: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 14. April 2005

Selbstauferlegtes Blogverbot

Liebe Leser,

ich habe eine mir selbst gesetzte, schon weit ausgebeulte und die Gutmütigkeit meines Verlegers indiskutabel ausreizende Deadline bis Freitag nächste Woche. Ich brauche jede Minute. Es wird hier recht wenig zu lesen geben, solange.

Don Alphonso.

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Club der polnischen Gewinner

Polnische Lebensmittel - die Alternative zu Hartz IV.



Terrormarketing: Offene und direkte Ansprache der Ängste, die den Kaufreiz stimulieren. Da können Aldi und Lidl noch was lernen.

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Sieh an...

Was für ein hübsches Projekt:

Niemand & keine Partner.

Ich prophezeie denen eine grosse Zukunft, bei unseren fähigen und kompetenten Werbe- und Kommunikationsagenturen.

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Real Life 14.02.2005 - Höflichkeit

In Neukölln, wo man es m wenigsten erwarten würde, gibt es ein hervorragendes Thai-Restaurant mit für Berliner Berhältnisse gehobenem Preisniveau. Nachdem man mit Geschäftskunden schlecht in das Monsieur Voung oder ähnliche Spasslokationen voller Touristen und sich mal was leistender Eingeborenen gehen kann, landet man hier zwangsläufig, wenn man es mit Partnern aus Fernost zu tun hat. Noch dazu, wenn sie zwei Tage zu früh eintreffen, die Bekannten aber noch in München an den letzten Powerpoints frickeln und panisch versuchen, ein ferngesteuertes Abendprogramm für die überpünktlichen Gäste zu organisieren. Bis dann jemandem einfällt, dass der Don doch in Berlin ist, den kann man fragen.



Sie sind zu dritt, zwei Entscheidungsträger und eine Übersetzerin. Die Übersetzerin wäre nicht wirklich nötig; was auf Englisch vorliegen soll, wurde bereits übertragen. Die Übersetzerin ist gewissermassen die Bestätigung der ernsten Absichten; man zeigt, dass man vor hat, sich intensiv mit dem Projekt auseinander zu setzen, und nicht nur auf Firmenkosten einen Trip in das Land der hässlichen Langnasen macht, die sich sowieso nicht benehmen können. Ich hatte 2000 mal mit einer Delegation aus Thailand zu tun und habe mir beibringen lassen, dass der germanische Handschlag - beide Seiten stellen damit sicher, dass der andere in diesem Moment nicht zum Schwert greift, soviel zum Thema europäische "Zivilisation" - dort nicht üblich ist. Meine Verneigung fällt immerhin so ordentlich aus, dass man mi danach doch zart die Hände zur berührung offeriert.

Die Übersetzerin sitzt den ganzen Abend dabei und sagt fast nichts. Die beiden sagen freundliche Dinge über die Stadt, obwohl uns vor dem Lokal ein nicht ganz atypischer Alki aggresive, auch für mich unverständliche Dinge zugerufen hat, und unten an der Strassenecke ein paar Jugendliche das Schlägern üben. Wahrscheinlich sind die Gäste das gewohnt; wie sie erzählen, waren sie auch schon mal auf Standortsuche in den weniger guten Regionen Chinas unterwegs, in Birma und im Mittelwesten der USA. Morgen wollen sie den Tag nutzen, um bei den Niederlassungen von Bekannten vorbeizuschauen. Ich bin irgendwie ganz froh, dass sie mit dem Rücken zum Fenster sitzen, wo gerade ein Proll seinen Pontiac Firebird abstellt und anfängt, mit der Blondine vom Beifahrersitz zu streiten.

In meiner Heimat wohnte die Strasse runter ein anderer Clan der besseren Gesellschaft, dessen Oberhaupt Stickereimaschinen in den fernen Osten verkaufte. Die Clans verkehrten freundschaftlich miteinander, und das Oberhaupt gab sich alle Mühe, mir als Kind die Faszination des Orients nahe zu bringen. Der Weg dahin führte über den steinigen Weg des Essens mit Stäbchen. Auch, wenn ich es damals gehasst habe, nach all den westlichen Riten wie Arme anlegen, Finger spreizen, Stühle schieben und Frauen den Vortritt lassen, jetzt auch noch die Rituale eines anderen Kulturkreises zu erlernen, war gestern nach fünf tragischen Minuten die Fähigkeit im Umgang mit Stäbchen wieder da. In meinem Innersten widerstreiten die Kulturräume; die hoch aufgerichtete europäische Haltung, die man auf Biedermeierstühlen mangels Flächen zwangsweise erlernt, liefert sich einen Krieg mit der geduckten Haltung, die das Essen mit Stäbchen erfordert. Man berührt in Europa das Geschirr nicht und arrangiert alles mit Messern und Gabeln; bei Stäbchen ist man gezwungen, diese Haltung abzulegen. Das führte vor Jahren dazu, dass meine Liebste die eigentlich nie genutzten schwarzen Lackstäbchen einfach benutzte, um ihre Haare hochzustecken, was sehr hübsch asiatisch aussah, aber der Übung mit diesem Essgerät nicht förderlich war.

Nach zwei Stunden ist alles überstanden, und ich vermute, dass sie einen im Rahmen des Möglichen guten Eindruck vom Emissär des langnasigen, primitiven Kulturkreises haben, die sich zwar nicht benehmen können, aber sich zumindest Mühe geben. Am Freitag steht dann der Haifischtransport durch Berlin an. Mit dabei wird dann einer sein, der an und für sich ein herzensguter Knochenbrecher ist, lustig, joval, rund und chronisch gut drauf. Sein Markenzeichen ist das Schulterklopfen, was schon in Mitteleuropa manchmal für Erstaunen sorgt. Soweit ich weiss, haben ihn die anderen Haifische bereits gebrieft, dass die andere Seite wichtig ist, und er sich ordentlich benehmen soll. Ich wäre ja zu gern dabei, wenn dieses Mannsbild zwei Tage lang versuchen muss, sich gemäss den fernöstlichen Ansprüchen an Höflichkeit zu beugen. Es ist sein erster Kontakt jenseits des europäischen Kulturkreises.

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