: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 28. März 2012

Erklärt Alphonso

Und nun, nachdem wir die Westfassade des Doms zu Cremona besprochen, und uns Gedanken über die langobardische Bogenstellung sowie die Integration der grossen, gotischen Rosette gemacht haben, und ausserdem erklärt haben, wozu die Arkadenreihe in der Front diente, wenden wir uns dem Nordportal zu.



Bitte folgen Sie mir. Das Nordportal öffnet eine weitere Zugangsachse in den Dom, hier direkt in das Querschiff. Auch hier sehen Sie überaus prächtige Portallöwen, die den repräsentativen Charakter dieser Achse betonen. Während das Westportal vor allem für Pilgermassen und Umzüge innerhalb der Kirche mit zwei Nebeneingängen versehen wurde, ist das Nordportal mit seinen schmalen Stufen damals den privilegierten Kirchgängern vorbehalten gewesen. Es ist sehr viel enger, deshalb kann man auch von der Seite kaum bedrängt werden, was in jenen Tagen der Dolche und Diebe durchaus von Vorteil war. Sie sehen ja, dieses Rennrad dort drüben macht die Situation allein schon recht schwierig.



Herr Porcamadonna, sagen Sie mal: Ist das eigentlich üblich, dass Italiener ihre De Rosas an romanische Portallöwen lehnen?

Nun, wir sind in Italien, da gibt es solche De Rosas und Portallöwen, und grundsätzlich ist es nun mal statistisch deshalb durchaus möglich, dass beide mal zusammenkommen.

Aber mit Verlaub, Dottore: Es ist doch nie ganz zufällig, wenn in Ihrer Nähe ein Rad auftaucht.

Pah! Sehen Sie da unten? Da ist eine Mutter mit Kinderwagen. Und? hat das etwas mit mir zu tun? Natürlich nicht! Zufall, sonst nichts.

Erstaunlich übrigens, dass das Rad nicht abgesperrt ist. Der Besitzer hat entweder viel Gottvertrauen, oder er ist in der Nähe.

Nun, also, er wird sicher gleich...

Dann können wir doch die Apsis anschauen gehen.

Äh ja, gleich, aber vielleicht sollten wir etwas hier warten, weil sonst ein Dieb... und das würde dem Italiener...

Dottore?

Ja?

Das ist nicht doch zufällig Ihr De Rosa?

Nein. Eigentlich nicht. Sicher, ich habe gemerkt, ich hätte gern ein De Rosa für Mantua. Und ich habe sogar im Internet eines gesehen. Gar nicht so teuer! Und in Mantua.

Das hier?



Nein! Ein anderes. Gut, also, ich habe mit dem Besitzer einen Termin gemacht. Aber irgendwie war es komisch, weil auf dem Bild eine Record-Gruppe zu sehen ist, und der Besitzer schwor, es sei eine Veloce verbaut. Auch die Räder passten nicht. Und wirklich billig war es auch nicht. Nun ja, da sass ich also, ein wenig missglaunt und unentschlossen und auch nicht gerade begeistert vom wenig höflichen Verhalten des Besitzers. Klickte mich weiter durch Subito.it. Und dann tauchte es auf, zum Hohn, ein wesentlich besseres de Rosa für den halben Preis. Aber mei, ich hatte ja schon halb zugesagt. Und um mich im Willen zu bestärken, nur um standhaft zu bleiben, suchte ich im Netz nach Bildern dieses Modells aus Mantua.

Und?

Sofort eines gefunden! Genau das, das in der Anzeige war! Kleines Problem: Dieses Bild war von einem Rad in Colorada, USA. Hat der Herr in Mantua also einfach ein Bild geklaut und es online gestellt und gedacht, das zieht die Leute an.

Soso.

Und dann bin ich wütend geworden. So wütend! Und habe ihm geschrieben, dass ich ihn für eine Kreuzung aus den Piraten-U-Booten der Schramm und dem Turovskij halte, dann habe ich mich an meine Manieren erinnert und geschrieben, ich hätte Zahnschmerzen bekommen - stimmt übertragen ja auch - und habe mir gedacht: Bevor ich dann morgen doch hinfahre und ihm eine Szene mache, fahre ich woanders hin.



In die Nähe von Cremona nämlich.

Aha.

Und weil ich immer noch so wütend war, habe ich wenigstens nicht ihm eine Lücke in die Zähne geschlagen, sondern nur eine in die Reihe der Gebrauchträder.

Wo ein De Rosa stand.

Rechter Haken mit der EC-Karte. Es ist bis auf meinen Gepäckträger geflogen.

Sie werden jetzt sicher sagen, dass Sie nur den Italiener mit dem falschen Bild schonen wollten.

Absolutamentissime! Es ist eine Angelegenheit des Herzens gewesen. Ich fuhr mit einem wutentbrannten Herzen los und kam mit zwei lachenden Herzen zurück. Und ich habe sogar darauf verzichtet, zu ihm zu fahren und heldenhaft seine Klingel zu putzen!



Wenn Sie jetzt noch hinzufügen, dass es spottbillig war und sie es in Deutschland für den dreifachen Preis verkaufen könnten

- zweieinhalbfachen, seien wir bescheiden -

also gut, zweieinhalbfachen, dann stehen Sie nicht mal wie ein gewissenloser Verschwender da.

Ich? Verschwender? Niemals! Haben Sie meine Schuhe gesehen? Alt! Vor einem Jahr gekauft! 0 Paar Schuhe in fast einer Woche Italien! Ich bin doch kein Verschwender. ich wollte nur ohne Ärger Urlaub machen. Es ist also nicht "mein De Rosa".



Es ist meine Herzensruhe.

(Ich habe Antonio Tabucchi sehr gemocht)

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30 Jahre in den Schwefelminen der Banken

Privat glaube ich, dass die Garantien der Europäer für jenen Euro, die sie den Banken schulden, in etwa ao viel wie die CDS einer amerikanischen Versicherung wert sind - nämlich nichts. Und gleichzeitig die Auswirkungen für die Betroffenen haben werden, wie für die Aktionäre so einer insolventen Versicherung - viel. Und deshalb möchte ich hier klarstellen: Merkel, Seehofer und die anderen Koalitonäre, die uns entgegen ihrer falschen Versprechungen nun mit 700 Milliarden auf 30 Jahre verpflichten, für all die Risiken des Euro der Banken aufzukommen, sollte man das Elend im Zweifelsfall in einer sibirischen Uranmine abarbeiten lassen.

Die zivilere Versin findet sich in der FAZ.

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Erledigt

Das Bild der Bilder mit allem zusammen ist geschossen, ich kann jetzt eigentlich heimfahren.



Eine Frau sitzt aufden Treppen eines Baudenkmals neben einem Buchgeschäft und im Korb des Rades sind die frischen Tortelli.

Und dabei habe ich bislang weder Rad noch Schuhe gekauft.

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