 1845 f. wäre kein schlechter zeitpunkt - aber nicht den jesuiten anlasten. dafür spricht auch die verwendung des intensiven blau, welches mit der erfindung des synthetischen ultramarin in den 30er jahren zur absoluten modefarbe wurde, vorher hingegen praktisch unbezahlbar war, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Ultramarin. häufig sind die decken statt auf rohrmatten auch auf spalierlatten geputzt. die technik des anpickens für den neuverputz einer decke anzuwenden, halte ich hingegen für "kühn", es ist erstaunlich, daß das überhaupt so lange gehalten hat.

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