Ein Tag in Salo

Hier sass ich noch nie.



Dieser Seezugang gehört zu einer Badeplattform, und diese Badeplattform wiederum zu einem Hotel am See in Salo. Früher war die Plattform immer ebgesperrt. Nur für Hotelgäste! Das Hotel, ein Betonbunker aus den 70ern, hatte diese für Salo seltene Bademöglichkeit, aber sonst nicht wirklich viel zu bieten. Schon früher machte es einen traurigen Eindruck, Und jetzt ist es geschlossen.



Dafür ist die Plattform offen. Des einen Mannes Verlustes ist des anderen Mannes Gewinn, sagt man im anglophonen Sprachraum. Es gibt nicht so viele Sitzplätze über dem Wasser in Salo, einer mehr ist stets hoch willkommen, selbst wenn man noch nicht baden kann.



Heute fahren in München die Touristen los, dann wird es enger, dann hat man solche Flächen vermutlich nicht mehr allein. Jetzt gerade dürften die ersten den Stau am Irschenberg erreichen, aber ich bin ganz bequem und langsam über die Holzplatten hergeradelt, zum Einstellen und Testen von ein paar Dingen. Ich habe Vorsprung. Und nach den Osterferien auch Nachsprung.



Salo, heute noch ein beschaulicher Ort mit leeren Cafes und ruhiger Strandpromenade, wird morgen schon gesteckt voll mit Menschen sein. Die Sconto-Schilder werden aus den Schaufenstern verschwinden, die Plätze am See werden umkämpft sein, und die schreienden Kinder werden nicht ins Leere der Plätze laufen, sondern in Leute, die eigentlich Erholung suchen.



Nur drüben bei Arcangeli herrscht geschäftigtes Treiben. Es kommt der Sommer und der Wunsch nach einer Riva, diesem antiquierten Spielzeug aus Holz und Chrom, und wie der Morgan, das Louis-Vuitton-Gepäck und das Hermestuch wird das wohl immer zeitlos bleiben. Mit dem Morgan an den See, im LV-Gepäck das Picnic, die Frau auf dem Beifahrersitz trägt das Hermestuch, es raschelt leise im Fahrtwind, ein Hauch Chanel No. 5 wehrt herüber, entlang der Gardesana, dann in Salo halten und die Riva besteigen... so in etwa.



Tack Tack Tack klingt es herüber, das Leder wird aufgezogen für solche Träumereien, die schön klingen und dann von denen, die es sich leisten könnten, zu selten genutzt werden. Es gibt ja auch noch Arbeit und Verpflichtungen uind all das ist auch schon wieder Freizeitstress... nicht jeder Traum kann wirklich ausgelebt werden, das ist das kleine Problem. Hier und überall sonst.



Bei den Segelbooten zum Beispiel ist eine markante, titanfarbene Rennyacht, die sehr teuer gewesen sein dürfte. Immer an der gleichen Stelle. Sie war immer hier, wenn ich hier war. Ich war nicht selten hier, auch in der Saison und an Wochenenden: Das Titanmonster dümpelt vor sich hin. Das ist so eine Sache: Sieht wirklich schnell und schnittig aus. Könnte aber genauso gut am Grund des Sees liegen. Macht in zurückgelegten Metern keinen Unterschied.



Oder dieses Colnago hier, Baujahr 2008: So etwas kostet über 5000 Euro. Das ist jetzt nicht wirklich wenig Geld, für die wenigsten dürfte so etwas erschwinglich sein - für 5000 Euro kann man auch eine Familie mit 3 Kindern mit guten Rädern ausstatten, Helmen, Kleidung und obendrein noch einem kleinen Urlaub an der Müritz. Das Ding ist höchstens 1500 Kilometer gelaufen, man sieht es an den Bremsbelägen, den Reifen und der Kette. Der Besitzer hat für jeden Kilometer auf diesem Rad fast 3 Euro bezahlt. Naja, und jetzt ist es ein ganz klein wenig veraltet, weg damit, und so kommt es mit einem Bekannten nach Deutschland.



Grossbild

Und der alte Besitzer hat sich ein noch teureres Rad gekauft. Es kann eben gar nicht exklusiv genug sein. Kein Wunder, dass zwischen den Zeltplätzen und den Grand Hotels alles vor die Hunde geht, und ich auf der Badeplattform eines ruinierten Hotels Bilder mache. Sieht immer noch schön aus, wie unsere Welt, aber ist innerlich so kaputt... man möchte schreien.

Aber wer wird denn. Hier. Im schönen Salo. Nur die Kinder dürfen das.

Samstag, 31. März 2012, 01:21, von donalphons | |comment

 
An dem Platz an der großen Kirche ist einer der zwei besten Eissalons am Gardasee. Lass es Dir nicht entgehen. Ist ein ganz kleiner Laden, wenn Du aufs Hauptportal der Kirche schaust, ist er linker Hand an einer Ecke.

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Mal aus rein theoretischer Neugier: gibt es so etwas wie Colnago eigentlich auch bei... Hollandrädern? So, wie es Maserati und Volvo im selben Universum gibt?

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Ja:

http://umbertodei.it/index.htm

Nichts gammelt schöner als ein Umberto Dei.

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Ach, das Umberto Dei!
Als ich meine bici classica kaufte, hatte ich zuvor beim Händler auch das Dei besichtigt.
Es ist so, wie mit vielen Markenprodukten. Der große Name macht ein Großteil des Preises aus.
Und fürweniger als die Hälte radele glücklich ich auf meiner Hausmarke.
Übrigens: Salò !

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Ich sage auch nicht, dass es sein muss. Den Aufpreis beim Dei würde ich auch nicht bezahlen wollen, dafür gäbe es für den gleifchen Preis weitaus bessere Alternativen.

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Wie, Sie sitzen um diese Zeit am Compudder, statt in einem Strassencafe auf der Piazza, wo Sonntags Abends all die gut angezogenen Menschen lustwandeln...?

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1. war ich da schon und 2. ist momentan alles drinnen weil unter 20 Grad und 3. muss ich arbeiten.

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Haben Sie vielen lieben Dank für den Tip!

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Ich weiß nicht, wie "ein Hauch Chanel No. 5" riecht, denn ich mache immer einen großen Bogen um "Douglas" und Consorten. Aber Max Goldt, in dem ich gestern zum Einschlafen mal wieder blätterte, weiß es: "Ach du Schreck! Das riecht ja so, wie wenn im Flugzeug eine alte Frau neben einem sitzt!"

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Naja, es hängt wie immer von der Frau darunter ab.

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Stimmt. Parfum riecht schließlich an jeder Frau etwas anders. Abgesehen davon wurde der Duft mittlerweile ein bisschen verändert, "frischer, jugendlicher", wie mir im Herbst eine Douglas-Verkäuferin sagte, als sie mir davon eine Probe einpackte. Ältere Damen nutzen auch ganz gerne einmal Aromatics Elixier, wie mir immer häufiger auffällt.

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Alles recht, solange es nicht Knize füt Männer ist.

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In München im Rathaus Gebäude, gegenüber Beck, gibt es eine Parfumerie, wo das alte Inhaber Paar noch weiße Kittel trägt und ausgezeichnet berät!
Ich bin froh, daß es sowas noch gibt und nicht schon von Douglas verdrängt wurde. Da zahle ich auch gerne ein paar Pfennige mehr.

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Es ist wirklich seltsam mit diesem No. 5 ... kenne keine Frau, an der das gut riecht.
Da spielt das bereits von arboretum erwähnte Aromatics Elixier von Clinique m.E. in einer anderen Liga.

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An mir schon. ;-) Aber ich nutze es nicht, sondern bevorzuge u.a. Coco (aber nur im Winter und als Parfum). Aromatics Elixier finde ich hingegen etwas zu schwülstig, besonders an älteren Damen. Wobei es aber noch eine Menge schlimmerer Düfte gibt, von Angel bis Poison. Bei einer Beifahrerin, die sowas trägt, nützt nicht einmal ein Cabrio.

Knize kenne ich nicht. Ist das ähnlich gruselig wie Joop Homme?

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Knize 10, angeblich eine Legende, riecht aber wie trockene Leiche in staubigem Teppich.

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:-)
Ist meiner Nase bislang noch nicht untergekommen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals trockene Leiche in staubigem Teppich an einem Herrn gerochen zu haben.

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Ich muß zugeben, daß ich mit Salo ein Problem habe. Wie mit Braunau am Inn oder Linz. Es gibt Orte, an die man nicht geht. Schöne Bilder, trotzdem. Aber irgendwie hab ich Zahnschmerzen, wie bei Toffee.

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Nun, wenn man ehrlich ist, waren den Stellen zwar formal in Salo, und von dort aus meldete sich auch die Presse, daher hat sich Salo eingebürgert. Die eigentliche Herrschaftsgewalt ging aber von Mailand aus. Wenn man in Salo ist, versteht man, dass dort unmöglich die ganze Regierung sein konnte. Salo hat also Pech gehabt, dass ein Name haften blieb, und noch dazu durch eine deutsche Entscheidung: Man wollte die Italiener möglichst nah an Deutschland haben. Und Deutschland ging für diese Zeit formal bis nach Limone.

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@savall
Gilt das auch für München (Hauptstadt der Bewegung), Nürnberg (Reichsparteitag), Berlin(Reichshauptstadt), Vichy etc. pp ?

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Berlin: JA!

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München, Nürnberg, Vichy auf jeden Fall. Berlin nicht, solange man die Museumsinsel nicht verläßt. Der Schicklgruber hatte es ja nicht so mit der Kunst: Makart und Karl May, tse.

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Mokassins
Sie tragen wieder Mokassins, wegen dem Knie oder vorbeugend?

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An des Socken in den Mokassins erkennt man den Deutschen !

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Wir hatten 30 Grad, da passen sie. Und wenn man es hundert mal anders macht: Ich kann nicht aus meiner Haut.

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Bei 30 Grad würde ein (gemeiner) Deutscher Sandalen tragen, ohne Socken!

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Ja, das Elend...

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Ich mag es nicht sehen...

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Seit Jahrzehnten wunder' ich much über das 12. Gebot: Du sollst keine Socken zu Sandalen tragen. Seit Jahrzehnten wird mir das in Gazetten und nun auch in Blogs vorgebetet, auch in denen, die ich schätze. Doch ohne Socken scheuert das Leder am Fuß und er wird manchmal wund. Das tut dann höllisch weh. Aber auf meine Klagen und Fragen "Wieso gibt's dieses doofe Gebot? Wer bestimmt das eigentlich?" hörte und antwortete bisher keiner. Doch am 6. Januar 2012 fand' ich was in der Süddeutschen Zeitung (online): http://bit.ly/H6A7D0

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Ich trage einfach keine Sandalen.

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Schon die alten Roemer trugen Sandalen, aber eben ohne Socken! Selbst der gute alte Caesar!
Don ferrando (Sonntag, 1. April 2012, 18:38) war mit seinem "Commento" etwas schneller, als ich!
Socken tragen im Sueden hoechstens die "Applicatos" zu ihren Uniformen.
Senza offesa, nach 35 Jahren hier unten, darf ich sowas schon mal sagen!

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Das 12. Gebot gibt es aus dem gleichen Grund, weshalb Männer keine Cellulitis bekommen:
Weil es scheiße aussieht.

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