Privilegien

Hin und wieder bekomme ich ja auch mit, wie das manche ankotzt. Und ich habe dafür Verständnis. So lange, bis ich dann wieder erinnert werde, wie die sich benehmen, wenn man ihnen die Privilegien zum Missbrauch überlässt. Die Medien sind leider voll von solchen hochgeschwappten Nullpersonen, die sich dann an den Möglichkeiten der Zeitung aufgeilen. Kann man es ihnen vorwerfen?



Das Problem mit den Privilegien ist, dass man damit umgehen können muss. Die Rolle des Don Alphonso kokettiert natürlich damit, dass hier jemand genau das nicht in der Form kann, wie es der Mensch dahinter tut: Es ist höchst unfein, die Privilegien voll auszunutzen. Auf der Buchmesse zum Beispiel sieht man das. Oder das Geschmeiss beim Drängeln um kostenloses Fressen, das auch dann nicht aufhören würde, wenn es mal mit einem cateringunternehmen reden könnte. Es ist jedem, der damit aufwächst, irgendwann aus besten Gründen gesagt worden: Du hast sie, aber setze sie sehr vorsichtig ein. Die anderen bekommen sie und haben soweiso den Eindruck, dass sie jetzt auch mal dran sind. Mit dem Ergebnis, dass sie sich auch auf Kosten derer bereichern, deren Lage nicht schöner als ihre eigene gewesen ist.



Was mich oft beruhigt, ist das Wissen: Der durchschmittlich artfremde Privilegienbesitzer hat eine recht gute Chance, irgendwann in sein altes Nichts zurückzufallen. Ein Grossteil der Journaille wird nach der Kündigung schlagartig nur noch ein verwöhnten, aufgeblasenes Nichts mit unfinanzierbaren Ansprüchen sein. Und man tut gut daran, sich das vor Augen zu halten, wenn man sich über die ärgert: Sie haben im Moment Privilegien.



Aber keine Sicherheit. Deshalb raffen sie so, deshalb haben sie kein Benehmen, und deshalb werden sie oft auch wieder vom System ausgestossen. Es kommen in diesem Umfeld ja genug andere nach, die noch fieser sind und es für weniger tun. Die Privilegien bleiben, das Pack ändert sich. Aber das leise Gegrummel über die schlechter werdenden Journalistenrabatte - das ist schon Musik in meinen Ohren.

Donnerstag, 29. März 2012, 00:53, von donalphons | |comment

 
Vielleicht ist es etwas OT, aber ich finde auch die Arroganz mancher Journalisten fürchterlich.
In den letzten 2 Wochen habe ich drei Artikel auf FAZ.net kommentiert und sachlich auf Fehler hingewiesen, die in einer Qualitätszeitung nicht passieren dürfen.
Natürlich wurde nicht ein Kommentar freigeschaltet.
Vielleicht sollte dort gleich das Schild von Bild n° 3 aufpoppen!

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Ja. Das ist dort leider so. Die Leute betrachten das nicht als Ergänzung oder Hilfe, sondern als "frech und unverschmt", um das hier mal mit einem Zitat zu versehen. Mir geht die Haltung auch enorm auf die Nerven, Und ich habe auch den Eindruck, dass diese Arroganz in dem Masse ansteigt, in dem auch Zeitung und Auftritt an Einfluss verlieren. Der Journalist ist vom Leser beleidigt,

Und dann wundern sie sich, dass sie weniger verkaufen.

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Das einfach Volk hat eben eine Raffer-Mentalität. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich irgendwann in den 90er Jahren in einem kleinen Hotel auf Mallorca war. Da gab es abends ein Salatbuffet und die ersten, die sich den Teller bis zum Bersten fühlten, waren Rentner aus der ehemaligen DDR. Nun gut, dachte ich mir immer, die können es wohl nicht ablegen, dass man mitnehmen muss, was gerade da ist. Das Schlimme ist aber, dass man diese Mentalität auch im Westen antrifft und dort bei Leuten, die vom Alter her weder Krieg noch Hunger mitgemacht haben. Fressen bis zum Umfallen. Wo ist die Gänsefeder? Und wenn es irgendwo etwas gratis gibt, werden die Taschen vollgestopft. Ob man es nun braucht oder nicht.

Privilegien sind ja ähnlich wie ein Buffet: jede Menge Töpfe, aus denen man sich bedienen könnte. Der ungeübte Buffet-Esser frisst bis zum Umfallen. Wer die Buffets schon kennt, der weiß was gut ist, nimmt sich überall etwas, von dem einen vielleicht ein wenig mehr, an anderer Stelle dafür weniger. Und wenn man satt ist, ist man satt. Aber man nimmt nie einen Topf mit oder kippt ihn auf seinem Teller aus.

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Es gibt eine Stelle bei De Sade, wo sich die Oberschicht dabei amüsiert, den Armen ein paar Brocken hinzuwerfen und zu lachen, weil sie sich dafür totschlagen. Manchmal denke ich, solche Leute gibt es heute im Eventmanagement und in der Reise-PR immer noch.

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doctor snuggles lesen aber keine Zeitung, oder? Oben wird gerafft das es nur so raucht von 17 000 000 beim KdF Wagen bis zum EX Präsi...der Fisch beginnt am Kopf zu stinken. Olle Kamellen wie Gazprom Gerd und Zumwinkel den seine elitären Eltern wohl mit bedacht "Klaus" genannt haben garnicht zu reden.

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Zumwinkel ist für unsereins natürlich peinlich.

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Ich sprach vom "einfachen Volk". Nur weil jemand in höherer Position ist, muss er noch lange nicht den Stein abgelegt haben, unter dem er hervorgekrochen kam...

Das ist in meinen Augen der Fehler, auf den viele reinfallen: sie schauen auf das Geld und schließen von dort positiv auf den Menschen.

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"Einfaches Volk" im Gegensatz zu wem? Den Stützen der Gesellschaft? Blessing vonne Commerzbank mit Oppa der mal bei den Freunden und Förderern der Waffenss rumgeschleimt hat? Oder die Elite BMW Familie, verschwägert mit Magda Göbbels vielleicht? Dick im Geschäft mit Zwangsarbeitern, wie so manch anderer Arisierer der von nichts gewußt hat. Außer B. Beitz fällt mir da nicht viel an Elite auf, aber vielleicht gibt es ja noch mehr, also etwas Aufklärung bitte.

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"Da gab es abends ein Salatbuffet und die ersten, die sich den Teller bis zum Bersten fühlten, waren Rentner aus der ehemaligen DDR"

Wo wir gerade bei Vorurteilen - äh, Lebenserfahrungen - sind: schon mal zur Mittagszeit in einem von Engländern bevölkerten Mittelklassehotel auf Ibiza gewesen? Was die an fettigem Fleisch und Fritten wegputzen, da benötigt der besagte DDR-Rentner vier Wochen für. Nur der Salat, der bleibt liegen.

Am Buffet wird der Mensch zum Menschen. Nationalitäten- und Glaubensunabhängig.

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Ich hörte neulich den Ausdruck "chinesische Buffetfräse".

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sehr hübsch!

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"schon mal zur Mittagszeit in einem von Engländern bevölkerten Mittelklassehotel auf Ibiza gewesen?"

Sag mal, Sven, magst Du Filme über Gladiatoren? Hast Du schon mal einen erwachsenen Mann nackend gesehen?

http://www.youtube.com/watch?v=xpaqI11RoT4&feature=related

(ab 00:40 Min)

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@Sven Glückspilz: es war nur wenige Jahre nach der Wende und der Akzent der älteren Buffetplünderer war eindeutig. Von daher war das "wir räumen erstmal ab und schade für die anderen" im Sinne von "Nachholbedarf" verständlich, freundlich und sozialistisch ausgerichtet ("es war nicht alles schlecht") habe ich mir aber anders vorgestellt.

Im übrigen gibt es mütterlicherseits Verbindungen nach Chemnitz und ich habe die Verwandschaft, wenn ich sie mal getroffen habe, immer als sehr nette und herzliche Menschen empfunden. Sie haben sich auch in den Zeiten des Mangels immer bemüht, uns Westkindern schöne Geschenke zu machen. Soviel zu den Vorurteilen.

Idioten gibt es immer und überall, in jedem System.

Zu den Engländern: das mit dem fettigen Essen ist bekannt. Ich war aber auch schon mal auf Malta in einem Hotel, was sehr englisch ausgerichtet war. Das Essen dort war aber nicht fettig. Es hängt sicherlich auch davon ab, an welche Zielgruppe sich das Hotel richtet. Lediglich mit der Pfefferminztorte konnte ich mich nicht anfreunden.

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@graefrather: "Einfaches Volk" ist für mich eher eine Haltung des Geistes als das Vorhandensein von Geld oder Zugehörigkeit zu einer Schicht. Ich denke, damit habe ich ihre Frage beantwortet, Transferleistung bitte selber übernehmen.

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Raffke ist oder wird man vor allem durch einen Mangel an Selbstbeherrschung. Nicht das Angebot macht Diebe sondern die mangelnde Selbstbeherrschung. Zumindest beim Normalbürger.

Die Armen müssen nehmen was vorbeikommt und zwar immer dann wenn es vorbeikommt. Aber die wirklich Armen erfüllen ihr Bedürfnis und nicht mehr.

Übrigens, wer dazu gehört, bekommt die Empfänge und den Gratisfraß schnell leid. Es ist immer das Gleiche. Wie oft geht man da lieber hungrig wieder weg. Eine Currywurst an der Ecke, eine Pizza vom Pappteller aber Klasse gemacht können da eine Offenbarung sein. Lass sie raffen. Sie demaskieren sich selbst.

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Und in meinen Ohren!
Dabei sind die sooooo unmusikalisch, dass es brummt!

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Ja. Mitunter hat man den Eindruck, man müsste alles bepreisen, nur damit die Leute den Wert erkennen. Das ist, wenn man eher grosszügig veranlagt ist, natürlich schlecht.

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