: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 7. Februar 2012

Abhärtung

Es hilft, wenn ich dabei an sommerliche Radtouren - und hier: In Begleitung einer jungen Dame und langsam - denke. Das lenkt ab.



Und jetzt mal so nach oben geschaut: Das Wetter ist, für sich genommen, schön! Die Luft ist selten klar, der Himmel ist blau, die Sonne scheint, in der Nacht funkeln die Sterne am Firmament... das hat schon was. Da kann man doch nicht den ganzen Tag drin sitzen. Und bei den Benzinpreisen müsste schon mehr als eine Erkältung herauskommen, wenn es sich nicht mehr lohnen sollte, die täglichen Wege mit dem Rad zu bestreiten. Das Auto ist auch nicht wärmer. Das Husten ist aber nichts. Nur ein Reizhusten. Weil es so trocken und staubig ist.



Ich habe trotzdem, zufällig fast, feststellen müssen, dass man mit dem Zug nach Palermo mindestens 24 Stunden unterwegs ist und vier mal umsteigen muss (Palermo, 18 Grad, ich bin bestens informiert dank einer Internetzeitung). Irgendwie habe ich allerdings auch keine Ahnung mit Last-Minute-Portalen, was mich von Verweichlichung abhält, sagen wir mal, 4 - 7 Tage mit Flug, Hotel mit Internet, Region Palermo oder Catania, das wäre schon dekadent für einen allein, Startpunkt München Franz Josef Corrupti, und ich würde dann auch das obige Ding mitnehmen; 8 Kilo, das sollte schon passen.



Andererseits bin ich dieses Jahr noch lang genug in Italien, und vielleicht sollte ich die Zeit auch nutzen, um daheim etwas italienisch zu lernen. Solche Entscheidungsprozesse sind auf dem freien Feld, wo es dann richtug kalt wird, eine feine Sache, man hat etwas zu denken und wird von den Schmerzen abgelenkt. Wären es nicht jeden Tag vier kurze Etappen, ich würde nicht mal so weit fahren. Ich würde daheim bleiben. Wie viele andere auch. Das Nachtleben ist momentan deutlich reduziert, manche sind in die Türkei oder nach Marokko geflohen, die meisten bleiben zur Abendgestaltung vor einem Buch, und eine Feier im Altmühltal wurde erst mal verschoben: Wir hatten uns das wildromatisch vorgestellt, in der Nacht mit Fackeln und Schnee, aber so macht das keinen Spass. Fast versteht man den Wulff, dass er bei diesem Wetter nicht sein Schnorrigut aus dem Schloss in den Klein-SUV packen will.



Es bleibt also nur die kleine Verweichlichung am Abend, allein zu Hause, mit einer Torte, und dem Telefon, an dessen anderem Ende erzählt wird, wie es gerade auf den Terrassen über dem Goldenen Horn ist. Mn kann mit den Katzen draussen sitzen. Sehr verweichlicht.

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Man muss aus allem etwas machen.

Ich denke, das ist eines der Geheimnisse von Reichtum im Leben: Die Fähigkeit, auch aus weniger guten Dingen etwas Famoses zu machen- Das ist mitunter schwierig, aber seitdem ich ein Blog habe - und obendrein noch ein anderes, für das ich bezahlt werde - schlachte ich gern Erlebnisse, Ereignisse und Geschichten aus, die auch gerne an mir hätten vorbei gehen können. Stürze vom Rad, explodierende Atomkraftwerke, den reichshauptschnorri.

Das ist eine Art, solchen Vorkommnissen und den Beteiligten ein Zurück Marsch Marsch ins Gesicht zu prägen. Wobei "Zurück Marsch marsch" sicher nicht meine Ausdrucksweise im persönlichen Umgang ist, aber manche denken so über andere, wenn es ihren Zielen und Wünschen hilft: Natürlich verpackt in pseudomoralische Argumentversuche. Also habe ich damit das etwas unschöne und schwierige Thema bewältigt, welche richtigen und falschen Schlüsse man aus gezielten Benachteiligungen und Zurücksetzungen zieht, je nach Schicht, aus der das Üble kommt. Auch das ist so ein Thema, über das man ansonsten gerne schweigt, weshalb man wenig darüber findet. Man steht nicht gern zu seinen schwachen Gedanken. Ausser natürlich es lohnt sich.

Um dem Ganzen jetzt auch noch eine positive Wendung zu geben:



Das mit dem Besten daraus machen geht sogar bei Roquefort. Ich mag Gorgonzola, wenn er mild und in Saucen ist; an Roquefort konnte ich mich aber nie gewöhnen. Aber wie es nun mal so ist, war es kalt auf dem Wochenmarkt, es waren wenige Leute da, und meinem Käsehändler blieben ein paar Becherl Frischkäse in diversen Variationen übrig. Eines packte er mir dazu und meinte, das würde mir schmecken. Leider war es Frischkäse mit sehr viel Roquefort. Die Person, die damit etwas hätte anfangen können, hatte ich 24 Stunden davor zum Bahnhof gebracht, und sie kommt auch nicht in den nächsten Tagen zurück.

Da sass ich also mit dem Roquefortfrischkäse und überlegte. Zermarterte mir das Gehirn. ich weiss, wie ich den Verrat für die FAZ aufschreibe, aber Roquefort? Der Roquefort stand daneben und pestete meine Küche voll. Und ich hasse doch das Wegwerfen so sehr. Letztlich habe ich etwas Creme Fraiche genommen, zwei Eier, 100 Gramm fein geriebenen Scamorza, eine grosse, rote, weiche Parpika, recht viel rote Zwiebel, und eine kleine Zucchini, die dringend weg musste, Salz und Pfeffer und, weil die Mischung zu flüssig war, eine Handvoll Mehl. Und dazu den teuflischen Roquefort, und alles vermengt. Und darüber und teilweise auch hinein zwei kleine Ochsenherzentomaten.

Und was soll ich ahnen: Der Roquefort wird dadurch so stark gezügelt, dass er mehr als nur geniessbar ist. Eine Note merkt man, aber es ist wirklich nur eine Note in einem südfranzösischen Lied aus dem Backofen.

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