Borniert krepiert
Der Tag fing, da von hinten her sauber reingearbeitet, gut an.
Aber wie es so ist.., draussen nass und grau und unterkühlt, drinnen technische Probleme vom Wasserkocher bis zum Abwasser, und über das Warten und Besorgen zerbröselte der Tag. Ich kann schlecht zusammenpacken und fahren, wenn hier nichts richtig läuft, und ich bin ungern weg, nur um dann von einem Anruf ereilt zu werden, dass meine Person mitsamt ihren Schraubqualitäten gefragt ist.
Immerhin war auch genug Zeit, sich Gedanken über das Gepäck zu machen, was ja immer ein sensibler Punkt bei Reisen mit dem kleinen Cabrio ist. Ein Rad steht noch unten, eine Teekanne auch, und wenn ich klug bin, fahre ich mit ganz wenigen Schuhen hin, höchstensvier fünf sieben Paar, die universell passen - gemeinhin werden es am Ende ja doch mehr, als ich mitgenommen habe.
Und dann stehen hier ja auch noch ein paar Baustellen herum, die abgeschlossen werden wollen, kleine Hecken gegen grosse Geldschwemmen, denn all die Milliarden, die wir den Banken gegen wertlose Sicherheiten schenken, müssen Rendite bringen. Ich sag mal: 2 Euro für den Liter Benzin ist da nicht unwahrscheinlich, denn sie werden es uns dort stehlen, wo wir kaum Alternativen haben. Ausser einem essentiellen Ernesto natürlich, der so billig war, dass die Sattelstütze und zwei, drei andere Komponenten allein schon mehr auf dem Gebrauchtmarkt bringem. Ein todsicheres Geschäft, denn auch altes Campagnolo wird teurer.
Nur brauchte ich - alter Mann mit Hängebauch - einen kürzeren Vorbau. Und deshalb musste ich den Lenker ausbauen, dafür das Lenkerband und die Bremshebel entfernen und - ich mein, ich wusste ja, dass die Kiste wegen Rollentraining ein Rostproblem hatte, ich habe viel weggekratzt und so richtig schön wird die Gabel nicht mehr - aber der Lenker war eine Todesfalle. Unter den Bremshebeln haben sich schon Löcher im Aluminium gebildet. Es ist sehr steifes, dünnes Aluminium, spröde und bruchgefährdet. Nicht gut.
Da hat der Vorbesitzer aber verdammtes Glück gehabt, dass der Lenker nicht gebrochen ist. Aber wie es nun mal so ist: Man ist drin im Trott, es hat schon immer alles gehalten, die paar Tropfen machen nichts aus, ein wenig ohne Wartung geht schon, man schaut besser nicht drunter, was da passiert - eventuell war der Vorbesitzer ein Medienmanager. Die ticken so, die haben sich mit dem Auflagenverlust abgefunden, für sie reicht es, wozu neue Ideen, irgendeiner macht schon was, damit die Leere dahinter nicht so auffällt, und dann kommt viellicht doch etwas Unerwartetes und... ich habe einen anderen Lenker eingebaut und mal probiert, was passiert, wenn man richtig fest daran drückt. Er verbiegt sich schon. Das war wirklich knapp für den Vorbesitzer. Ein Spurt, ein heftiges Bremsen bei der Abfahrt...
Ja, diese Ernestos, so schön sie sind und so sehr sie auch funkeln: Auch für sie gelten die Gesetze der Physik, so, wie für die Zeitung auch die Betriebswirtschaft gilt. Wenn die Richtungssteuerung nicht mehr passt, muss man eben Teile austauschen, und wenn das teuer wird, hätte man früher nachdenken müssen. Ich jedenfalls bin jetzt erst mal der natürlichen Auslese entgangen, und andere... ich sage es mal so: Es gibt in den Medien genug hässliche Grindköpfe, die könnten einmal die Strasse von Kufstein nach Innsbruck damit abschleifen, und wären danach nicht hässlicher als vorher, und ihre Texte kleinger auch nicht schlechter, Vielleicht bleiben sie ja deshalb da, wo sie sind, egalk wie heftig dann alle mit ihnen auf die Schnauze fallen: Es ändert sich scheinbar nichts. Alles stabil. Alles sicher. Sollen sie. Eine Welt ohne Springer und Burda ist sicher weniger schlimm, als eine Welt ohne Ernestos.
Aber wie es so ist.., draussen nass und grau und unterkühlt, drinnen technische Probleme vom Wasserkocher bis zum Abwasser, und über das Warten und Besorgen zerbröselte der Tag. Ich kann schlecht zusammenpacken und fahren, wenn hier nichts richtig läuft, und ich bin ungern weg, nur um dann von einem Anruf ereilt zu werden, dass meine Person mitsamt ihren Schraubqualitäten gefragt ist.
Immerhin war auch genug Zeit, sich Gedanken über das Gepäck zu machen, was ja immer ein sensibler Punkt bei Reisen mit dem kleinen Cabrio ist. Ein Rad steht noch unten, eine Teekanne auch, und wenn ich klug bin, fahre ich mit ganz wenigen Schuhen hin, höchstens
Und dann stehen hier ja auch noch ein paar Baustellen herum, die abgeschlossen werden wollen, kleine Hecken gegen grosse Geldschwemmen, denn all die Milliarden, die wir den Banken gegen wertlose Sicherheiten schenken, müssen Rendite bringen. Ich sag mal: 2 Euro für den Liter Benzin ist da nicht unwahrscheinlich, denn sie werden es uns dort stehlen, wo wir kaum Alternativen haben. Ausser einem essentiellen Ernesto natürlich, der so billig war, dass die Sattelstütze und zwei, drei andere Komponenten allein schon mehr auf dem Gebrauchtmarkt bringem. Ein todsicheres Geschäft, denn auch altes Campagnolo wird teurer.
Nur brauchte ich - alter Mann mit Hängebauch - einen kürzeren Vorbau. Und deshalb musste ich den Lenker ausbauen, dafür das Lenkerband und die Bremshebel entfernen und - ich mein, ich wusste ja, dass die Kiste wegen Rollentraining ein Rostproblem hatte, ich habe viel weggekratzt und so richtig schön wird die Gabel nicht mehr - aber der Lenker war eine Todesfalle. Unter den Bremshebeln haben sich schon Löcher im Aluminium gebildet. Es ist sehr steifes, dünnes Aluminium, spröde und bruchgefährdet. Nicht gut.
Da hat der Vorbesitzer aber verdammtes Glück gehabt, dass der Lenker nicht gebrochen ist. Aber wie es nun mal so ist: Man ist drin im Trott, es hat schon immer alles gehalten, die paar Tropfen machen nichts aus, ein wenig ohne Wartung geht schon, man schaut besser nicht drunter, was da passiert - eventuell war der Vorbesitzer ein Medienmanager. Die ticken so, die haben sich mit dem Auflagenverlust abgefunden, für sie reicht es, wozu neue Ideen, irgendeiner macht schon was, damit die Leere dahinter nicht so auffällt, und dann kommt viellicht doch etwas Unerwartetes und... ich habe einen anderen Lenker eingebaut und mal probiert, was passiert, wenn man richtig fest daran drückt. Er verbiegt sich schon. Das war wirklich knapp für den Vorbesitzer. Ein Spurt, ein heftiges Bremsen bei der Abfahrt...
Ja, diese Ernestos, so schön sie sind und so sehr sie auch funkeln: Auch für sie gelten die Gesetze der Physik, so, wie für die Zeitung auch die Betriebswirtschaft gilt. Wenn die Richtungssteuerung nicht mehr passt, muss man eben Teile austauschen, und wenn das teuer wird, hätte man früher nachdenken müssen. Ich jedenfalls bin jetzt erst mal der natürlichen Auslese entgangen, und andere... ich sage es mal so: Es gibt in den Medien genug hässliche Grindköpfe, die könnten einmal die Strasse von Kufstein nach Innsbruck damit abschleifen, und wären danach nicht hässlicher als vorher, und ihre Texte kleinger auch nicht schlechter, Vielleicht bleiben sie ja deshalb da, wo sie sind, egalk wie heftig dann alle mit ihnen auf die Schnauze fallen: Es ändert sich scheinbar nichts. Alles stabil. Alles sicher. Sollen sie. Eine Welt ohne Springer und Burda ist sicher weniger schlimm, als eine Welt ohne Ernestos.
donalphons, 00:19h
Freitag, 2. März 2012, 00:19, von donalphons |
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doctor snuggles,
Freitag, 2. März 2012, 08:23
Die aus den Medien...
Wo Sie gerade Medien Manager erwähnen - kennen Sie "Kill Your Friends" von John Niven? Ein Plattenmanager (genauer: A&R) geht seinen Weg - und macht dabei keine Gefangene. Ein sehr böses Werk, allerdings bekam ich beim Lesen mein Grinsen nicht aus dem Gesicht. Das Schönste dabei: der Autor war selber mal in der Musikindustrie beschäftigt - als A&R Manager.
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donalphons,
Freitag, 2. März 2012, 10:12
Nein - aber danke für den Tipp, ich suche gerade Reiselektüre.
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doctor snuggles,
Freitag, 2. März 2012, 10:25
Erschienen bei Heye Hardcore. Für die, die viel im Auto sitzen oder es mit den Augen haben gibt es das ganze auch als Hörbuch, gelesen von Bela B.
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chiton,
Freitag, 2. März 2012, 12:32
Wegen Reiselektüre...
Ich empfehle Edmund de Wal: Der Hase mit den Bernsteinaugen
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mark793,
Freitag, 2. März 2012, 09:08
Was ich nicht so ganz verstehe:
Wie ist denn der Kausalzusammenhang zwischen Rollentraining und Rostproblem?
Mir ist tatsächlich mal ein Lenker abgebrochen während der Fahrt - die Bohrung für die innenverlegten Züge war die Schwachstelle. Zum Glück war das kurz vor dem endgültigen Bruch schon zu spüren, dass die Chose lose wird. Sonst will ich gar nicht wissen, wie das ausgegangen wäre.
Mir ist tatsächlich mal ein Lenker abgebrochen während der Fahrt - die Bohrung für die innenverlegten Züge war die Schwachstelle. Zum Glück war das kurz vor dem endgültigen Bruch schon zu spüren, dass die Chose lose wird. Sonst will ich gar nicht wissen, wie das ausgegangen wäre.
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donalphons,
Freitag, 2. März 2012, 10:14
Wenn man fährt und schwitzt, bläst der Fahrtwind die Tropfen weg. Auf der Rolle läuft dagegen alles im Vorderbereich nach unten und sammelt sich dort, Wenn man dann das Rad so stehen lässt, bildet sich eben Rost.
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texas-jim,
Freitag, 2. März 2012, 11:17
Eine ähnliche Begründung habe ich schon einmal für das Festrosten eines Steuersatzes gehört. Der Schweiß tropft tatsächlich auf den Vorbau und kann von dort in den Steuersatz gelangen. Wie es dazu kam, daß nur das untere Lager betroffen war, konnte mir damals dann niemand erklären.
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rollproll,
Freitag, 2. März 2012, 12:10
danke für dne tipp, fahre selbst auch nen ehemaligen rollentraineropfer als trainigsrad und habe seit kauf noch nie unters lenkerband geschaut ...
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donalphons,
Freitag, 2. März 2012, 12:15
Texas-jim. das Wasser läuft über den Vorbau hinein, breitet sich dann über die Spalten aus, und das untere Lenkkopflager hat in aller Regel eine Dichtung gegen das Spritzwasser: Und da sammelt sich dann das salzige Wasser.
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hockeystick,
Freitag, 2. März 2012, 12:46
@mark793: Wohl weniger wegen der Korrosion als deswegen, weil die Fahrer selber nicht so schwitzen möchten.
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donalphons,
Freitag, 2. März 2012, 12:50
Wenn unter dem Lenkerband schon weisses Pulver herausbröselt, sollte man den Lenker wirklich tauschen.
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rollproll,
Freitag, 2. März 2012, 12:57
sowei ist noch keine korrosion zu sehen, aber dem foto nach zu urteilen war hier ja auch die grenzsschicht stahl/aluminium im bereich der Bremmsgriffschellen ein massives problem.
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die korrision von metallen verschiedener klassen findet sich ja auch an anderer stelle ... Sattelstützen sind noch so ein klassiker, 4kant wellen und Kurbeln ...
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über den Lenker und die Schweißproblematik beim rollentraining hatte ich aber nie wirklich nachgedacht. fahre selbst nur auf straße und mit einigen rädern auch nur bei schön wetter ...
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die korrision von metallen verschiedener klassen findet sich ja auch an anderer stelle ... Sattelstützen sind noch so ein klassiker, 4kant wellen und Kurbeln ...
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über den Lenker und die Schweißproblematik beim rollentraining hatte ich aber nie wirklich nachgedacht. fahre selbst nur auf straße und mit einigen rädern auch nur bei schön wetter ...
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savall,
Freitag, 2. März 2012, 11:01
Mit einem Lektüretipp kann ich vielleicht dienen:
http://www.chbeck.de/Walter-Strozzi/productview.aspx?product=2405725
Ist mir jüngst über den Weg gelaufen und ich fand's beim reinlesen nicht übel. Vollständig gelesen habe ich es noch nicht. Aber es paßt thematisch und geographisch so gut. Obwohl mir eine Familiengeschichte der Bardi viel lieber wäre. Die hatte es ja beim großen Crash von 1344 gleich ganz erledigt. Die Strozzi haben aber auch beim englischen Staatsbankrott ganz schön Federn gelassen.
http://www.chbeck.de/Walter-Strozzi/productview.aspx?product=2405725
Ist mir jüngst über den Weg gelaufen und ich fand's beim reinlesen nicht übel. Vollständig gelesen habe ich es noch nicht. Aber es paßt thematisch und geographisch so gut. Obwohl mir eine Familiengeschichte der Bardi viel lieber wäre. Die hatte es ja beim großen Crash von 1344 gleich ganz erledigt. Die Strozzi haben aber auch beim englischen Staatsbankrott ganz schön Federn gelassen.
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donalphons,
Freitag, 2. März 2012, 11:12
Danke!
Über die Bardi gibt es in Italien einiges an Spezialliteratur, aber das ist alles nicht auf deutsch. Das ist ähnlich wie mit Siena: Im Vergleich zu Florenz eine sehr viel interessantere Geschichte, aber nur begrenzt auf Deutsch aufgearbeitet, gerade was die frühen Banken angeht, gegen die die Medici eher klein waren.
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miner,
Freitag, 2. März 2012, 12:05
literatur? antik & genial. ich empfehle waermstens " wieder wandert behemoth " von e. colerus.
die sprache darin macht suechtig.
die sprache darin macht suechtig.
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imber,
Freitag, 2. März 2012, 12:17
Florenz hatte seit spätestens Salutati immer einen publizistischen Vorsprung - den holt man nicht mehr ein, simple as that. Ansonsten mein Lektüretip: ad fontes. Sitze gerade an ASPs Commentarii, teilweise wirklich zum Schreien (und gute Reisebegleitung: ein Meister der genervten Fremde-Sitten-Reportage, da halten sonst eigentlich nur Poggio und Doctor Johnson mit).
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don ferrando,
Samstag, 3. März 2012, 07:50
@Alphonso:
Sie sollten den MN-Aufenthalt unbedingt zum Italienisch Lernen nutzen. Morgens Grammatik im Eigenstudium und dann Sprachtraining mit den Leuten vor Ort. Das geht wirklich zügig.
Am besten natürlich mit einer italienischen Freundin. Vielleicht gibt es jemand im Bekanntenkreis von Sara.
Nach kurzer Zeit können Sie dann anfangen, Bücher zu lesen.
Sie sollten den MN-Aufenthalt unbedingt zum Italienisch Lernen nutzen. Morgens Grammatik im Eigenstudium und dann Sprachtraining mit den Leuten vor Ort. Das geht wirklich zügig.
Am besten natürlich mit einer italienischen Freundin. Vielleicht gibt es jemand im Bekanntenkreis von Sara.
Nach kurzer Zeit können Sie dann anfangen, Bücher zu lesen.
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