: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 22. Dezember 2005

In nova fert animus mutatas dicere formas corpora

Wer bis vorgestern die Erhardstrasse in München am Deutschen Museum vorbei nach Süden fuhr, hat in den letzten Monaten am Strassenrand vielleicht einen stählernen Müllhaufen gesehen, der durchaus was für den Dirt Picture Contest gewesen wäre. Im Schnee steckte, bis zum Dach mit schwarzbraunen Matsch des vorbeidonnernden Verkehrs eingesaut, ein Auto, das früher mal silber gewesen sein muss. Es war unförmig, zerkratzt und verbeult, was nicht am Design lag - das hatte vor 10 Jahren wahre Wunder geschaffen - sondern am rüden Umgang der Münchner beim Einparken mit dem roAuto ihres Nächsten. In die Tür war mal einer geknallt, der bei einem illegalen Rennen ins Schleudern kam - und der bei dieser Gelegenheit bewies, dass Mazdas noch mieser gebaut sind als ein Fiat Sportwagen. Jenun, aber auch Fiat hat geschludert in den ersten Serien der Barchetta, und so hatte der im Besitz von Don Alphonsos kleiner Schwester befindliche Müllhaufen in meinem Clan den Ehrennamen "die schnelle dreckige Beulenpest".



Seit gestern gehört es mir. Wage es keiner, meinen süssen kleinen Renner jemals als Beulenpest oder dergleichen zu bezeichnen. Das Auto ist ein Stück rollende Automobil und Familiengeschichte, es fuhr schon über die Maximilianstrasse, als offizielle Händler noch nicht mehr davon hatten als die Prospekte - irgendwie schaffte es mein Clan damals, über gewisse Quellen ein Exemplar zu bekommen, bevor es hier erhältlich war. Das etwas seltsame Gefühl, als Äusserlichkeiten nicht besonders zugetaner Mensch die alten Automobile der kleinen Schwester aufzutragen, verflüchtigt sich, wenn 130 PS gerade mal 1060 Kilo beschleunigen.

1943 stellte die US-Navy ein Flugzeug namens Vought F4U Corsair in Dienst. Das hatte in den Flügelstutzen zwei Kühler sitzen, und der charakteristische Lärm, den diese Löcher verursachten, sorgte für den Spitznamen "Whisteling Death". Nun, das Auto hat so seine Löcher im Grenzbereich zwischen Windschutzscheibe, Verdeck und Seitenfenster, und das klingt ab 140 Sachen auch so. Nennen wir es also "Don Alphonso´s Whisteling Death". Was jetzt neben einem kundigen Spengler noch fehlt, ist der passende Schriftzug und das Pinup-Girl.

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Ackermann mon amour

Ach je, jetzt geht auch der zweite grosse Immobilienfond der Deutschen Bank Richtung Krise. Um Bankchef Ackermann wird es noch ein Stück dunkler. Vermutlich wartet man nur noch bis zur Weihnachtszeit, wenn die Aufgeregtheit im Feiertagstrubel untergeht, um ihn mit dem goldenen Handschlag zu verabschieden - und, eingedenk des Mannesmann-Prozesses, diesen Handschlag shareholderfreundlich zu gestalten. Natürlich hat Ackermann diverse Fehler gemacht, aber letztlich wird er wegen seiner harten Haltung bei der Schliessung des Grundinvest-Fonds gegangen. Da war er ehrlich, da hat er sich gegen die Lügen des Finanzplatzes gestellt, da hat er den Anlegern gezeigt, wo in der Globalisierung der Hammer hängt: An der Stelle, wo er sie immer, jederzeit erwischen kann.

Denn im Kern leiden die Immobilienfonds im Stil von Grundinvest in Deutschland an einem Kontruktionsfehler: Es sind langfristige Anlagen mit kurzfristigen Investments. Jeder kann nach Belieben rein oder raus. Die Banken haben dieses Problem dadurch behoben, dass sie mit Zuzahlungen die Illusion schufen, alles sei und bliebe langfristig sicher, die Fonds würden ihr Geld bringen und die Papiere seien der sichere Hafen im Geschnattersturm der Weltwirtschaft. Weshalb solche Papiere vor allem von Leuten gekauft wurden, die in ihrem Depot ein paar Assets ohne Risiko liegen haben wollten, neben all den Heuschreckenpapieren und den fast wertlosen Resten der New Economy. Der Immofond ist da der Fels in der Brandung, der Garant für das gute Gefühl, wenn die Jahresaufstellung kommt.

Aber genau das kann man in einer Welt vergessen, in der Investmentbanken, Hedgefonds und andere Profitmaximierer den Ton angeben. Rekordgewinne gehören ebenso zum guten Ton wie harte Schnitte und schnelle Kurswechsel - die Deutsche Bank hat das in den letzten Jahren vorgemacht. Immo-Fonds mit ihren Büroparks und Gewerbecentern dagegen leben nun mal davon, dass Unternehmen langfristige Standortentscheidungen treffen und auf nachhaltige Personalstrategien setzen. Man kann nicht 20% Rendite durch Personalabbau und gleichzeitig Wertstabilität durch entsprechend leere Gewerbeimmobilien bekommen. Auf diesen unüberwindlichen Gegensatz, auf diese Wahrheit hat Ackermann letztlich hingewiesen.



Natürlich wird jetzt gejammert, dass das alles nur inszeniert war, um die Verluste bei den Anlegern zu belassen und selbst mit dem Verkauf der Gebäude und einem von der Deutschen Bank betreuten Börsengang des Käufers grosse Gewinne einzustreichen. Auch hier ist Ackermann nur konsequent: Wenn Immobilien durch die Bocksprünge der ständig neue Strategien entwickelnden Wirtschaft keine sicheren Mieter haben, dann muss man diese Immobilien auch der Logik der Märkte unterwerfen. Es ist nicht weniger als sinnvoll, es ist nicht weniger als gerecht, gerade gegenüber Anlegern, die jenseits ihrer eigenen Vollkaskomentalität durch Fonds bei jeder Entlassungsrunde mit Kurssprüngen belohnt werden und selbst jeden Vorteil nutzen, den sie in dieser "Geiz-ist-geil"-Epoche zusammenraffen können.

Es wäre an der Stelle eigentlich angebracht, Ackermann zu danken für seine offene, ehrliche Haltung. Ackermann hat uns die Augen für die Realität und die Zusammenhänge geöffnet. Jetzt könnten wir das in dieser Gesellschaft zum Anlass nehmen und nachdenken, welche Ziele wirtschaftlich überhaupt vernünftig sind, was erreichbar ist und welche Turbulenzen man durch nachhaltige Planung, kluge Strategien und durch kurzfristige Aktionen wie dem Verbot von Beratungsunternehmen über 40 Mitarbeiteren, internationalen Law Firms und Neocon-Lobbies, sowie der Unterstrafestellung der Förderung von Ungezieferfonds erreichen könnte. Wir müssen uns entscheiden, was wir wollen, zurück zum rheinischen Kapitalismus und seinen sicheren Anlagen oder voran in den internationalen Terror der Ökonomie ohne Verantwortung.

Natürlich jammern die Neoliberalen, das ginge doch gar nicht, die Globalisierung schreite unaufhaltsam voran. Aktuell bekommen sie aber mit Volkswagen und dem Einstig von Porsche ein Beispiel geliefert, das als vorbildliches Verhalten der alten Deutschland AG gelten kann - es hat beiden Partnern, den Beschäftigten und somit uns allen genutzt. Damals ging noch ein Aufschrei durch die Gazetten von FTD bis SPON, so könne man das nicht machen. Ackermann liefert das ab, was die logische Konsequenz dieser Forderungen ist - und wird dafür von den Deppen der Medien ebenfalls abgestraft. Deshalb, falls es doch noch diese nötige Debatte um das Verhalten der Witschaft in diesem Land gibt, sollten wir auch gleich noch eine andere Forderung festhalten: Abschaffung der korrupten Wirtschaftsjohurnaille. Eventuell kan man für diese Leute ja eine Zeche im Ruhrgebiet wieder eröffnen.

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Donnerstag, 22. Dezember 2005

He, Ihr gekofelten Premiere-Aktionäre

Ich habe es Euch doch gesagt - lasst die Finger davon. Wenn ein Vorstand Witzchen über die Risiken seiner zu verkaufenden Aktion macht, wie das der Kofler beim IPO getan hat: "Ganz risikofrei ist das Leben nicht" - dann sollte man die Finger davon lassen.

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Damals, in Berlin, im American Business Center

2004, im Sommer, rief mich einer der Münchner Haifische an und fragte, ob ich mich mal schlau machen könnte, zu welchen Konditionen man denn momentan an einer der ersten Adressen des Slums Berlin mieten könne. Nicht dass er wollte, nur so zum Preisabgleich und realitischen Einschätzung der Situation. Adresse: Friedrichstrasse 200. Name: American Business Center. Ich rief an, vernahm die ziemlich exorbitanten Preise einerseits und den Hinweis, dass das natürlich nur VB ist, obwohl es ja eine absolute Toplage sei, die Architektur, der Ruf, und überhaupt die Nähe zum Q205, also, wenn ich wollte, dann könnte man sofort und je nach Grössenwusch sehr flexibel was anschauen. Aus der Stimme der mich beratenden Dame klang eine gewisse Mischung aus Frustration und Druck raus, wie man es von Startuppern kennt, die die Milestones der VC zur nächsten Finanzierungsrunde auf keinen Fall mehr schaffen.

Dass ich heute darüber schreibe, hat einen verdammt guten Grund - der das Gebäude finanzierende Fond hat einen Insolvenzantrag gestellt. Bitter für die Anleger, die 99.889.000 Euro aufgebracht haben, dazu kamen noch üppige 51.129.188 Euro Kredite, in der Zeit nach der Wende und vor dem Crash der New Economy. Ich glaube, so manchem Münchner Notar und einigen Starnberger Zahnärzten ist seit gestern der Hunger etwas vergangen, schliesslich stieg man bei diesen Fonds nicht gerade mit 10 Euro monatlich ein. Was wohl so ein riesiger, weitgehend leer stehender Klotz in Bestlage einer der miesesten Städte und weiteren Zilliarden leer stehender Quadratmeter im Umkreis nach 8 Jahren noch wert sein mag?

Die dahinter stehende IC Group aus Unterschleissheim hatte 2003 übrigens auch noch den Immobilienbereich der 2001 insolventen Schmidt Bank übernommen und ist wortwörtlich milliardenschwer - rund 3.200.000.000 Euro allein in Immobilien. Wie: Büropark Leipzig Nordost,
Büropark Teltow, Rabensteincenter und Kaßberg-Karreé Chemnitz (Alles Karreé und Quartier und Center, da drüben), und noch viele weitere Grossvolumina an Vermögen und Quadratmeter im Osten der Republik.

Hübsch. 120 Punkte, bitte, and maybe more 2 come.

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Munich Area Dialog am SLK

Don Alphonso (DA): Sag mal, bist Du gestern Nacht gefahren?
Don Alphonsos kleine Schwester (DAKS): (vorsichtig) Wieso?
DA : Na da vorne, da sitzt das Auto auf dem Bürgersteig mit dem Spoiler auf.
DAKS: (ihre notorische Kurzsichtigkeit mit zusammengekniffenen Augen kaschierend): Ach wo. Ich seh nix. Ich bin gestern nur ein wenig vor und zurück gefahren.
DA: Doch. Eindeutig. Schau genau hin. (Legt die Hand an die Stelle, wo der Spoiler aufsitzt) Genau hier sitzt er auf.
DAKS: Ach was. (Setzt sich and Steuer, lässt an und fährt etwas zurück)
SLK von DAKS: BRUMM BRUMM
Spoiler am SLK von DAKS: KniiaaaaARCHHHHHHkrchs.
DA: Gehört?
DAKS: (aus dem Auto springend) Ach nein. (verzweifelt) Heisst das, dass ich mit diesem Auto gar nicht zum Parken auf den Bürgersteig komme? Das ist ja furchtbar!

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Die wilden Jahre sind vorbei

Früher, wenn der Oberlandler sein Geld in den den Viktualienmarkt umgebenden Boazn versoffen hatte und vielleicht noch am Hauptbahnhof eine der dortigen Dirnen in Anspruch genommen hatte, gingen mitunter seine flüssigen Mittel zur Neige. Ohne Kreditkarte und Handy war man damals ziemlich aufgeschmissen. Da blieb, zumindest bis zum Beginn der 80er Jahre, nur eines: Ab in den Radlsteg, gleich hinter dem Viktualienmarkt, und die Uhr oder sonstige Wertgegenstände, die bei Oberländlern bin heute Teil der Tracht sind, versilbern. Im Radlsteg klebte ein Gebrauchtjuwelier am anderen, immer wieder durchbrochen von Antiquitätenhändlern. Der Radlsteg war das unaufgeräumte Schatzkästchen der Stadt, und es war immer ein genuss, spät Nachts durch die Schaufenster auf die Massen an Repräsentationsgüter zu schauen, von der Patek bis zum Reservistenkrug, vom Prunkspiegel bis zu einer Schar kleiner Putti. Den Besitz der Oberländer kauften dann oft die Touristen aus Amerika und Japan.



In den letzten Jahren sind hier die letzten Boazn verschwunden, und der Touristenstrom treibt die Mietpreise hoch. Und so kommt es, dass in dieser Gasse ein Schmuckhändler nach dem anderen aufgegeben hat, die Antiquitätenläden wurden geschlossen, und in den Lücken machte sich orientalischer Kitsch, teure Kleidung und sonstiges Allerweltsniveau breit. Gegen deren hell erleuchtete Schaufenster wirken die alten, verbliebenen Läden etwas schäbig, und nur wenig erschliesst sich dem heutigen Fremden von der funklnden Pracht, die einst hier wohnte.

München hat sich on den letzten beiden Jahren nur dort kaum geändert, wo es schon früher unerträglich war.

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Dienstag, 20. Dezember 2005

Real Life 20.12.05 - China Shopping

Die Bahn ist nicht dein Ding. Eigentlich bist du Anhänger des Individualverkehrs, sei es mit dem Rad oder zu Fuss oder. mit dem Auto, wenn es Strecke und Wetter erfordern. Es gab auch mal eine Bahnphase in deinem Leben. Ganz kurz sogar eine ÖPNV-Phase. Aber das ist lang her. Der schlechte Geruch aus der Heizung, das mitunter wenig gepflegte menschliche Umfeld, sein bedingt soziales Verhalten, all das hat dir den Schienenverkehr verleidet. Im Sommer bist du die 80 Kilometer von München heim in die Provinz oft mit dem Rennrad gefahren, selbst bei Gewitter war das angenehmer als die Züge durch die finstere bayrische Provinz.

Aber diesmal gibt es aus diversen Gründen keine Alternative. Es ist mal wieder was schief gelaufen, die Barchetta, die zum Transfer anstand, hatte keinen Saft mehr in der Batterie, nach drei Monaten Rumstehen am Strassenrand. Du weisst, was dich da drin im Zug erwartet, und deshalb nimmst du neben der blutrünstigen Lektüre des Mönchs von M. G. Lewis - sehr empfehlenswert übrigens, ein Abt in Spanien schändet Jungfrauen mit Teufelshilfe, aber einer, der sich Alphonso nennt, entreisst ihm seine Liebste und trägt zu seinem Untergang bei - auch noch etwas drogen Seelentranquilizer in Form der aktuellen World of Interiors mit, in der Hoffnung, über Stuck, Silber und Damast die Niederungen des Daseins zu überstehen.



Du nimmst Platz und achtest nicht auf das, was um dich herum geschieht. Es ist nicht viel los, in diesem Zug nach Norden. Es dauert, bis draussen die Masten und die flachen, hässlichen Industriebauten des Stadtrandes vorbeifliegen, aber dann nimmt das Unheil von hinten kommend seinen Lauf. Zuerst hörst du sie, dann riechst du sie, es ist diese Mischung aus Kälte, fettem, alten Fleisch, dem impertinenten Parfum der Frauen und Sauerkraut. Über dessen Qualität sie sich, nachdem sie gerade vom Essen kamen, lautstark unterhalten. Sie, das sind fünf unterschiedliche Stimmen, drei Männer und zwei Frauen. Du drehst dich um und siehst nur einen, der schon sitzt, der auch ein Penner sein könnte in seinen abgelatschten, billigen Schuhen mit Gummisohlen, den unter die Fesseln gerutschten Socken, der vergammelten Hose, über der ein Bauch quillt und ein topfförmiger Schädel ohne erkennbaren Halsanschluss sitzt, bekrönt von einer Baseballkappe. Aber hier ist tiefstes Bayern, das hier ist der Speckgürtelexpress, das alles muss noch gar nichts heissen.

Noch hast du dich nicht zur World of Interior zurückgedreht, da sagt er auch schon was von wegen, was für Essen es bei ihm im Ministerium so gäbe. In den nächsten Minuten wird dir aus 5 Meter Entfernung die Faktenlage zugebrüllt, so laut, dass du dich dem nicht verschliessen kannst; der Penner ist ein hohes Tier in einem Ministerium, Verwaltungsbeamter nicht weit unter einem Minister, und er redet, redet, redet, lacht über seine eigenen Witze. Die anderen sind seine Bekannten, und die waren heute einkaufen. Ohne ihn, was jetzt zur Folge hat, dass sie ihm die Beutestücke vorführen.

Wos isn des, tönt er von hinten. Dann liest er vor: Nasi Goreng. Haha, des kennt a glei Nazi Goreng hoassn. Allgemeine, ungetrübte Heiterkeit. Oda Nasen Spray, und erneut wiehert die Runde, quiekend eine Frau, schallend die Männer. Die Käuferin meint, das sie mitsamt dem anderen Asienzeug für Irmtraut, die sei jetzt doch so im Colonial Style eingerichtet, ned woa, und die wolle so Chinesnkrampf, und da sei die Packerlsuppn doch recht praktisch. Es folgt ein heiterer Austausch über den Mann der Irmtraut, der, so der wortführende Penner, Nichts habe, was bedeuten müsse, dass seine Frau was taugt. Erneute Heiterkeit.

Sie machen auch nicht mehr die alten rassistischen, misogynen Faschodrecksäcke as they used to, die hier sind Anfang 60 und auf ihre Art die schwarze Seite der68er, die sind damals geprägt worden und können heute noch über Zoten lachen, alles geht, alles zusammengemischt und es passt doch in die politische Landschaft des Freistaates. Die nächsten Kilomter klammerst du dich verzweifelt an die World und du hast Glück, schon bei der ersten Haltestelle, einem toskanahauspestverseuchten Ex-KZ-Ort, packen sie zusammen und verlassen den Zug, wo sie dann schon mal anfangen, das Weihnachtsfest vorzubereiten. Aber nicht, ohne am Fenster vorbeizulaufen und dir nochmal vorzuführen, warum du nicht ewig hier bleiben kannst, ohne vor die Hunde zu gehen. Dann fährt der Zug an, und du siehst ein letztes Mal in das leutseelig grinsende Gesicht des hohen Beamten.

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Die Preisträger werden gebeten

ihre kompletten Anschriften an mich, donalphonso | ät | gmail dot com zu schicken - sonst kann ich die Preise nicht losschicken.

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Dienstag, 20. Dezember 2005

Every Picture tells a Story

Eine Geschichte von Luxus, silbergrauen Ledersesseln, Schostakovitsch mit 400 Watt so laut, dass die 272 Ps und der Kompressor nur durchdringen, wenn man den Motor auf 6000 Umdrehungen hochjagt, und dann über die Geislinger Steige mit abgeregelten 250 Sachen klaustrophobisch eng an den Lasterkolonnen vobei in die Munich Area.



Nur stimmt das nicht ganz. Der Tag in Telefonaten.

7 Uhr. Don Alphonsos kleine Schwester (DAKS): Guten Morgen, aufstehen, die Unterlagen hast Du ja alle, einfach nur zum Amt in Sendling fahren und die Zulassung holen.
Don Alphonso: Ja. Aber ich verstehe wirklich nicht, wieso Du das nicht selber machst.
DAKS (geht erst gar nicht darauf ein): Es wäre schön, wenn es bis heute Nachmittag da wäre, meinst Du schaffst es?
DA: Jaja.

9 Uhr DA (über Handy): Du (Zensiert). Ich hetze mich ab, fahre durch die halbe Stadt, und dieses verdammte Zulassungsdingens ist in der anderen Ecke der Stadt, nur weil Du zu (zensiert) zum Lesen bist.
DAKS: Oh. Das muss da aber sein.
DA (brüllend, dass es die Frau am Empfang mithören kann, die es bestätigt hat): Nein, das ist die zentrale Auskunft, aber nicht die Zulassungsstelle!
DAKS: Oh. Schade. Dann musst Du wohl noch da hin.

10.30 Uhr DA (Über Handy brüllend): Du (zensiert), (zensiert) (Zensiert)! Ich brauche Deinen (zensiert) Pass für die Vollmacht!
DAKS: Oh. Das stand aber nicht im Internet.
DA: DOCH! Es steht im Internet, man hat es mir gerade gezeigt!
DAKS: Dann komm halt her und hol Dir den Pass.
DA: NEIN! Wenn ich das mache, ist hier schon zu. Du faxt ihn jetzt an folgende Nummer.
DAKS: Oh. Ich hab aber gerade nicht so die Zeit.
DA: (viel zensiertes) also schick ihn jetzt her!
DAKS: Jaja, schon gut. Schrei nicht so. ist ja nicht meine Schuld, wenn die das nicht deutlich im Internet schreiben.

Weshalb ich dann 2 Stunden später in Stuttgart war. Da hatte es gerade zu Schneien begonnen. Und Mercedes liefert die brutalsten Überholspurler nur mit Sommerreifen aus. 245er. Was bei 272 PS beim Schneesturm und spiegelglatter Fahrbahn, 2 Spuren und massenhaft rutschenden LKWs kein Spass ist und 4 Stunden auf 200 Kilometer dauert. Unter solchen Gegebenheiten drehen Reifen auch bei Tempo 100 im 5. Gang durch. Man sollte es nicht glauben, aber es geht. Glücklicherweise habe ich früher einige Sommer lang beruflich Audi Quattros über Autobahnen geprügelt. A propos prügeln:

16.30 Uhr DAKS (am Handy, während draussen alles im Schnee versinkt): Wo bleibst Du eigentlich? Ich will mein Auto endlich probefahren.
DA: (bitte sich die Reaktion selbst ausmalen).

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So mag er fallen

Ooops, ein kleiner Zwischenfall beim alljährlichen "Wer hat den Grössten"-Wettbewerb in einer reizenden bayerischen Provinzstadt. Das kommt davon, wenn man Geltungssucht, kleine Ständer und einen schicken Weststurm kombiniert.



Zum Glück ist München im Vergleich auch zu Berlin recht leuchtpestfrei, vielleicht, weil die Bewohner in ihren kleinen, teuren Wohnungen für sowas wenig Platz haben. Oder sie geben ihr Geld für andere Dinge aus. Romantisch veranlagt ist München ganz sicher nicht.

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Sonntag, 18. Dezember 2005

Der DABE AWARD 2005,

der Don Alphonso Belletristic Excellence Award, den wir noch auf die Schnelle reingeschoben haben, war auch so eine Sache. Schliesslich ist es vielleicht ein wenig unfair, grandiose Schreiber zu benachteiligen, nur weil sie die verlangten Aspekte nicht so ganz erwischt haben. Es wurde mal wieder knapp. Sehr knapp. Ich musste dreimal nachrechnen, aber dann stand die Siegerin fest, die wirklich herzwärmende Geschichte von

MIAGOLARE-LU, Mars und Juli

was mindestens so schön wie Jules und Jim ist, nur von der anderen Seite aus und noch wunderbarer. Wenn die Fellchen jetzt mal wieder die Krallen ausfahren, kann Lu mit den Gabeln gleichziehen - und in Zukunft das Katzenfutter unsagbar elegant, luxuriös und dekadent mit den Silbermessern, eins für jedes Fellchen zuschneiden.

Platz 2: Andrea nochmal
Platz 3: Kaltmamsells Italienerbesuch

So, das war´s für dieses Jahr. Ich möchte mich im Namen der Jury bei allen Autoren, Kommentatoren und Lesern für all die schönen Geschichten bedanken. Das Niveau war sehr hoch, viele schöne Geschichten blieben leider unerwähnt, weshalb ich sie noch eine Weile hier stehen lasse, als Zeichen der Dankbarkeit. Es macht mich glücklich zu sehen, was die Blogosphäre an Texten drauf hat, und das Silber geb ich gern, wenn ich auch weiterhin so einfallsreiche, eigentümliche, ungewöhnliche und immer überraschende Geschichten zum Lesen habe. Die Preise gehen raus, sobald ich Eure Adressen habe, und die Bestechungsgelder für die Jury bringt der CDU-Bote im neutralen Umschlag.

Vielen Dank an alle - nächstes Jahr machen wir das wieder.

verneigt sich, dreht sich um, rutscht auf seiner schleimspur aus und schlittert hilflos mit den armen rudernd in die linke ecke der bühne, wo hinter den gemieteten kulissen einer abgesetzten barbiere-inszenierung der regie-assi die garderobenhilfe durchknallt.

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Der DADA AWARD 2005

der Don Alphonso Decadency Achievment Award für das Vorantreiben dekadenter Verhaltensweisen angesichts von Spiessigkeit, Normalität und Langeweile im Toskanastil-Haus, war eine glasklare Angelegenheit. Alle Jurymitglieder setzten die gleichen Geschichten auf Platz 1 und 2, es ging zu wie im Zentralkommittee, und gewonnen hat

ANDREAs Frau Muscatella

Andrea wird also in Zukunft mit Silberlöffeln das Strychnin auch realiter in den Tee rühren können, statt wie früher nur mit Worten in ihre Texte. Das nenne ich mal eine echte Web/Real Life Schnittstelle.

Platz 2 ging ebenso eindeutig an LTZ in Armani

Danach wurde es nochmal hauchdünn, deshalb hier gleich die drei direkten Verfolger:

Rainers Muscheln
Fettglanz bei Mymspro
Narus Löffeleien

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Der DALI AWARD 2005,

der Don Alphonso Luxury Inauguration Award für besonderen Luxus in diesem tristen Dasein - man schaue nur hinaus auf dieses Wetter oder diese Stadt, sofern es Berlin, Wien, Neustadt/Orla, Grosny oder Ähnliches ist, geht in einer extrem knappen Entscheidung - gerade noch ein hochgestellter Tortenheber passte zwischen die ersten Drei - an

LTZ in seinem Armani-Anzug

Und wenn sie von ihrem Kerl mal wieder genug hast, kannst Du ihr mit dem Tortenheber die Champagnercremetorte rüberschieben. Und in die rosa Schnittchen langsam die Gabelspitzen bohren - aber ich denke, Du weisst sowieso, wie das geht. Schöne Grüsse von mir, wenn sie sich scheiden lässt! Dankesrede ist hier.

Platz 2: Andreas Muscatella
Platz 3: Fireballs Teetischgerolle

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Der DARA Award 2005

der Don Alphonso Rebellious Arrogance Award, der schnell noch für all unsere Ausschreibungsphobiker ausgelobt wurde, geht nach Meinung der Jury an

REMINGTON

Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe, die kleine Asiatin kann, wenn sie Dich für den Schmerz an Deinem Bett tröstet, mit Messer und Gabel besser umgehen als mit Deinen Schulterknochen - und sie soll aufpassen, so eine Gabel kann schnell ins Auge gehen.

Platz 2: Kaltmamsell
Platz 3: Hokey

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Awards kurz vor dem Abschluss

Die Jury hat einzeln entschieden, jetzt wird zusammengerechnet, und dann werden die Sieger im DADA und DALI-Award bekannt gegeben, einer für Dekadenz, einer für Luxus. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Weil es da ein paar Komplikationen gab. Was an den Geschichten liegt. Da gab es viele Abweichler, Quertreiber und Insblaueschreiber, ZEFIX lest gefälligst die Ausschreibung, wenn ich mir schon die Mühe mache und das alles ausformuliere! Ich mein, wollt Ihr kein Silber oder was? Wollt Ihr unbedingt chancenlos am Thema vorbeischreiben?

Da das hier aber nun mal nicht die Seite der angepassten Spiesser ist, sind wir, die Jury, auf einen anderen Plan verfallen, als diese rücksichtslosen Egomanen hier brutal zu outen und ihnen ein paar bissige Bemerkungen mit auf den Weg zu geben. Wir machen, auch wenn es einen weiteren schmerzhaften Griff in meinen Silberschrank bedeutet, aus so manchem Versagen eine Tugend und schmeissen

ZWEI WEITERE AWARDS

in die unvorbereitete Runde. Das eine ist, auf dem Bild links in Preisform zu sehen, der Don Alphonso Rebellious Arrogance Award DARA für die beste, grösstmögliche Themaverfehlung.



Der Preisträger bekommt deshalb ein unzusammenpassendes Set aus zwei Vorlegegabeln und Butter- und Käsemesser, und fuck ich schwöre, wenn er sich bei der Benutzung damit bis auf die Knochen blamiert, dann ist das nur gerecht.

Und daneben ist dann noch der Preis für den Don Alphonso Belletristic Excellence Award für die beste Geschichte bar jeder Kategorisierung und jenseits aller Vorgaben, ein Satz silberner Frühstücksmesser und Vorlegegabeln, prima geeignet für den Morgen danach.

Und jetzt wird ausgerechnet, in einer Stunde, um 21 Uhr, gibt es das Ergebnis.

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Web2.0-Evangelisten martern

Ach, wie lieblich duftet geschmortes Evangelistenfleisch, wenn es über vier Adventskerzen gebraten wird - heute geht es an der Blogbar um Tags und Tag Clouds, einem der Burner der Social Software Bewegung. Und das diesmal ganz ohne New Economy; Typen wie den Sixtus & Co. putze ich argumentativ auch mit Datentransferleitung Anno 89 und archäologischem Schlagwortkatalog weg.

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Samstag, 17. Dezember 2005

Das Gutmenschen-Problem mit der Scheissegestalt

Ich, das kann ich getrost sagen, bin eigentlich und gerne ein Gutmensch. Ich rette Kröten auf der Strasse und demonstriere für soziale Gerechtigkeit, ich esse biologisch angebaute Produkte und stehe mit meiner Person für die Bewahrung unserer Kultur gegen kurzfristige Finanzinteressen. Ich verleide vielen Leuten ihre Geieraktien, und habe klare Grundsätze zur Folter und mache in meiner Freizeit neben dem Blog hier noch ein paar andere Sachen, die der Allgemeinheit nach ihrer Meinung nützen, ohne dass dafür ein Cent an mich geht. Ich bemühe mich, mit meiner Existenz wenig Schaden anzurichten, bin mir meines Versagens bewusst und nehme für die Bewahrung der Welt auch individuelle Nachteile in Kauf, weil es uns alle umbringt, wenn jeder meint mit seiner Karre die 30 Meter zum Fluppenholen fahren zu müssen. Mitunter bin ich bei Sachthemen politisch enorm flexibel, wenn es denn der Sache dient, und reden tue ich mit fast allen - soweit es nicht diejenigen oder ihre Nachfolger sind, die ihre sozial, religiös, gesellschaftlich oder ökonomisch bedingten exterminatorischen Neigungen gegen meinesgleichen schon mehrfach unter Beweis gestellt haben.

Das ist das eine. Das andere ist aber das, was tief in mir drin nagt. Der Wunsch, den Titel Gutmensch anzunehmen, wird konterkariert vom Verlangen, der anderen, oben erwähnten Seite Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Ich würde also mitunter gern, irgendwann mal gewisse in der Lesergunst absackende, folterfreundliche braune Dreckspuppen, unterstützende Neoconazis und artverwandtes Gossenpack als "Scheissegestalten", also das eindeutige Gegenteil das zu sein sie eigentlich in Anspruch nehmen, titulieren. Fühlt sich gut an, wenn man es ausspricht, versucht es nur mal:

"(Name des NeoCoNazis) ist kein Gutmensch, er ist eine Scheissegestalt!"

Da flutscht die Zunge wie über Marzipan, auch, wenn man von den Scheissegestalten nicht aktuell als Gutmensch bezeichnet wird. Nur: Bin ich immer noch ein Gutmensch, wenn ich das tue? Und was ist mir wichtiger? Ach, schön wäre es, dafür klare Antworten zu haben.

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Live aus der Jurysitzung

Ohne Kuchen und Tee geht schon mal gleich gar nichts, zumindest bei diesem Award - unsere Kollegen drüben bei Lyssa haben sich dagegen nach eigenen Angaben im Dark Room zusammenbestellt, das kann was werden. Statt Furchpflug, Sumpfpumpe, Granitwarzen und Schluckloch (ich hab nicht teilgenommen, Lyssa täte mir leid) läuft hier alles recht gesittet und dennoch nicht spiessig ab.



Morgen gegen Mittag wissen wir, was Sache ist. Ihr erfahrt es am Abend, und es wird dabei auch ein paar Überraschungen geben. Ganz sicher.

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"werben & nicht verkaufen" und feuern

Hach, es ist ja wie in den guten alten Zeiten, als man die Mailbox öffnete und darin wieder die Klage eines vom 6. Semester Volkskunde zum Associate Editor mutierten Studenten fand, dass ihm die wirtschaftsfreundliche Hochglanzzeitschrift XY den marktliberalen Stiefel in den Arsch getreten hat, dass er jetzt zurük bis vor die Tore der Uni rutscht. Mit genau diesem verhalten tritt jetzt die Postille "Werben & Verkaufen" mal wieder ins Rampenlicht. Die ohnehin schon stark gerupfte Redaktion des früheren New Economy liebenden Blattes wird gleich nochmal um 12 Leute entlastet, darunter Chefredakteur und sein Vize. 20 Punkte für 12 Leute, das ist kein schlechter Schnitt.

Vielleicht mag auch der Küchenrufer an dieser Stelle ein paar Worte dazu sagen? Bitteschön:

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Freitag, 16. Dezember 2005

Mailspamsauereien gegen Blogger von "IDemokratie"

(Updated Version) Neues aus der Blogmarketingkloake, Abteilung "Du bist Spammer": Aktuell werden von der Agentur iDemokratie.de - Interaktive Demokratie, Chausseestraße 8 in 10115 Berlin gezielt Blogger mit unverlangter Post belästigt. Mit dem Schreiben wird offensichtlich versucht, sie und ihre Blogs für eine grenzdebil-harmlose Politevent-Kampagne der Agentur vor dem Kanzleramt zu gewinnen.

IDemokratie betreibt neben einiger belangloser Politikprojekte wie dem miserablen Wahlblog05 oder dem Politikermastdarm beturnenden demokratie24 (was ist das überhaupt für ein bescheuerter Name) offensichtlich auch gezielte Adressensuche, was sie dazu bringt, Emailadressen von Blogger trotz deren Widerspruch zu sammeln und für ihre Aktionen verwerten. Sprich, die Leute sind Mail-Spammer und kein Jota besser als die CSU-Knilche, die eine ähnliche Idee vor der Wahl hatten.

Wie man so bescheuert sein kann, in diesem Fall eine Spam-Mail mit der Überschrift "Blogger organisieren Flashmob vor dem Kanzleramt" rauszuhauen, will ich gar nicht wissen. Nur so viel: Das ist erfunden und gelogen, eine miese Masche, mehr nicht. Nicht Blogger organisieren, eine Agentur (die ein paar Blogs betreibt) versucht, Blogger mit einem Massenanschreiben für ihre Zwecke einzuspannen, und kotzt dafür auch ungefragt gleich passende Banner und Buttons per Attachment ins Postfach.

Und findet das nach dem Hinweis, dass man das nicht will, auch noch durchaus ok:
Und warum SPAM? Wir werden dir doch wohl noch ne Info schicken dürfen.

Ob die das auch noch so sehen, wenn jemand seinem Anwalt erlaubt, denen ein paar andere Infos zu schicken? (siehe auch blogbar)

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Dirt Picture Contest - Holzkohlengrill

Vielleicht ist es ja auch gar kein Schmutz. Im Gegenteil, vielleicht haben sich hier mal ein paar Anwohner zusammengerottet, den Dreck eingesammelt, soweit er brennber ist, und ihn dann mangels anderer angemessener Entsorgungsmöglichkeiten angezündet. Man kennt solche Bilder auch aus Ramallah und den Ghettos in Südafrika, aber da ist dann meistens noch eine verkohlte Leiche drin, mit einem verbrannten Autoreifen um den Hals - das ist hier auszuschliessen. Da bin ich mir fast sicher.



Wahrscheinlicher ist aber, dass in dem Lokal dahinter ein kleines Feuer ausgebrochen ist, und der Besitzer das Zeug vor die Tür gekippt hat. Da lag es nach meiner Beobachtung mindestens zwei Tage herum, vielleicht ist es auch immer noch da. Im Wedding brannte mal ein Sexkino aus, da waren die stinkenden Polstermöbl noch Wochen später auf der Strasse zu sehen. Wie lange es hier dauern wird, sei es, dass es abgeholt wird, von den Passanten des Nachts lustvoll zertreten oder vielleicht sogar noch mal entflammt wird - das Buch etwa ist bislang nur angesengt - ist eine andere Frage, deren Beantwortung ich wohl nicht mehr mitbekommen werde. Denn ich bin raus aus Berlin, und zurück im Süden.

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DADA und DALI Award 2005 - wie es weiter geht

2 mehr oder wenige dreckige, schmutzige Dutzend an Geschichten sind bis vorgestern bei mir eingetrudelt - die letzte kam per Mail und konnte bislang aus technischen Gründen nicht im eigenen Blog von Booooster eingestellt werden, deshalb ist sie jetzt hier veröffentlicht, siehe rechte Links.

Zuerst mal: Vielen Dank an die Einsender für die Texte! Ich war überrascht, dass es so viele und vor allem so viele gute Texte wurden. Man weiss ja nie, wie sowas ankommt, und die Jury hat anfänglich schon überlegt, was sie selbst mit den Preisen macht, wenn keiner was einsendet - jetzt muss ich sie anders entschädigen.



Wir hatten schon eine kleine Besprechung, und da wurde klar, dass wir mit 2 Preisen vielleicht nicht auskommen. Das hat den Grund, dass die Preise sich an spezielle Aspekte der Erzählung, Dekadenz und Luxus, orientieren, und manche Geschichten sind, ohne hier Massstäbe zu setzen, per se einfach zu gut, als dass man sie einfach beiseite schieben sollte. Deshalb wird es wohl noch einen Sonderpreis geben, aber das diskutieren wir noch aus.

Jetzt werden wir die Geschichten lesen und sortieren. Dabei gehen wir so vor: Jeder sucht seine jeweils 10 besten Geschichten für den jeweiligen Aspekt raus und vergibt Punkte: 1 Punkt für den 10., 2 Punkte für den 9., dann immer so weiter bis zum 3., der mit einem Bonuspunkt 9 Punkte bekommt, der 2. kriegt 11 Punkte und der erste 14. Dann wird zusammengerechnet, und der jeweils erste bekommt den Preis - und Nummer 2 und 3 werden ehrenvoll erwähnt, am Abend des 18. Dezember.

Soweit schon mal zur Information, und Euch allen nochmal vielen Dank für all die Geschichten, die die Vorweihnachtszeit versüssten.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Es wird Weihnachten

in den Referrern: 4 Search request: leute die sich selbst vergifteten

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Real Life 14.12.05 - 18 Karat

Die versteckten Läden und Suterrains in Kreuzberg und Neukölln, in die es kaum Touristen verschlägt, weil schon die Strassenauslage mit dem billigen Modeschmuck und die zertrümmerten Möbel nach Not und Elnd riechen; die finsteren Kellerschläuche voller Staub und abgetretener Teppiche, wo in Kisten alte Rahmen und geborstene Spiegel lagern, die Händler mit den kleinen Gläsern mit gesüsstem Tee, die inmitten von Nerzmänteln, Bronzestatuen und überfüllten Vitrinen auf dich warten und dir einen Cay anbieten - das alles ist dein Jagdrevier, im Bauch der Stadt, die hier nicht weniger schäbig zu sein scheint als überall, aber der Kundige erkennt in all der Enge und der Überfüllung den Luxus vergangener Zeiten, den Wert der Dinge und natürlich auch das harte Verhandeln, das die Clans vor den Verkauf setzen, wo mit Auktionskatalogen argumentiert und mit Schäden die Preise gedrückt werden, ganz so, als sei man ein japanischer Millionär, der sich tausend Euro für ein Lackschälchen leisten könnte - oder der chinesische Schrank sei gar nicht so alt, wie er tue, ein hartes Streiten allein um des Sports willen, und in dieser Jahreszeit oft unterbrochen durch andere Kunden, die ebenfalls zu den Wissenden gehören.



Die meisten sind abgerissen, mit abgetretenen Schuhen und billigen Mänteln, und nichts ausser vielleicht die goldenen Daytona verrät, dass sich der ältere Mann mit den Falten tatsächlich die Barockgemälde leisten kann, die hier gar nicht erst auftauchen, sondern per Telefon verkauft werden. Aber es geht auf das Jahresende zu, da muss etwas besonderes her, was man nicht einfach per Telefon kaufen kann, schliesslich soll es verschenkt werden. Und so gehen einige Schubladen auf, und aus Stofftaschen fällt Üppiges in Gold und Platin, es funkelt wie Strass, aber Strass, das weisst du, gibt es hier unten nicht, nur das Echte, und der Mann mit dem alten Mantel beginnt, den Haufen auf dem Tisch zu durchwühlen, hält Stück für Stück ins Licht, und fragt nebenbei auch nach einem Ozelot, der gekommen sein soll.

Es ist, so hörst du nebenbei, als du ein barockes Stilleben inspizierst, vor nicht langer Zeit eine Schauspielerin alt, vergessen und einsam gestorben inmitten des Prunkes ihrer frühen Jahre, und obwohl sie verfettet war, konnte erst der Tod sie trennen von den Pelzen, die allenfalls einer junge Frau gepasst haben und die in den 60er Jahren, der Blüte des Wirtschaftswunders in Berlin für Furore gesorgt haben dürften, nebst all den breiten Goldbändern, die jetzt hier im Keller verhandelt werden. 18 Karat, darunter ging früher und geht auch heute nichts. Das tragische, sagt der Käufer, sei diese Zeit an sich, man könne dergleichen nur noch in Zürich oder Genf tragen, aber keinesfalls hier in Berlin, da wäre es geradezu gefährlich mit all den Tierschützern, Neidern und sonstigem Pack, den Rolls lasse er auch immer stehen und komme mit dem Taxi.

Er greift wieder in das getüpfelte Fell, fragt deine kleine Schwester, ob es ihr als Frau gesprochen gefallen würden, findet nach ihren Zweifeln die 8.000 zu teuer und der Händler, eingekeilt zwischen den Argumenten deiner missratenen Verwandtschaft und den Hinweisen auf alte, gute Beziehungen, windet sich und gibt doch noch etwas Rabatt für den Ozelot. Dann werfen sie ein Armband auf eine Briefwaage, die sofort in die Knie geht, debattieren über die Feinjustierung und rechnen mit dem Goldpreis nach.

Du gehst wieder nach hinten, zu einem venezianischen Spiegel, und betrachtest den Typen da drin sehr genau, ob da keine Ähnlichkeiten sind, ob du tatsächlich so anders bist, wie du sein möchtest; nicht unbedingt in der Kaufkraft, aber einfach, was die Art angeht, das Wesen, denn auch du kommst nicht im schwarzen Anzug, auch du sagst Pelzträgerinnen nicht ins Gesicht, was du davon hältst, zumindest nicht in der ganzen Schärfe, so weit weg ist der nicht von deiner sozialen Klasse, es ist die Berliner Version dessen, was du von daheim kennst, und es wäre schön, wenn es irgendetwas geben würde, das dir garantiert, dass du nie so werden wirst.

Das ist ein Prunkstück, sagt der Händler, der deinen Blick falsch interpretiert, und fügt hinzu, dass er von einem Händler dafür 1.800 nehmen würde, aber er hängt jetzt schon so lange da, seit er dich kennt, und wenn du ihn willst, könntet ihr reden, schliesslich ist Weihnachten und er ist bereit, dir eine Freude zu machen - letztlich, das sei hier verraten, hat ihn deine kleine Schwester dann gekauft, und ob sie beim Blick hinein je zweifeln wird, ist eine andere Frage.

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Dirt Picture Contest - Westprodukt

Das Beispiel der Rotkäppchen-Flasche macht Schule und liefert weniger als 10 Metern den Beweis für die Broken-Window Theorie: Im Fensterrahmen auf der anderen Seite des Gebäudes wurde ein äusserlich unversehrter, innerlich jedoch sicher unbrauchbarer Agfa-Scanner deponiert.



Es wird ein Wettlauf in Zeitlupe stattfinden um diesen Scanner zwischen dem Freizeit-Hool dieses Ausgehviertels - wir befinden uns schliesslich dort, wo der Bär tanzt und die Mieten für Berliner Verhältnisse abnormal hoch sind - der Stadtreinigung, die sich hierher nur selten wagt, falls es sie überhaupt noch gibt, und den Technikverwertern, die dergleichen auf dem Trödel wieder an dem Mann bringen, mit dem Versprechen, dass der noch geht, nur hat der Sohn jetzt eine Digicam und braucht den nicht mehr, Superpreis, garantiert.

Der Hool dagegen wird den Scanner zu Boden werfen, sich am Geräusch des zersplitternden Glases erfreuen und das Plastikgehäuse erbärmlich zu Klump treten. Insofern ist er der natürliche Feind der Stadtreinigung in diesem Wettlauf, denn das garantiert den langfristigen Verbleib des Scanners im Kiez und zwingt sie, irgendwann doch anzurücken. Vielleicht aber, wenn sie nicht kommt, bleibt er auch auf immer, denn immer neue Hools werden darauf rumtreten, ihn wie ein Mahlwerk in immer kleinere Brocken zerteilen, die dann irgendwann die Ritzen zwischen den zerborstenen Gehsteigplatten füllen und mit hineingetretenem Hundekot und Menschenkotze versiegelt werden.

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