Vorerst Burgwedel

Den Buchtitel sollte man sich sichern, der wird noch gebraucht, wenn sich Wulff und Di Lorenzo in einem Jahr in London treffen, um auszuloten, was denn jetzt so Sache ist und was man tun kann,. neben den Beraterposten und was da sonst noch alles an weichen Landeplätzen kam. Vorerst Burgwedel, also, was soll ich sagen: Ich war ja auch mal eine Weile in Berlin, ungefähr so lange wie Wulff, und man kann da auch die guten Seiten sehen.



Gut, es gibt hier keine schnell eröffnete Galerie, die nur von der Hoffnung lebt, keine HdK-Schneiderinnen, die nach 3 Monaten die Miete nicht mehr zahlen können, und keinen Kulturetatgünstling wie diesen Pollesch da, das Programm in der Provinz ist nicht so dicht, aber auch nicht schlecht. Man nimmt halt, was kommt, und es kommt so einiges,eigentlich mehbr, als man brauchen kann, und dann sind ja auch noch die Nachbarorte da. Langweilig ist es jedenfalls nicht, und man muss auich nicht den anderen beim ualvollen Herausfallen aus der Jugend zuschauen, weil dritte Zähne nun wirklich nicht mehr ins Wasauchimmernochdaist passt. Es gibt einfach nicht den Druck, mit den Kindern mitzuspielen. Und seine jungen Ansichten kann man sich trotzdem behalten.



Ja, sicher, schlecht wäre es gewesen, wäre ich von einem Palast in eine Klinkerhälle gezogen, aber bei mir war es anders: Vom Art-Deco-Altbau ins echte Baudenkmal mit all seinen Geschichten, von denen ich gerade eine mit Kakerlaken in der FAZ erzähle. Ich glaube, in Berlin wird zwangsweise in zwei Richtungen übertrieben: Berlin ist ja soooo toll und es ist soooo unvorstellbar, wieder in die Provinz zu ziehen. Daher vielleicht auch jetzt diese komische Mitte-Johurnaille, die meint, Burgwedel lebenslänglich sei Strafe genug. Ganz ehrlich, ich glaube, man gewöhnt sich schneller an Burgwedel als an die Anwesenheit von Menschen mit fragwürdiger Einstellung zur Körperhygiene und einem eklatanten Mangel an Tischsitten (Wobei, es sind ja auch sonst nicht alle gewaschen). Ein Dasein, das durch weniger Journalisten schlechter werden würde, gibt es auf dieser Welt nicht. Und in Berlin ist ja leider jeder irgendwo dabei, etwas zu schreiben.



Man kann überall mit Würde leben, schrieb mir jüngst jemand, und genauso kann man überall auch in Würdelosigkeit leben, ja man kann damit sogar in die USA ziehen und bleiben, wie man gesehen hat. Aber die Heimat macht es einem leichter, zumal sie sich fast immer zu ihren Gunsten entwickelt hat: Die grauenvollen Gestalten von früher sind tot oder in ihrer DHHölle. Ausserdem, das ist zumindest mein Eindruck, kommt man auch leichter und schneller weg, Ich bekomme hier das Urlaubsverhalten mit, das unterscheidet sich signifikant von Berlin, gerade, wenn es um Wochenende und Brückentage geht. Wenn man von der Provinz aus wegfährt, bleibt es gleich, oder es wird schöner. Wenn man von Berlin fährt und nicht auf dem Weg zum Emir ist, kommt man erst dorthin, wo Merkel und Gauck nicht mehr sind. Also bleibt man und verpasst so viel an kleinen Möglichkeiten.



Insofern würde ich Burgwedel trotz Gaube, Klinker und Panikraum nicht als Strafe sehen, sondern als Chance der Neuorientierung. Aus Berlin kann man doch gar nicht abstürzen, es sei denn, man zieht in manche Ecken von Hoyerswerda oder Bautzen. Ich war zwar noch nie in Burgwedel und werde da auch sicher nicht hinkommen, aber ich würde das alles ganz lässig sehen. Kommt Zeit, kommt Heimat.

(Zurück vom Emir wäre übrigens auch ein guter Buchtitel)

Montag, 20. Februar 2012, 00:52, von donalphons | |comment

 
Großburgwedel Blues

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Äh, ja: das ist jetzt übrigens die Frage. Ist es Burgwedel oder Großburgwedel?

Ich dachte bis jetzt immer, dass Wulff in Großburgwedel wohnt. Denn Burgwedel ist ein Stadtteil von Hamburg. Aber jetzt sehe ich, dass es Burgwedel in der Nähe von Hannover auch gibt. Wie verwirrend…

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Gerade wollte ich fragen "kennen Sie Burgwedel": Sie beantworten die Frage in Ihrem vorletzten Satz.
Mir ist in Burgwedel vor allem aufgefallen, dass die Leute dort wirklich glauben, sie hätten Lebensqualität. Die Gegend ist nicht völlig arm, reich auch nicht. Ok.
Sie ist flach und - wie Sie bereits andeuten - verklinkert. Der Horizont endet am nächsten Laternenpfahl. Und so stellt sich mir die ganze Gegend dar. Leicht versnobt (aber hierin nicht überzeugend), flach und verklinkert. Auch etwas schwer von Begriff, wenn man andeutet, man fände die Gegend landschaftlich herausgefordert und kognitiv schwer einseitig talentiert.
Herr Wulff ist schon richtig da.

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Das hoffe ich auch für ihn. Ich kenne übrigens sehr wohl Leute, die Berge und Hügel nicht schätzen und die Weite des Landes lieben. Ich war mal mit jemandem auf einem Podium, die für die Heide schwärmte und den Gardasee asslig fand...

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Es war nicht schlecht gemeint. Auch ich mag die Heide, ich bin dort schon gewandert. Aber ich mag eben auch die Nordsee und die Ostsee, Harz, Riesengebirge, Hohe Tatra, Elbsandsteingebirge, Egergebirge, Duppauer Gebirge, Erzgebirge, Thüringer Wald und was es noch alles zu entdecken gibt.

Die Alpen möchte ich nicht missen, wovon ich den Hinterrhein, den Engadin und die Lombardei einigermaßen kenne. Die deutschen Alpen bisher leider zu wenig.
So hat man wenigstens noch was vor, das einen hinter dem Ofen hervorlockt. :-)

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Ich kenne Burgwedel auch nicht, aber es ist für mich eindeutig zu weit von der Klause von Salurn entfernt!

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Nulla spes nördlich des Mains.

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pah!

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vera vita extra bavaria non est

wobei ich zugebe, daß dieser Satz möglicherweise falsifizierbar ist. In Sylt war ich nie

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Doch, es gibt auch ausserhalb schöne Ecken, gar keine Frage, aber so durchgegend schön mit immer noch schöner ist es halt nicht in der Kölner Bucht, sondern mehr so in Bayern.

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Nun ist Burgwedel zwar Provinz, aber nicht Heimat für Christian Wulff. Zu Hause wäre er in Osnabrück. Burgwedel ist eher das Gegenteil von Heimat: Es ist der Speckgürtel der Provinzhauptstadt, eben da, wo man sich so sein Häuschen baut, wenn man in Hannover Karriere in der Landesverwaltung macht. Insofern wäre ich mir auch nicht sicher, ob die Tischsitten dort wirklich so viel besser sind als in Berlin. (Allerdings bin ich auch noch nie dort gewesen.)

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Naja, aber man kann sich da schon heimisch fühlen. Ist Osnabrück so anders?

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Ehrlich gesagt, kenn ich Burgwedel nicht und in Osnabrück war ich erst einmal. Aber mir ging es um folgenden Unterschied: Es gibt nur eine Heimat, die wo man geboren wurde oder aufgewachsen ist. Manche bleiben ihr Leben lang da, haben den Nachteil den Enge (und eng ist Osnabrück ohne Zweifel), aber den Vorteil der Verwurzelung. Wer sich als Erwachsener eine zweite Heimat selbst wählt, kann natürlich dort auch heimisch werden, muss aber in viel stärkerem Maße an seiner Umgebung gemessen werden. Und ich mag diese Speckgürtellandschaften nicht und übertrage meine Antipathie dann manchmal auch auf deren Bewohner.
(Das sind alles Kleinigkeiten, ich wollte eigentlich auch gar nicht antworten, aber Ihre Frage ging mir noch nach ...)

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heimatsteine
klenzes backsteinmauer hinterm fahrad ist größer und schöner als klinkertapete vor kalksandstein + stüro in heimat burgwedel. übrigens der klenze - der kommt auch von da oben: sein geburtshaus, der gasthof buchladen bei schladen, ehem. Zollstation - eine heute erbärmlich verhunzte fachwerkhütte -, findet als solches kaum beachtung. http://www.optischertelegraph4.de/stationen/22/index.html. immerhin - für ein täfelchen hats gereicht: http://www.wolfenbuetteler-zeitung.de/lokales/wolfenbuettel/schild-verweist-auf-leo-von-klenze-id468499.html . die gestaltung spricht für sich. klenzes sinnlose festungswerke in der kleine dummen stadt als erstklassige übungs-bauschule haben soweit dann doch nicht ausgestrahlt. die meisten münchner größen kommen aus dem Norden, pflegte seinerzeit mein verehrter baugeschichts-prof an der spree zu sagen, er selbst hätte - nebenbei bemerkt - auch mal an der isar gelehrt.

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Stimmt, München ist ziemlich unbayerisch und gerade deshalb macht es so auf Bayern (Tanz der Marktweiber etc.). Die Klenzebefestigungen hat man erts nach und nach wieder entdeckt, sie sind halt Revolutionsarchitektur, mehr Boullee als sonst was in Bayern.

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mittlerweile
heißt die hdk udk.

die provinz hat für den (alternden) provinzler immer was anziehendes.
sagt eine (endvierziger) provinzlerin in berlin.

aber dieses - immer wieder berlin-bashen - .. - ist das so eine art (trotziges) mantra? autosuggestion?

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Ah, gut zu wissen, als ich mit denen von dort noch zu tun hatte, was es noch hdk.

Nein, ist es nicht, es geht ja gar nicht um Berlin sondern um den Umstand, dass es auf einen selbst ankommt, wenn man nicht mehr zum Emir kommt. In Bonn wäre das nicht anders gewesen.

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Als ich da noch ein- und ausging (die Freundin hatte dort studiert) war's sogar noch die HfbK.
.
Schönen Dank für die diesmal recht glimpfliche Berlin-Erwähnung; es gibt dort nicht nur Dreckhälse und Schurken und Wedding, es gibt in der Tat auch noch ein wenig anderes und andere.

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Ich denke, der Fallout von Wulff wird spannend; die Zeiten der grossen Einladungen und Prassereien in Mitte dürften erst mal unterbrochen sein. Damit wäre die Stadt schon wieder etwas schöner.

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Die deutsche Provinz war schon immer eine gute Quelle brauchbarer Literatur. Was vielleicht auch daran liegt, dass Deutschland immer irgendwie auch Provinz ist. Wulff könnte sich von Storm inspirieren lassen, wenn er um Burgwedel durchs Heidekraut stapft:

Über die Heide, hallet mein Schritt;
dumpf aus der Erde, wandert es mit.

Herbst ist gekommen, Frühling ist weit -
Gab es denn einmal selige Zeit?

Brauende Neben geisten umher,
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.

Wär' ich nur hier nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe - wie flog es vorbei!

Ob Bayern wohl solchen Versen Raum geben könnte? Sicher, es ist auch Provinz, aber wenn man sich gerade so richtig in die Depression hineinsteigern möchte, stolpert man wieder über irgendein lebenslustiges Baudenkmal aus der Barockzeit. In dieser Atmosphäre hätte der Schimmelreiter keine Chance. In Burgwedel schon...

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November hinter Ampermoching, da geht schon was

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Berlin ist Endstation für viele. Möglicherweise ist die Betonung der Ablehnung von allem ausserhalb Berlins, einfach nur die Lebenslüge für Leute, die wissen, dass sie woanders auch keine Perspektive entwickeln würden. Wir haben in Berlin eine Berufsanfängerstelle ausgeschrieben, beworben haben sich Mitte 30-Jährige mit gut klingender Patchwork-Biographie, die ihren Lebenssinn aus Berlin ziehen und die Position als letzte Chance auf eine Berufskarriere verstanden.

Da ist doch Burgwedel, ich kenne Burgwedel und Grossburgwedel, anders. Den Zweck des Daseins muss man sich erarbeiten, er wird nicht von einer komischen Mitte-Johurnaille täglich frei Haus geliefert.

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Das Tolle an den Burgwedels (Klein- wie Groß) ist die unmittelbare Nähe zum Flugplatz Langenhagen (aka Hannover Airport). Da starten und landen Flugzeuge, ab und zu sogar nach Sonnenuntergang, und es gibt auch Direktflüge.

Außerdem gehört jedes zweite Haus einem Juristen, man bleibt also unter sich.

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"Den Zweck des Daseins muss man sich erarbeiten"
"Man" braucht Aufgabensteller hie wie da?
Oder habe ich bereits die erste Gauck-Rede verpasst?

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es gibt für ihn kein später
Zumindest ist kein Später für einen Präsidenten vorgesehen. Die (?) hohe Alimentation nebst Büro und Fahrer ist eine Vorsorge dafür, daß ein ehemaliger BP stiller Privatmann wird. Außer von Scheel hört man von den "Alten" auch nichts. Ein derart Jugendlicher Präs war wohl nicht vorgesehen - tun kann er nichts. Was wäre auch schicklich? Die USA verwenden Alt-Präsidenten gelegentlich als spezielle Emissäre des Präsidenten. Von sich aus halten auch dort die "Alten" sich raus und versuchen nicht POTUS den Job zu erklären. Auch Bunga-Bunga scheinen sie sehr still zu gestalten. Selbst Wild Bill Clinton läßt nichts mehr hochkochen.

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Still?
Mein lieber Strauss, Voilà, wer kahn, der kahn.

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....burgwedel ist just another word for nothing left to.....lalala :-)

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Ausgerechnet Burgwedel
Einstmals Sitz eines hochkorrupten Unternehmens, das aufgrund meiner Recherchen zum Thema Politikergeschmiere vernichtet wurde;-)

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der neugier halber ... warum habens die Bremsen wieder gewechselt ?

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Bei den Ritcheys hatte ich bei der relativ weichen Gabel und der ungewöhnlich weiten Stellung dauernd Bremsruckeln, und irgendwann war mir das mit dem Feintuning zu blöd. Genauer, als ich bei Ebay für ein paar Euro Kore Kross gefunden habe. Seitdem läuft es perfekt, auch wenn ich mal die Bremsen weiter mache. Dazu kommt, dass man bei den Ritcheys zusammen mit diesem Rahmen hinten die Federkraft nicht justieren kann, was im Schlamm eher schlecht ist, wenn der Zug schwergängig wird. Das geht jetzt.

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sounds legit

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http://www.youtube.com/watch?v=P6As9kW4k14

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