Sonnen- und andere Untergänge
Ganz spät, wenn das Licht des Tages schwindet, breche ich dann doch noch auf.
Es ist dieses seltsame Bestreben, wenigstens noch das ein oder andere gesetzte Ziel zu erreichen. Das Colnago wenigstens noch über 200 Kilometer zu bringen. Einen Ausweg zu finden, ob es nicht vielleicht doch noch geht. Es ist ja nicht so, dass Pollen immer gleich fliegen; am Abend wird es spürbar besser, da sollten doch zumindest 30 Kilometer ohne allzu grosse Beschwerden bei ein wenig Restlicht noch möglich sein, was wiederum Druck macht, schneller zu fahren.
Die Antwort lautet: Ich mache mir Gedanken über Italien. Zum Beispiel, wie dort die Stimmung sein wird. Ausserdem, ob der Laden, über den ich schreiben will - gleich gegenüber vom Teatro Bibiena, mir Büchern und Käse - keine Not leidet. Ein Buchkäsegeschäft ist etwas, das in meiner Heimat fehlt, und wenigstens in Mantua trägt dieses Geschäft enorm zu meinem luxuriösen Befinden bei. Ich kaufe dort zwar keine Bücher, aber allein zu wissen, dass er da ist, und dort den Käse zu holen - grossartig. Ausserdem können die den Grana auch einschweissen, und ich kann ihn verschicken. Ob dort in Mantua inzwischen auch ein griechischer Deutschenhass fühlbar sein mag? Bislang lese ich mehr von Schadenfreude über ertappte, eigene Steuersünder, aber das kann sich noch ändern.
Andere Nachrichten sind weniger gut. Und man kann sich fragen, ob die bleierne Zeit unter Berlusconi jetzt vorbei ist, oder die neue bleierne Zeit unter der Sparsamkeit anbricht: Und wie das all die kleinen Geschäfte und Firmen überleben, die es schon früher nicht leicht hatten. Ich habe immer Angst, dass Italien schon durchkommt, aber am Ende wie Deutschland aussieht, geprägt von Schnäppchenjagd und Billigfrass. Slow Food muss man sich auch leisten können. Anderes ist ja schon lange tot: Da muss ich nur an all die verschwundenen Stahlrahmenbauer denken.
Das liegt nahe, sehr nahe, denn bei Kilometer 20 wird klar, dass die letzten 10 Kilometer nicht ganz so schön sein werden. Das war die letzte längere Tour in Deutschland, mag mir scheinen, denn Fahren in der Finsternis ist doppelt dumm, wenn man ein Auge nicht mehr aufbekommt: Jenes. das man nicht einzeln schliessen kann. Italien also, bald. Die Alternative wäre ein Umzug in eine Metropole, da ist das alles nicht so schlimm: In meiner Münchner Zeit bin ich dann eben im Bereich des mittleren Rings geblieben. Aber das hilft nicht am Tegernsee, wo die Natur vor dem Zaun beginnt, und nicht in der Provinz, die einmal komplett von einem grossen Park umgeben ist.
Immerhin, Berlusconi ist weg, vorerst, das macht die Reise schöner. Und sollte Sarkozy auch noch weg sein, dann fahre ich vielleicht auch mal rüber nach Frankreich. Dann aber mit dem Auto. Zur Feier der Veränderungen in Europa, wo nicht alles schlechter wird, wenn die richtige Wahl getroffen wird.
Es ist dieses seltsame Bestreben, wenigstens noch das ein oder andere gesetzte Ziel zu erreichen. Das Colnago wenigstens noch über 200 Kilometer zu bringen. Einen Ausweg zu finden, ob es nicht vielleicht doch noch geht. Es ist ja nicht so, dass Pollen immer gleich fliegen; am Abend wird es spürbar besser, da sollten doch zumindest 30 Kilometer ohne allzu grosse Beschwerden bei ein wenig Restlicht noch möglich sein, was wiederum Druck macht, schneller zu fahren.
Die Antwort lautet: Ich mache mir Gedanken über Italien. Zum Beispiel, wie dort die Stimmung sein wird. Ausserdem, ob der Laden, über den ich schreiben will - gleich gegenüber vom Teatro Bibiena, mir Büchern und Käse - keine Not leidet. Ein Buchkäsegeschäft ist etwas, das in meiner Heimat fehlt, und wenigstens in Mantua trägt dieses Geschäft enorm zu meinem luxuriösen Befinden bei. Ich kaufe dort zwar keine Bücher, aber allein zu wissen, dass er da ist, und dort den Käse zu holen - grossartig. Ausserdem können die den Grana auch einschweissen, und ich kann ihn verschicken. Ob dort in Mantua inzwischen auch ein griechischer Deutschenhass fühlbar sein mag? Bislang lese ich mehr von Schadenfreude über ertappte, eigene Steuersünder, aber das kann sich noch ändern.
Andere Nachrichten sind weniger gut. Und man kann sich fragen, ob die bleierne Zeit unter Berlusconi jetzt vorbei ist, oder die neue bleierne Zeit unter der Sparsamkeit anbricht: Und wie das all die kleinen Geschäfte und Firmen überleben, die es schon früher nicht leicht hatten. Ich habe immer Angst, dass Italien schon durchkommt, aber am Ende wie Deutschland aussieht, geprägt von Schnäppchenjagd und Billigfrass. Slow Food muss man sich auch leisten können. Anderes ist ja schon lange tot: Da muss ich nur an all die verschwundenen Stahlrahmenbauer denken.
Das liegt nahe, sehr nahe, denn bei Kilometer 20 wird klar, dass die letzten 10 Kilometer nicht ganz so schön sein werden. Das war die letzte längere Tour in Deutschland, mag mir scheinen, denn Fahren in der Finsternis ist doppelt dumm, wenn man ein Auge nicht mehr aufbekommt: Jenes. das man nicht einzeln schliessen kann. Italien also, bald. Die Alternative wäre ein Umzug in eine Metropole, da ist das alles nicht so schlimm: In meiner Münchner Zeit bin ich dann eben im Bereich des mittleren Rings geblieben. Aber das hilft nicht am Tegernsee, wo die Natur vor dem Zaun beginnt, und nicht in der Provinz, die einmal komplett von einem grossen Park umgeben ist.
Immerhin, Berlusconi ist weg, vorerst, das macht die Reise schöner. Und sollte Sarkozy auch noch weg sein, dann fahre ich vielleicht auch mal rüber nach Frankreich. Dann aber mit dem Auto. Zur Feier der Veränderungen in Europa, wo nicht alles schlechter wird, wenn die richtige Wahl getroffen wird.
donalphons, 00:42h
Montag, 12. März 2012, 00:42, von donalphons |
|comment
don ferrando,
Dienstag, 13. März 2012, 06:33
"Ich habe immer Angst, dass Italien schon durchkommt, aber am Ende wie Deutschland aussieht".
Leider ist diese Angst nicht ganz unbegründet.
Aber ich denke, der Prozess geht nicht so schnell, dass wir es noch erleben.
Dass sich McDon in meinem Städtchen in der Toskana hält, hat mir schon Sorge bereitet.
Wenn ich aber samstags abends ganze Gruppen von sehr jungen Leuten in der Trattoria hausgemachte Pasta etc verputzen sehe, merke ich doch den Unterschied zu hier!
Leider ist diese Angst nicht ganz unbegründet.
Aber ich denke, der Prozess geht nicht so schnell, dass wir es noch erleben.
Dass sich McDon in meinem Städtchen in der Toskana hält, hat mir schon Sorge bereitet.
Wenn ich aber samstags abends ganze Gruppen von sehr jungen Leuten in der Trattoria hausgemachte Pasta etc verputzen sehe, merke ich doch den Unterschied zu hier!
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iv_,
Dienstag, 13. März 2012, 10:19
Das mit dem Essen ist hier noch weitgehend ok, selbst wenn man im ganz normalen Esselunga einkauft, bin ich immer wieder erstaunt, wie viel mehr Sinn für Lebensmittel hier vorhanden ist - und, dass die Leute trotz m.E. durchaus spürbarer "Krise" gerne Geld dafür ausgeben. Ich bin da optimistisch, schließlich wiedersetzen sich die Italiener auch dem sonst überall unausweichlichen Starbucks schon seit Jahren erfolgreich (wobei das wiederum auch daran liegen mag, dass der Caffé in der Bar einen menschenrechtskonformen Niedrigpreis hat, im Gegensatz zum amerikanischen Kettenschaum.)
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donalphons,
Dienstag, 13. März 2012, 12:47
Auch in Mantua will ein MCD nicht eingehen, ums Verrecken nicht. Mitten in der Stadt, daneben gleich ein reizendes Cafe.
Ich beobachte ja Mantua nun schon etwas länger, und da sieht es so aus, dass es die kleinen Läden zunehmend schwer haben. Zm Beispiel gab es da einen kleinen Laden mit Lebensmitteln und viel Fisch, betrieben von zwei alten Schwestern, der geschlossen hat. Und gerade in den Nebenstrassen sieht man jede Menge alter Geschäftsschilder ohne Geschäfte. Da ist also schon etwas passiert.
Andererseits gibt es bei der Uni einen kleinen Laden mit Feinkosttheke, der von Studenten frequentiert wird, und der schafft es, das alles auf ein paar Quadratmetern nochmal zu vereinen. Und ich frage mich, warum wir so etwas in Deutschland nicht hinbekommen, einen Laden von den Grundbedürfnissen bis zu den grossen Festen des Lebens auf 70 Quadratmetern.
Ich beobachte ja Mantua nun schon etwas länger, und da sieht es so aus, dass es die kleinen Läden zunehmend schwer haben. Zm Beispiel gab es da einen kleinen Laden mit Lebensmitteln und viel Fisch, betrieben von zwei alten Schwestern, der geschlossen hat. Und gerade in den Nebenstrassen sieht man jede Menge alter Geschäftsschilder ohne Geschäfte. Da ist also schon etwas passiert.
Andererseits gibt es bei der Uni einen kleinen Laden mit Feinkosttheke, der von Studenten frequentiert wird, und der schafft es, das alles auf ein paar Quadratmetern nochmal zu vereinen. Und ich frage mich, warum wir so etwas in Deutschland nicht hinbekommen, einen Laden von den Grundbedürfnissen bis zu den grossen Festen des Lebens auf 70 Quadratmetern.
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don ferrando,
Dienstag, 13. März 2012, 12:54
@ iv
esselunga hat ja auch viel heimische Frischwaren.
Aber Lidl und Eurospin wachsen leider .
Daß kleine Läden zusehens verschwinden stimmt schon. Häufig ziehen sie aber nur von Bestlagen etwas in die Nebengassen, da die Mieten horrend werden. Und dann kommt das Franchise Elend!
Aber eben noch nicht flächendeckend alte Strukturen vollends zerstörend.
esselunga hat ja auch viel heimische Frischwaren.
Aber Lidl und Eurospin wachsen leider .
Daß kleine Läden zusehens verschwinden stimmt schon. Häufig ziehen sie aber nur von Bestlagen etwas in die Nebengassen, da die Mieten horrend werden. Und dann kommt das Franchise Elend!
Aber eben noch nicht flächendeckend alte Strukturen vollends zerstörend.
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